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Sortasen bilden eine Familie Membran assoziierter bakterieller Enzyme und werden der Klasse der Transpeptidasen zugeordnet 1 Sortase C aus Streptokokken der Gruppe B Inhaltsverzeichnis 1 Eigenschaften 2 Vorkommen und Einteilung 3 Reaktionsmechanismus 3 1 In vitro Reaktion 3 2 In vivo Funktion der Sortase A von Staphylococcus aureus 4 Anwendungen 4 1 Vorteile der Nutzung von Sortasen 4 2 Nachteile der Nutzung von Sortasen 4 3 Sortasen als Ziel therapeutischer Anwendungen 5 EinzelnachweiseEigenschaften BearbeitenDie biologische Funktion der Sortasen besteht darin sezernierte Proteine in der Peptidoglycanschicht grampositiver Bakterien kovalent zu verankern 2 Zusatzlich gibt es Sortasen die fur den Aufbau von Pilusstrukturen aus einzeln exprimierten Proteinuntereinheiten verantwortlich sind 3 Daher sind Sortasen in hohem Masse verantwortlich fur den strukturellen Aufbau der Zelloberflache grampositiver Bakterien 4 Da sich auf der bakteriellen Oberflache viele Virulenzfaktoren befinden werden Sortasen als mogliches therapeutisches Ziel bei der Behandlung von Infektionskrankheiten diskutiert 2 5 Der Sortase Reaktionsmechanismus kann in vitro genutzt werden um Proteine auch andere Molekule kovalent und ortsspezifisch miteinander zu verknupfen weshalb die Enzyme auch in der Biotechnologie Anwendung finden Dabei ist es von Vorteil dass funktionsfahige Sortasen heterolog z B in E coli exprimiert werden konnen was eine Herstellung in grosserem Massstab mit relativ geringem Aufwand ermoglicht 6 Sortasen benotigen zweiwertige Kationen z B Ca2 als Cofaktoren 7 Vorkommen und Einteilung BearbeitenSortasen werden in nahezu allen grampositiven Bakterien gefunden sind aber auch vereinzelt in gramnegativen und Archaeen nachweisbar 8 Bis jetzt wurden uber 800 Gene in mehr als 260 verschiedenen Spezies identifiziert die fur sortaseverwandte Proteine codieren Dabei konnen circa 60 dieser Proteine in insgesamt sechs verschiedene Gruppen A F eingeteilt werden Die einzelnen Gruppen werden dabei nach ihrer Funktion und ihrer Substratspezifitat unterschieden Wahrend die Gruppen A und B hauptsachlich die Funktion haben Proteine in der Peptidoglycanschicht der Bakterien zu verankern sind Sortasen der Gruppen C und D am Aufbau von Pilusstrukturen beteiligt 9 3 Des Weiteren kommen die Sortasen der Gruppe D haufig in Bakterien der Gattung Bacillus vor in welchen sie mit der Bildung von Endosporen in Verbindung stehen 10 Die Funktionen der Sortasen E und F sind noch nicht vollstandig geklart 9 In der Regel besitzen grampositive Bakterien mehr als einen Typ von Sortasen 8 Reaktionsmechanismus Bearbeiten nbsp Verknupfung zweier Proteine durch Sortase A in einem ersten Schritt schneidet die Sortase das LPXTG Motiv und es bildet sich ein Intermediat 1 Danach reagiert dieses Intermediat mit einem freien Glycinrest eines anderen Proteins 2 Die Sortase verbindet beide Proteine kovalent miteinander wodurch das LPXTG Motiv wieder hergestellt wird 3 nbsp Funktion der Sortase A in S aureus Das Oberflachenprotein wird in den Extrazellularraum befordert a und in der Zellmembran befestigt b Danach wird das Protein durch die Sortase A an einem Zellwandbaustein Lipid II kovalent befestigt c und dadurch Bestandteil der Peptidoglycanschicht d Grundsatzlich sind Sortasen dazu in der Lage zwei Peptidreste kovalent miteinander zu verknupfen Dafur benotigen sie ein spezifisches Erkennungsmotiv welches haufig aus funf Aminosauren besteht Sortasen konnen diese Erkennungsmotive innerhalb eines Proteins spalten und anschliessend mit einem anderen Liganden wieder zusammensetzen Die Erkennungsmotive konnen sich dabei je nach Sortasetyp und Organismus unterscheiden Beispiele fur Erkennungsmotive verschiedener Sortasen 11 Organismus Sortasetyp ErkennungsmotivStaphylococcus aureus Sortase A LPXTGStaphylococcus aureus Sortase B NPQTNStreptococcus pneumoniae Sortase B YPRTGIn vitro Reaktion Bearbeiten Im folgenden Abschnitt wird der Sortasereaktionsmechanismus beispielhaft anhand der gut charakterisierten Sortase A aus Staphylococcus aureus dargestellt Das Erkennungsmotiv dieser Sortase lautet LPXTG Leucin Prolin Xaa Threonin Glycin Dabei steht X fur eine beliebige Aminosaure Die Reaktion erfolgt in zwei Schritten Zuerst bindet die Sortase A an das Protein Peptid Die kovalente Bindung erfolgt zwischen dem Thiolrest eines Cysteins im aktiven Zentrum der Sortase A und dem Threonin innerhalb der LPXTG Erkennungssequenz Dadurch wird der C terminale Rest des Proteins inklusive des Glycins abgespalten Es entsteht ein Zwischenprodukt Intermediat in welchem die Sortase A kovalent mit dem Proteinrest verbunden ist Im zweiten Schritt trifft dieses Intermediat auf ein Protein Peptid mit freiem N terminalem Glycinrest Dabei werden die beiden Proteine durch die Sortase A kovalent miteinander verbunden wodurch das ursprungliche Peptid Erkennungsmotiv das LPXTG Motiv wieder hergestellt wird 11 In vivo Funktion der Sortase A von Staphylococcus aureus Bearbeiten Proteine die fur den Einbau in die Zellwand von S aureus vorgesehen sind besitzen mehrere funktionelle Untereinheiten Dazu zahlt ein N terminales Signalpeptid SP das dafur verantwortlich ist dass das Protein aus dem Cytoplasma durch die Membran hindurch in den Extrazellularraum sezerniert wird Dabei wird das Signalpeptid entfernt Durch eine C terminale hydrophobe Region HR wird das sezernierte Protein anschliessend in der Zellmembran befestigt Das nun membran assoziierte Protein tragt das LPXTG Erkennungsmotiv an welches die ebenfalls membran assoziierte Sortase bindet Durch die Bindung der Sortase an das LPXTG Motiv wird die hydrophobe Region abgespalten und ein Ubergangszustand entsteht in welchem die Sortase mit dem Protein verbunden ist Durch die Reaktion des Ubergangszustandes mit dem freien Pentaglycinrest von Lipid II einer Vorstufe der Peptidoglycanbausteine wird das sezernierte Protein kovalent mit dem Zellwandbaustein Lipid II verankert Durch den weiteren Verlauf der Zellwandsynthese wird das Protein somit Bestandteil der Peptidoglycanschicht 4 Anwendungen Bearbeiten nbsp Fluoreszenzmarkierung Proteine konnen mit Hilfe von Sortasen fluoreszenzmarkiert werden nbsp Ringschluss Die Enden eines Proteins konnen uber eine Sortasereaktion miteinander verbunden werdenSortasen werden in der Biotechnologie verwendet um Molekule miteinander zu verbinden und damit ihre Funktion raumlich zu koppeln Dabei konnen nicht nur Proteine verknupft werden sondern auch Lipide und andere Molekule Voraussetzung ist dass die Erkennungssequenzen fur die Sortase an den Molekulen angebracht werden konnen Die Motive mussen ausserdem korrekt orientiert und fur die Sortase raumlich zuganglich sein 12 Proteine oder auch andere Molekule konnen mit Hilfe von Sortasen fur analytische Zwecke markiert werden Beispielsweise konnen Antikorper oder Rezeptorliganden mit einem Fluoreszenzfarbstoff markiert werden um deren Bindungseigenschaften zu untersuchen 13 Mit Hilfe des Sortasereaktionsmechanismus konnen therapeutische Molekule PEGyliert werden Durch die Verbindung eines therapeutischen Proteins mit Polyethylenglycol PEG kann der Abbau des Proteins im Korper verlangsamt werden Mit der langeren biologischen Halbwertszeit des therapeutischen Proteines werden die pharmakodynamischen Eigenschaften verbessert 14 Durch das Verbinden des C und N Terminus eines Proteins wird ein Ringschluss erreicht Damit wird der Abbau therapeutischer Proteine durch Proteasen gehemmt Dies fuhrt wie die PEGylierung zu einer langeren biologischen Halbwertszeit des Proteins 14 Die Verwendung von mehreren Sortasen mit unterschiedlichen Erkennungsmotiven erlaubt die Synthese eines Komplexes aus mehreren Liganden Dabei lasst sich die Orientierung und Reihenfolge der einzelnen Liganden steuern 15 Vorteile der Nutzung von Sortasen Bearbeiten Sortasen sind Enzyme und funktionieren unter physiologischen Bedingungen Daher konnen Sortasen im Gegensatz zu manchen chemischen Verfahren eingesetzt werden ohne dass eine Schadigung der Substrate z B durch Temperatur pH Wert oder Salzkonzentration zu erwarten ist Die Reaktion der Sortasen ist immer spezifisch was bedeutet dass die Ligation der Substrate immer an derselben Stelle erfolgt Bei der chemischen Synthese hingegen kann die Verknupfung der Substrate unter Umstanden an verschiedenen Stellen erfolgen Nachteile der Nutzung von Sortasen Bearbeiten Sortasen katalysieren die Hin und Ruckreaktion Das bedeutet sie katalysieren sowohl die Verknupfung der Substrate sowie auch das Losen der Bindung Der Grund dafur ist dass durch die Verknupfung das Erkennungsmotiv der Sortase wiederhergestellt wird Dadurch bildet sich nach einer gewissen Zeit ein Reaktionsgleichgewicht zwischen den Substraten und dem Produkt Die Produktausbeute der Sortasereaktion ist von den Eigenschaften der Substrate abhangig und in der Regel erfolgt der Umsatz nicht vollstandig Auch die Aufreinigung des Produkts aus dem Reaktionsansatz kann problematisch sein Dies hangt jedoch auch stark von den eingesetzten Substraten ab und ist deshalb nicht pauschal zu beurteilen Sortasen als Ziel therapeutischer Anwendungen Bearbeiten Sortasen sind in hohem Masse fur die Architektur der Zellwand grampositiver Bakterien verantwortlich Zu den Oberflachenstrukturen die von Sortasen aufgebaut werden zahlen auch viele Virulenzfaktoren welche z B fur den Stoffwechsel der Bakterien 16 oder fur die Adhasion an menschliches Gewebe notig sind 3 Untersuchungen haben gezeigt dass Krankheitserreger deren Sortasen genetisch inaktiviert wurden nicht mehr fahig sind Infektionen auszulosen Daraus schliesst man dass eine medikamentose Inhibition der Sortasen eine antibiotische Therapie darstellen konnte 17 Einzelnachweise Bearbeiten S K Mazmanian G Liu E R Jensen E Lenoy O Schneewind Staphylococcus aureus sortase mutants defective in the display of surface proteins and in the pathogenesis of animal infections In Proceedings of the National Academy of Sciences Band 97 Nummer 10 Mai 2000 ISSN 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8 Nummer 9 September 2013 ISSN 1750 2799 S 1800 1807 doi 10 1038 nprot 2013 102 PMID 23989674 PMC 3941705 freier Volltext U Ilangovan et al Structure of sortase the transpeptidase that anchors proteins to the cell wall of Staphylococcus aureus In Proceedings of the National Academy of Sciences 98 Nr 11 2001 S 6056 6061 a b M J Pallen et al An embarrassment of sortases a richness of substrates In Trends in microbiology 9 Nr 3 2001 S 97 102 a b Thomas Spirig Ethan M Weiner und Robert T Clubb Sortase enzymes in Gram positive bacteria In Molecular microbiology 82 Nr 5 2011 S 1044 1059 Jonathan M Budzik Luciano A Marraffini und Olaf Schneewind Assembly of pili on the surface of Bacillus cereus vegetative cells In Molecular microbiology 66 Nr 2 2007 S 495 510 a b Gavin K Paterson und Timothy J Mitchell The biology of Gram positive sortase enzymes In Trends in microbiology 12 Nr 2 2004 S 89 95 John M Antos et al Lipid modification of proteins through sortase catalyzed transpeptidation In 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