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Dieser Artikel behandelt die samische Nutzungsgemeinschaft gemeinsamer Jagd und Ressourcengebiete zu dem gleichnamigen Museum siehe Siida Museum Die Siida sudsamisch sijte lulesamisch sijdda skoltsamisch sijd war die traditionelle soziale Organisationsform der Samen Nordeuropas bis zur Einfuhrung des Rentiernomadismus Es handelte sich dabei um eine akephale herrschaftsfreie Wildbeuter Horde von vielen Familien und Haushaltseinheiten in einem abgegrenzten Jagd und Ressourcengebiet Rekonstruierte samische Rentierzuchterverbande Lappbyar des 16 Jahrhunderts in Schweden Finnland rot sowie Siidas auf der Kola Halbinsel die bis zum Anfang des 20 Jahrhunderts Bestand hatten blau Staloluokta eine Samensiedlung des Tuorpon Sameby im Nationalpark PadjelantaSeit Ende des 16 Jahrhunderts wurde das Land von der schwedischen Regierung in sogenannte Lappbyar Lappendorfer eingeteilt deren gesetzliche Grundlagen die alte Siida Ordnung mehr und mehr ersetzte Jedes Lappby hatte ein Regelwerk das detaillierte Bestimmungen uber die Weiderechte die auszufuhrenden Arbeiten die Verwendung der Mittel usw enthielt Uberdies bestanden manche dieser Einheiten bereits aus mehreren ursprunglichen Siidas Die heutigen eher marktwirtschaftlich orientierten Gemeinschaften samischer Rentierhalter norwegisch Reinbeitedistrikt schwedisch Sameby und finnisch Paliskunta wurden von den nationalstaatlichen Administrationen aus den subsistenzorientierten lokalen Gemeinschaften der Siidas Lappbyar abgeleitet Es handelt sich heute gar nicht mehr um eine Gesellschaftsform sondern um einen wirtschaftlichen Zweckverband im Sinne einer juristischen Person 1 Inhaltsverzeichnis 1 Das Leben in der traditionellen Siida 2 Der Wandel zu den Rentierhuter Verbanden 3 Sameby Paliskunta und Reinbeitedistrikt 4 Literatur 5 EinzelnachweiseDas Leben in der traditionellen Siida BearbeitenDie Grosse des Gebietes und die Regeln der Gemeinschaft waren im Laufe der Zeit und in den verschiedenen Regionen je nach den Anderungen des Erwerbs grossen Veranderungen unterworfen In der fruheren Lebensweise als Jager bildete die Siida eine raumliche soziale und wirtschaftliche Einheit In der Regel waren zwischen sechs und 14 Haushalte in einer Siida zusammengeschlossen die gemeinsam das Wild vor allem Wildren Braunbar und Biber den Fisch und die Weiden nutzten Aber es gab auch solche mit 25 30 Haushalten Die Familien waren oft verwandt oder verschwagert Diese Art der Gemeinschaft hat sich am langsten bei den russischen Samen der Halbinsel Kola und auf Sud Varanger gehalten Von dort stammen die heutigen Kenntnisse uber die Siida Im Fruhjahr und Sommer wirtschafteten die einzelnen Haushalte getrennt und verteilten sich uber die verschiedenen Erwerbsquellen also Flusse und Binnenseen Jagdgebiete Weideland Fischplatze am Meer Im Herbst und Winter sammelten sie sich an gemeinsamen Wohnplatzen um gemeinschaftlich Jagd auf das Wildren zu betreiben und die sozialen Kontakte zu pflegen Eine Siida war mindestens so gross dass sie eine Jagdgemeinschaft von acht bis zwolf erwachsenen Jagern stellen konnte Manche umfassten aber auch mehrere solche Jagdgemeinschaften Die gemeinschaftliche Beute wurde unter den Haushalten proportional aufgeteilt In den ostsamischen Gebieten ist bekannt dass die Siida von einem Altestenrat der aus den Haushaltsvorstanden gebildet wurde geleitet wurde Hauptlinge kannten die Samen nicht Die wichtigste Personlichkeit der Siida war der Schamane Noajde genannt Er war der Mittler zwischen der Geisterwelt und dem Diesseits und wurde bei allen moglichen Krisen von den Menschen zu Rate gezogen 2 Der Wandel zu den Rentierhuter Verbanden BearbeitenNach dem Ubergang zum Rentiernomadismus im 16 Jahrhundert bezeichnete der Begriff Siida eine Gemeinschaft kleineren Umfangs von Rentierhaltern die durch verwandtschaftliche Verbindungen mit einer Geschwistergruppe oder deren Kindern als Kern definiert ist Die Rentierhaltung bedarf eines hohen Grades an Flexibilitat je nach der Grosse der Herde der Qualitat der Weidegrunde und auch der klimatischen Verhaltnisse Nach der Aufteilung West Lapplands durch Schweden Finnland zerfielen die alten Sozialstrukturen langsam Die vormals eher runden Streifgebiete der Jager wurden im Sinne der neuen Rentierwirtschaft zum Teil zusammengefasst Die schwedische Administration legte diese Grenzen fur die vormals selbstbestimmten Siidas fest und fuhrte den Begriff Lappby fur die neuen Rentierhutergemeinschaften ein Sie dienten der besseren Kontrolle der nomadischen Siidas und dabei vor allem der Steuereintreibung An zentralen Punkten richtete man Handelsposten z B Jokkmokk oder Kirchdorfer z B Arvidsjaur ein die von den Samen regelmassig aufgesucht werden mussten Zudem wurde das bis dahin freie Land zum Eigentum einzelner Personen gemacht die fortan als Gewahrsleute und Verantwortliche zwischen dem Staat und ihrem Volk standen 3 Im russischen Teil Sapmis wurde die traditionelle Siida Struktur im Rahmen der Entwicklung und Russifizierung des Nordens erst nach 1930 zwangsweise aufgelost Stattdessen wurden grosse Rentier Kolchosen eingerichtet in denen uberdies Angehorige anderer rentierhutender Volker u a Nenzen und Komi Ischemzen angesiedelt und angestellt wurden Dies fuhrte zu einer schnellen Assimilation so dass das Wissen um die alten Traditionen der Siida heute in Skandinavien lebendiger ist als auf der Kola Halbinsel 4 Sameby Paliskunta und Reinbeitedistrikt Bearbeiten nbsp Beispiel fur eines der langgestreckten Samebyar im heutigen Schweden Die Grenzen der fruheren Lappbyar oder gar der ursprunglichen Siida Gemeinschaften existieren nicht mehrDie verwandtschaftlichen Netzwerke haben bei den rentierzuchtenden Samen des 21 Jahrhunderts immer noch eine gewisse Bedeutung wenngleich die Sozialstruktur der Siida erloschen ist Heute sind die lokalen Gemeinschaften der Rentierzuchter in den vorgenannten Zweckverbanden organisiert die vorwiegend wirtschaftliche Hintergrunde haben Es sind heute sehr langgestreckte Territorien die sich von den Weiden im Fjall bis zur Taiga in die Nahe der Ostkuste erstrecken Sie ermoglichen es die gemeinschaftlichen Wohnplatze Wanderungen und Arbeiten im Hinblick auf den Jahreszyklus sehr flexibel zu ordnen Wahrend eine Gemeinschaft im Winter die Rentiere in einem abgegrenzten Gebiet zusammenhalt werden sie im Fruhjahr in Einzelherden aufgeteilt wenn die Tiere kalben und neu markiert werden mussen Anschliessend kommen die Herden auf der Sommerweide wieder zusammen Die Grosse der Gemeinschaften und ihre Anzahl in einem Gebiet variiert mit der Zahl der Rentiere 1 In Schweden verfugt jedes Sameby uber ein abgegrenztes Gebiet in dem die eigenen Rentiere weiden und in dem sich die Sommerlager der zugehorigen Rentierzuchterfamilien befinden Die Einteilung wurde 1886 vom schwedischen Staat festgelegt Von Idre in Mittelschweden bis Treriksroset an der norwegisch finnischen Grenze gibt es 51 Samebyar Allein 32 davon liegen in der Provinz Norrbotten Mit der im 16 Jahrhundert vorgenommenen Einteilung in Lappbyar siehe Karte gibt es nur wenige Uberschneidungen der heutigen Grenzziehungen Eines der bekanntesten Samendorfer und Sommerwohnsitz des Tuorpon Sameby in Schweden ist Staloluokta im Padjelanta Nationalpark Literatur BearbeitenLars Ivar Hansen Siida in Norsk historisk leksikon Oslo 1999 Lars Ivar Hansen Samenes historie fram til 1750 Oslo 2007 Einzelnachweise Bearbeiten a b The sijdda the Sami community In samer se Samiskt Informationszentrum des Sametinget Ostersund 8 September 2006 archiviert vom Original am 24 September 2015 abgerufen am 28 Juli 2022 englisch Sunna Kuoljok John Erling Utsi Die Sami Volk der Sonne und des Windes Ajtte Svenskt Fjall och Samemuseum Lulea 1995 ISBN 91 87636 10 7 S 24 Rolf Kjellstrom Samernas liv schwedisch Carlsson Bokforlag Kristianstad 2003 ISBN 91 7203 562 5 Wolf Dieter Seiwert Hrsg Die Saami Indigenes Volk am Anfang Europas Deutsch Russisches Zentrum Leipzig 2000 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Siida amp oldid 238354861