www.wikidata.de-de.nina.az
Die Parchenegel Schistosoma von altgriechisch sxistos schistos gespalten und sῶma soma Korper sind eine Gattung parasitisch lebender Saugwurmer die vor allem in den Tropen und Subtropen vorkommen Weltweit sind bis jetzt 83 Arten bekannt Benannt wurden sie ursprunglich als Bilharzia nach Theodor Bilharz heute ist nur noch der Name Schistosoma ublich Umgangssprachlich wird er oft als Nilwurm bezeichnet was seiner weltweiten Verbreitung jedoch nicht gerecht wird ParchenegelSchistosoma mansonirechts das Mannchen in der Mitte das Weibchen links ein PaarSystematikohne Rang Urmunder Protostomia Stamm Plattwurmer Plathelminthes Klasse Saugwurmer Trematoda Ordnung StrigeiformesFamilie SchistosomatidaeGattung ParchenegelWissenschaftlicher NameSchistosomaWeinland 1858 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Verbreitung 3 Lebenszyklus 4 Arten 5 Hybride 6 Siehe auch 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseMerkmale BearbeitenDie Parchenegel zeichnen sich durch einige morphologische und physiologische Besonderheiten aus die sie von allen ubrigen Saugwurmern unterscheiden So handelt es sich etwa um die einzigen getrenntgeschlechtlichen Vertreter unter den Saugwurmern Mannchen und Weibchen der Parchenegel unterscheiden sich in Grosse und Gestalt Geschlechtsdimorphismus Das langere Weibchen lebt nach der Kopulation in der Bauchfalte des Mannchens Dauerkopula wobei das Vorder und Hinterende aus dieser hervorragen Die Bauchfalte des Mannchens wird auch als Canalis gynaecophorus bezeichnet Verbreitung BearbeitenDie humanpathogenen Vertreter der Parchenegel sind hauptsachlich in den tropischen Regionen der Welt zu finden Schistosoma mansoni ein wichtiger Erreger der Bilharziose ist uberall dort auf dem afrikanischen Kontinent einschliesslich der Arabischen Halbinsel vertreten wo der wichtige Zwischenwirt Biomphalaria pfeifferi vertreten ist Diese Posthornschnecke ist vor allem in stehenden und langsam fliessenden Gewassern zu finden Schistosoma mansoni gelangte im 19 Jahrhundert durch den Sklavenhandel nach Sudamerika und ist auch in der ostlichen Karibik anzutreffen 1 Auf dem afrikanischen Kontinent kommt weiterhin die wichtige humanpathogene Art Schistosoma haematobium vor In China Japan und einigen anderen Landern Ostasiens bzw Sudostasiens findet sich Schistosoma japonicum als humanpathogener Vertreter In Europa und Nordamerika sind lediglich einige Gattungen vertreten die bei Entenvogeln parasitieren Diese Vertreter haben zwar keine medizinische Relevanz fur den Menschen jedoch kann das zweite freischwimmende Larvenstadium die Cercarie in betroffenen Badeseen in die Haut des Menschen eindringen wo es abstirbt und unangenehmen Juckreiz auslost Badedermatitis bzw Cercariendermatitis Lebenszyklus Bearbeiten nbsp Lebenszyklus des Parchenegels nbsp Eier von Schistosoma mansoniParchenegel parasitieren bei Saugetieren Vogeln und Krokodilen Griphobilharzia im Gefasssystem Die mit dem Harn oder Stuhl des Endwirtes ins Wasser gelangten Eier enthalten eine Wimpernlarve Miracidium welche schlupft und aktiv in den ersten Zwischenwirt in der Regel eine Posthornschnecke eindringt Dort entwickelt es sich zur sogenannten Muttersporozyste die wiederum Tochtersporozysten bildet welche in die Mitteldarmdruse der Schnecke einwandern Dort produzieren die Tochtersporozysten die charakteristischen Gabelschwanzcercarien Letztere verlassen die Schnecke mit deren Ausscheidungen und befinden sich nun wieder frei im Wasser Im Wasser mussen die Cercarien einen geeigneten Endwirt finden Bei Kontakt mit dem Endwirt dringt die Cercarie durch die Haut in die Blutbahn ein und wirft dabei den Gabelschwanz ab Unter starkem Langenwachstum und Umstrukturierung des Tegumentes wandelt sich die Larve zu einem jungen aber noch nicht geschlechtsreifen Wurm den man als Schistosomulum bezeichnet Die Schistosomula halten sich zunachst in der Lunge auf und wandern zur Paarung in die Pfortader wo durch Aufnahme eines Weibchens in die Bauchfalte des Mannchens die Verpaarung erfolgt Diese Kopula halt ein Leben lang an was den Parchenegeln ihren Namen eingebracht hat Die geschlechtsreifen Tiere Adulti siedeln sich im Venensystem ihrer Endwirte an wobei der Ansiedlungsort artspezifisch festgelegt ist in der Regel Mesenterialvenen oder Harnblasenvenen Die adulten Parchenegel ernahren sich im Endwirt von Bestandteilen des Blutes darunter roten Blutkorperchen sowie Blutserum Die ausgewachsenen Tiere sind fur den Endwirt unschadlich wahrend die Eier schwere Erkrankungen auslosen konnen siehe unten Das Weibchen der Parchenegel gibt die befruchteten Eier in den Blutstrom des Wirts ab Durch Entzundungsreaktionen in den Venen in denen die adulten Parchenegel leben werden die Gefasse durchlassig und die Eier gelangen in den Darm oder die Harnblase Dies trifft allerdings nur fur etwa 50 der Eier zu Die restlichen Eier werden mit dem Blutstrom verdriftet und gelangen in unterschiedliche Organe des Korpers In den betroffenen Organgeweben vor allem Niere Leber Darm und Gehirn kann es durch die Reaktion des Immunsystems auf Substanzen die von dem im Ei sich entwickelnden Embryo abgegeben werden zu Krankheitserscheinungen kommen die zu dem fur den Wirtsorganismus gefahrlichen Krankheitsbild der Bilharziose oder Schistosomiasis fuhren konnen Die Wissenschaft geht heute auch davon aus dass die Infektion durch den Wurm auch zu Blasenkrebs fuhren kann Im Juli 2009 wurden nach vierjahriger Arbeit die 11 800 Gene des Bilharziose Erregers entziffert und zum Teil analysiert Arten BearbeitenIm Folgenden sind einige Arten mit der dazugehorigen Wirts Schneckengattung oder Art darunter aufgefuhrt Schistosoma mansoni Biomphalaria glabrata Biomphalaria alexandrina Biomphalaria sudanica Biomphalaria pfeifferi Biomphalaria straminea Planorbis boissyi Australorbis glabratus Schistosoma haematobium Bulinus truncatus Bulinus globosa Bulinus globosus Physopsis globosa aus Donges Parasitologie 1988 Physopsis africana Planorbarius Schistosoma intercalatum Zentralafrika 2 Indoplanorbis Bulinus forskali Schistosoma japonicum Oncomelania hupensis Schistosomophora Katayama Schistosoma mekongi China und Sudostasien 3 Tricula aperta Schisostoma bovis 4 5 Bulinus globosus Bulinus forskalii Bulinus nyassanus Bulinus truncatus Planorbarius metidjensisIm Jahr 2012 wurden vier weitere Arten zu dieser Gattung hinzugefugt die vorher in der Gattung Orientobilharzia gefuhrt wurden Orientobilharzia kann von Schisostoma morphologisch lediglich durch die Anzahl der Hoden unterschieden werden Eine Uberprufung der morphologischen und molekularen Daten hatte gezeigt dass dieser Unterschied zu klein ist um eine Trennung in verschiedene Gattungen zu rechtfertigen Die betroffenen vier Arten sind Schistosoma bomfordi Schistosoma datta Schistosoma harinasutai Schistosoma turkestanicumHybride BearbeitenVerschiedene Hybride wurden beobachtet Die Hybride S haematobium S guineensis wurde 1996 in Kamerun beobachtet 6 2003 wurde eine Hybride S mansoni S rodhaini in Schnecken im westlichen Kenia gefunden 7 2009 wurden S haematobium Schistosoma bovis Hybride in Kinden im nordlichen Senegal beschrieben Das Flussbecken des Senegal hat sich seit den 1980er Jahren stark verandert nachdem der Diama Damm im Senegal und die Manantali Talsperre in Mali errichtet wurden Mit neuen Formen der Landwirtschaft zunehmendem Viehbestand Zuwanderung von Menschen und Stellen wo Menschen und Rinder gemeinsam das Wasser verschmutzen wurde die Hybridisierung zwischen verschiedenen Schistosoma Spezies ermoglicht 8 Die gleiche Hybride wurde 2015 bei einem Schistosoma Ausbruch auf Korsika identifiziert welcher am Fluss U Cavu seinen Anfang nahm 9 10 Siehe auch BearbeitenParasiten des Menschen Praziquantel ein Wirkstoff gegen Schistosomen Parchenegel Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Parchenegel Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Spiegel Online Tropischer Parasit Wurmer im Blut als Reisesouvenir Erbgut des Parchenegels wurde 2009 entziffert Tagesspiegel Waffen gegen den WurmEinzelnachweise Bearbeiten Marianne Abele Horn Antimikrobielle Therapie Entscheidungshilfen zur Behandlung und Prophylaxe von Infektionskrankheiten Unter Mitarbeit von Werner Heinz Hartwig Klinker Johann Schurz und August Stich 2 uberarbeitete und erweiterte Auflage Peter Wiehl Marburg 2009 ISBN 978 3 927219 14 4 S 293 Marianne Abele Horn 2009 S 293 Marianne Abele Horn 2009 S 293 Adel A F Mahmoud Schistosomiasis Imperial College Press 2001 ISBN 1 86094 146 X S 20 392 google com abgerufen am 31 Juli 2016 A Mouahid A Theron Schistosoma bovis variability of cercarial production as related to the snail hosts Bulinus truncatus B wright and Planorbarius metidjensis In Int J Parasitol 17 8 Dez 1987 S 1431 1434 PMID 3440697 L A Tchuem Tchuente V R Southgate F Njiokou T Njine L E Kouemeni u a The evolution of schistosomiasis at Loum Cameroon replacement of Schistosoma intercalatum by S haematobium through introgressive hybridization In Trans R Soc Trop Med Hyg 91 1997 S 664 665 doi 10 1016 S0035 9203 97 90513 7 J A T Morgan R J DeJong N J S Lwambo B N Mungai G M Mkoji u a First report of a natural hybrid between Schistosoma mansoni and S rodhaini In Journal of Parasitology 89 2003 S 416 418 T Huyse B L Webster S Geldof u a Bidirectional introgressive hybridization between a cattle and human schistosome species In PLoS Pathog 5 2009 S e1000571 doi 10 1371 journal ppat 1000571 Jerome Boissier Sebastien Grech Angelini Bonnie L Webster u a Outbreak of urogenital schistosomiasis in Corsica France an epidemiological case study In The Lancet Infectious Diseases Band 16 Nr 8 2016 S 971 979 doi 10 1016 S1473 3099 16 00175 4 Kai Kupferschmidt Killerwurm bedroht Millionen Der Parasit konnte bereits eine neue Strategie gefunden haben In SZ online Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Parchenegel amp oldid 212642457