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Die Schiffbrucken uber den Hellespont waren zwei Schwimmbrucken die der persische Konig Xerxes I im Jahre 480 v Chr anlasslich seines Feldzuges gegen Griechenland bauen liess um mit dem grossten Heer der damaligen Zeit von Asien uber den Hellespont die heutigen Dardanellen in das damals ebenfalls persisch kontrollierte Thrakien in den heutigen europaischen Teil der Turkei siehe Ostthrakien zu gelangen HellespontWahrend der von dem griechischen Geschichtsschreiber Herodot in seinen Historien berichtete Bruckenbau als solcher allgemein akzeptiert wird gibt es vielfaltige Zweifel an den von ihm ausfuhrlich dargestellten Einzelheiten Inhaltsverzeichnis 1 Die Brucken in Herodots Historien 2 Einzelheiten 2 1 Dardanellen 2 2 Ort der zwei Brucken 2 3 Schiffe 2 4 Anker 2 5 Lange der Brucken 2 6 Breite der Brucken bzw der Strassen 2 7 Seile 2 8 Bruckendecke 2 8 1 Bohlen 2 8 2 Reisig 2 8 3 Belag aus Erde 2 8 4 Lastannahmen 2 9 Sichtblenden 2 10 Durchfahrtsoffnungen 3 Sturmschaden 4 Literatur 5 AnmerkungenDie Brucken in Herodots Historien Bearbeiten nbsp Xerxes I lasst den Hellespont auspeitschen Darstellung von 1909 Herodot beschreibt dass der schon von Dareios I geplante Feldzug jahrelang vorbereitet wurde Dabei erwahnt er dass Xerxes auch die Bereitstellung von Schiffen fur die Brucken und die Herstellung von Seilen aus Papyrus und aus weissem Flachs befahl 1 Wahrend Xerxes mit seinem Heer noch von Sardes nach Abydos marschierte damals eine wichtige Hafenstadt am Hellespont wurden zwei Brucken von dort zu dem gegenuberliegenden Kustenvorsprung bei Sestos gebaut eine von den Phoniziern mit Seilen aus Flachs und eine von den Agyptern mit Seilen aus Papyrus Herodot gibt die Lange der Brucken mit sieben Stadia an was in etwa 1300 m entsprechen wurde Beide Brucken wurden jedoch unmittelbar nach ihrer Fertigstellung von einem Sturm zerstort 2 Xerxes war daruber so erzurnt dass er befahl den Hellespont mit 300 Peitschenhieben zu bestrafen Fussfesseln ins Meer zu werfen und die beiden Erbauer der Brucke zu kopfen 3 Unter neuen Bauleitern wurden daraufhin wiederum zwei Brucken aus Pentekonteren und aus Trieren gebaut den damaligen Kriegsschiffen eine aus 360 Schiffen und eine weiter sudlich aus 314 Schiffen die von sehr grossen Ankern in Position gehalten wurden 4 Fur die Durchfahrt kleinerer Schiffe wurden drei Offnungen freigelassen Die grossen Seile wurden uber die Schiffe gelegt und befestigt Dieses Mal wurden fur jede Brucke zwei Flachsseile und vier Papyrusseile verwendet und mit Seilwinden gespannt Die Flachsseile hatten ein Talent pro Elle gewogen und seien damit deutlich schwerer als die Papyrusseile gewesen Quer uber die Seile wurden Holzbohlen verlegt und mit Reisig und schliesslich mit festgestampfter Erde abgedeckt so dass eine Art Strasse entstand An beiden Seiten wurden Sichtblenden angebracht damit die Pferde beim Anblick des Wassers nicht scheuten 4 Das Heer mit Fusssoldaten und Reitern uberquerte den Hellespont auf der nordlichen Brucke der Tross mit Lasttieren und Hilfspersonal benutzte die sudliche Brucke Die Uberquerung dauerte insgesamt sieben Tage und sieben Nachte 5 Nach Herodots Geschichte liess Xerxes die Brucke stehen nach dem Scheitern seines Feldzuges befurchtete er dass die Ionier oder die Griechen die Brucke zerstort haben konnten 6 Die Griechen ihrerseits beratschlagten ob sie die Brucke zerstoren sollten 7 Als jedoch ein Teil des persischen Heeres auf dem Ruckzug zum Hellespont kam fanden sie nur noch die Reste der vom Sturm zerstorten Brucken Xerxes gelang es trotz eines Sturmes per Schiff nach Asien zuruckzukehren 8 Einzelheiten BearbeitenWahrend Herodot fur die gut 30 Jahre vorher von Dareios I gebaute Schiffbrucke uber den Bosporus kaum den Ort und keinerlei Einzelheiten angibt erstaunt die Fulle von Details bei den Hellespont Brucken die bei nur oberflachlicher Lekture ein anschauliches Bild der Brucke geben Bei naherer Betrachtung ist fast jedes Detail der Brucken Gegenstand von Fragen Diskussionen und Zweifeln 9 auch wenn Herodots Bild der Brucken im Internet auch unreflektiert wiedergegeben wird 10 Man kann seine Darstellung daher auch weniger als nuchterne ingenieurtechnisch korrekte Beschreibung der Brucken ansehen denn als Ausschmuckung der Grosse von Xerxes I die die griechischen Siege gegen ihn umso bedeutender erscheinen lasst Dardanellen Bearbeiten Die Stromung an der Oberflache in Richtung Mittelmeer wird mit durchschnittlich 1 Knoten angegeben ist aber sehr vom Wind abhangig Ebenfalls durch den Wind bedingt kann der Wasserspiegel bis zu 60 cm steigen Am Grund fliesst eine Unterstromung in die entgegengesetzte Richtung Insbesondere bei Landspitzen treten haufig Stromungswirbel und Untiefen auf 11 Die gegenwartig engste Stelle der Dardanellen liegt zwischen Canakkale und Kilitbahir 40 8 40 9 N 26 23 50 3 O 40 144698803056 26 397314071667 ist rund 1 4 km breit und bis zu 91 m tief 12 hat aber auch die starkste Stromung und gilt in der Seefahrt als die schwierigste Stelle der Meerenge 13 Canakkale wurde erst in osmanischer Zeit auf dem Schotterdelta eines aus dem Gebirge kommenden im Winter oft reissenden Flusses 14 gegrundet der heute durch den Atikhisar Damm gezahmt ist Vor rund 2500 Jahren war das Schotterdelta moglicherweise noch nicht so weit in die Meerenge vorgeschoben Das von Herodot genannte Abydos lag am asiatischen Ufer nordlich von Canakkale nahe dem nach Westen in die Meerenge ragenden Kap Nara Nara Burnu fruher Nagara Burnu 40 11 46 6 N 26 24 8 O 40 196281923333 26 402227878611 Die Wassertiefe ist im Suden und im Westen des Kaps gering fallt zur Mitte hin aber bis auf 103 m ab Die Stromung lauft in der Mitte der Meeresenge mit mehr als 2 kn nach Sudwesten bildet aber um das Kap Nara grosse Gegenstromungen aus 15 16 Ort der zwei Brucken Bearbeiten Der von Herodot angegebene Ort der Brucken zwischen Abydos und dem gegenuberliegenden Ufer bei Sestos wird von vielen Historikern akzeptiert Der britische General Frederick Maurice der die Gegend 1922 besuchte hielt aus militarischen Erwagungen nur einen weiter nordlich gelegenen Strand fur einen geeigneten Platz fur den Bau der Schwimmbrucken 17 die dort allerdings dann eine Lange von mehr als drei Kilometer gehabt hatten Die heute engste Stelle vor Canakkale durfte dagegen nicht in Frage kommen da der damals noch wilde Gebirgsfluss in kurzester Zeit alles mitreissende Fluten bilden konnte 18 Zwei Brucken waren erforderlich da sich der Marsch des riesigen Heeres auf den engen Strassen der Chersones sehr weit auseinanderzog und der Tross parallel vorrucken musste um nicht die Versorgung der Truppe mit Nahrungsmitteln Futter und Wasser zu unterbrechen 19 Schiffe Bearbeiten Herodot schreibt eindeutig es seien Pentekonteren und Trieren also nur Kriegsschiffe als Schwimmkorper der Brucke verwendet worden Das scheint allseits akzeptiert zu sein Es ergibt aber wenig Sinn Kriegsschiffe fur eine Aufgabe zu verwenden fur die einfachere und billigere Handelsschiffe wegen ihres breiteren Profils des tieferen Schwerpunkts und des hoheren Freibords besser geeignet gewesen waren Bei einer Triere lagen die unteren Offnungen fur die Ruder nur rund 30 cm uber der Wasserlinie und waren deshalb mit Ledermanschetten versehen 20 was fur den Ponton einer Schwimmbrucke eher ungeeignet ist Die Schiffe sollten ausserdem alle die gleiche Hohe haben um eine ebene Bruckendecke zu gewahrleisten Ausserdem waren Geruste im Schiff sinnvoll um Hohenunterschiede auszugleichen sowie die Lasten zu tragen und in die Schiffsmitte abzuleiten damit die fur punktuelle hohe Lasten ungeeigneten Schiffswande nicht beschadigt werden 21 Auch wenn die Verwendung von Handelsschiffen nicht diskutiert und deshalb ausser Acht gelassen wird konnten die Brucken fast ausschliesslich aus Pentekonteren bestanden haben und Trieren wegen ihrer grosseren Hohe nur zu beiden Seiten der Durchlasse verwendet worden sein 22 Anker Bearbeiten Bei Schwimmbrucken auf Flussen werden die Schiffe ublicherweise durch Anker an Bug und Heck in ihrer Position gehalten 23 deshalb scheint Herodots Beschreibung der Anker zunachst auch glaubwurdig Allerdings wird die Tiefe der Meeresenge von Herodot gar nicht erwahnt von den neueren Historikern zwar erwahnt 24 aber anscheinend nirgends als Problem diskutiert Ankerleinen mussen die mehrfache Lange der Wassertiefe haben um zu vermeiden dass die Anker ausreissen oder Schaden am Schiff entstehen 25 Die Schiffe in der Mitte des Hellespont hatten dann an Bug und Heck jeweils mehrere hundert Meter lange Ankerleinen haben mussen so dass fur die angeblich insgesamt 674 Schiffe nicht nur 1348 schwere Anker sondern auch rund dreihundert Kilometer Ankerleinen erforderlich gewesen waren 26 Es ist durchaus fraglich ob damals solche Mengen in der relativ kurzen Zeit uberhaupt hergestellt werden konnten Obendrein lasst sich mit so langen Ankerleinen nicht verhindern dass die Schiffe schwoien und zusammenstossen insbesondere wenn Stromungswirbel mitspielen und dass die Ankerleinen der dicht nebeneinander liegenden Schiffe sich verwickeln Schliesslich durfte es nicht moglich sein die Anker seien es noch Steinkorbe 27 oder schon eiserne Stockanker 22 28 gewesen mit ihren uberlangen Leinen so zu platzieren dass die Schiffe exakt in einer Reihe liegen Geht man trotzdem von der von Herodot beschriebenen Verankerung der Schiffe aus muss berucksichtigt werden dass jede Brucke mit ihren Ankerleinen einen bis zu 900 m breiten seitlichen Streifen benotigt hatte Dann aber ware am Ufer bei Abydos kaum ausreichender Platz fur zwei Brucken gewesen Ausserdem brachte die Sicherung der Schiffe sowohl durch Ankerleinen als auch durch von Ufer zu Ufer reichende Seile nur theoretisch einen Vorteil wenn Anker und Seile so aufeinander abgestimmt sind dass auf beide exakt die gleiche Zugkraft wirkt was in der Praxis aber nicht zu erreichen ist insbesondere nicht unter dem Einfluss von wechselnden Winden Stromungen und Gegenstromungen Dann aber lastet der gesamte Zug nur auf einem der beiden Elemente das andere tragt nichts zur Sicherung bei Es muss deshalb angenommen werden dass die Schiffe nur von den langen Seilen in Position gehalten wurden und Anker lediglich vorubergehend in den flacheren Bereichen verwendet wurden um die Schiffe zu halten bis die Seile verlegt und auf den Schiffen befestigt waren Lange der Brucken Bearbeiten Die von Herodot angegebene Lange von sieben Stadia oder ungefahr 1300 m 29 ist in jedem Fall zu kurz Bei Abydos betragt die direkte Entfernung zwischen den Ufern ungefahr 2000 m 30 Auch diese Distanz von 2000 m kann jedoch nicht der Lange der Brucken entsprechen Wenn diese wegen der grossen Tiefe nicht durch Anker gehalten werden konnten blieb nur die Befestigung an von Ufer zu Ufer reichenden Seilen unabhangig von der Frage ob ein Seil allein oder mehrere miteinander verbundene Seile diese Lange hatten Wegen der Stromung und der seitlichen Windlasten mussen diese Seile aber einen gewissen Durchhang haben um die Zugkraft der Seile auf die Befestigungen am Ufer nicht ins Unendliche wachsen zu lassen 31 Die Seile durften somit etwa 5 bis 10 langer gewesen sein als der Abstand zwischen den Ufern zuzuglich der fur die Verankerung an den Ufern und gegebenenfalls auf den Schiffen erforderlichen Langen Daraus ergeben sich erforderliche Seillangen von uber 2200 m Nimmt man die Breite eines Pentekontere mit 4 m an 22 verblieben bei der 2200 m langen Brucke aus 314 Schiffen noch etwa 3 m zwischen den Schiffen wenn man die Besonderheiten der mit Trieren gebauten Durchlasse ausser Acht lasst Dies scheint ein sinnvoller Wert zu sein 32 Bei der Brucke mit 360 Schiffen ergabe diese Konfiguration eine Bruckenlange von fast 2520 m was fur die nordliche nicht unmittelbar am Kap Nagara gelegene Brucke ebenfalls ein sinnvoller Wert zu sein scheint Breite der Brucken bzw der Strassen Bearbeiten Herodot gibt keinen Anhaltspunkt fur die Breite der Brucken bzw der uber sie fuhrenden Strassen Es wird angenommen dass griechische Strassen damals zwischen 2 7 m und 3 6 m breit waren 33 so dass auch fur die Brucken eine Breite von 3 6 m angenommen werden kann Dies erlaubt den Marsch von vier Mann oder zwei Reitern nebeneinander 34 Eine grossere Breite hatte keinen positiven Effekt da die Strasse am Ende der Brucke die ankommenden Massen nicht aufnehmen konnte Ausserdem wird von breiten Schwimmbrucken abgeraten da sie noch mehr schwankten und den schon nervosen Pferden noch mehr Angst machten 35 Seile Bearbeiten Herodot erwahnt den wahrend der Vorbereitungsphase ergangenen Befehl zur Herstellung von Seilen fur den Bruckenbau eher beilaufig wie eine Bestellung grosserer Mengen von handelsublicher Ware Nur bei der Beschreibung der nach dem Sturmschaden erneut gebauten Brucken macht er eine einzige konkrete Angabe dass die gegenuber den Papyrusseilen schwereren Flachsseile 1 Talent pro Elle gewogen hatten was sich grob mit 26 kg 46 cm ubersetzten lasst 36 Das waren 56 5 kg pro laufender Meter 37 Mit verschiedenen Umrechnungsmethoden ergaben sich daraus Seildurchmesser von 23 bis 28 cm 38 Seile mit einem solchen Gewicht lassen sich nicht mehr handhaben Seile mit solchem Durchmesser lassen sich kaum noch biegen und deshalb nicht auf damals wohl noch gar nicht bekannte Kabeltrommeln aufrollen oder sonst wie transportfahig machen Sie liessen sich deshalb auch nur an mehrere Meter dicken Pollern befestigen ohne sie zu brechen 39 Herodot scheint von durchgehenden von Ufer zu Ufer reichenden Seilen zu sprechen Ein einziges Seil von 2200 m hatte aber ein Gewicht von 124 3 Tonnen und ware damit auch heute praktisch nicht transportierbar 40 Weil solche Seile nicht handhabbar sind und deshalb keinen praktischen Anwendungsbereich haben ist nicht anzunehmen dass irgendwelche Seilmacher der Antike sie schon einmal hergestellt hatten Allein aus diesem Grund ist auch die gelegentlich geausserte Meinung nicht haltbar die Seile seien in handhabbaren Langen hergestellt und geliefert worden und erst vor Ort zusammengespleisst worden 41 Auch die Idee die Seile seien erst vor Ort auf den Schiffen hergestellt worden 42 durfte deshalb an praktischen Erwagungen scheitern Wenn solche Seile noch nie hergestellt wurden ist es mehr als unwahrscheinlich dass man sich auf eine vollkommen unbekannte Produktionsweise auf schwankenden Schiffen eingelassen hat um Brucken einzurichten die fur den gesamten Feldzug von entscheidender Bedeutung waren noch dazu wenn den Beteiligten bewusst war dass sie im Fall eines Scheiterns moglicherweise gekopft wurden Im Ubrigen erfordert die Herstellung von Seilen eine gewisse Spannung der Litzen und des fertigen Seiles Deshalb sei anzunehmen dass die Schiffe anfangs dicht an dicht gelegen hatten damit die Spannung erreicht werden kann 42 Bei drei oder vier Schiffen mag das vorstellbar sein bei einer grosseren Zahl im offenen Wasser liegender zwangslaufig schwankender Schiffe durfte das allerdings schnell zu erheblichen Schaden an den Schiffen und zu gravierenden Storungen der Seilherstellung fuhren Ein solches Seil wie von Herodot beschrieben mit Hilfe von Winschen anzuspannen ist ausgeschlossen 43 Es muss daher angenommen werden dass die einen weiten Bogen bildenden Schiffe mit mehreren damals handelsublichen Seilen miteinander verbunden waren Dabei ist letztlich unerheblich ob eine Seillange nur von einem Schiff zum nachsten oder uber mehrere Schiffe hinweg reichte Ebenfalls unerheblich ist ob es zur Positionierung der Schiffe genugte sie an Bug und Heck jeweils nur mit einem Seil zu befestigen Andernfalls hatte man analog zu den heutigen Paralleldrahtseilen bei Hangebrucken auch mehrere Seile dicht nebeneinander legen konnen wenn man darauf achtete dass sie gleichmassig belastet werden Um Durcheinander zu vermeiden konnte man diese Seilbundel auch umwickelt haben was dann den Anschein eines ubermassig dicken und schweren Seiles gegeben haben mag Auch die von Herodot beschriebene Funktion der Seile begegnet erheblichen Zweifeln Nach Herodot waren die Seile nicht nur zur Positionierung der Schiffe sondern auch als Trager der quer auf den Seilen liegenden Holzbohlen verwendet worden Jeder Seemann versucht aber zu verhindern dass Seile schamfilen scheuern oder an etwas reiben um ihren vorzeitigen Verschleiss zu vermeiden Die standige Bewegung der Schiffe im Wellengang und unter dem durchmarschierenden Heer bzw Tross die grosse Last der Soldaten und der Erde auf den Bohlen und deren Druck auf die angespannten Seile hatten mit Sicherheit zu ihrem baldigen Bruch gefuhrt Obendrein ware mit dieser Konstruktion keine ebene Strasse moglich gewesen Die Seile waren unter den hohen vertikalen Lasten zwischen den Schiffen und ohne besondere Auflager auch innerhalb der Schiffe durchgehangen so dass die Strasse ein standiges Auf und Ab gebildet hatte Obendrein hatte die Erde sich schnell in den Mulden gesammelt und hatte dadurch die ortlichen Lasten auf den Seilen erheblich vergrossert Es bestand auch keinerlei Notwendigkeit fur diese Konstruktion bei einem Abstand von nicht mehr als drei Metern zwischen den Schiffen hatten die Bohlen auch direkt auf den Schiffen parallel zu den Seilen befestigt werden konnen Dies ware ein soliderer Unterbau fur die Strasse gewesen und hatte den vorzeitigen Verschleiss der Seile verhindert Bruckendecke Bearbeiten Bohlen Bearbeiten Die tragende Bruckendecke wurde durch die Holzbohlen gebildet deren Starke mit mindestens 10 cm angesetzt werden muss 44 Da Sagewerke noch nicht existierten muss es sich bei den Holzbohlen um gespaltene und roh behauene Baumstamme gehandelt haben Fur die eine Brucke waren dann rund 800 Festmeter 45 fur die andere rund 910 Festmeter 46 insgesamt somit 1710 Festmeter erforderlich gewesen Dies entspricht bei einer mittleren Dichte von 0 5 t m einem Gesamtgewicht von 855 Tonnen Reisig Bearbeiten Der Sinn der Abdeckung der Holzbohlen mit Reisig ist nicht erkennbar Moglicherweise sollte das Reisig die Erde befestigen Belag aus Erde Bearbeiten Eine nur aus Holzbohlen bestehende Brucke galt in der Neuzeit auch ohne weiteren Belag als vollkommen ausreichend 47 In der Neuzeit wurden allerdings gelegentlich holzerne Strassen mit Erde abgedeckt um die Bretter vor Abnutzung zu schutzen was auch fur Reiter und Wagen angenehm gewesen sei 48 Damit der festgestampfte Erdboden sich unter den Pferdehufen nicht sofort wieder aufloste muss er eine Dicke von wenigstens 20 cm gehabt haben Lastannahmen Bearbeiten Bei einer 3 6 m breiten Brucke und Schiffen mit 4 m Breite sowie einem Zwischenraum zum nachsten Schiff von 3 m entfallen auf jedes Schiff 3 6 7 25 2 m Bruckenflache deren Gewicht pro Quadratmeter mit 50 kg Holz und 360 kg Erde anzunehmen ist 49 und dann etwa 410 kg betragt 50 Jedes Schiff hatte damit 25 2 410 10 332 kg zuzuglich des Gewichts von 4 7 28 Personen a 90 kg mit Gepack 2 520 kg zu tragen insgesamt also rund 13 Tonnen was fur damalige Schiffe wohl eine akzeptable Last war Sichtblenden Bearbeiten Um den Pferden den Blick auf das Wasser zu verstellen seien an beiden Seiten der Brucken Sichtblenden angebracht worden Nimmt man an dass eine solche Sichtblende nur 2 m hoch ist 51 ergibt sich allein fur eine Seite der 2 200 m langen Brucke eine Flache von 4 400 m Auch bei minimalen Windstarken waren die sich daraus ergebenden Windlasten mit den damaligen Mitteln nicht zu beherrschen gewesen 52 Bei Schwimmbrucken der Neuzeit haben sich einfache Gelander aus Latten oder Seilen als vollkommen ausreichend erwiesen um die Pferde auf der Brucke zu halten 53 Durchfahrtsoffnungen Bearbeiten Die drei Offnungen zur Durchfahrt kleinerer Schiffe wurden wohl dadurch erzeugt dass hohere Trieren in die Reihe von Pentekonteren oder Handelsschiffen eingefugt wurden und die durchlaufenden Seile ahnlich wie bei einer Bruckenrampe von Bocken auf den Trieren langsam auf die fur die Durchfahrt erforderliche Hohe angehoben wurden 54 Da die Schiffe ihre Masten problemlos umlegen konnten musste eine Durchfahrtshohe von 2 m uber der Wasserlinie ausreichend gewesen sein Bei windbedingter Zunahme der Belastung der Seile wurden die Trieren zwar etwas ins Wasser gedruckt was aber nur andauert solange der Wind weht Sturmschaden BearbeitenAus Herodots Bericht der Sturm habe die Brucken vollstandig zerstort lasst sich trotz der scheinbar eindeutigen Formulierung wenig Konkretes ableiten Es ist nicht erkennbar ob und inwieweit Schiffe Seile Bohlen usw geborgen repariert und wieder verwendet werden konnten Es kann aus seinem Bericht aber auch nicht abgeleitet werden dass alle Teile neu beschafft werden mussten Die Vorbereitungen zum Bruckenbau haben Jahre gedauert deshalb hatten Ersatzlieferungen von Schiffen Seilen Ankern und Holzbohlen zumindest Monate in Anspruch genommen Allein das Verlegen der Holzbohlen und der Erdschicht mussen ursprunglich ein paar Tage gedauert haben Selbst wenn man unterstellt dass alles repariert werden konnte und keinerlei Nachlieferungen erforderlich waren muss mit einer Reparaturdauer von mehreren Tagen gerechnet werden In dieser Zeit hatte sich fur das am Ufer wartende Heer aber eine ausserst ernsthafte Situation ergeben da die Vorrate an Nahrungsmitteln Futter und Wasser nicht fur einen langeren Aufenthalt berechnet waren In Herodots Bericht fallt auf dass die ersten Brucken kaum erwahnt und schon wieder als zerstort gemeldet werden wahrend die danach gebauten Brucken in allen Einzelheiten beschrieben werden ohne aber ein Wort uber die Dauer der Reparatur zu verlieren Das kann zu der Annahme fuhren dass die angeblich vom Sturm zerstorten Brucken Herodot nur als Aufhanger dienten um unmittelbar anschliessend einen Wutausbruch des grossen Konigs Xerxes mit zahlreichen Einzelheiten schildern zu konnen und dabei sogar die Rede des Konigs im Wortlaut wiederzugeben Literatur BearbeitenN G L Hammond The construction of Xerxes bridge over the Hellespont In The Journal of Hellenic Studies 1996 88 107 Digitalisat auf JSTOR nicht allgemein zuganglich Peter Frederick Barker From the Scamander to Syracuse Studies in Ancient Logistics Dissertation University of South Africa 2005 Digitalisat auf Google Books Johann G von Hoyer Handbuch der Pontonnier Wissenschaften in Absicht ihrer Anwendung zum Feldgebrauch Band 1 2 Aufl Verlag von Johann Ambrosius Barth Leipzig 1830 Digitalisat auf Google Books wissenschaftlich veraltet United States Hydrographic Office The Black Sea Pilot The Dardanelles Sea of Marmara Bosporus and Sea of Azov veroffentlicht 1920 vom Govt Print Off Digitalisat auf Archive orgAnmerkungen Bearbeiten Herodot 7 21 und 7 25 Herodot 7 34 Herodot 7 35 a b Herodot 7 36 Herodot 7 55 56 Herodot 8 97 Herodot 8 108 Herodot 8 118 Eine Zusammenfassung der Fragen findet sich bei N G L Hammond The construction of Xerxes bridge over the Hellespont im Vorwort Eine direkte bildliche Darstellung von Herodots Darstellung z B bei EDSITEment The bridge over the Hellespont The Black Sea Pilot S 17 GeoHack MapTech nautische Karten The Black Sea Pilot S 30 The Black Sea Pilot S 30 Rhodius River GeoHack MapTech Nautische Karten The Black Sea Pilot S 32 Barker S 33 zitiert den britischen General Frederick Maurice The size of the army of Xerxes in the invasion of Greece 480 BC Der heutige im Gebirge liegende Atikhisar Damm ist nur 10 km Luftlinie entfernt Barker S 41 Barker S 32 Hoyer Handbuch der Pontonnierwissenschaften S 393 a b c Hammond S 98 Hoyer Handbuch der Pontonnierwissenschaften S 403 z B Barker S 30 Hammond S 93 in der Lageskizze Vgl Anker Wassertiefe Eine Ankerleine sollte die zehnfache Lange der Wassertiefe haben bei einer Ankerkette ware immer noch die funffache Lange erforderlich Hammond S 98 zitiert Robert Chapman A treatise on ropemaking as practiced in private and public ropeyards Philadelphia 1869 wonach ein eiserner Anker fur ein der Pentekontere vergleichbares Schiff etwa 136 kg wiegen musste Das ergabe ein Gesamtgewicht von 1348 Anker x 136 kg Anker 183 328 Tonnen Eisen Barker S 34 Auch wenn Hammond die eisernen Stockanker detailliert beschreibt und skiziiert durfte es ausgeschlossen sein dass die damalige Eisenverhuttung und verarbeitung in der Lage war eiserne Anker im Gesamtgewicht von uber 183 Tonnen herzustellen Auf die unterschiedlichen Meinungen zur Lange eines Stadions kann hier nicht eingegangen werden Hammond S 91 erklart die Differenz zu Herodots Angaben damit dass der Wasserspiegel damals 5 Fuss bzw 1 52 m niedriger gewesen sei als heute Damit erklart er aber nicht wieso die Kuste dann zwischen der 20 m Linie der Wassertiefe auf der einen Seite und der 30 m Linie auf der anderen Seite verlaufen sei S 93 Er diskutiert auch nicht dass ein niedrigerer Wasserspiegel eine hohere Stromungsgeschwindigkeit bedeuten wurde Vgl Krafteparallelogramm Das Handbuch der Pontonierwissenschaften S 390 empfiehlt auch bei der Verwendung von dicken und langen Brettern den Zwischenraum zwischen den Schiffen aus Stabilitatsgrunden nicht grosser als 6 m zu wahlen Hammond S 95 9 bis 12 feet Hammond S 95 Hoyer Handbuch S 402 Die Umrechnung erfolgt wieder ohne Berucksichtigung der ortlich voneinander abweichenden Einheiten und der Meinungsvielfalt der Historiker Im heutigen Seilhandel werden z B 200 m lange Seile aus Manila mit 60 mm Durchmesser und einem Gewicht von 2 49 kg m oder aus Hanf mit 40 mm und 0 56 kg m angeboten deren Bruchlasten bei 22 bzw bei 10 Tonnen liegen Hammond S 99 errechnet mit einer Elle von 52 7 cm und einer praktischen Daumenregel aus Robert Chapman A treatise on ropemaking as practiced in private and public ropeyards Philadelphia 1869 einen Durchmesser von 23 cm Barker S 34 errechnet mit vereinfachten Zahlen uber die Kreisflache einen Durchmesser von 25 cm ein Vergleich uber das Gewicht und die Kreisflache eines handelsublichen Seiles ergibt rechnerisch einen Durchmesser von uber 28 cm Hammond S 101 beschreibt eine Befestigung mittels eines Augspleisses an einem 45 cm dicken Poller ohne irgendeine Diskussion wie man ein Auge an ein 23 cm dickes Seil spleissen kann wie das Seil eine solch enge Biegung uberstehen soll oder wie die damalige Eisenverhuttung und verarbeitung so machtige Poller hatte herstellen konnen Hammond S 100 errechnet zwar fur das 1500 m lange Seil ein Gewicht von 162 000 lbs bzw 73 636 Tonnen was fur ein gleiches 2200 m langes Seil ein Gewicht von 108 Tonnen ergabe geht aber in keiner Weise auf die mit diesem Gewicht verbundenen Probleme ein Auch heute durften Naturfaserseile mit solchem Durchmesser nicht hergestellt werden Wahrscheinlich ist deshalb auch bis heute noch nie versucht worden Seile mit solchem Durchmesser zu spleissen so dass nicht einmal bekannt ist ob der Gedanke auf praktikable Weise ausfuhrbar ware a b Hammond S 92 ff weil man selbst mit Beihulfe einer angelegten Winde nie im Stande ist ein wie z B auf dem Rhein der Weichsel oder der Donau 1000 und mehr Rheinlandische Fuss langes Tau genugsam anzuspannen Handbuch der Pontonnierwissenschaften S 406 ganz abgesehen davon dass es sich um Winschen mit gewaltigen Trommeln handeln musste Im Handbuch S 390 wird ganz selbstverstandlich eine Starke von 8 10 Zoll 20 25 cm angesetzt allerdings fur grossere Zwischenraume 2200 m x 3 60 m x 0 10 m 792 m 2520 m x 3 60 m x 0 10 m 907 2 m Hoyer Handbuch S 405 Hammond S 100 zitiert aus Ira Osborn Baker A treatise on roads and pavements New York 1908 dass solche Holzbohlen Strassen in den bewaldeten Gegenden der USA und Kanadas haufig gewesen seien Holz 0 5 t m x 0 10 m 0 05 t bzw 50 kg Erde 1 8 t m x 0 20 m 0 36 t bzw 360 kg Wegen der Ungenauigkeit der Annahmen kann das Gewicht des Reisigbelages und der Sichtblenden aber auch der Seile vernachlassigt werden Hammond S 100 setzt dafur wohl zutreffender 9 feet 2 74 m an Zum Vergleich die Gorch Fock hat eine Segelflache von 2 037 m die Kruzenshtern ehemals Padua hat 3 400 m Segelflache Hoyer Handbuch S 412 vgl z B auch das Bild einer schwedischen Schwimmbrucke Hammond S 92 Barker S 36 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schiffbrucken uber den Hellespont amp oldid 230668716