www.wikidata.de-de.nina.az
In der Musik bedeutet Stimmung zum einen den Zustand des Gestimmtseins oder der Gestimmtheit zum anderen das als verbindliche Norm geltende Festgelegtsein der Tonhohen eines Instruments Durch Kants Ausfuhrungen in der Kritik der Urteilskraft erfuhr dieser musikalische Stimmungsbegriff eine Wende hin zur Asthetik die Schiller im Traktat Uber die asthetische Erziehung des Menschen in einer Reihe von Briefen weiterentwickelte was jedoch entgegen der kantschen Definition der Stimmung als Proportioniertheit zu einer zunehmenden Subjektivierung des Stimmungsbegriffs fuhren sollte In der modernen Kunstbetrachtung bezeichnet Stimmung in Bezug auf die Erzeugnisse der Dichtung Malerei und Musik ausserdem einen asthetischen Eindruck oder eine Wirkung die von etwas oder jemandem ausgeht und in bestimmter Weise auf die Gemutslage eines anderen wirkt Inhaltsverzeichnis 1 Bildende Kunst 2 Poetik Literaturwissenschaft 3 Literatur 4 WeblinksBildende Kunst Bearbeiten nbsp C G Carus Winterlandschaft 1816 18In der romantischen Landschaftsmalerei wurden Stimmungen als Atmospharen bzw atmospharisch induzierte Empfindungen begriffen Die Hauptaufgabe solcher Kunst ist nach Carl Gustav Carus die Darstellung einer gewissen Stimmung des Gemutslebens Sinn durch die Nachbildung einer entsprechenden Stimmung des Naturerlebens Wahrheit Diese Deutung der Stimmung als gemutsvollem Landschafts und Naturerlebnis wurde in der Kunstgeschichtsschreibung durch Alois Riegl fortgesetzt der Stimmungen als asthetische Landschaftsgestaltung begriff deren Essenz in Ruhe und Fernsicht bestehe Riegl unterschied so Landschafts von Stimmungsmalerei Die Stimmungsmalerei mache Einzelerscheinungen aus dem Bereich der Natur zum Moment eines harmonischen Ganzen wie Riegl am Spatwerk Jacob van Ruysdaels erlauterte Der vom Lipps Schuler Moritz Geiger entwickelte Begriff Stimmungseinfuhlung bezeichnet entsprechend diejenige Erlebnisform die vorliegt wenn wir eine Landschaft sei es in der Darstellung oder in der Natur als schwermutig oder lieblich bezeichnen Poetik Literaturwissenschaft BearbeitenDie Reflexion sogenannter Stimmungslyrik reicht von fruhen eher unsystematischen Begriffsstimmungen bei Schiller Novalis Friedrich Schlegel Eichendorff Tieck oder Schleiermacher Wellbery 2003 uber Hegel der in seiner Asthetik als Kennzeichen von Lyrik die zentrale Beziehung zwischen Stimmung und Innerlichkeit hervorgehoben hat Einen neuen Hohepunkt erhielt die Definition der Stimmung in lyrischen Texten dann im 20 Jahrhundert Wahrend Emil Staiger 1946 den Stimmungsbegriff in Anlehnung an Heidegger und Hofmannsthal unter dem Vorzeichen des Draussen also gegen die hegelsche Innerlichkeit der Stimmungen definierte ermittelte Paul Bockmann 1954 die verschiedenen Formen romantischer Stimmungslyrik vor allem anhand von Ton und Bild Max Kommerell dagegen theoretisierte Stimmungslyrik 1943 unter Einbezug des Rezipienten und Walther Killy schliesslich beschrankte romantische Stimmungslyrik 1972 auf die Entdeckung vermischter Empfindungen im achtzehnten Jahrhundert und sah die Gattung als solche spatestens in der Lyrik von Storm und Lons als nicht mehr tragfahig an Im Zuge der Wiederkehr der Stimmungen Wellbery 2003 Gumbrecht 2005 2011 beziehungsweise der Wiederkehr von Stimmung als asthetischer Kategorie Gisbertz 2011 wurden diese Diskussionen um lyrische Stimmungen auch vor dem Hintergrund der Neuen Phanomenologie des Kieler Philosophen Hermann Schmitz wieder aufgegriffen Literatur BearbeitenAlois Riegl Die Stimmung in der modernen Kunst 1899 In ders Gesammelte Aufsatze Augsburg Wien 1928 Paul Bockmann Formen der Stimmungslyrik in Ders Formensprache Studien zur Literarasthetik und Dichtungsinterpretation Hamburg 1954 S 425 452 Hans Ulrich Gumbrecht Stimmungen lesen Uber eine verdeckte Wirklichkeit der Literatur Munchen 2011 Walther Killy Stimmung In Ders Elemente der Lyrik Munchen 1972 S 114 128 Max Kommerell Gedanken uber Gedichte Frankfurt am Main 1943 Geiger Moritz Zum Problem der Stimmungseinfuhlung in Theorie und Geschichte der Literatur und der schonen Kunste Munchen 1976 S 18 59 David Wellbery Stimmung In K Barck u a Hg Asthetische Grundbegriffe Historisches Worterbuch in sieben Banden Stuttgart 2003 S 703 733 Burkhard Meyer Sickendiek Lyrisches Gespur Vom geheimen Sensorium moderner Poesie Paderborn 2012 Anna Katharina Gisbertz Stimmung Leib Sprache Eine Konfiguration in der Wiener Moderne Munchen 2009 Anna Katharina Gisbertz Hg Stimmung Zur Wiederkehr einer asthetischen Kategorie Munchen 2011 Stimmung und Methode hg v Burkhard Meyer Sickendiek und Friederike Reents Tubingen Mohr Siebeck 2013 Weblinks BearbeitenStimmungsbilder von Johannes Berger nach Gedichten Eichendorffs Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stimmung Kunst amp oldid 218313154