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Roland Geipel 15 April 1939 in Werdau Sachsen ist ein pensionierter evangelischer Pfarrer in Gera Thuringen Fur sein burgerrechtliches und soziales Engagement vor allem in der ehemaligen DDR wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet 2019 wurde ihm die Ehrenburgerwurde der Stadt Gera verliehen Als langjahriger Organisator von Friedensgebeten und einer von staatlicher Kontrolle unabhangigen Jugend und Sozialarbeit in Thuringen schuf Geipel wahrend der DDR Zeit Freiraume fur religiosen und gesellschaftlichen Dialog in denen sich vor der Wende 1989 auch Widerstand gegen das politische Regime in Ost Berlin und die Stasi Uberwachung grosser Teile der Bevolkerung formieren konnte Geipel engagierte sich zudem in der Behindertenarbeit der Bewahrung der Schopfung und Kultur und vor allem nach der Wende in Initiativen zur Aufarbeitung der totalitaren Vergangenheit in Thuringen sowie der innerdeutschen Verstandigung und Integration Leben und Werk BearbeitenGeipel absolvierte nach der Schulzeit eine Lehre als Kraftfahrzeugschlosser Sportlich und musikalisch begabt und ein Anhanger der damals in der DDR offiziell beargwohnten Bebop und Rock and Roll Musik erlebte er erste Konflikte mit der Staatssicherheit wahrend der Lehrausbildung 1957 unternahm er eine Urlaubsreise nach Mainz und entschied sich die DDR zu verlassen Er fluchtete uber West Berlin in die Bundesrepublik und nahm bald darauf eine Arbeit als KfZ Mechaniker bei Volkswagen an 1964 65 erwarb Geipel in einjahriger Berufsaufbauschulzeit die Fachschulreife Wahrend dieser Zeit beschaftigte er sich intensiv mit Leben und Werk Friedrich von Bodelschwinghs Er machte ein altsprachliches Abitur am Ketteler Kolleg Mainz und fasste den Entschluss Theologie zu studieren Auf einer Besuchsreise in der DDR 1965 lernte er seine spatere Frau Susanne kennen ihretwegen siedelte er 1969 in die DDR zuruck Seit seiner Ruckkehr in die DDR stand Geipel unter Dauerbeobachtung seit den 1980er Jahren auch im Zentrum von Zersetzungsmassnahmen des Ministeriums fur Staatssicherheit Nach der Internierung im Aufnahmelager Saasa fand Geipel zunachst Arbeit im Kraftfahrzeug Instandsetzungswerk Gera Seit September 1969 studierte er Evangelische Theologie in Jena und absolvierte sein Vikariat in Gera Debschwitz Er wurde im wechselnden Einsatz Springer in der kirchlichen Gemeinde und Jugendarbeit u a in Halle Neustadt eingesetzt 1976 erfolgte die Ordination zum Pfarrer Ab 1977 begann die Pfarrtatigkeit im Neubaugebiet Gera Lusan mit zwei weiteren Dorfern einem der grossten Neubaugebiete der DDR Das intensive Engagement in den Bereichen Religion Politik und Kunst gehort fur Geipel zusammen Es entfaltete sich in seiner Organisation der Jungen Gemeinde und der offenen Jugendarbeit in Gera Lusan seit Ende der siebziger Jahre der Planung und Indienstnahme des 1980 dort eingeweihten modernen Gemeindezentrums in der Erprobung moderner Gottesdienstformen wie Beatmessen und Umweltgottesdiensten und in der Mit Veranstaltung von Gedichtlesungen und Konzerten kritischer und verfolgter Kunstler in der DDR u a Reiner Kunze Stephan Krawczyk Bettina Wegner Freya Klier Zudem engagierte sich Geipel in der Behindertenarbeit u a der Organisation von Mobilitat und Reisen fur Behinderte Geipel begleitete zudem Wehrdienstverweigerer Bausoldaten und als Asoziale ausgegrenzte Jugendliche in der DDR Seine Unterstutzung von jungen Intellektuellen Ulrike Lorenz Frank Rudiger und Kunstlern u a aus dem Umkreis der regimekritischen Wehrdienstverweigerer Umweltschutzer und der Puppenbuhne Gera Michael Beleites Karsten Dummel Jan Engel Frank Karbstein Kathrin Zimmer gewannen ihm wichtige Verbundete im Engagement fur Demilitarisierung und eine offene Gesellschaft Sein kirchliches soziales und burgerrechtliches Engagement brachte Geipel in standigen Konflikt mit den staatlichen Behorden der DDR als Vorbild und Fursprecher ermoglichte oder erleichterte er Dissidenten kritischen Kunstlern und vielen religiosen und religios suchenden Menschen das Uber Leben in der atheistischen DDR Kurz vor dem Umbruch 1989 waren sieben Stasi Mitarbeitern direkt auf Geipel angesetzt 1988 wurde eine Operative Personenkontrolle OPK gegen Geipel eingerichtet die praktisch permanente Uberwachung bedeutete Seine Stasi Akten unter dem Decknamen Freiraum zeigen dass auch nachste Kollegen und Vorgesetzte in der Evangelisch Lutherischen Kirche in Thuringen darunter ein Superintendent und ein Oberkirchenrat inoffizielle Mitarbeiter der Staatssicherheit gewesen waren Die wahrend und ausserhalb der kirchlichen Friedensdekaden von Geipel seit 1980 regelmassig veranstalteten Friedensgebete gingen im Herbst 1989 vielfach in vom Staat bekampfte offentliche Friedensdemonstrationen uber Fur erhebliches Aufsehen in der Endphase des Kalten Krieges sorgte Geipels Unterstutzung der Trager und Verteiler des pazifistischen Schwerter zu Pflugscharen Symbols Das Symbol ging auf ein von dem russischen Kunstler Jewgeni Wiktorowitsch Wutschetitsch gestaltetes Denkmal zuruck das die Sowjetunion 1959 den Vereinten Nationen geschenkt hatte und vor deren Hauptquartier in New York hatte aufstellen lassen Geipel beteiligte sich organisatorisch und moderierend an zahlreichen Mahnwachen und Protestzugen gegen die von der DDR Regierung propagierte bewaffnete Friedenspolitik In seinem Engagement fur benachteiligte oder verfolgte Angehorige von religiosen Gemeinschaften sowie fur Frieden Meinungs und Bewegungsfreiheit berief sich Geipel auf die Rechte welche die DDR Regierung u a im Kapitel VII Achtung der Menschenrechte und Grundfreiheiten einschliesslich der Gedanken Gewissens Religions oder Uberzeugungsfreiheit der Schlussakte der Konferenz uber Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa 1973 in Helsinki theoretisch verbrieft hatte aber in der Alltagspraxis oft nicht umzusetzen bereit war Begleitet von Hoffnungskerzen Liedern sowie biblischen und poetischen Texten wurden die von Geipel organisierten Geraer Friedenskundgebungen zu einer Massenbewegung und mundeten 1989 in die Demonstrationen zu einer friedlichen Revolution in der DDR ein Mit grossem personlichen Mut engagierte sich Geipel 1989 fur die friedliche Entwaffnung und Auflosung der Einheiten der Staatssicherheit und Bezirksverwaltung in Gera Unter Lebensgefahr verhinderte Geipel den Sturm der Geraer Stasi Zentrale durch aufgebrachte Protestierer Es gelang ihm zusammen mit anderen friedlichen Burgerrechtlern wie Michael Beleites umfangreiches Aktenmaterial der Stasi vor der Vernichtung zu konfiszieren sowie Waffen und Munition aus 22 Waffenkammern zu entsorgen Ab Winter 1989 und in den folgenden Jahren setzte sich Geipel fur rechtsstaatliche Reformen und Umstrukturierung in Gera und dem entstehenden Freistaat Thuringen ein u a durch seine Teilnahme als Kirchenvertreter im Geraer Burgerkomitee 1994 wurde er in den Rang eines Oberpfarrers und stellvertretenden Superintendenten befordert 2004 wurde er pensioniert und mit dem Silbernen Simson der Stadt Gera ausgezeichnet Nach seiner Pensionierung engagierte sich Geipel als Vorstandsmitglied und Forderer der Gedenkstatte Amthordurchgang und setzt sich fur gefahrdete historische Gebaude u a fur Dorfkirchen in der Nahe von Gera ein Er ist ausserdem dem Evangelischen Arbeitskreis fur Ost West Fragen verbunden dessen Friedens und Verstandigungsarbeit nach 1989 vor allem auch im deutsch polnischen Dialog fortgesetzt wurde 2009 uberreichte ihm Bundesprasident Horst Kohler das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland Zum 30 Jahrestag der Friedlichen Revolution in der DDR wurde er im November 2019 mit der Ehrenburgerwurde der Stadt Gera geehrt Literatur BearbeitenUdo Scheer Prinzip Hoffnung Roland Geipel Pfarrer und Burgerrechtler Gedenkstatte Amthordurchgang Gera 2013 Normdaten Person GND 1062271017 lobid OGND AKS VIAF 311703757 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Geipel RolandKURZBESCHREIBUNG deutscher evangelischer GeistlicherGEBURTSDATUM 15 April 1939GEBURTSORT Werdau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Roland Geipel amp oldid 238234708