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Die Solitude Allee 1768 als Verbindungsachse zwischen Schloss Solitude und Ludwigsburg angelegt diente ab 1820 als Basislinie der Wurttembergischen Landesvermessung Blick von der Allee auf Schloss Solitude Startpunkt der BasislinieLudwigsburger Allee unterhalb von Schloss SolitudeBlick von Schloss Solitude uber die 13 Kilometer lange BasislinieSolitude Allee auf Blatt 16 1840 des Topographischen Atlas mit markiertem Endpunkt vor Ludwigsburg der roten Nulllinie der Quadranten und den Grenzen der FlurkartenGedenktafel mit Startpunkt auf Schloss Solitude Inhaltsverzeichnis 1 Verlauf 2 Geschichte 2 1 Allee fur Herzog und Hofstaat 2 2 Basis fur die Landesvermessung 2 3 Messverfahren und Werkzeuge 3 Garten der Triangulation 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Einzelnachweise 7 WeblinksVerlauf BearbeitenDie Solitude Allee fuhrt heute als unbefestigter Weg vom Nordtor des an der Keuperstufe gelegenen Schlosses Solitude steil den Hang hinunter und vereinigt sich an dessen Fuss mit der Bergheimer Steige Ab dem Weilimdorfer Ortsteil Bergheim heisst sie Solitudestrasse und behalt diese Bezeichnung durch den Ortsteil Wolfbusch und den Ortskern von Weilimdorf bis zur Markungsgrenze von Korntal Ab hier lautet ihr Strassenname Solitudeallee Bei Stuttgart Neuwirtshaus kreuzt sie im rechten Winkel die ehemalige Romerstrasse und heutige Bundesstrasse 10 fuhrt ubers Lange Feld nach Stuttgart Stammheim entlang der JVA Stammheim nach Kornwestheim und von hier als asphaltierter Feldweg nach Ludwigsburg wo sie durch den 1844 begonnenen Bau der wurttembergischen Nordbahn von Stuttgart nach Heilbronn unterbrochen wurde Geschichte BearbeitenAllee fur Herzog und Hofstaat Bearbeiten Herzog Carl Eugen liess die Solitude Allee von 1764 bis 1768 als direkte Verbindungsachse vom Residenzschloss Ludwigsburg zum Schloss Solitude erbauen und fur den Hofstaat reservieren Dem gemeinen Volk war das Betreten der Strasse bei Strafe verboten So galt die verkehrsgeographisch unnutze Strasse als Symbol fur absolutistische Herrscherwillkur bevor sie wenigstens fur die Landesvermessung einen Nutzen bot 1 Basis fur die Landesvermessung Bearbeiten Am 25 Mai 1818 ordnete Konig Wilhelm I per Dekret an das Finanzministerium die erste Landvermessung im Konigreich Wurttemberg an Am 18 September 1820 begann der zur Leitung des Unterfangens berufene Naturwissenschaftler Johann Gottlieb Friedrich von Bohnenberger in Anwesenheit Seiner Majestat mit der Vermessung der Solitude Allee die er wegen ihrer Geradlinigkeit als Hauptbasis fur die Triangulation ausgewahlt hatte Der Startpunkt der Basislinie war zentral im Schloss Solitude wo heute eine Gedenktafel angebracht ist siehe Abb 2 Am Endpunkt vor der damaligen Stadtgrenze von Ludwigsburg liess Bohnenberger eine holzerne Pyramide errichten von der aus man die notige Aussicht hatte An deren ehemaligem Standort an der Einmundung der Kohlstrasse in die Solitude Allee steht heute ein Gedenkstein mit der Aufschrift Wurttembergische Landesvermessung 1820 Basis Solitude Ludwigsburg Lange 13032 14 m Endpunkt in der Strassenachse 3 Die ermittelte Basis Lange von 40 118 718 Pariser Fuss 1 Pariser Fuss 0 32484 Meter wurde mit der bayerischen Grundlinie bei Munchen abgeglichen Der Unterschied betrug nur 0 182 Pariser Fuss 0 059 m Messverfahren und Werkzeuge Bearbeiten Im Wurttembergischen Jahrbuch von 1822 erklarte Bohnenberger warum man eine gerade und exakt vermessene Grundlinie braucht um auf dieser Grundlage die Landesvermessung durchfuhren zu konnen Denkt man sich namlich von den Endpunkten dieser Grundlinie aus Geraden hin zu einem dritten Punkt musse man lediglich bey der grossen Vollkommenheit der Reichenbachischen Winkelmesser mit einer Genauigkeit welche die der unmittelbaren Messung ubertrifft die Winkel des Dreiecks messen um daraus die beiden Linien prazise errechnen zu konnen Voraussetzung ist dass man von jedem Punkt aus die beiden anderen sieht Jede dieser genau berechneten Linien ist nun wieder Grundlinie fur ein weiteres Dreieck so dass schliesslich das ganze zu vermessende Land von einem trigonometrischen Netz uberzogen wird 4 Mit dem Sinussatz lassen sich die fehlenden Seiten des Dreiecks berechnen Karl Koch vom Landesvermessungsamt Baden Wurttemberg der in einem Aufsatz 5 das vermutlich aus der Feder des Vermessungscommissars Major von Gasser stammende Originaltagebuch vorstellte beschrieb das Vorgehen der Geometer Der Basismessungsapparat wurde von Mechaniker Butzengeiger in Tubingen gefertigt Der Apparat bestand aus funf eisernen Messstangen einem Messkeil einer Libelle mit Gradbogen einer Messungsbrucke und einem Senkel Die Messstangen waren jede 12 Pariser Fuss ca 3 9 m lang 16 kg schwer auf 13 Reaumur geeicht und mit Holz verkleidet so dass nur die Enden der eisernen Stangen herausragten Jede Messstange war mit einem Thermometer versehen Die Messung erfolgte nicht in der horizontalen Lage der Stangen vielmehr wurde die Neigung mittels einer Libelle mit Gradbogen ermittelt und beim Messergebnis berucksichtigt Auch wurde die Messung selbst nicht auf dem Gelande durchgefuhrt sondern auf einer Messungsbrucke die aus sechs Holzbocken bestand jeder ca 85 cm hoch und 85 cm breit Am 18 September 1820 wurde der Basismessungsapparat von Tubingen nach Schloss Solitude gebracht Die vom Militar gestellten Sappeurs waren zum Aufbau der Messungsbrucke zum Abbau derselben und Weitertransport der Bocke sowie zum Stangentragen usw eingesetzt 6 Jeder Tag der Arbeiten wurde im Tagebuch protokolliert als Beispiel der Eintrag vom 11 Oktober 1820 Wurde mit der 611ten Lage zu messen angefangen Mittags besuchten Sr Konigl Majestat die Messung liessen sich indem Sr Majestat sich geraume Zeit aufhielten die Manipulation zeigen und blieben biss man bey der 630ten Lage 5ten Stange einen Pflock mit einem Punkt bezeichnete Abends wurde die Messung mit der 647ten Lage 5ten Stange beschlossen nbsp Info Tafel im Garten der Triangulation an der Solitude AlleeGarten der Triangulation BearbeitenAls Ausgleichsmassnahme fur den flachenintensiven Bau ihres neuen Container Umschlagbahnhofs liess die Deutsche Bahn AG 1998 einen vom Landesvermessungsamt Baden Wurttemberg konzipierten Garten der Triangulation anlegen Auf dessen westlich vom Bahnhof an der Solitude Allee gelegenen Flache 7 wird ein Teil des historischen Dreiecknetzes der 1818 bis 1840 erfolgten Landesvermessung in einem massstabsgetreuen Modell wiedergegeben Die Solitude Allee als Grundlinie des ersten Dreiecks wird im Modell durch eine Sitzbank betont Steinsaulen markieren die Eckpunkte des Hauptdreiecksnetzes Die Gesteinsarten der Saulen entsprechen der Geologie des jeweiligen Ortes In den Boden eingelassene Eisenbahnschienen zeichnen die Visierlinien zwischen den Eckpunkten nach 8 Anlasslich des 200 Jahrestages des Beginns der Landesvermessung in Wurttemberg wurde 2018 ein Mystery Cache am Garten der Triangulation gelegt 9 Siehe auch BearbeitenBasislinie Unterfohring Aufkirchen 1801 Gausssche Landesaufnahme mit Hinweis auf die von Gauss selbst geleitete Triangulation von 1821 bis 1825 Braaker Basis 1820 21 Basis Bonn 1847 Grossenhainer Grundlinie 1870 Literatur BearbeitenJohann Gottlieb Friedrich von Bohnenberger Uber die Messung der Hauptbasis zwischen Solitude und Ludwigsburg zum Behufe der Landesvermessung In Wurttembergisches Jahrbuch von 1822 Alfred Egerer Die mathematischen Grundlagen der wurttembergischen Kartenwerke In Wurttembergische Jahrbucher fur Statistik und Landeskunde 1930 31 ISSN 0721 1589 S 287 420 Bernhard Klar und Erika Porten Die Solitudeallee in Weilimdorf ein Kulturdenkmal der Landvermessung von 1820 In Weilimdorfer Heimatblatt Nummer 24 Juni 2002 2 Aufl Mai 2007 herausgegeben vom Weilimdorfer Heimatkreis e V Digitalisat PDF Landesvermessungsamt Baden Wurttemberg Hrsg 150 Jahre Wurttembergische Landesvermessung Stuttgart 1968 Wirtschaftsministerium Baden Wurttemberg 175 Jahre Wurttembergische Landesvermessung Stuttgart 1993 Einzelnachweise Bearbeiten Bernhard Klar und Erika Porten Die Solitudeallee in Weilimdorf ein Kulturdenkmal der Landvermessung von 1820 In Weilimdorfer Heimatblatt Nummer 24 Juni 2002 2 Aufl Mai 2007 S 2 herausgegeben vom Weilimdorfer Heimatkreis e V WHB 24 als PDF Standort des Startpunkts siehe 48 47 12 8 N 9 5 3 5 O 48 786886 9 084301 Standort des Endpunkts siehe 48 53 2 8 N 9 10 59 9 O 48 884108 9 183317 Johann Gottlieb Friedrich von Bohnenberger Uber die Messung der Hauptbasis zwischen Solitude und Ludwigsburg zum Behufe der Landesvermessung In Wurttembergisches Jahrbuch von 1822 Titel Das Tagebuch uber die Messung der wurttembergischen Hauptbasis von Schloss Solitude nach Ludwigsburg SWR Film zur Basis Vermessung 1820 in Wurttemberg April 1999 SWR Schulfernsehen Standort des Gartens der Triangulation siehe 48 51 42 8 N 9 9 37 4 O 48 861902 9 160395 Bernhard Klar Erika Porten Die Solitudeallee in Weilimdorf ein Kulturdenkmal der Landvermessung von 1820 In Weilimdorfer Heimatblatt 2 Auflage Nr 24 Weilimdorfer Heimatkreis e V Mai 2007 S 4 f WHB 24 als PDF Kathleen Kraus Mysterycache am Garten der Triangulation In Aktionswoche Geodaesie BW de DVW Baden Wurttemberg e V 8 Oktober 2018 abgerufen am 14 Februar 2022 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Solitude Allee Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien 48 84159 9 13993 Koordinaten 48 50 N 9 8 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Basislinie Solitude Allee amp oldid 238098469