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Die Schroder Zahlen sind eine Folge naturlicher Zahlen mit einer Reihe unterschiedlicher Bedeutungen in der Kombinatorik Sie tauchen unter anderem bei der Aufzahlung bestimmter Gitterpfade Polygonzerlegungen Baume oder Permutationen auf Man unterscheidet grosse Schroder Zahlen und kleine Schroder Zahlen die im Wesentlichen nur um einen Faktor zwei voneinander abweichen Die grossen Schroder Zahlen geben die Anzahl der horizontal vertikal oder diagonal verlaufenden Pfade in einem quadratischen Gitter an die von der linken unteren zur rechten oberen Ecke verlaufen und dabei die Diagonale nicht uberschreitenDie Schroder Zahlen sind nach dem deutschen Mathematiker Ernst Schroder benannt der im Jahr 1870 das Problem untersuchte auf wie viele Weisen Klammern in eine Summe geschrieben werden konnen Sie sollen jedoch bereits dem griechischen Astronom Hipparchos von Nicaa bekannt gewesen sein Inhaltsverzeichnis 1 Definitionen 1 1 Grosse Schroder Zahlen 1 2 Kleine Schroder Zahlen 2 Bedeutungen 2 1 Klammerungen 2 2 Gitterpfade 2 3 Zerlegungen 2 4 Permutationen 2 5 Kombinatorische Aquivalenz 3 Eigenschaften 3 1 Rekurrenzen 3 2 Explizite Formeln 3 3 Erzeugende Funktionen 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseDefinitionen BearbeitenGrosse Schroder Zahlen Bearbeiten Die grossen Schroder Zahlen S n displaystyle S n nbsp sind fur n N 0 displaystyle n in mathbb N 0 nbsp rekursiv durch S 0 1 displaystyle S 0 1 nbsp und S n S n 1 k 0 n 1 S k S n k 1 displaystyle S n S n 1 sum k 0 n 1 S k cdot S n k 1 nbsp fur n 1 displaystyle n geq 1 nbsp definiert Sie bilden die Folge 1 2 6 22 90 394 1806 8558 displaystyle 1 2 6 22 90 394 1806 8558 ldots nbsp Folge A006318 in OEIS Kleine Schroder Zahlen Bearbeiten Die kleinen Schroder Zahlen s n displaystyle s n nbsp werden entsprechend durch s 0 1 displaystyle s 0 1 nbsp und s n S n 2 s n 1 2 k 0 n 1 s k s n k 1 displaystyle s n frac S n 2 s n 1 2 sum k 0 n 1 s k cdot s n k 1 nbsp fur n 1 displaystyle n geq 1 nbsp definiert Sie bilden die Folge 1 1 3 11 45 197 903 4279 displaystyle 1 1 3 11 45 197 903 4279 ldots nbsp Folge A001003 in OEIS Nach Plutarch soll diese Zahlenfolge bereits dem griechischen Astronom Hipparchos von Nicaa bekannt gewesen sein weshalb sie auch Hipparchus Zahlen oder Schroder Hipparchus Zahlen genannt werden 1 2 Sie sind eng mit den Catalan Zahlen verwandt und werden daher auch als Super Catalan Zahlen bezeichnet 3 Bedeutungen BearbeitenKlammerungen Bearbeiten Ernst Schroder betrachtete 1870 das Problem auf wie viele Weisen es moglich ist Klammern in eine Summe bestehend aus n 1 displaystyle n 1 nbsp Termen zu setzen 4 Die Klammern sollen dabei korrekt geschachtelt sein und jeweils mindestens zwei Terme umfassen Beispielsweise gibt es die folgenden elf solcher Klammerungen von vier Termen a b c d a b c d a b c d a b c d a b c d a b c d a b c d a b c d a b c d a b c d a b c d displaystyle begin array llllll a b c d quad amp a b c d quad amp a b c d quad amp a b c d quad amp a b c d quad amp a b c d a b c d quad amp a b c d quad amp a b c d quad amp a b c d quad amp a b c d end array nbsp Die Anzahl der auf diese Weise moglichen Klammerungen wird gerade durch die kleinen Schroder Zahlen angegeben Wenn man Klammern um die ganze Summe herum ebenfalls zulasst erhalt man als Losung des Problems die grossen Schroder Zahlen Im Vergleich dazu geben die Catalan Zahlen die Anzahl der moglichen Klammerungen durch genau n 1 displaystyle n 1 nbsp Klammerpaare an die jeweils genau zwei Terme umfassen 5 Diese Klammerungen entsprechen der zweiten Zeile im obigen Beispiel Gitterpfade Bearbeiten nbsp Die sechs moglichen Pfade in einem 2 2 GitternetzDie grossen Schroder Zahlen geben auch die Anzahl der moglichen Pfade in einem quadratischen Gitternetz der Kantenlange n displaystyle n nbsp unter den folgenden Bedingungen an 6 Jeder Pfad verlauft von der linken unteren Ecke 0 0 displaystyle 0 0 nbsp zur rechten oberen Ecke n n displaystyle n n nbsp Ein Schritt darf nur nach rechts 1 0 displaystyle 1 0 nbsp nach oben 0 1 displaystyle 0 1 nbsp oder schrag nach rechts oben 1 1 displaystyle 1 1 nbsp erfolgen Die Diagonale von links unten nach rechts oben darf nicht uberschritten werden Solche Pfade werden auch Schroder Pfade oder Konigspfade genannt da sie den Zugmoglichkeiten des Konigs im Schach entsprechen 6 Die kleinen Schroder Zahlen entsprechen der Anzahl derjenigen Pfade bei denen kein Teilstuck auf der Diagonale verlauft 3 nbsp Die entsprechenden sechs Pfade in einem 4 2 GitternetzAquivalent dazu geben die grossen Schroder Zahlen die Anzahl der Pfade in einem Gitternetz der Grosse 2 n n displaystyle 2n times n nbsp an die folgenden Bedingungen genugen 7 Jeder Pfad verlauft von der linken unteren Ecke 0 0 displaystyle 0 0 nbsp zur rechten unteren Ecke 2 n 0 displaystyle 2n 0 nbsp Ein Schritt darf nur schrag nach rechts oben 1 1 displaystyle 1 1 nbsp schrag nach rechts unten 1 1 displaystyle 1 1 nbsp oder als Doppelschritt nach rechts 2 0 displaystyle 2 0 nbsp erfolgen Die Null Linie darf nicht unterschritten werden Diese Pfade entstehen durch Drehung Streckung und Spiegelung der jeweiligen Pfade in dem quadratischen Gitternetz Ein Doppelschritt entspricht so im quadratischen Gitter einem Diagonalschritt und die beiden schragen Schritte entsprechen dort den Schritten jeweils nach rechts und nach oben Die kleinen Schroder Zahlen charakterisieren auch diejenigen Pfade die keinen Scheitelpunkt bei y 1 displaystyle y 1 nbsp aufweisen 3 Zerlegungen Bearbeiten nbsp Die sechs moglichen Unterteilungen eines regelmassigen FunfecksDie grossen Schroder Zahlen zahlen auch die Anzahl der Moglichkeiten ein regelmassiges Polygon mit n 3 displaystyle n 3 nbsp Ecken unter den folgenden Bedingungen zu zerlegen 6 Jeder Schnitt verlauft durch zwei nicht benachbarte Ecken Die Schnittlinien durfen sich an den Ecken beruhren aber im Inneren nicht schneiden Eine vorher ausgewahlte Ecke darf nicht Endpunkt eines Schnitts sein Die kleinen Schroder Zahlen entsprechen der Anzahl moglicher Zerlegungen eines regelmassigen n 2 displaystyle n 2 nbsp Ecks bei denen keine Ecke ausgespart wird 8 nbsp Die sechs moglichen Zerlegungen eines Quadrats in Rechtecke mit zwei SchnittenAquivalent dazu zahlen die grossen Schroder Zahlen auch die Anzahl der Moglichkeiten ein Quadrat der Seitenlange n 1 displaystyle n 1 nbsp mit n displaystyle n nbsp Schnitten in n 1 displaystyle n 1 nbsp Rechtecke unter den folgenden Bedingungen zu zerlegen 9 Innerhalb des Quadrats befinden sich die n displaystyle n nbsp Punkte 1 1 n n displaystyle 1 1 ldots n n nbsp Jeder Schnitt verlauft horizontal oder vertikal durch genau einen dieser Punkte Jeder Schnitt unterteilt nur ein einzelnes Rechteck Permutationen Bearbeiten nbsp Die sechs moglichen mit und bezeichneten Binarbaume mit drei BlatternDie grossen Schroder Zahlen zahlen auch die Anzahl der geordneten Binarbaume mit n 1 displaystyle n 1 nbsp Blattern die die folgenden Bedingungen erfullen 10 Die inneren Knoten sind mit displaystyle nbsp oder displaystyle nbsp bezeichnet Die Blatter bleiben unbezeichnet Der rechte Teilbaum jedes inneren Knotens besitzt ein anderes Vorzeichen als der Knoten selbst Jedem solchen Binarbaum entspricht eine separable Permutation der Lange n 1 displaystyle n 1 nbsp Separable Permutationen sind diejenigen Permutationen die sich durch direkte oder schiefe Summen von trivialen Permutationen darstellen lassen Sie sind auch diejenigen Permutationen die die beiden Permutationsmuster 2 4 1 3 displaystyle 2 4 1 3 nbsp und 3 1 4 2 displaystyle 3 1 4 2 nbsp vermeiden Die kleinen Schroder Zahlen geben die Anzahl der Baume an bei denen der Wurzelknoten positiv ist Kombinatorische Aquivalenz Bearbeiten nbsp Zur Aquivalenz von Zerlegungen Baumen und KlammerungenAll diese Konstruktionen sind kombinatorisch aquivalent das heisst es gibt eine bijektive Abbildung zwischen jeweils einander entsprechenden Objekten Jeder Polygonzerlegung kann ein geordneter Baum zugeordnet werden der dem dualen Graphen der Zerlegung entspricht Die Flachen der Zerlegung entsprechen den inneren Knoten des Baums und die Seiten des Polygons seinen Blattern Eine vorher ausgewahlte Seite wird dabei der Wurzel des Baums zugeordnet 8 Jede Polygonzerlegung entspricht auch einer zulassigen Klammerung einer Summe von Termen Hierzu werden die Seiten des Polygons der Reihe nach den einzelnen Termen zugeordnet wobei eine vorher ausgewahlte Seite wiederum ausgelassen wird Jede Ecke des Polygons entspricht dann einer Stelle an der eine Klammer gesetzt werden kann und jede Schnittlinie genau einem Klammerpaar 8 Alle Konstruktionen die durch die grossen Schroder Zahlen aufgezahlt werden weisen eine grundlegende Symmetrie auf Ihre Objekte fallen in zwei disjunkte Klassen die gleich machtig sind und jeweils durch die kleinen Schroder Zahlen aufgezahlt werden Eigenschaften BearbeitenRekurrenzen Bearbeiten Dreieck der Zahlen Sn k n k displaystyle n diagdown k nbsp 0 1 2 3 4 5 Summe0 1 11 1 2 32 1 4 6 113 1 6 16 22 454 1 8 30 68 90 1975 1 10 48 146 304 394 903Eine lineare Differenzengleichung zweiter Ordnung ist fur die grossen Schroder Zahlen durch 6 n 1 S n 6 n 3 S n 1 n 2 S n 2 displaystyle n 1 S n 6n 3 S n 1 n 2 S n 2 nbsp gegeben Betrachtet man die Zahlen S n k displaystyle S n k nbsp die der linearen Rekurrenz S n k S n k 1 S n 1 k S n 1 k 1 displaystyle S n k S n k 1 S n 1 k S n 1 k 1 nbsp Folge A033877 in OEIS genugen wobei S n 0 1 displaystyle S n 0 1 nbsp und S n k 0 displaystyle S n k 0 nbsp fur k gt n displaystyle k gt n nbsp gesetzt werden dann ergeben sich die grossen Schroder Zahlen auf der Diagonalen also S n S n n displaystyle S n S n n nbsp Die kleinen Schroder Zahlen erfullen entsprechend die lineare Differenzengleichung 11 n s n 6 n 9 s n 1 n 3 s n 2 displaystyle ns n 6n 9 s n 1 n 3 s n 2 nbsp Sie ergeben sich fur n gt 0 displaystyle n gt 0 nbsp als Summe s n k 1 n 1 S n 1 k displaystyle s n sum k 1 n 1 S n 1 k nbsp Explizite Formeln Bearbeiten Die grossen Schroder Zahlen besitzen die expliziten Darstellungen S n 2 2 F 1 n 1 n 2 2 1 displaystyle S n 2 2 F 1 n 1 n 2 2 1 nbsp wobei 2 F 1 displaystyle 2 F 1 nbsp die gausssche hypergeometrische Funktion ist S n 1 2 C n 1 1 2 3 displaystyle S n frac 1 2 C n 1 1 2 3 nbsp wobei n gt 1 displaystyle n gt 1 nbsp und C n k displaystyle C n k nbsp ein Gegenbauer Polynom vom Grad n displaystyle n nbsp ist und S n 1 2 P n 1 3 6 P n 3 P n 1 3 displaystyle S n frac 1 2 left P n 1 3 6P n 3 P n 1 3 right nbsp wobei P n displaystyle P n nbsp das Legendre Polynom vom Grad n displaystyle n nbsp ist Erzeugende Funktionen Bearbeiten Die erzeugende Funktion der grossen Schroder Zahlen ist 6 G x n 0 S n x n 1 x 1 6 x x 2 2 x displaystyle G x sum n 0 infty S n x n frac 1 x sqrt 1 6x x 2 2x nbsp und die der kleinen Schroder Zahlen entsprechend 3 g x n 0 s n x n 1 x 1 6 x x 2 4 x displaystyle g x sum n 0 infty s n x n frac 1 x sqrt 1 6x x 2 4x nbsp Die erzeugenden Funktionen erfullen die Identitaten 1 x G x x G x 2 1 displaystyle 1 x G x xG x 2 1 nbsp sowie 1 x g x 2 g x 2 x displaystyle 1 x g x 2g x 2 x nbsp Siehe auch BearbeitenMotzkin ZahlLiteratur BearbeitenRalph Grimaldi Fibonacci and Catalan Numbers An Introduction John Wiley amp Sons 2012 ISBN 978 1 118 15976 7 Chapter 34 Richard P Stanley Enumerative Combinatorics Band 1 Cambridge University Press 2002 ISBN 0 521 66351 2 Richard P Stanley Enumerative Combinatorics Band 2 Cambridge University Press 2001 ISBN 0 521 78987 7 Weblinks BearbeitenEric W Weisstein Schroder Number In MathWorld englisch Eric W Weisstein Super Catalan Number In MathWorld englisch Einzelnachweise Bearbeiten R P Stanley Enumerative Combinatorics Band 1 Cambridge University Press 2002 S 51 R P Stanley Hipparchus Plutarch Schroder and Hough In American Mathematical Monthly Band 104 Nr 4 1997 S 344 350 a b c d Folge A001003 in OEIS E Schroder Vier combinatorische Probleme In Zeitschrift fur Mathematik und Physik Band 15 1870 S 361 376 uni goettingen de R P Stanley Enumerative Combinatorics Band 2 Cambridge University Press 2001 S 177 f a b c d e Folge A006318 in OEIS R Grimaldi Fibonacci and Catalan Numbers An Introduction John Wiley amp Sons 2012 S 34 4 a b c L Shapiro R Sulanke Bijections for the Schroder numbers In Mathematics Magazine Band 73 Nr 5 2000 S 369 376 R P Stanley Catalan addendum to Enumerative Combinatorics Band 2 2013 mit edu PDF L Shapiro A B Stephens Bootstrap percolation the Schroder numbers and the N kings problem In SIAM Journal on Discrete Mathematics Band 4 1991 S 275 280 D Foata D Zeilberger A classic proof of a recurrence for a very classical sequence In Journal of Combinatorial Theory A 80 Nr 2 1997 S 380 384 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schroder Zahlen amp oldid 238344342