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Tana Berghausen 28 Oktober 1942 in Bielefeld 4 Marz 1943 in Auschwitz und Ruben Baer 5 Februar 1939 in Bielefeld 12 Oktober 1944 in Auschwitz waren zwei judische Kinder aus Bielefeld die wahrend der Zeit des Nationalsozialismus im KZ Auschwitz Birkenau ermordet wurden Stellvertretend fur die Namen aller ermordeten Kinder wurden in ihrer Geburtsstadt zwei Strassen nach ihnen benannt 1 2 3 Die Namen von Ruben Baer und seiner Familie auf dem Mahnmal deportierter Juden am Bielefelder Hauptbahnhof Inhaltsverzeichnis 1 Biografien 1 1 Tana Berghausen 1 2 Ruben Baer 2 Erinnerung 3 Einzelnachweise 4 LiteraturBiografien BearbeitenTana Berghausen Bearbeiten nbsp Das Strassenschild zur Tana Berghausen Strasse in Bielefeld Tana Berghausen wurde 1942 als erstes Kind des judischen Kaufmanns Julius Berghausen und dessen Ehefrau Ursula geb Ardel in Bielefeld geboren Julius Berghausen war erst am 4 Juli 1941 aus dem Umschulungslager am Grunen Weg in Paderborn in das Bielefelder Arbeitslager Schlosshofstrasse 73a verlegt Wahrend eines Arbeitseinsatzes in Leipzig heiratete er am 12 Dezember 1941 Ursula Ardel Ab dem 10 Januar 1942 lebte auch sie in dem Bielefelder Arbeitslager wo am 28 Oktober 1942 ihre Tochter Tana zur Welt kam Zusammen mit etwa 230 judischen Burgern aus Bielefeld und Umgebung wurde die Familie am Morgen des 2 Marz 1943 von Bielefeld in das KZ Auschwitz Birkenau deportiert Alle 76 Lagerinsassen des Lagers Schlosshofstrasse wurden von Gestapobeamten durch die Stadt zum Guterbahnhof getrieben Unter ihnen befanden sich ca 28 Frauen und funf Kleinkinder unter zwei Jahren Beladen mit notdurftigem Reisegepack fand diese entwurdigende Austreibung vor den Augen der Bielefelder Bevolkerung statt Nach 40 stundiger Fahrt in geschlossenen Guterwaggons wurde die kleine Tana bei der Ankunft in Auschwitz auf der Selektionsrampe vor den Augen ihrer Eltern von einem SS Mann brutal totgeschlagen Die Todesdaten der ebenfalls in Auschwitz ermordeten Eltern sind unbekannt Uber die Familie existiert nur ein knapper Vermerk im Hausbuch des Bielefelder Einwohnermeldeamtes Tag des Abzuges 2 3 43 neue Wohnung unbekannt Osteinsatz 4 5 6 Ruben Baer Bearbeiten nbsp Das Strassenschild zur Ruben Baer Strasse in Bielefeld Ruben Baer wurde 1939 als zweiter Sohn der judischen Eheleute Richard und Irmgard Baer geb Ostwald in Bielefeld geboren Die Eltern hatten am 29 Dezember 1933 in Bielefeld geheiratet Sein Vater arbeitete als Rohproduktenhandler im Geschaft seines Schwiegervaters Louis Ostwald Bereits vor Rubens Geburt hatten Richard und Irmgard Baer eine Ausreise aus dem Deutschen Reich zu erreichen versucht Sein Vater war zum Zeitpunkt der Geburt nicht mehr am Leben Nach den Novemberpogromen wurde er zusammen mit etwa 40 50 Bielefelder judischen Geschaftsleuten im Polizeigefangnis an der Turnerstrasse inhaftiert und am 12 November 1938 in das KZ Buchenwald deportiert Er und die judische Kaufleute Alfred Levi und Julius Goldschmidt kehrten als Aktionsjuden nicht mehr lebend nach Bielefeld zuruck Sie wurden im KZ Buchenwald wenige Tage spater am 19 November 1938 gewaltsam zu Tode gebracht Der verplombte Sarg von Richard Baer der nach amtlicher Mitteilung angeblich durch Suizid aus dem Leben geschieden war musste unter Aufsicht der Bielefelder Gestapo ungeoffnet bestattet werden Die Mutter zog ihn und seinen viereinhalb Jahre alteren Bruder Heinz im Haus der Grosseltern an der Ecke Werner Bock Strasse Markgrafenstrasse unter schwierigen Bedingungen gross Der jungen Witwe wurden 1939 samtliche Konten gesperrt Erst nach und nach gelang es ihr die zahlreichen Dokumente zusammenzubekommen die die NS Verwaltung fur die Emigration verlangte 7 Am 31 August 1939 genehmigte die Devisenstelle der Oberfinanzdirektion Munster die Ausreise zu spat da am nachsten Tag der Uberfall auf Polen begann und Juden nun nicht mehr ausreisen durften 1942 kam die Familie zunachst in das so genannte Judenhaus in der Detmolder Strasse 4 Am 31 Juli 1942 wurde Ruben Baer mit seiner Mutter seinem Bruder und seinen Grosseltern in das Ghetto Theresienstadt deportiert Von dort hielten sie noch schriftlichen Kontakt zu den Verwandten Im Fruhjahr 1943 ist fur Ruben Baer eine Entfernung der Mandeln dokumentiert Nach zwei Jahren und zwei Monaten in Theresienstadt wurde die Familie am 9 Oktober 1944 in das KZ Auschwitz Birkenau gebracht Ruben bekam die Transportnummer Ep1318 8 In Auschwitz wurde er unmittelbar nach seiner Ankunft in eine der mit der Aufschrift Brausebad gekennzeichneten Gaskammern gefuhrt und ermordet 9 10 Erinnerung BearbeitenDie Schicksale judischer Menschen in Bielefeld wurden erstmals 1961 62 auf Anregung des Deutschen Stadtetags durch Ursula Niemann in der Liste der um 1933 in Bielefeld ansassig gewesenen Juden und ihre r Schicksale dokumentiert Dieses nur als Typoskript verfertigte Verzeichnis wurde 1972 erweitert Auf dieser Basis entstand 1985 durch die Historiker Monika Minninger Joachim Meynert und Friedhelm Schaffer in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv Bielefeld im Zuge der Oral History Forschung eine umfassende Dokumentation die auch die Erinnerungen uberlebender Betroffener und Personen aus dem unmittelbaren sozialen Umfeld der Verfolgten einbezog In ihr ist auch das Schicksal der Familien Berghausen und Baer beschrieben Irmgard und Ruben Baer stehen zudem im Mittelpunkt einiger Detailstudien des Historikers Alfons Kenkmann Dieser zeigt an ihrem Beispiel die Rolle der Finanzbehorden bei der Verfolgung und Ausplunderung der Juden auf Im Februar 2004 richtete die Gesellschaft fur Christlich Judische Zusammenarbeit einen Antrag an den Bielefelder Oberburgermeister in Anlehnung an das durch den israelischen Historiker Yehuda Bauer gepragte Wort sie wurden zum Tode verurteilt weil sie geboren wurden stellvertretend fur die Namen der ermordeten Kinder eine Strasse nach Ruben Baer zu benennen Als dann auch die Friedensgruppe der Altstadter Nicolaigemeinde Initiative Mahnmal sowie die Klasse 9c der Brodhagenschule mit ihrer damaligen Lehrerin Dana Kuhlmann angeregt hatten Strassen nach judischen Kindern zu benennen brachte Oberburgermeister Eberhard David den Antrag in den Rat der Stadt ein Die endgultige Beschlussfassung daruber erfolgte am 2 Dezember 2004 durch die Bezirksvertretung Jollenbeck Schliesslich wurden am 2 Oktober 2007 im Ortsteil Theesen im Neubaugebiet Muhlenkamp durch David zwei nach Tana Berghausen und Ruben Baer benannte Strassen eingeweiht Einzelnachweise Bearbeiten Holger Isermann Gedenken an judische Kinder Zwei Strassen erhalten Namen von Kindern die in Auschwitz ermordet wurde In Bielefelder Tageblatt Neue Westfalische 27 April 2005 mit einem Foto von Tana Berghausen im Kinderwagen Kurt Ehmke Die ermordeten Kinder Zwei Strassennamen erinnern daran dass die Nazis sogar Babys toteten In Bielefelder Tageblatt Neue Westfalische 3 4 Oktober 2007 Digitalisat auf www unglaublich weiblich de Digitalisat auf www hiergeblieben de Monika Minninger Joachim Meyer Friedhelm Schafer Antisemitisch Verfolgte registriert in Bielefeld 1933 45 Eine Dokumentation judischer Einzelschicksale Bielefelder Beitrage zur Stadt und Regionalgeschichte Bd 4 Bielefeld 1985 S 15 20 Dagmar Buchwald Martin Decker Moglichst billig neue Heime nach dem Vorbild von Bielefeld Das judische Lager Schlosshof 1940 bis 1943 In Barbel Sunderbrink Hrg Der Schlosshof Gutshof Gasthaus Judisches Lager Bielefeld tpk Verlag 2012 S 114 145 Bernd Wagner 2 Marz 1943 Vor 75 Jahren wurden judische Menschen von Bielefeld nach Auschwitz deportiert In Historischer RuckKlick Stadtarchiv Bielefeld 2018 abgerufen am 22 Juli 2019 Bernd J Wagner Deportationen in Bielefeld und Ostwestfalen 1941 1945 In Jupp Asdonk Dagmar Buchwald Lutz Havemann Uwe Horst Bernd J Wagner Es waren doch unsere Nachbarn Deportationen in Ostwestfalen Lippe 1941 1945 Bielefelder Beitrage zur Stadt und Regionalgeschichte Band 24 Bielefeld 2012 1 Auflage Bielefeld 2014 2 Auflage S 103 107 Hier findet sich etwa ein Umzugsgutverzeichnis fur die Sachen des noch nicht einjahrigen Ruben das die Mutter einreichen und genehmigen lassen musste 1 PDF Datei 274 kB Transportkartei Theresienstadt in Arolsen Archives Karteikarte Ruben Baer https collections arolsen archives org Arolsen Archives International Center on Nazi Persecution abgerufen am 22 Februar 2020 Bernd J Wagner 31 Juli 1942 Deportation von Juden nach Theresienstadt In Historischer RuckKlick Stadtarchiv Bielefeld 2012 abgerufen am 22 Juli 2019 Bernd J Wagner Deportationen in Bielefeld und Ostwestfalen 1941 1945 In Jupp Asdonk u a Es waren doch unsere Nachbarn Deportationen in Ostwestfalen Lippe 1941 1945 S 94 102 Literatur BearbeitenJoachim Meynert Friedhelm Schaffer Die Juden in der Stadt Bielefeld wahrend der Zeit des Nationalsozialismus Bielefelder Beitrage zur Stadt und Regionalgeschichte Bd 3 Bielefeld 1983 S 107 129 Jupp Asdonk Dagmar Buchwald Lutz Havemann Uwe Horst Bernd J Wagner Es waren doch unsere Nachbarn Deportationen in Ostwestfalen Lippe 1941 1945 Bielefelder Beitrage zur Stadt und Regionalgeschichte Band 24 Bielefeld 2012 1 Auflage Bielefeld 2014 2 Auflage S 94 107 Brigitte Decker Hrsg Heimweh nach Bielefeld Vertrieben oder deportiert Kinder aus judischen Familien erinnern sich Bielefelder Beitrage zur Stadt und Regionalgeschichte Bd 22 Bielefeld 2007 S 142 ff Sabine Mecking Didaktische Mappe Verfolgung und Verwaltung Die wirtschaftliche Ausplunderung der Juden und die westfalischen Finanzbehorden Munster 2001 S 21 28 Hier Seminarsitzung 2 Verfolgungsnetzwerk Arbeitsteilige Zusammenarbeit von Steuer Zoll Polizeibehorden und Privatunternehmen Online auf www lwl org Portal Westfalische Geschichte Abgerufen am 19 Juli 2019 Alfons Kenkmann Konfrontationen Biographische Zugange zu Verfolgern und Verfolgten zwischen Raub und Ruckerstattung In Hans Gunter Hockerts Christiane Kuller Hrsg Nach der Verfolgung Wiedergutmachung nationalsozialistischen Unrechts in Deutschland Dachauer Symposien Gottingen Wallstein Verlag 2003 Digitalisat Google Book Abgerufen am 26 Juli 2019 Buchrezension in Englisch auf www h net org Abgerufen am 19 Juli 2019 Alfons Kenkmann The Supervision and Plunder of Jewish Finances by the Regional Financial Administration The Example of Westphalia In United States Holocaust Museum Symposium Confiscation of Jewish Property in Europe 1933 1945 New Sources and Perspectives Washington D C 2003 Online auf www archive org Abgerufen am 19 Juli 2019 Alfons Kenkmann The Looting of Jewish Property an the German Financial Administration In Gerald D Feldman Wolfgang Seibelber Hrsg Networks of Nazi persecution bureaucracy business and the organization of the Holocaust Berghahn Books New York 2005 ISBN 3 923830 25 4 S 148 167 Digitalisat Google Book Abgerufen am 27 Juli 2019 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tana Berghausen und Ruben Baer amp oldid 222259638