www.wikidata.de-de.nina.az
Die Stockholmer Ausstellung 1930 schwedisch Stockholmsutstallningen 1930 war eine nationale Ausstellung fur Architektur Design und Kunsthandwerk im Zeichen der Moderne in Stockholm Sie wurde unter der Leitung des Architekten Gunnar Asplund Svenska Slojdforeningen Schwedische Vereinigung fur Werkkunst und der Stadt Stockholm arrangiert Sie fand vom 16 Mai bis 29 September 1930 statt zur Ausstellung kamen ca vier Millionen Besucher Stockholmsutstallningen 1930 Das Hauptrestaurant Paradiset Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Die Moderne im Schweden der 1930er Jahre 3 Durchfuhrung 4 Bilder von der Ausstellung 5 Kritik 6 Auswirkungen 7 Literatur und Quellen 8 Siehe auch 9 WeblinksHintergrund Bearbeiten1928 hatte Svenska Slojdforeningen heute Svensk Form vorgeschlagen dass eine grossere Ausstellung im Jahre 1930 in Stockholm stattfinden solle Man wolle das zeigen was Europa und die USA schon kannten namlich modernes Kunsthandwerk Design und die Produkte der Kunstindustrie Mit staatlichen Garantien und dem Generaldirektor der Svenska Slojdforeningen dem Kunsthistoriker Gregor Paulsson sollte die Ausstellung realisiert werden Als Ausstellungsarchitekt war eine kurze Zeit Le Corbusier im Gesprach da er aber aus unbekanntem Grund absagte wurde Architekt Gunnar Asplund fur die Aufgabe verpflichtet Die Moderne im Schweden der 1930er Jahre BearbeitenDer Durchbruch der Moderne in Architektur und Design in Schweden Funktionalismus genannt kam spat und erst mit der Stockholmer Ausstellung 1930 In anderen europaischen Landern hatten neue kunstlerische Stromungen der Moderne in Architektur und Design bereits viel beachtete Beispiele geliefert so entwickelte der in Frankreich lebende Schweizer Le Corbusier neue Konzepte fur Wohnbauten und Stadtplanung In der Sowjetunion begriff sich die kunstlerische Avantgarde um Vladimir Tatlin und Kasimir Malewitsch als revolutionare Stromung In Deutschland hatte Walter Gropius bereits 1919 das Bauhaus gegrundet das Architektur und Kunst zu verschmelzen versuchte Die schwedische Variante der Moderne in Gunnar Aplunds Interpretation war etwas weicher und versohnlicher als die kompromisslosen linksradikalen Ideen in anderen Teilen Europas In Schweden wollte man die neue Architektur nicht zur ideologischen politischen Frage machen Die Schweden suchten einen Kompromiss und meinten dass sich die moderne Architektur sei sie auch noch so kompromisslos der befindlichen Stadtbebauung und den Bedurfnissen des Menschen anzupassen habe Durchfuhrung Bearbeiten nbsp Die Ausstellung fand im sudlichen Djurgarden statt direkt am Djurgardsbrunnsviken Gunnar Asplund der Hauptarchitekt hatte extrem einfache Ausstellungshallen entworfen durchflutet von Licht und Luft Ein paar Jahre zuvor war Asplund noch Anhanger des schwedischen Klassizismus der 1920er Jahre gewesen auch bekannt unter dem Begriff Swedish grace nun vermied er samtliche Verzierungen und Ausschmuckungen Er erlangte mit dieser seitdem kaum mehr erreichten schlichten Eleganz seinen internationalen Durchbruch Abends wurde das elektrische Licht als architektonisches Ausdrucksmittel genutzt sowohl auf dem Land als auch auf dem Wasser Das erste Mal konnten die Besucher Stahlrohrmobel nach Marcel Breuers Vorbild besehen Der junge Bruno Mathsson aus Varnamo wurde davon so inspiriert dass er wieder zuhause sogleich damit anfing mit Mobeln aus Bugholz zu experimentieren Schwedische Kunstler Handwerker und Unternehmen zeigten ihre neuesten Produkte Die Glashutte Orrefors hatte das ganze Fruhjahr 1930 daran gearbeitet neue Produkte fur die Ausstellung zu entwerfen Das Ergebnis war u a eine Serie Haushaltsglas in einfachen geometrischen Formen ohne Muster und Schnorkel aber auch Glaskunstwerke von Edward Hald und Simon Gate Die Wohnungsabteilung war das Herz der Ausstellung Durch effektiveres Ausnutzen der vorhandenen Mittel sollte die vorherrschende Wohnungsnot in Schweden uberwunden werden Idealisierte Wohnungstypen die billig und rationell produziert werden konnten wurden gezeigt Man wollte hygienische und helle Wohnungen mit reichlich Platz fur alle Mitglieder der Familie schaffen nbsp Die Wohnungsabteilung war von der schwedischen Architektenelite entworfen worden darunter Sven Markelius Paul Hedqvist Nils Ahrbom Helge Zimdal Uno Ahren Albin Stark und Sigurd Lewerentz Da gab es Mietwohnungen Eigenheime und Reihenhauser alles war nach dem neuen Ideal mobliert manche Besucher fanden die Einrichtung jedoch recht nackt und kalt Der grosste architektonische Blickfang war der hohe Reklamemast gekront von Sigurd Lewerentz lt formigen Flugeln Er hatte auch das einpragsame Ausstellungsplakat entworfen eine dreidimensionale 1930 auf rotem Grund Von Lewerentz stammten ebenfalls einige der Busse die in der Halle fur Verkehr ausgestellt waren und die General Motors Nordiska AB hergestellt hatte Auf dem weitlaufigen Ausstellungsgelande konnten sich die Besucher das neue Stilideal des Funktionalismus mit seinen industriell hergestellten Massenprodukten ansehen Eine Neuheit fur Schweden war der Hotdog Kiosk der heisse Wurst im Brotchen verkaufte die man stehenden Fusses direkt aus der Hand essen konnte Es gab auch ein Restaurant mit dem passenden zukunftsweisenden Namen Paradiset Das Paradies Bilder von der Ausstellung BearbeitenBilder aus dem Archiv von Svensk Form darunter auch drei Farbfotos des legendaren Fotografen Gustaf W Cronquist 1878 1967 nbsp Eingangsrestaurant nbsp Typwohnung Nr 4 nbsp Licht als Ausdrucksmittel nbsp Sigurd Lewerentz BusseKritik BearbeitenEs war nicht nur das ungebildete Publikum das Kritik ubte und das Ganze fur zu sparlich und zu schlicht hielt auch die Designelite war uneinig Der starkste Kritiker war der renommierte Mobeldesigner und leidenschaftlicher Anhanger des Swedish grace Carl Malmsten der gegen dieses armselige Programm protestierte In einem Schreiben an die Ausstellungsleitung beschrieb er den Funktionalismus als einen slatstruken importerad antitraditionell stil mekaniskt torr och grundat pa falsk saklighet ungefahr geglatteten importierten antitraditionellen Stil mechanisch trocken und gegrundet auf falscher Sachlichkeit Auswirkungen Bearbeiten nbsp Uno Ahrens Reihenhaussiedlung Norra Angby von 1931 nbsp Villa Angbyhojden Nr 30 Sodra Angby von 1938Die Gebaude der Stockholmer Ausstellung 1930 wurden abgerissen aber die Ideen lebten weiter und sollten insbesondere den schwedischen Wohnungsbau auf viele Jahre hinaus beeinflussen Dazu kamen auch politische Veranderungen 1931 ubernahmen die Sozialdemokraten in Stockholm die Macht und im Jahre darauf in ganz Schweden Schon 1931 verwirklichte einer der Ausstellungsarchitekten Uno Ahren seine wohnsozialen Ideen in der Reihenhaussiedlung in Norra Angby in Bromma und in den Stockholmer Vororten Traneberg 1937 38 und Hammarbyhojden 1938 wurden Wohnungen fur kinderreiche Familien gebaut Vita staden Die weisse Stadt wurden sie genannt nicht nur wegen ihrer hellen Fassadenfarben sondern hauptsachlich wegen der Reinlichkeit und Sauberkeit ganz nach dem Motto der Stockholmer Ausstellung 1930 Alle Hauser hatten Zentralheizung alle Wohnungen ein eigenes Bad mit WC und fliessend warm und kalt Wasser eine komplett ausgerustete Kuche sowie einen Balkon Grosse Fenster liessen Licht und Luft in die Wohnungen im Treppenhaus gab es sogar einen Mullschlucker und draussen im Grunen einen Kinderspielplatz Die funktionalistischen Ideen im Hausbau die auf der Ausstellung vorgefuhrt wurden fanden auch in der Villensiedlung Sodra Angby in Bromma ihre Anwendung Sodra Angby besteht aus ca 500 unterschiedlichen Einfamilienhausern die wahrend der Jahre 1933 bis 1939 allesamt im funktionalistischen Stil entworfen und gebaut wurden damit zahlt Sodra Angby heute zu einer der grossten bewahrten funktionalistischen Villensiedlungen Europas Die Siedlung wird durch das so genannte Riksintresse geschutzt Reichsinteresse fur besonders wertvolle Bauten Literatur und Quellen BearbeitenC Caldenby O Hultin u a Asplund Arkitektur Forlag Stockholm 1985 ISBN 91 86050 11 7 Janne Ahlin Sigurd Lewerentz arkitekt Byggforlaget Stockholm 1985 ISBN 91 85194 63 8 Hedvig Hedqvist 1900 2002 svensk form internationell design Bokforlaget DN Stockholm 2002 ISBN 91 7588 420 8 Knaurs Lexikon der modernen Architektur Droemersche Verlagsanstalt 1963 Lena Ahlgren Red Bonniers Lexikon Bonnier Lexikon AB Stockholm 1997 ISBN 91 632 0056 2 Stockholmshem Hrsg Stockholmshem 1937 1987 Byggforlaget Stockholm 1987 ISBN 91 85194 80 8 Magnus C Forsberg Daniel A Walser Stockholmer Ausstellung 1930 PDF 5 6 MB ETH Zurich 1997 Atli Magnus Seelow Reconstructing the Stockholm Exhibition 1930 Stockholmsutstallningen 1930 rekonstruerad Arkitektur Forlag Stockholm 2016 ISBN 978 91 86050 94 8 Atli Magnus Seelow Akzeptiere Das Buch und seine Geschichte Deutsche Ubersetzung mit Einleitung und Kommentar mit Text von Gunnar Asplund Wolter Gahn Sven Markelius Gregor Paulsson Eskil Sundahl Uno Ahren FAU University Press Erlangen 2018 ISBN 978 3 96147 131 7 Siehe auch BearbeitenStockholmer Ausstellung 1866 Stockholmer Ausstellung 1897 Stockholmer Kunstgewerbe Ausstellung 1909 Baltische Ausstellung Malmo 1914 Helsingborger Ausstellung 1955 H55 Helsingborger Ausstellung 1999 H99Weblinks BearbeitenWeitere historische Fotos bei Stockholmskallan Stockholms stadsmuseum Normdaten Veranstaltung GND 3021167 0 lobid OGND AKS LCCN n99255972 VIAF 168330200 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stockholmer Ausstellung 1930 amp oldid 225266711