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Stadthaus Arnstadt ist die heutige Bezeichnung des denkmalgeschutzten Ensembles Einzeldenkmal der ehemaligen Moller schen Handschuhfabrik einem Fachwerkhaus von 1582 1697 und einem Fabrikgebaude von 1903 Die Gebaude liegen am Pfarrhof 1 im historischen Kern der Bachstadt Arnstadt direkt gegenuber dem ehemaligen fruhgotischen Franziskanerkloster heute Oberkirche Stadthaus Arnstadt Inhaltsverzeichnis 1 Name und Funktion 2 Architektur und Baugeschichte 3 Bedeutende Eigentumer und vielfaltige Nutzung 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseName und Funktion BearbeitenIn den Stadthausern der Handwerker Handler oder Ackerburger der gewachsenen Europaischen Stadt des Mittelalters der Renaissance und des Barock fielen Arbeiten Wohnen offentliche Funktionen und Logis in der Regel zusammen Nach einer Epoche der industriellen Nutzung knupfen die heutigen Nutzer wieder an diese Funktionsvielfalt an und bringen das auch im neuen Namen Stadthaus Arnstadt zum Ausdruck Wohnen Arbeiten offentliche Nutzung zur Begegnung fur Bildung und Kultur in dem industriellen Bau von 1903 und eine Nutzung als Hotel in dem historischen Fachwerkhaus von 1582 1 2 Architektur und Baugeschichte BearbeitenUber einem wahrscheinlich bis zu 150 Jahre alteren grossen Gewolbekeller entstand 1582 nach einem grossen Stadtbrand ein dreigeschossiges Fachwerkhaus im Stil der Renaissance mit einer grossen und hohen Eingangshalle mit kassettierter Decke einer reprasentativen Bohlenstube und mit Blumenornamentik bzw Diamantmuster bemalten Decken im 1 Obergeschoss Der Bauherr war Cuntz Friedrich in den Quellen als Okonom bezeichnet wie man damals die Landwirte nannte Im Portal des Kellerabgangs sind seine Initialen zusammen mit dem Steinmetzzeichen und dem Erbauungsjahr verewigt 1687 wurde das Haus durch Grafin Johanna Elisabeth grosszugig um einen barocken Anbau mit weiteren Kellern einem Piano Nobile bzw Beletage und eine grosse Schwarzkuche erweitert 3 Johanna Elisabeth war eine Schwester des Schwarzburger Fursten Anton Gunther II Schwagerin von Auguste Dorothea die zur gleichen Zeit begann einen barocken Mikrokosmos die Puppenstadt Mon plaisir aufzubauen gemeinsam waren die beiden 1705 Patin des Naturforschers Miniaturmalers und Kupferstechers August Johann Rosel von Rosenhof Das Erdgeschoss ist wie die weiteren Geschosse eine Fachwerkkonstruktion 4 Heute ist die dem Platz zugewandte Ostfassade Sichtfachwerk ebenso die Nordfassade Bis 1938 war das gesamte Haus verputzt 5 Das von 1903 bis 1905 errichtete mit der Schmalseite zum Platz weisende Fabrikgebaude ist ebenfalls dreigeschossig jedoch bedeutend hoher als das Fachwerkhaus Erdgeschoss und 1 Obergeschoss sind Ziegelgeschosse das 2 Obergeschoss wieder eine Fachwerkkonstruktion Mit diesem Gebaude erweiterte die Moller sche Handschuhfabrik ihre Produktionsstatte um Stanz und Nahsale Die Last der Maschinen im 1 Obergeschoss fing eine Kappendecke auf Der zum Platz weisende Giebel war ursprunglich geschwungen und reich mit Jugendstilstuck verziert Dieser fiel 1938 als entartet einer Sanierung zum Opfer 6 Bis 1990 wurden die Gebaude industriell genutzt Nach 15 Jahren Leerstand wurden beide Gebaude von 2005 bis 2008 bzw 2013 nachdem weitere An und Zwischenbauten aus dem 20 Jahrhundert 2005 06 abgerissen waren von privaten Bauherren aufwandig saniert Die starke industrielle Uberbauung und der Leerstand hatten statische Probleme zur Folge Doch es gelang die Hauser in ihrer Struktur und der noch vorhandenen Bausubstanz weitgehend zu erhalten zu sanieren und zu rekonstruieren Dabei setzten die Bauherren konsequent auf traditionelle Handwerkskunst und traditionelle Baumaterialien wie Holz Schilf Lehm Kalk und Leinol Farbe 2007 wurden einzelne Handwerker und die Bauherren fur ihre Leistungen mit dem Bundespreis fur Handwerk in der Denkmalpflege der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und dem Zentralverband des Deutschen Handwerks ausgezeichnet 7 Im Jahre 2014 wurde den Eigentumern Jan Kobel und Judith Ruber der renommierte Thuringer Denkmalschutzpreis verliehen fur die Sicherung Restaurierung und Belebung des Gebaudekomplexes Stadthaus Arnstadt ehemalige Moller sche Handschuhfabrik 8 Bedeutende Eigentumer und vielfaltige Nutzung BearbeitenAb Mitte der 1630er Jahre bis zu seinem Tod 1643 war Burkhard t Rohl Eigentumer des Fachwerkhauses 3 Rohl war Kalk Polierer wie man zu seiner Zeit die Stuckateure nannte Bildhauer und Graflich Schwarzburgischer Baumeister Er schuf mitten im Dreissigjahrigen Krieg 1625 die Kanzel 1639 das Taufbecken und 1642 den Altar fur die gegenuberliegende Oberkirche im Stil des Manierismus weiterhin den Stuck im 1 Obergeschoss des Hauses zum Palmbaum in Arnstadt und Stuckdecken im Schloss Sondershausen Von 1697 an war die bereits im Abschnitt Baugeschichte erwahnte Grafin Johanna Elisabeth Eigentumerin des Hauses Nach ihrem Tod war ab 1720 der nachste Eigentumer des Arnstadter Superintendenten Johann Christoph Olearius Theologe Historiker und Numismatiker 3 Olearius war Verfasser zahlreicher Schriften darunter die Historia Arnstadtiensis 9 und Prediger an der Neuen Kirche zu Johann Sebastian Bachs Zeiten in Arnstadt Als Numismatiker und versierter Sammler von Raritaten und Kuriositaten war er inspiriert von dem Konzept der barocken Wunderkammer Seine Begeisterung fur die Numismatik teilte er mit Anton Gunter II Olearius Munzsammlung befindet sich heute im Munzkabinett zu Dresden Seine Sammlung von Luther Erstdrucken befindet sich seit seinem Tod als Erbe in der Oberkirche An seinen Sohn Archidiakon Johann Christian Olearius ging hingegen das Gebaude Pfarrhof 1 Johann Christian widmete sich mit Hingabe der ehemaligen Bibliothek seines Vaters und legte das erste gedruckte Verzeichnis auf 10 Ab 1822 war das Gebaude Madchenschule auch die Mitglieder der Sparkasse des ersten Arnstadter Sparvereins fanden in den Raumen ihre erste Unterkunft 11 Ab 1870 bis 1990 war das Haus Produktionsstatte der 1864 gegrundeten Moller schen Handschuhfabrik Seit 2008 finden im Stadthaus Arnstadt Konzerte Lesungen und Ausstellungen statt seit 2011 ist es regelmassige Spielstatte des Bach Sommers in Arnstadt und Wandersleben unter der kunstlerischen Leitung von Joshua Rifkin 12 Literatur BearbeitenDehio Handbuch Mitteldeutschland Nachdruck der Erstausgabe von 1905 Bearbeitet von Georg Dehio und anderen Fachgelehrten 2005 ISBN 978 3 422 03023 7 Johann Christoph Olearius Historia Arnstadtiensis Digital Thuringer Staatsarchiv RudolstadtWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Stadthaus Arnstadt Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Burkhard Rohl Kirchliche Ausstattungsstucke in Arnstadt Johann Christoph Olearius genealogische Darstellung Bach Sommer Arnstadt und WanderslebenEinzelnachweise Bearbeiten Thuringer Ministerium fur Bau Landesentwicklung und Verkehr Arnstadt Frank Buhlemann Kulturvolles Wohnen im 440 Jahre alten Stadthaus Arnstadt 24 Mai 2013 abgerufen am 9 Juni 2020 a b c Aus der Vergangenheit von Arnstadt und Umgebung Heft 17 Thuringer Geschichtsverein Arnstadt e V 2007 kein Steingeschoss abweichend von den Beschreibungen des Dehio Handbuchs von 1905 ff Postkarten um 1928 in Reinhard Pahl Reinhard Specht Peter Unger Arnstadt Ein Bild Postkartenlexikon 2004 In einem im Bauarchiv der Stadt Arnstadt erhaltenen Schreiben dankt Burgermeister Hans Huhn dem Eigentumer Paul Moller bzw der Julius Moller AG ausdrucklich fur diesen Dienst architekten24 de Nicht mehr online verfugbar Archiviert vom Original am 9 Juni 2020 abgerufen am 9 Juni 2020 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot ww38 architekten24 de Liste der 2014 Ausgezeichneten Historia Arnstadtiensis Historie der altberuhmten Schwarzburgischen Residenz Arnstadt nach den vornehmsten historischen requisitis Nachforschungen und Umstanden in zwei Teilen kurzlich eingerichtet verlegt in Jena bei Johann Bielcke gedruckt in Arnstadt bei Nicolaus Bachmann 1701 Johann Christian Olearius Kurtze doch hinlangliche Nachricht von der offentlichen Kirchen Bibliothek in Arnstadt derselben Stiftung Fortsetzung und Erneuerung auch ihren gegenwartigen Zustand betreffend nebst den Verzeichniss der Bucher so darinne befindlich 1746 Peter Unger Andrea Ziegenhardt 175 Jahre Sparkasse in Arnstadt 2000 ISBN 3 00 005924 5 Attraktive Alte Musik zum Bach Sommer in Arnstadt Thuringer Allgemeine50 83263 10 945 Koordinaten 50 49 57 5 N 10 56 42 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stadthaus Arnstadt amp oldid 229833963