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Stephan Gardiner auch Wintoniensis Stephen Gardiner um 1497 1 in Bury St Edmunds 12 November 1555 im Whitehall Palast London war Bischof von Winchester Staatsmann Kanonikus und zahlt zu den Humanisten und zu den Grazisten Er gilt als einer der fuhrenden Kopfe der Konservativen in der ersten Generation der Englischen Reformation Er war sowohl an der Grundung der Anglikanischen Staatskirche wie auch unter Maria I an der versuchten Rekatholisierung Englands beteiligt Kanonikus Stephan Gardiner Galerie Liechtenstein Vaduz Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Anfangszeit 1 2 Aufstieg zum koniglichen Berater und Bischof 1 3 Sturz und Ruckkehr an die Macht 2 Werke 3 Literatur 4 AnmerkungenLeben BearbeitenAnfangszeit Bearbeiten Geboren als jungster Sohn des Schneiders und Tuchhandlers John Gardiner 1507 oder moglicherweise als unehelicher Sohn des Bischofs von Salisbury Dr Lionel Woodville unternahm er 1507 eine Bildungsreise nach Paris wo er Erasmus von Rotterdam kennengelernt haben soll Ab 1511 studierte er in Cambridge an der Trinity Hall und promovierte dort 1520 zum Doktor fur Zivilrecht und im Folgejahr fur das kanonische Recht Trotz seiner Liebe zum Recht und seiner Tatigkeit als Rechtsgelehrter und Diplomat wird immer wieder seine Liebe zur Musik und Schauspielerei erwahnt Die Verbindung zu Cambridge und der dortigen Universitat blieb zeit seines Lebens bestehen Wahrend seines ganzen unruhigen und geschaftigen offentlichen Lebens war er mit Ausnahme der Zeit zwischen 1549 und 1553 den Jahren seiner Haft Rektor von Trinity Hall Aufstieg zum koniglichen Berater und Bischof Bearbeiten Im Herbst 1524 trat er in den Dienst von Thomas Wolsey Wolsey war als Erzbischof von York Lordkanzler und papstlicher Legat neben Heinrich VIII der machtigste Mann im Staat 1525 wurde Gardiner sein Sekretar Gemeinsam mit Thomas More verhandelte er 1527 mit Frankreich uber einen Beitritt Englands zur Liga von Cognac Wolsey wurde 1529 gesturzt unter anderem weil er beim Papst die Scheidung Heinrichs von Katharina von Aragon nicht durchsetzen konnte die der Konig wunschte um seine Geliebte Anne Boleyn heiraten zu konnen Gardiner setzte die Verhandlungen mit Papst Clemens VII weiter fort und erhielt vom Konig 1531 das Bistum Winchester Die Ehe selbst wurde erst 1533 durch ein Scheidungsgericht der englischen Kirche annulliert Zusammen mit anderen Bischofen stimmte er dem Gesetz von 1534 zu in dem sich Heinrich zum Oberhaupt der Kirche in England erklarte und verteidigte den koniglichen Supremat uber die Kirche unter anderem in der Abhandlung De Vera Obedientia 1535 Der wahre Gehorsam Gardiner war aber nur in der Frage der Nichtanerkennung des papstlichen Primates reformorientiert in Fragen der Doktrin und der Liturgie trat er weiterhin fur die Beibehaltung der katholischen Praxis ein Das Supremat des Konigs bedeute nicht die Abgrenzung von der katholischen Kirche Die Six Articles von 1539 in denen katholische Grundsatze niedergelegt waren stammten zum grossten Teil von ihm In ihnen wurde die Transsubstantiationslehre die Konkomitanz das Verbot der Priesterehe das Zolibat die Messe fur die Toten und die Beichte bestatigt Sturz und Ruckkehr an die Macht Bearbeiten Nach dem Fall Thomas Cromwells wurde Gardiner 1540 Kanzler der Universitat Cambridge Auch gewann er wieder mehr Einfluss im geheimen Rat des Monarchen dem Privy Council Gardiner war ein Gegner des extremen Protestantismus und versuchte mit all seinen Mitteln die protestantischen Kreise am Hof zuruckzudrangen Dabei liess er sich in Intrigen gegen die letzte Frau von Konig Heinrich VIII Catherine Parr hineinziehen was ihn viele Sympathien kostete und die Feindschaft nicht weniger Protestanten und kirchlicher Reformer einbrachte Der kurz vor dem Tod Heinrichs wachsende Einfluss der reformfreundlichen Kreise am Hof und im Privy Council fuhrten Ende 1547 dazu dass Gardiner nicht in den Regentschaftsrat aufgenommen wurde der dem minderjahrigen Thronfolger Edward zur Seite gestellt wurde Nachdem Gardiner sich 1547 kurz nach dem Herrschaftsantritt Konig Eduard VI weigerte die religiosen Neuerungen des Erzbischofs von Canterbury Thomas Cranmer umzusetzen wurde er als profiliertester Vertreter des katholischen Konservatismus gefangen gesetzt Er kam fur kurze Zeit frei wurde aber auf Betreiben eifriger Protestanten 1549 erneut verhaftet und fur vier Jahre im Tower von London festgehalten Man entzog Gardiner bereits 1547 das Amt des Universitatskanzlers 1549 das Rektorenamt von Trinity Hall und 1551 auch sein Bistum Mit dem Regierungsantritt Konigin Marias I kam Gardiner frei und erhielt sein Bistum sowie seine anderen Amter zuruck Aus politischen Grunden musste er gegen die Annullierung der Ehe Heinrichs VIII und der Mutter Marias I pladieren diese wieder fur gultig erklaren und Maria I als rechtmassige Thronerbin bestatigen Gardiner wurde 1553 Lordkanzler und beteiligte sich als Vorkampfer der katholischen Reaktion unter Maria I an der inneren Erneuerung der katholischen Kirche in England und an der Wiedereinfuhrung der Gesetze gegen Haresie und damit auch an der gerichtlichen Verfolgung protestantischer Geistlicher Er war allerdings gegen deren Hinrichtung und versuchte sogar das Leben seines Gegenspielers Thomas Cranmer zu retten jedoch ohne Erfolg Wahrend die Konigin Protestanten verbrennen liess gab es keine Todesurteile in seiner Diozese Winchester Als nationalkonservativer Katholik versuchte Gardiner zudem die Heirat Marias I mit dem spanischen Konig Philipp II zu verhindern um Englands politische Freiheit zu wahren Vergeblich muhte er sich intensiv um einen Frieden zwischen Frankreich und dem deutschen Kaiser Gardiners Muhen und Bedenken wurden von der Konigin uberhort und mehr und mehr schwand Gardiners Einfluss am Hofe Dieser Umstand machte ihm gesundheitlich zu schaffen Im Jahr 1555 verschlimmerte sich sein Zustand zusehends Er nahm am 8 November zwar noch an der Parlamentseroffnung teil war aber dann zu schwach um in seine Residenz Winchester House in Southwark zuruckzukehren so dass er in den Palast von Whitehall gebracht wurde wo er in der Nacht des 12 November 1555 verstarb Gardiner fand seine letzte Ruhestatte in seiner Bischofskirche in Winchester Er war befreundet mit den Humanisten Thomas Morus und John Fisher ist jedoch auch der Verfasser des Traktats Si Sedes illa Romana womit die Hinrichtung von John Fisher gerechtfertigt wurde Auch verehrte Gardiner das Haupt der Humanisten Erasmus von Rotterdam der uber die Hinrichtung von John Fisher und Thomas Morus zutiefst erschuttert war Mit Erasmus war Gardiner wahrend dessen Aufenthalten in England in engem Kontakt Seine Vorstellung einer sich vermittels des Einflusses des Humanismus selbst reformierenden Kirche brach in sich zusammen Werke BearbeitenDe vera obediencia London 1535 ein grundlegendes Werk zur Untermauerung des koniglichen Supremats Heinrichs VIII uber die Kirche De impudenti ejusdam pseudologia conquestio London 1546 Dieses Traktat war gegen den damals in England wirkenden Reformator Martin Bucer gerichtet A Declaration of such true articles as George Joye hath gone about to confute as false London 1546 A Detection of the Devils Sophistrie London 1546 An Explication of the true Catholique faythe Rouen 1551 Eine Art geistiges Testament Gardiners stellt die Schrift Exetasis testemoniorum Lowen 1554 dar Gardiners umfangreiche Korrespondenz ist gesammelt in The Letters of Stephen Gardiner hrsg von J A Muller Cambridge 1933 Westport 21970 Eine umfassende Sammlung von Gardiners Werken gibt es noch nicht Die Vera Obedientia die Conquestio und eine dritte Schrift sind veroffentlicht in P Janelle Hrsg Obedience in Church and State Three Political Tracts by Stephen Gardiner New York 21968 Unveroffentlichte Doktorarbeiten D L Potter Diplomacy in the mid sixteenth Century England and France 1536 1550 University of Cambridge 1973 S Thompson The Pastoral Work of the English and Welsh Bishops c 1500 1550 University of California Los Angeles 1975 Literatur BearbeitenWetzer und Weltes Kirchenlexikon Herder Freiburg 1888 Band 5 S 98 100 Brockhaus Enzyklopadie 19 Auflage 1997 Band 8 S 158 Eugen Cameron Gardiner Stephan In Religion in Geschichte und Gegenwart RGG 4 Auflage Mohr Siebeck 2000 Bd 3 S 467 Wolfgang Palaver Gardiner Stephan In Walter Kasper Hrsg Lexikon fur Theologie und Kirche 3 Auflage Band 4 Herder Freiburg im Breisgau 1995 Sp 293 Heinz Scheible Melanchthons Briefwechsel MBW Bd 12 Personen F K Friedrich Frommann Gunther Holzboog Stuttgart Bad Cannstatt 2005 ISBN 3 7728 2258 4 S 120 Ronny Baier Gardiner Stephan In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 21 Bautz Nordhausen 2003 ISBN 3 88309 110 3 Sp 431 438 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Gardiner Stephan In Johann Heinrich Zedler Grosses vollstandiges Universal Lexicon Aller Wissenschafften und Kunste Band 10 Leipzig 1735 Sp 301 303 Anmerkungen Bearbeiten Das BBKL nennt 1482 oder 1483 als ebenfalls mogliche Geburtsjahre VorgangerAmtNachfolgerThomas WolseyJohn PonetBischof von Winchester 1531 15511553 1555John PonetJohn WhiteNormdaten Person GND 118939386 lobid OGND AKS LCCN n50015476 VIAF 54292111 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Gardiner StephanALTERNATIVNAMEN Gardiner Wintoniensis StephenKURZBESCHREIBUNG englischer Reformist und Staatsmann Lordkanzler von EnglandGEBURTSDATUM um 1497GEBURTSORT Bury St EdmundsSTERBEDATUM 12 November 1555STERBEORT London Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stephan Gardiner amp oldid 237024206