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Das Stadthaus entstand 1814 als Sitz der Stadtverwaltung und der Polizei in Hamburg zwischen dem Neuen Wall und dem Bleichenfleet durch Umbau und Erweiterung des 1710 errichteten Gortz Palais das bereits von 1811 bis 1814 wahrend der franzosischen Besetzung als Mairie Rathaus gedient hatte In der Zeit des Nationalsozialismus diente das Gebaude als Zentrale der Hamburger Gestapo nach dem Zweiten Weltkrieg beherbergte es die Baubehorde und die Senatsverwaltung fur Umweltschutz Die Privatisierung des Komplexes und sein Umbau zu einem Hotel einem Restaurant und Einkaufsmoglichkeiten fuhrte zu einer Kontroverse uber die Moglichkeiten des Gedenkens an die im Stadthaus verubten Verbrechen der Nationalsozialisten Links das Stadthaus mit dem Eckturm an der Abzweigung Neuer Wall Stadthausbrucke 1892 Statue am ErweiterungsbauStadthausfassade 2009 Inhaltsverzeichnis 1 Bauphasen 2 Nutzung 2 1 Geheime Staatspolizei 2 2 Baubehorde 2 3 Behorde fur Stadtentwicklung und Umwelt 3 Umbau 4 Gedenken 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBauphasen Bearbeiten nbsp Ebba Tesdorpf Diele im Stadthaus Neuerwall um 1885Mit dem Bau der Stadthausbrucke 1889 wurde ein Ubergang zwischen Altstadt und Neustadt geschaffen Einher ging dieser Bruckenbau mit erheblichen Erweiterungen des Stadthauses zwischen 1888 und 1892 nach Planen des Architekten Carl Johann Christian Zimmermann Dabei entstand das auffallige Eckgebaude Neuer Wall Stadthausbrucke mit kraftigen Reliefs und einem leicht hinter die Fassadenebene zurucktretenden runden Turm mit hoher Kuppel und Tambour Der reprasentativ gestaltete Haupteingang des Gebaudes wurde in diesen Rundbau verlegt in der daruber liegenden Balkonbrustung des Turmsockels ist ein steinernes Hamburger Staatswappen eingebracht und im Rundbogenrahmen der Tur ein Medaillon mit stilisierten Olbaumzweigen und eine in Gold eingelegte Inschrift Salus Populi suprema lex esto deutsch Das Wohl des Volkes sei uns oberstes Gesetz 1 1914 23 errichtete Oberbaudirektor Schumacher einen weiteren Anbau uber das Bleichenfleet Nutzung BearbeitenIn diesem Artikel oder Abschnitt fehlen noch folgende wichtige Informationen Es fehlt Nutzung vor 1933 Hilf der Wikipedia indem du sie recherchierst und einfugst Geheime Staatspolizei Bearbeiten Hauptartikel Staatspolizeileitstelle Hamburg Nach der Reichstagswahl am 5 Marz 1933 bei der die Nationalsozialisten die Mehrheit errungen hatten wurden bereits in der Nacht vom 5 auf den 6 Marz 1933 erste Beamte der im Gebaude ansassigen Staatspolizei vor allem Sozialdemokraten vom Dienst entfernt und zum Teil durch SA und SS ersetzt Die der NSDAP angehorenden Beamten blieben im Dienst Das Stadthaus blieb Standort ab Dezember 1935 zum Gestapo Hauptquartier erklart 2 Zwischen 1933 und 1943 wurde das Haus zu einem Ort der Folter und Verfolgung zahlreiche Menschen wurden nach ihren Festnahmen oder Verhaftungen in das Hauptquartier gebracht und dort misshandelt ermordet oder in den Tod getrieben Im Keller waren eigens Raume fur diese Verhore eingerichtet 1943 wurde das Gebaude durch Bombentreffer weitgehend zerstort Zur Rolle der Polizeibehorden des Stadthauses im Nationalsozialismus gibt es eine Wanderausstellung der KZ Gedenkstatte Neuengamme 3 Baubehorde Bearbeiten Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Gebaude vereinfacht wiederaufgebaut und von der Hamburger Baubehorde bezogen Seit 2009 steht das gesamte Ensemble Neuer Wall 86 88 Stadthausbrucke 4 10 und Bleichenbrucke 17 a b unter Denkmalschutz wobei das Goertz Palais im Neuen Wall 86 bereits 1928 unter Schutz gestellt wurde Behorde fur Stadtentwicklung und Umwelt Bearbeiten Bis Sommer 2013 hatte die Behorde fur Stadtentwicklung und Umwelt im Stadthaus ihren Sitz bevor sie nach Wilhelmsburg umgezogen ist Umbau Bearbeiten nbsp Das entkernte Stadthaus mit dem Eckturm SockelDas Gebaude wurde dem Immobilienunternehmen Garbe Group anhand gegeben das einen umfassenden Umbau durchfuhrt So soll u a der im Krieg zerstorte Eckturm der Ecke Neuer Wall Stadthausbrucke neu aufgebaut werden Aber auch der Vergangenheit des Gebaudes soll Rechnung getragen und nach Intervention zahlreicher stadtischer Institutionen im Keller eine angemessene Gedenkstatte eingerichtet werden Gedenken Bearbeiten nbsp Stolpersteine vor dem Eingang Stadthausbrucke 8 nbsp wochentliche Mahnwache fur einen wurdigen Gedenkort im Stadthaus nbsp Bodenskulptur Stigma rotes Gummigranulat als Bruchspur oder Blutlache zur Erinnerung an die Opfer der Verbrechen im StadthausEin im Jahr 1980 erhobener Wunsch der Mitarbeiter der Baubehorde fuhrte am 29 Oktober 1981 zur Enthullung einer Gedenktafel durch Senator Volker Lange als Prases der Baubehorde und den wahrend der NS Zeit verfolgten Heinrich Braune 4 Die am Eingang Stadthausbrucke 8 angebrachte Gedenktafel erinnert an die nationalsozialistische Vergangenheit des Gebaudes und die Opfer die an diesem Ort gefoltert und ermordet wurden Im Gehweg vor dem Hause wurden drei Stolpersteine eingelassen Sie erinnern an den Werftarbeiter Gustav Schonherr der als eines der ersten Opfer im April 1933 aus dem Fenster zu Tode gesturzt wurde an den Schiffszimmermann Carl Burmester der in diesem Haus 1934 im Treppenhaus zu Tode gesturzt wurde und an den Verkaufer und Dekorateur Wilhelm Prull der 1943 als Homosexueller von der Gestapo verhaftet misshandelt und in den Tod getrieben wurde 5 Wilhelm Prull 6 Jahrgang 1910 stammte aus Zetel in Oldenburg und arbeitete in Travemunde als Verkaufer und Dekorateur Bei seinem Besuch in Hamburg wurde er am 6 Marz 1943 vom Kriminalkommissariat zur Bekampfung der Homosexualitat festgenommen und wegen widernaturlicher Unzucht angezeigt Wilhelm Prull ist eines von insgesamt 54 homosexuellen NS Opfern in Hamburg die sich vor oder wahrend der polizeilichen Ermittlungen selbst toteten 7 Bei der Privatisierung des Gebaudes durch Verkauf an die Quantum Immobilien GmbH liess sich der schwarz grune Senat 2008 zusichern dass der Investor auf eigene Kosten eine Gedenkstatte an die Opfer des Nationalsozialismus einrichtet die 750 Quadratmeter Bruttogeschossflache umfassen sollte Der Vorsitzende des Vereins fur Hamburgische Geschichte Joist Grolle nannte daraufhin den Umgang mit dem Stadthaus eine Bewahrungsprobe fur die Erinnerungskultur Hamburgs und hoffte sie wurde bestanden 8 Realisiert wurde 2018 eine Buchhandlung mit angeschlossenem Cafe fur den eigentlichen Gedenkort an die Opfer der Hamburger Gestapo blieben etwa 50 Quadratmeter ubrig Die Buchhandlerin die das Ladenlokal mietfrei ubernahm sah darin eine einmalige Chance offen mit der Erinnerung umzugehen und Menschen zu erreichen die sich sonst nicht dafur interessieren Der Leiter der KZ Gedenkstatte Neuengamme Detlef Garbe kritisierte dagegen die sehr geringe Ausstellungsflache die fur eine einzige Schulklasse bereits eng sei Der ehemalige Hamburger Polizeiprasident und Vorsitzender des Arbeitskreises ehemals verfolgter und inhaftierter Sozialdemokraten Wolfgang Kopitzsch reagierte emport auch weil die Opferverbande in die Planung nicht einbezogen wurden Er bezweifelte dass in der Unruhe des Cafe und Ladenbetriebs ein wurdiges Gedenken uberhaupt moglich ist und nannte die ganze Idee absurd Eine Initiative Hamburger Burger protestiert seitdem unter dem Motto Konsum statt Gedenken Niemals in wochentlichen Mahnwachen vor dem Stadthaus 9 Das Konzept Cafe Buchladen und Gedenkort im Stadthaus zu vereinen scheiterte im Marz 2022 mit der Insolvenz der Buchhandlung 10 Daraufhin ubernahm der Hamburger Senat im September 2022 den Gedenkort mietfrei fur 20 Jahre die Stiftung Hamburger Gedenkstatten und Lernorte wurde beauftragt ihn auszugestalten und zu betreiben Die Bundesvorsitzende der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten Cornelia Kerth kritisierte dass damit der Gebaudeeigner aus seiner 2008 vertraglich festgelegten Verpflichtung entlassen werde 11 Literatur BearbeitenHerbert Diercks Dokumentation Stadthaus Die Hamburger Polizei im Nationalsozialismus Hrsg KZ Gedenkstatte Neuengamme Hamburg 2012 Das Stadthaus in Hamburg Zentrum von Terror und Unterdruckung 1933 bis 1943 Herausgeber Initiative Gedenkort Stadthaus Hamburg 2019 ISBN 978 3 00 063221 1 Herbert Diercks Christine Eckel Detlef Garbe Hrsg Das Stadthaus und die Hamburger Polizei im Nationalsozialismus Katalog der Ausstellungen am Geschichtsort Stadthaus Metropol Verlag Berlin 2021 ISBN 978 3 86331 573 3 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Stadthaus Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Das Hamburger Stadthaus im Nationalsozialismus Ein filmischer RundgangEinzelnachweise Bearbeiten Architektur Hamburg Band 2 Fassaden PDF 6 4 MB abgerufen am 17 August 2010 Detlef Garbe Institutionen des Terrors und der Widerstand der Wenigen in Forschungsstelle fur Zeitgeschichte in Hamburg Hrsg Hamburg im Dritten Reich Gottingen 2005 ISBN 3 89244 903 1 S 520 f KZ Gedenkstatte Neuengamme Dokumentation Stadthaus Die Hamburger Polizei im Nationalsozialismus Wanderausstellung Hamburg 2012 Hamburger Abendblatt 2 Juli 1980 Nazi Opfer geehrt In Hamburger Abendblatt 30 Oktober 1981 abgerufen am 12 April 2018 Biogramm Wilhelm Prull stolpersteine hamburg de Wilhelm Prull verfolgt und ermordet In wilhelm prull weebly com Weebly abgerufen am 9 Oktober 2021 Die privat eingestellten Informationen gehen laut Angabe auf Ingrid Stiehler Nichte von Wilhelm Prull zuruck Wilhelm Prull 1910 stolpersteine hamburg de abgerufen am 6 Marz 2018 Matthias Schmoock Schumacher Bau und Gestapo Zentrale Hamburger Abendblatt vom 12 Februar 2008 abgerufen am 6 Marz 2018 Registrierung erforderlich Marc Widmann Stadthaus Wurde und Burde In Die Zeit Nr 10 2018 Wolfgang Kopitzsch uber Gestapo Gedenkort Uns nicht zu beteiligen ist heftig In taz 4 Januar 2019 Petra Schellen Gedenkort wird neu verhandelt In taz nord 18 Marz 2022 S 23 Petra Schellen Gedenkort im Stadthaus nur fur 20 Jahre gesichert In taz nord 23 September 2022 S 23 53 550520010556 9 9864006041667 Koordinaten 53 33 2 N 9 59 11 O Normdaten Geografikum GND 4672284 1 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stadthaus Hamburg amp oldid 230362340