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Der Schnittort Englisch cut locus ist eine abgeschlossene Teilmenge einer semi riemannschen Mannigfaltigkeit und relativ zu einer anderen Menge in der Mannigfaltigkeit definiert Der einfachste Fall ist der Schnittort eines einzelnen Punktes Fur Mannigfaltigkeiten wie die Sphare den Torus und den Zylinder ist der Schnittort eines Punktes p displaystyle p die Menge der Punkte q displaystyle q in denen sich mehrere Geodaten treffen die p displaystyle p und q displaystyle q mit der gleichen kurzesten Lange verbinden Allgemeiner ist der Schnittort des Punktes p displaystyle p der Abschluss der Menge der Schnittpunkte von p displaystyle p Prinzipiell ist ein Schnittpunkt q displaystyle q zum Punkt p displaystyle p die Exponentialabbildung eines Vektors aus dem T p M displaystyle T p M dessen Lange das Supremum des Intervalls ist in dem die Exponentialabbildung injektiv ist Das Konzept des Schnittortes wurde erstmals 1905 von Poincare untersucht 1 Inhaltsverzeichnis 1 Definition 1 1 In der Riemannschen Geometrie 1 2 In der Lorentzschen Geometrie 2 Eigenschaften 3 Beispiele 4 Literatur 5 EinzelnachweiseDefinition BearbeitenDie genaue Definition der Schnittpunkte ist von der Abstandsfunktion der Mannigfaltigkeit abhangig In der Riemannschen Geometrie Bearbeiten Im Fall einer riemannschen Metrik ist der Schnittpunkt der entfernteste Punkt q displaystyle q nbsp entlang einer Geodate bis zu dem diese Geodate die kurzeste Verbindung von p displaystyle p nbsp zu q displaystyle q nbsp in der gesamten Mannigfaltigkeit darstellt In der Lorentzschen Geometrie Bearbeiten In der Lorentzgeometrie unterscheidet man zwischen dem Nullschnittort dem zeitartigen Schnittort und dem kausalen bzw auch nichtraumartigen Schnittort Die Schnittpunkte q displaystyle q nbsp zu p displaystyle p nbsp im Nullschnittort von p displaystyle p nbsp sind die Punkte entlang von Nullgeodaten g displaystyle gamma nbsp von p displaystyle p nbsp ausgehend fur die gilt dass sie die g t displaystyle gamma t nbsp sind bei denen der Parameter t displaystyle t nbsp das Supremum des Intervals ist in dem der lorentzsche Abstand zwischen p displaystyle p nbsp und g t displaystyle gamma t nbsp null ist Fur die Definition des zukunftigen zeitartigen Schnittortes betrachtet man Vektoren des Tangentialbundels T M displaystyle TM nbsp eingeschrankt auf die Menge der zukunftsgerichteten zeitartigen Einheitsvektoren Dieses Bundel T 1 M displaystyle T 1 M nbsp wird auch Zukunfts Einheitsbundel genannt Zu jedem dieser Vektoren v displaystyle v nbsp aus der Faser des Bundels uber einem Punkt existiert eine einzige zeitartige Geodate c v displaystyle c v nbsp der Art dass ihr Tangentialvektor in diesem Punkt v displaystyle v nbsp ist Die Reichweite der Injektivitat der Exponentialabbildung kann man mit diesen Notationen so definieren Eine Funktion s T 1 M R displaystyle s colon T 1 M rightarrow mathbb R cup infty nbsp fur die gilt s v sup t 0 d p v c v t t displaystyle s v operatorname sup t geq 0 colon d pi v c v t t nbsp wobei d displaystyle d nbsp der lorentzsche Abstand ist und p displaystyle pi nbsp die kanonische Abbildung aus dem Bundel in die Mannigfaltigkeit die den Fusspunkt des Vektors gibt Der zukunftige zeitartige Schnittort von p displaystyle p nbsp ist nun einfach die Exponentialabbildung zu allen Vektoren s v v displaystyle s v cdot v nbsp die in p displaystyle p nbsp fussen und fur die s v displaystyle s v nbsp zwischen 0 und unendlich liegt also C t exp p s v v v T 1 M p 0 lt s v lt displaystyle C t operatorname exp p s v v colon v in T 1 M p 0 lt s v lt infty nbsp Der kausale Schnittort ist die Vereinigung des zeitartigen Schnittortes mit dem Nullschnittort Eigenschaften Bearbeiten nbsp Schnittort C P auf der Zylinderoberflache mit 2 gleich langen Geodaten g 1 displaystyle gamma 1 nbsp und g 2 displaystyle gamma 2 nbsp der Mannigfaltigkeit die P mit einem Punkt Q im Schnittort verbinden Der Schnittort enthalt durch seine Definition uber das globale Prinzip des Abstandes Informationen uber die Topologie der Mannigfaltigkeit So sind die Schnittorte eines Punktes auf einer topologischen Sphare mit riemannscher Metrik Baume und die Schnittorte auf Tori sind miteinander verknupfte Ringe Ausserdem sind die Schnittpunkte eng mit dem Prinzip der konjugierten Punkte verknupft So gilt in vollstandigen riemannschen Mannigfaltigkeiten dass ein Punkt q displaystyle q nbsp des Schnittortes zu einem Punkt p displaystyle p nbsp entweder konjugiert ist oder es gibt mindestens zwei Geodaten mit der gleichen kurzesten Lange die p displaystyle p nbsp und q displaystyle q nbsp verbinden Uber diese Geodaten gibt es weitere Satze Wenn q displaystyle q nbsp im beschriebenen Szenario kein konjugierter Punkt zu p displaystyle p nbsp ist und gleichzeitig der nachste Schnittpunkt zu p displaystyle p nbsp im gesamten Schnittort von p displaystyle p nbsp ist dann gibt es eine geodatische Schleife die beide Punkte enthalt Wenn der Abstand zwischen p displaystyle p nbsp und seinem Schnittort also zwischen p displaystyle p nbsp und seinem nachstgelegenen Schnittpunkt gleich dem Injektivitatsradius der Mannigfaltigkeit ist dann ist diese geodatische Schleife sogar eine geschlossene Geodate Beispiele Bearbeiten nbsp Ein um einen Zylinder gewickelter Faden in Form einer HelixDas einfachste Beispiel fur diese Eigenschaften ist ein Zylindermantel da es sich bei ihm um eine abwickelbare Flache handelt er also auf eine Ebene abgewickelt werden kann Geodaten sind diejenigen Kurven die bei der Abwicklung in die Ebene zu Geradenstucken werden Es sind also nicht die Schnitte des Zylinders mit einer Ebene Ellipsen da diese in der Abwicklung des Zylindermantels sinusformige Kurven und keine Geraden bilden auẞer beim Sonderfall eines senkrechten Schnittes mit dem Zylinder was einen Kreis darstellt der in der Abwicklung eine Gerade ist Ein anschauliches Beispiel fur solche Geodaten auf einem Zylinder sind die Stosskanten der Papierlagen auf Papprollen wie etwa bei Kuchen oder Klopapierrollen siehe Schraublinien Von einem Punkt ausgehend kann man in zwei Richtungen entlang dieser Bogen um den Zylinder herumlaufen Die rechts und linksherumlaufenden Geodaten mit gleichem Winkel treffen sich nach gleich langer Strecke entlang einer Gerade langs des Zylinders auf der Ruckseite Diese Gerade ist der Schnittort Der Punkt des Schnittorts der dem Ausgangspunkt am nachsten liegt ist derjenige der ihm genau gegenuber liegt Diese beiden Punkte sind also nach dem Satz mindestens mit einer geodatischen Schleife verbunden Da allerdings beim Zylinder der Injektivitatsradius gleich dem halben Umfang ist ist die Entfernung von jedem Punkt zu seinem Schnittort auf dem Zylinder gleich dem Injektivitatsradius Es muss also eine geschlossene Geodate geben die den Punkt und seinen Antipoden verbindet Das ist hier offensichtlich durch den Kreis erfullt der durch beide Punkte geht nbsp Die Unterseite eines Seesterns gut erkennbar sind dunkle Rillen entlang der Arme Ein Beispiel an dem die Baumstruktur bei topologischen Spharen gut erkennbar wird ist die Oberflache eines abstrahierten Seesterns Der Schnittort zum Mittelpunkt der Oberseite ist eine sternformige Anordnung von Strahlen entlang der Arme auf der Unterseite also die dunklen Linien im nebenstehenden Bild Dieser Schnittort enthalt die Information uber die Anzahl und Lange der Arme wobei jeder Strahl etwas kurzer als der Arm an dem er entlanglauft ist Literatur BearbeitenJ Beem P Ehrlich K Easley Global Lorentzian Geometry 2 Auflage Marcel Dekker New York 1996 Einzelnachweise Bearbeiten Poincare H Sur les lignes geodesiques des surfaces convexes Trans Amer Math Soc 6 237 274 1905 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schnittort amp oldid 225361194