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Schahumjan armenisch Շահումյան russisch Shaumyan auch Shahoumyan benannt nach dem armenischen Revolutionar Stepan Schahumjan ist eine Provinz der international nicht anerkannten Republik Arzach laut der sie aus dem ehemaligen Rayon Schahumjan und dem Kreis Getaschen nordlich und dem Rayon Kelbecer nordwestlich der ehemaligen Autonomen Oblast Bergkarabach gebildet wurde Unter Kontrolle Arzachs war jedoch lange Zeit nur das Gebiet von Kelbecer das 2020 auch an Aserbaidschan ubergeben werden musste Die nominelle Hauptstadt ist Schahumjan 1992 von Aserbaidschan in Asagi Agcakend umbenannt im Rayon Goranboy Lage Schahumjans in der Republik Arzach mit Gebietsstand bis 2020 Die beiden Provinzteile in schraffiert rot altes Schahumjan und flachig rot Kelbecer Inhaltsverzeichnis 1 Geografie 2 Geschichte 3 Ortschaften und Einwohner 4 Kulturdenkmale 5 EinzelnachweiseGeografie BearbeitenDie Provinz hat laut der Republik Arzach eine Flache von 1 829 8 Quadratkilometer 1 Sie teilt sich in einen nordlichen Teil nordlich des ehemaligen Autonomen Gebiets Bergkarabach und einen westlichen Teil zwischen Armenien und der fruheren Oblast den seit 1993 durch armenische Einheiten besetzten aserbaidschanischen Bezirk Kelbecer Beide Teile sind nur durch einen schmalen Streifen Land verbunden Die Provinz grenzt im Norden an die aserbaidschanischen Bezirke Daskesen Goygol und Goranboy im Osten an die Provinz Martakert beziehungsweise den Rayon Terter im Suden an die Provinz Kaschatach beziehungsweise der Rayon Lacin und im Westen liegen die armenischen Provinzen Sjunik Wajoz Dsor und Gegharkunik Das De facto Gebiet der Provinz Schahumjan umfasste von 1993 bis 2020 nur gut die Halfte der Flache und zwar den westlichen Teil Seit 2020 wird die Provinz fast vollstandig von Aserbaidschan kontrolliert Der westliche Teil der Provinz wird dominiert vom Tartar Canyon und dessen Nebentaler darunter die des Lewonaget und des Tutchu Diese werden vom Karabach Hochland umgeben und nach Suden hin begrenzt Im Norden bildet der Gebirgszug Murovdag die Grenze im Osten das Karabachgebirge Ausserdem liegt im Tal des Tartar der langjahrige Verwaltungssitz Karwatschar Der nordliche Teil der Provinz liegt auf den nordostlichen Hangen des Murovdag Die grossten Flusse sind der Kurak Busluch und Sewdschur deren obere Taler das Gebiet pragen Geschichte BearbeitenEbenso wie das Gebiet der ehemaligen Autonomen Oblast Bergkarabach gehorten das heute von der Republik Arzach als Provinz Schahumjan beanspruchte Gebiet im Altertum zur armenischen Provinz Arzach im Mittelalter zum Konigreich Arzach und spater zum Furstentum Chatschen Im 17 und 18 Jahrhundert gehorte das nordliche Gebiet zum Meliktum Gjolistan einem der Funf Furstentumer von Karabach mit Sitz in der Festung Gjolistan Gulustan direkt an der heutigen Frontlinie Die Ortschaft Zar im oberen Tal des Tartar bis ins 12 Jahrhundert Wajkunik genannt war mit ihrer Festung bis zur Zerstorung durch die Truppen Timurs Sitz der armenischen Adligenfamilie Dopjan 2 3 Im 15 Jahrhundert wurde Zar Sitz des armenischen Meliks von Ober Chatschen und wurde zu einer grosseren Festung ausgebaut 4 Spirituelles Zentrum war hier das 1214 errichtete Kloster Dadiwank wo auch die Fursten von Ober Chatschen bestattet wurden 5 1750 wurden die funf Meliktumer durch das Khanat Karabach unterworfen Auch der ehemalige Furstensitz Zar wurde zerstort und in den folgenden Jahrzehnten von turksprachigen und kurdischen Siedlern in Besitz genommen 4 Um Gjolistan und Nerkinschen blieb jedoch die armenische Besiedlung 1813 kam das Gebiet durch den genau hier unterzeichneten Vertrag von Gulistan an Russland 6 7 8 Nach der Oktoberrevolution und der Unabhangigkeitserklarung der Staaten sudlich des Kaukasus war die Region zwischen der Republik Armenien und der Republik Aserbaidschan umstritten und umkampft Nach Eingliederung beider Staaten in die Sowjetunion fiel das Gebiet an die Aserbaidschanische SSR Zu Sowjetzeiten wurde in den fast vollstandig armenischsprachigen Gebieten um Nerkinschen und Gjolistan nordlich der armenisch besiedelten Autonomen Oblast Bergkarabach der Rajon Schahumjan gebildet der jedoch nicht der Autonomen Oblast zugeordnet wurde Die Hauptstadt Nerkischen 9 oder Nerkinschen 10 Nerkin Schen Nerkin Shen bzw Ներքին Շեն unterer oder innerer Weiler wurde 1938 zu Ehren von Stepan Schahumjan in Schaumjanowsk russisch Shaumya novsk oder Schahumjan armenisch Շահումյան umbenannt Weitere wichtige Orte waren Getaschen Martunaschen und Gjolistan wobei Getaschen zum Nachbarrajon Xanlar gehorte nbsp Bildung der ursprunglichen Grenzen der Provinz aus der sowjetischen Provinz Schahumjanowsk und Unterprovinz GetaschenIm Zuge der Eskalation des Bergkarabachkonflikts zum Krieg wurden die Armenier 1991 und 1992 aus dem Gebiet von Schahumjan vertrieben Aserbaidschanische OMON Krafte und Einheiten der Sowjetischen Armee fuhrten vom 30 April bis zum 15 Mai 1991 die Operation Ring Operaciya Kolco durch nach Einschatzung von Human Rights Watch eine Kampagne mit dem Ziel die jahrhundertelang armenisch besiedelten Dorfer nordlich und sudlich der Autonomen Oblast Bergkarabach wie auch in der Oblast selbst zu entvolkern 11 12 Offiziell wurde die Operation als Kontrolle von Reisepassen bezeichnet doch wurde intern als Ziel die Entwaffnung illegal bewaffneter armenischer Formationen genannt 13 14 Militareinheiten umstellten die Dorfer mit Panzern und nahmen sie unter Feuer Bei den Operationen starben unter anderem die armenischen Anfuhrer Tatul Krpejan und Simon Atschikgjosjan Etwa 17 000 Armenier aus dem Rajon Schahumjan wurden gezwungen das Gebiet zu verlassen 15 Im Dezember 1991 erklarte die Republik Bergkarabach den Rajon Schaumjan zu einem integralen Teil Bergkarabachs und konnte das Gebiet im Fruhjahr 1992 auch militarisch einnehmen Doch erlangte im Sommer 1992 die aserbaidschanische Armee die Kontrolle uber das Gebiet in dem nunmehr keine Armenier mehr ansassig waren 16 Im Fruhjahr und im Herbst 1993 konnte Bergkarabach Teile des Gebiets fur kurze Zeit zuruckerobern aber nicht dauerhaft halten 17 Die Stadt Schaumjanowsk erhielt 1992 den neuen aserbaidschanischen Namen Asagi Agcakend und wurde in den folgenden Monaten teilweise neu mit Aserbaidschanern Fluchtlingen aus Armenien und Bergkarabach besiedelt 18 Der ehemalige Rajon Schahumjan wurde dem Rajon Goranboy zugeschlagen Nachdem Bergkarabach mit Unterstutzung von Armenien 1994 den Krieg gewonnen hatte jedoch ohne Schahumjan zu erobern wurde das seit 1993 durch Einheiten der Republik Arzach und der armenischen Armee besetzte zwischen Armenien und der fruheren autonomen Oblast liegende Gebiet des aserbaidschanischen Bezirks Kelbecer von Bergkarabach zum Teil der Provinz Schahumjan erklart Hier wurde in der Stadt Kelbecer beziehungsweise armenisch Karwatschar der Verwaltungssitz eingerichtet Aserbaidschan erkannte weder die Unabhangigkeit der Republik Arzach noch die Umstrukturierung der Verwaltungseinheiten an Im Krieg um Bergkarabach 2020 versuchten aserbaidschanische Einheiten den von Arzach verwalteten Teil des Gebiets einzunehmen Im Zuge des danach vereinbarten Waffenstillstandsabkommens wurde der Bezirk Kelbecer an Aserbaidschan zuruckgegeben Seither ist das Gebiet der Provinz Schahumjan bis auf zwei Ortschaften vollstandig unter Kontrolle von Aserbaidschan Ortschaften und Einwohner Bearbeiten nbsp Karte mit allen Koordinaten OSM WikiMapSchahumjan hatte laut der Republik Arzach 2005 2 560 Einwohner bei 1 4 Einwohnern pro Quadratkilometer 1 2015 wurden 3 100 Einwohner angegeben davon 600 in der Stadt und 2 500 auf dem Land 19 Fur die Provinz wurden 2005 15 Gemeinden mit Einwohnern gefuhrt darunter eine Stadt 1 2015 waren es dann 51 landliche Gemeinden und eine Stadt wovon sich 17 Orte unter Kontrolle Aserbaidschans befanden 19 Sie liegen alle im westlichen Teil der 2020 in Folge des Krieges fast vollstandig an Aserbaidschan zuruckging Nach Flucht der armenischen Bewohner sind die Einwohnerzahlen hier heute geringer Folgende Gemeinden wurden als Teil der Provinz gefuhrt die kursiv geschriebenen stehen seit November 2020 unter aserbaidschanischer Kontrolle und werden damit nicht mehr von der Provinz verwaltet Armenischer Name in armenischer Schrift Aserbaidschanischer Name Einwohner nach Zensus 2005 1 KoordinateKarwatschar Քարվաճառ Kelbecer 491 LageNor Werinschen Նոր Վերինշեն Caykend 200 LageNor Manaschid Նոր Մանաշիդ Hacikend 71 LageJeghegnut Եղեգնուտ Qamisli 171 LageSuar Զուար Zulfuqarli 73 LageZar Ծար Zar 52 LageHawsatagh Հավսաթաղ Almaliq 65 LageNor Bradschur Բրաջուր Qilincli 165 LageTscharektar Չարեքտար Cerekdar 159 LageNor Getaschen Նոր Գետաշեն Nadirxanli 215 LageAknaberd Ակնաբերդ Umudlu 482 LageDadiwank Դադիվանք Veng 94 LageNor Erkedsch Նոր Էրքեջ Baglipeye 109 LageNor Karatschinar Նոր Կարաչինար Seyidler 91 Lage Nor Charchaput Նոր Խարխափուտ Qanlikend 43 LageSonstige 79Knarawan Քնարավան Knaravan LageDschermadschur Ջերմաջուր Istisu LageDschomard Ջոմարդ Comerd LageIm bereits seit Anfang der 1990er Jahre von Aserbaidschan kontrollierten Gebiet befinden sich folgende Ortschaften Armenischer Name in armenischer Schrift Aserbaidschanischer Name KoordinateAsat Ազատ Yeni Zod LageBasqislaq LageBusluk Բուզլուկ Buzluq LageCharchaput Խարխապուտ Meseli LageErkedsch Էրքեջ Erkec LageGetaschen Գետաշեն Caykend LageGurzallar LageGjolistan Գյուլիստան Gulustan LageHaj Borisner Հայ Բորիսներ Boru LageKamo Կամո Kamo LageKaratschinar Կարաչինար Qaracinar LageKuschchi Armawir Կուշչի Արմավիր Quscu LageMartunaschen Karabulagh Մարտունաշեն Կարաբուլաղ Qarabulaq LageRus Borisner Ռուս Բորիսներ գյուղ Rus Borisi LageSarisu LageSchafag Շաֆակ Sefeq LageSchahumjan Շահումյան Asagi Agcakend LageTodan LageWerinschen Վերինշեն Yuxari Agcakend LageZeyve LageKulturdenkmale Bearbeiten nbsp Kloster DadiwankIn einem Seitental des Tartar knapp ausserhalb der ehemaligen Autonomen Oblast Bergkarabach befindet sich das Kloster Dadiwank auch Chotawank Khotavank genannt nbsp Ruine der im Bergkarabachkrieg zerstorten Dorfschule von Zar mit Steinfragmenten aus der in den 1950er Jahren zerstorten Klosterkirche der Heiligen Jungfrau MariaIm Dorf Zar gibt es sparliche Uberreste eines einst bedeutenden armenischen Furstensitzes Noch in den spaten 1890er Jahren konnte der armenische Bischof Makar Barchudarjanz Fotografien von den Ruinen des Klosters der Heiligen Jungfrau errichtet 1225 der Kapellen Sankt Sarkis und Sankt Gregor errichtet 1274 und anderer mittelalterlicher Bauten anfertigen die uberwiegend aus dem 13 bis 15 Jahrhundert stammten 20 Laut Forschungen des armenischen Historikers und Archaologen Samwel Karapetjan dienten die alten armenischen Kirchengebaude von Zar seit Ende des 19 Jahrhunderts den kurdischen Bewohnern als Steinbruch fur die Errichtung von Wohn und Wirtschaftsgebauden Insbesondere in den 1940er und 1950er Jahren wurden die Gebaude zu diesem Zwecke beschleunigt abgebrochen In den Wanden einer in den 1950er Jahren errichteten Schule konnten insgesamt 133 Steinfragmente mit Uberresten armenischer Inschriften und Steinreliefs nachgewiesen werden 3 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Results of 2005 census of the Nagorno Karabakh Republic PDF englisch abgerufen am 23 April 2008 131 kB Բագրատ Արշակի Ուլուբաբյան Bagrat Arschaki Ulubabjan Ծար Tsar In Հայկական սովետական հանրագիտարան Armenische Sowjetische Enzyklopadie Հայաստանի գիտությունների ակադեմիա Armenische Akademie der Wissenschaften Երևան Jerewan 1979 Band 5 S 120 a b Samwel Karapetjan Armenian Cultural Monuments in the Region of Karabakh engl Ubers Anahit Martirossian Gitutiun Publishing House of NAS RAA Jerewan 2001 S 11 50 65 a b Hasmik Hovhannisyan New Shahumyan Memento vom 2 Oktober 2011 im Internet Archive Hetq 23 Juli 2007 John Noble Michael Kohn Danielle Systermans Georgia Armenia and Armenia Lonely Planet 2008 S 307 Encyclopaedia Britannica Armenia In mountainous Karabakh a group of five Armenian maliks princes succeeded in conserving their autonomy and maintained a short period of independence 1722 30 during the struggle between Persia and Turkey at the beginning of the 18th century despite the heroic resistance of the Armenian leader David Beg the Turks occupied the region but were driven out by the Persians under the general Nadr Qoli Beg from 1736 47 Nadir Shah in 1735 Encyclopaedia of Islam Leiden BRILL 1986 vol 1 p 639 640 Րաֆֆի Հակոբ Մելիք Հակոբյան Խամսայի մելիքութիւնները Ղարաբաղի աստղագէտը Գաղտնիքն Ղարաբաղի Վիեննա 1906 Raffi Hakob Melik Hakobyan The History of Karabagh s Meliks Vienna 1906 in Armenian Eine andere Ausgabe ist Խամսայի մելիքությունները Երկերի ժողովածու Երևան 1964 Collection of Yerkrapah Yerevan 1964 Egbert Jahn Nationalism in Late and Post Communist Europe vol 2 Nomos 2009 S 277 Sergej Novikov Nagornyj Karabah Front za okolicej Chast tretya 19 maj 2017 Karte mit Ortsnamen HRW Report on Soviet Union Human Rights Developments 1991 Human Rights Watch 1992 Azerbaijan Seven years of conflict in Nagorno Karabakh Human Rights Watch New York 1994 S 9 Thomas de Waal Black Garden Armenia and Azerbaijan Through Peace and War New York University Press New York 2003 S 114 ISBN 0 8147 1945 7 M Gohman M Gokhman Karabahskaya vojna The Karabakh War Russkaya mysl Russkaja Misl 29 November 1991 Thomas de Waal Black Garden Armenia and Azerbaijan Through Peace and War New York University Press New York 2003 S 116 ISBN 0 8147 1945 7 Thomas de Waal Black Garden Armenia and Azerbaijan Through Peace and War New York University Press New York 2003 S 116 194f ISBN 0 8147 1945 7 Hewsen Robert H 2001 Armenia A Historical Atlas Chicago University of Chicago Press S 285 ISBN 0 226 33228 4 Mark Elliott Azerbaijan with Excursions to Georgia Trailblazer Hindhead UK 2004 S 245 a b Nagorno Karabakh in Figures Statistical Booklet NATIONAL STATISTICAL SERVICE OF THE NAGORNO KARABAKH REPUBLIC 2015 S 12 Մակար Բարխուդարյան Makar Barchudarjanz Արցախ Arzach Baku 1895 Verwaltungsgliederung der Republik Arzach Provinzfreie Stadt StepanakertProvinzen Askeran Hadrut Kaschatach Martakert Martuni Schahumjan Schuschi teilweise weitgehend bzw vollstandig unter aserbaidschanischer Kontrolle 40 1 46 2 Koordinaten 40 6 N 46 12 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schahumjan Provinz amp oldid 236176383