www.wikidata.de-de.nina.az
Der Silberschatz von Hohenwart ist ein lokalgeschichtlich bedeutender Depotfund aus dem Spatmittelalter der ab 2003 von drei Kindern mittels einer Metallsonde aus einer Baugrube geborgen wurde Ein Teil des Hohenwarter SilberschatzesIn mehreren Etappen gelangte der Munzhort auf den die Offentlichkeit 2004 uber lokale Zeitungsberichte aufmerksam gemacht wurde ins Hohenwarter Rathaus Dort wurden einige der Munzen ausgestellt bis der Depotfund im Sommer 2019 uber die Archaologische Staatssammlung Munchen an die Staatliche Munzsammlung Munchen ubergeben wurden um ihn bestimmen zu lassen 1 Inhaltsverzeichnis 1 Zusammensetzung des Fundensembles 2 Datierung der Munzen 3 Fundumstande 4 Historische Einordnung 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseZusammensetzung des Fundensembles BearbeitenEs handelt sich bei dem Hort um 31 Silbermunzen die fast alle aus dem bayrischen Raum und der Grafschaft Tirol stammen wodurch die Zusammensetzung des Munzschatzes einen tendenziell regionalen Charakter aufweist Insgesamt zehn der Munzen stammen aus Tirol und bilden gleichzeitig die altesten Pragungen in diesem Konvolut Bei diesen Gepragen handelt es sich ausschliesslich um silberne Kreuzer aus der Munzstatte Meran Sechzehn weitere Munzen stammen aus den bayerischen Teilherzogtumern Bayern Munchen Bayern Landshut und Bayern Ingolstadt und konnen durchwegs als sogenannte schwarze Pfennige angesprochen werden die zumeist einseitig bepragt vorliegen Lediglich eine Munze stammt aus Amberg in der Oberpfalz und kann als Halbling identifiziert werden womit diese Pragung das niedrigste Nominal in diesem Hort darstellt Aus dem Bistum Augsburg sind drei Pfennige bekannt Nur eine Munze ist aufgrund des fortgeschrittenen Korrosionsgrades ganzlich unbestimmbar Die grosse Anzahl an Munzen aus Tirol ist fur bayrische Munzhorte des Spatmittelalters nicht ungewohnlich auffallend ist jedoch das uberwiegende Fehlen von kleineren Nominalen aus dem bayerischen Raum und Tirol wodurch der Hortcharakter dieses Fundes nochmals unterstrichen wird 2 nbsp Augsburger Schwarzpfennig Fehlpragung nbsp Augsburger Schwarzpfennig nbsp Etschkreuzer Vorderseite nbsp Etschkreuzer Ruckseite mit Adler nbsp Ingolstadter SchwarzpfennigDatierung der Munzen BearbeitenDie vier altesten Munzen wurden zwischen 1274 und 1306 gepragt und stammen aus Tirol Der Grossteil der Geldstucke stellt bayrische Schwarzpfennige dar die zwischen 1395 und 1406 datiert werden konnen Da die Pfennige des Bistums Augsburg vermutlich in der Mitte des 15 Jahrhunderts gepragt wurden ist es nicht unplausibel dass der Hort fruhestens in diesem Zeitraum vergraben wurde 3 Fundumstande BearbeitenEiner der Finder gab 2018 gegenuber der Lokalpresse Auskunft daruber wie er als Zwolfjahriger auf den Munzschatz aufmerksam geworden war Damals war er in einer Baugrube in Hohenwart unterwegs auf der Suche nach antiken Gegenstanden Meist waren es nur alte Tonscherben die er fand Dann aber fiel ihm bei seiner Expedition ein kleines dunkles Metallstuck auf das offen dalag Bei genauerem Betrachten entdeckte er wie er damals meinte das Abbild eines Drachen auf einer Seite des flachen Metallteilchens Ein befreundeter Archaologe klarte dann aber auf dass der Fund ein Schwarzpfennig aus Ingolstadt sei und die Abbildung einen heraldischen Panther darstelle Motiviert von zwei Freunden und mit einem Metalldetektor ging es daraufhin auf grosse Schatzsuche und die drei Kinder wurden auch tatsachlich fundig Neben den Munzen die alle in einem kleinen Umkreis verstreut lagen gruben sie auch Bruchstucke aus Buntmetall aus Es konnte sich hier um Verschlussteile einer Schatulle handeln 4 Der Fundort befindet sich ausserhalb des historischen Ortskerns Die meisten Munzen waren miteinander verbacken weshalb davon auszugehen ist dass sich der Hort in einer organischen Hulle oder einem Gefass befunden hatte In der Baugrube wurden etliche mittelalterliche Keramikscherben Eisennagel und fragmente Buntmetallbeschlage sowie Ziegelfragmente Mortel und Tierknochen aufgelesen 5 Auf Grundlage dieses archaologischen Befundes urteilt Tamara Ringeisen in ihrer Studie zur Lokalgeschichte des Marktes Hohenwart Die vorliegende Keramik weist auf eine Besiedlung des Gebiets vom 12 bis mindestens in das 15 Jahrhundert hin Letzteres wird zusatzlich durch die Datierung des Munzhortes um die Mitte des 15 Jahrhundert gestutzt Inwieweit dies mit der bisherigen Ortsgeschichte von Hohenwart vereinbar ist wird an anderer Stelle zu prufen sein Erstaunlicherweise uberwiegt innerhalb des gesamten Fundmaterials deutlich die Keramik des 14 Jahrhunderts Demnach scheint die Siedlung selbst die allgemeinen Krisen dieser Zeit wie Pest Klimaverschlechterungen und wirtschaftlichen Niedergang uberdauert zu haben In Bezug auf den Keramikfund von Hohenwart konnte die vergleichsweise geringe Zahl an Fragmenten des 15 Jahrhunderts auf die allmahliche Auflosung der Siedlung hinweisen Die Menge der Keramik des 12 Jahrhunderts weist darauf hin dass die Siedlung bereits mindestens um die 300 Jahre bestand als der Munzhort in den Boden gelangte Aus welchem Grund dies geschah kann heute nicht mehr nachvollzogen werden Sollte die Besiedlung tatsachlich in der zweiten Halfte des 15 Jahrhunderts auslaufen ware es denkbar dass ihr Untergang und die Deponierung der Munzen zusammenfallen Aufgrund der Materiallage muss dies jedoch eine Vermutung bleiben 6 Auch laut Fabian Bente besteht ein moglicher Zusammenhang zwischen der Aufgabe des Siedlungsareals und der Verbergung des Munzhorts 7 Historische Einordnung BearbeitenIm Jahr 1074 wurde das Kloster von Hohenwart durch das Geschwisterpaar Ortolf und Wiltrudis aus dem Geschlecht der Rapotonen gegrundet woraufhin sich in der zweiten Halfte des 12 Jahrhunderts ausserhalb der Klostermauern eine Siedlung von geringem Umfang bildete Der zwischen 1310 und 1340 auf dem Klosterberg eingerichtete Markt Hohenwart wurde gegen Ende des 14 Jahrhunderts ins Paartal verlegt Mit der bayrischen Landesteilung von 1255 wurde dieser Ort dem Herzogtum Bayern Munchen zugeschlagen Als sich 1392 eine erneute Landesteilung vollzog geriet Hohenwart in eine unmittelbare Grenzsituation zum Teilherzogtum Bayern Ingolstadt Aufgrund von Besitzungen des Klosters im Ingolstadter Landesteil wurde Hohenwart bis zum Aussterben der Ingolstadter Linie 1447 in Konflikte verwickelt 1394 sowie 1420 22 kam es zu militarischen Auseinandersetzungen zwischen Bayern Munchen und Bayern Ingolstadt vgl Bayerischer Krieg 1395 1398 und 1421 22 wurden Teile des Landgerichts Pfaffenhofen zu denen auch Hohenwart gehorte von den Ingolstadtern verheert Obgleich sich die Situation Mitte des 15 Jahrhunderts fur Hohenwart entspannte hielten wirtschaftliche Schwierigkeiten in dieser Zeit an Bereits ab 1300 war es zu einer Landflucht der Bauern gekommen und zwischen 1459 und 1460 kam es zu einer starken Inflation der sogenannten Schinderlingszeit die sich durch eine drastische Reduzierung des Silbergehalts der bayrischen Pfennige auszeichnete Infolgedessen wurden altere Munzen mit einem hoheren Silbergehalt gehortet und dadurch dem Geldumlauf entzogen wahrend die neueren und schlechteren Munzen den Wahrungsraum uberfluteten 8 Vor diesem Hintergrund schlussfolgert Bente Die Grunde fur eine Deponierung konnen sehr vielfaltig sein und mussen nicht zwangsweise mit historischen Ereignissen und kriegerischen Auseinandersetzungen in Verbindung stehen denn es gibt grundsatzlich auch eine Vielzahl privater und wirtschaftlicher Beweggrunde einen Spar Hort anzulegen die heute nicht mehr sicher feststellbar sind Ein Zusammenhang mit der bereits angesprochenen Schinderlingszeit zwischen 1459 und 1460 ist denkbar da bei diesem Hort viele altere Pragungen zusammengetragen wurden kaum kleinere Nominale vorhanden sind und die bayerischen Pfennige nach 1406 die uber einen geringeren Silbergehalt verfugten als ihre Vorgangerpragungen fehlen Das gehaufte Ansparen von alteren Munzen mit einem hoheren Silbergehalt ist fur die Schinderlingszeit bekannt und ware in einer Zeit der Inflation durchaus zu erwarten 9 Literatur BearbeitenFabian Bente Ein spatmittelalterlicher Munzfund aus Hohenwart Lkr Pfaffenhofen an der Ilm Obb In Jahrbuch fur Numismatik und Geldgeschichte 69 70 2019 2020 S 361 386 Fabian Bente Ein Bericht uber den spatmittelalterlichen Munzhort von Hohenwart Lkr Pfaffenhofen an der Ilm In Sammelblatt des Historischen Vereins Ingolstadt 129 Jahrgang 2020 S 138 146 Ernst Petz Munzen aus den Kindertagen der Gemeinde ausgegraben In Donaukurier Nr 43 21 22 Februar 2004 S 30 Ernst Petz Drei junge Hobbyarchaologen finden Munzen aus dem 13 bis 15 Jahrhundert In Mitteilungsblatt fur den Markt Hohenwart 27 Februar 2004 Deckblatt Tamara Ringeisen Ein mittelalterlicher Keramikfund aus Hohenwart Lkr Pfaffenhofen a d Ilm In Sammelblatt des Historischen Vereins Ingolstadt 129 Jahrgang 2020 S 112 137 Weblinks BearbeitenHomepage pfaffenhofen today de Der Silberschatz von Hohenwart 20 September 2018 Homepage donaukurier de Funkelnde Munzen 21 September 2018 Einzelnachweise Bearbeiten vgl Bente 2020 S 138f vgl Petz Donaukurier Mitteilungsblatt fur den Markt Hohenwart Bente 2020 S 139 141 Bente 2020 S 141f donaukurier de Funkelnde Munzen 21 September 2018 Bente 2020 S 138f Ringeisen S 124f Bente 2020 S 145 vgl Bente 2020 S 142f Bente 2020 S 144 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Silberschatz von Hohenwart amp oldid 232047582