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Der sogenannte Runenstein von Kensington wurde 1898 von Olof Ohman aus Kensington Douglas County Minnesota USA der Offentlichkeit prasentiert Ohman hatte den Stein angeblich beim Ausgraben einer Espe im Wurzelwerk gefunden Die Inschrift soll die Hinterlassenschaft einer gronlandischen Amerika Expedition der Graenlendingar aus dem 14 Jahrhundert darstellen Die Echtheit des Runensteins war von Anfang an heftig umstritten er wird inzwischen aber von der Fachwelt als moderne Falschung angesehen Der Stein befindet sich heute im Runestone Museum in Alexandria 1 Fotografie des Runensteins aus dem Jahr 1910Inhaltsverzeichnis 1 Stein und Inschrift 2 Hjalmar Rued Holand 3 Zweifel an der Echtheit 4 Sonstiges 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseStein und Inschrift BearbeitenDer Stein besteht aus Grauwacke und hat eine Masse von ca 90 kg bei einer Hohe von ca 75 cm 43 cm Breite und einer Dicke zwischen 10 und 20 cm Die Inschrift stammt angeblich von einer spatmittelalterlichen gronlandischen Expedition aus dem Jahr 1362 Jahrhunderte nach dem Ende der Wikingerzeit aber auch 130 Jahre vor Kolumbus Sie lautet 2 8 Goter Gotalander d h Schweden und 22 Norweger auf Entdeckungsfahrt von Vinland nach Westen Wir hatten Lager bei 2 Scharen eine Tagesreise nordlich von diesem Stein Wir waren einen Tag lang beim Fischen Nachdem wir heimgekommen waren fanden wir 10 Manner rot von Blut und tot AVM befreie uns von dem Ubel Auf der schmalen Kantenseite steht Haben 10 Mann am Meer um 14 Tagesreisen von dieser Insel nach unsern Schiffen zu sehen Das Jahr ist 1362 Hjalmar Rued Holand BearbeitenAls 1892 der 400 Jahrestag der Entdeckung Amerikas durch Kolumbus gefeiert wurde weckte dies insbesondere bei skandinavischen Einwanderern in den USA Widerspruch Minnesota zu dem Kensington gehort war und ist der US Bundesstaat mit der hochsten Anzahl norwegisch und schwedischstammiger Amerikaner Sie beriefen sich auf mittelalterliche Berichte nach denen Wikinger lange vor Kolumbus den Atlantik uberquert hatten Der Fund von Kensington ausgerechnet durch einen schwedischen Einwanderer fugt sich daher in den Kontext des um 1900 gefuhrten Streits ein wer die ersten Europaer in Amerika gewesen seien Dass dies tatsachlich Skandinavier waren konnte erst 1961 nachgewiesen werden als man in Neufundland die Siedlung L Anse aux Meadows fand Um 1900 fehlten diese Beweise noch Hjalmar Rued Holand 1872 1963 war ein junger Amerikaner norwegischer Abstammung der sich fur die These der Entdeckung Amerikas durch die Graenlendingar begeisterte Den Stein von Kensington betrachtete er als Beweis seiner Theorie und als letztes Zeugnis der verschollenen schwedisch norwegischen Knudson Expedition 1355 1364 Er uberredete den Farmer Olof Ohman im Jahr 1907 ihm den Stein fur 10 US Dollar zu verkaufen 3 und veroffentlichte die erste vollstandige Ubersetzung des Runentextes Er war es auch der die beeidete Aussage des Finders veranlasste Er holte Gutachten uber das Alter der Espe uber den Verwitterungsgrad des Steins und der Inschrift ein Funfzig Jahre lang verteidigte Holand die Echtheit des Steins von Kensington und auch andere Gelehrte unterstutzten ihn dabei Heute herrscht allerdings in der Fachwelt Einigkeit daruber dass der Stein eine plumpe Falschung ist um die Entdeckung Amerikas durch Skandinavier zu beweisen Zweifel an der Echtheit BearbeitenFruh kamen Zweifel an der Echtheit des Steins auf Historiker warfen zum Beispiel ein dass die von der Inschrift geschilderte Szenerie komplett unplausibel sei Reisende Skandinavier die inmitten eines fremden Landes entdecken dass viele ihrer Gefahrten erschlagen worden sind hatten gewiss andere Sorgen gehabt als aufwandig Runen in einen Stein zu hauen Fachgelehrte waren bald der Meinung dass der Text eine krude Mischung aus skandinavischen Sprachen und Englisch sei verfasst von jemandem der keine Kenntnis der altnordischen Sprache besitzt Olof Ohman ein einfacher Bauer der selbst fast keine Schulbildung hatte besass allerdings ein schwedisches Handbuch mit dem Titel Der kenntnisreiche Schulmeister das auch ein unvollstandiges Kapitel uber Runen beinhaltete und hier fand sich ein Vaterunser mit der Zeile und erlose uns von dem Ubel in genau der Form die sich auf dem Stein von Kensington findet Auffallig ist ausserdem die konsequente Missachtung altnordischen Vokabulars der Syntax der Grammatik und der Runen formen Ausserdem finden sich auf anderen Runensteinen keine Kalenderjahre in Ziffern sondern Regierungsjahre und Zahlen werden als Worter ausgeschrieben Dabei haben inzwischen alle skandinavischen Runologen und Experten fur die Geschichte der skandinavischen Linguistik den Runenstein von Kensington als Falschung identifiziert 4 5 Staffan Fridell emeritierter Professor fur Skandinavistik und Sprachwissenschaft der Universitat Uppsala hat in einer Untersuchung 6 der Runenformen der Inschrift festgestellt dass sie aus funf Quellgruppen aus Schweden bekannt sind Diese Gruppen beziehen sich auf die Provinzen Dalarna Halsingland und Medelpad aus einem datierbaren Zeitraum zwischen 1870 und 1911 Fridell wertet die relative Einheitlichkeit der Runen und die Tatsache dass keine der Inschriften der Quellgruppen vor 1870 unbekannt sind als Hinweise darauf dass die Kensington Runen um die Mitte des 19 Jahrhunderts gefertigt wurden Langzweigrunen vom Typ der Wikingerzeit wie sie wahrscheinlich aus der Runenliteratur des 19 Jahrhunderts publiziert wurden Der kenntnisreiche Schulmeister von Carl Rosander von 1857 und andere Nachempfunden Runen des dalecarlischen Typs Runen die neu erstellt wurden nach darlecarlischen Vorlagen sodass Fridell die Hersteller der Inschrift in der Gemeinde Alvdalen in Dalarna verortete Sonstiges BearbeitenDer fiktive magische Runenstein aus dem Film Blood Creek von Joel Schumacher wurde dem Runenstein von Kensington nachempfunden Literatur BearbeitenMinnesota Historical Society Hrsg The Kensington Rune Stone Preliminary Report to the Minnesota Historical Society by its Museum Committee The Volkszeitung Company St Paul MI 1910 englisch Digitalisat Hjalmar Rued Holand The Kensington Rune Stone In Wisconsin Magazine of History 3 2 1919 S 174ff Reprint als Digitalisat Hjalmar Rued Holand The Kensington stone A study in Pre Columbian American History Privately Printed Ephraim WI 1932 englisch Eric Wahlgren The Kensington Stone A Mystery Solved University of Wisconsin Press Madison 1958 Kurt Welker Der vergessene Kontinent VEB F A Brockhaus Leipzig 1970 Detlef Brennecke Vom Nutzen der Falschung Der Runenstein von Kensington Minnesota In Karl Corino Hrsg Gefalscht Betrug in Literatur Kunst Musik Wissenschaft und Politik Greno Nordlingen 1988 ISBN 3 89190 525 4 Durchges Neuausgabe Eichborn Frankfurt a M 1990 Rowohlt Reinbek b Hamburg 1992 ISBN 3 499 18864 3 S 355 365 Klaus Duwel Runenkunde 4 Auflage Metzler Stuttgart 2008 ISBN 978 3 476 14072 2 S 212ff James E Knirk Kensington Runestone In Scandinavian Studies 69 1997 S 104 108 Ders Umlauted Runes on the Kensington Runestone In Scandinavian Studies 73 2001 S 210 214 Richard Nielsen The Kensington Runestone In scandinavian Studies 73 2001 S 209 210 Staffan Fridell Mats G Larsson Sprak och dialekt pa Kensingtonstenen In Saga och Sed Kungl Gustavs Adolfs Akademien Arsbok 2016 Uppsala 2017 ISSN 0586 5360 S 149 168 Dies The Dialect of the Kensington Stone In Futhark International Journal of Runic Studies 8 2017 publ 2019 S 163 66 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Runenstein von Kensington Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Bilder und Beschreibungen aus dem Runestone Museum Einzelnachweise Bearbeiten Homepage Runestone Museum abgerufen am 28 Februar 2015 Detlef Brennecke Vom Nutzen der Falschung Der Runenstein von Kensington Minnesota In Karl Corino Hrsg Gefalscht Betrug in Literatur Kunst Musik Wissenschaft und Politik Reinbek b Hamburg 1992 S 355 365 Inschrifttext S 359 Darwin Ohman The Kensington Runestone Ohman Family Archives 1 Helmer Gustavson The non enigmatic runes of the Kensington stone In Viking Heritage Magazine Hochschule auf Gotland 2004 3 S 31f Klaus Duwel Runenkunde 4 Auflage Metzler Stuttgart 2008 ISBN 978 3 476 14072 2 S 212ff Staffan Fridell Om Kensingtonrunornas ursprung In Futhark International Journal of Runic Studies 11 2020 S 155 165 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Runenstein von Kensington amp oldid 235219960