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Robert Kurt Albert Platow 7 Mai 1900 in Hamburg 3 Dezember 1982 in Chur Schweiz war ein deutscher Wirtschaftsjournalist Er war Grunder und Herausgeber des Platow Briefs des altesten und grossten Wirtschafts Hintergrund Dienstes in deutscher Sprache 1 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Bis 1945 1 2 Platow Affare 1 3 Spatere Jahre 2 Literatur 3 EinzelnachweiseLeben BearbeitenBis 1945 Bearbeiten Nach dem Abitur an der Oberrealschule in Hamburg Eppendorf studierte Platow Volkswirtschaft an den Universitaten Hamburg und Kiel In Kiel war er kurze Zeit Assistent am Institut fur Weltwirtschaft IfW welches von Geheimrat Bernhard Harms 1914 gegrundet worden war Bei Bernhard Harms wurde er 1927 mit einer sozialokonomischen Arbeit mit dem Titel Die wirtschaftlichen Nachrichten in ihrem Wesen und in ihrer Bedeutung zum Dr rer pol promoviert 1926 trat er als Volontar in die Kieler Zeitung und 1927 in die Handelsredaktion der Magdeburgischen Zeitung ein fur die er von 1934 bis 1944 als Handelskorrespondent in Berlin tatig war In Berlin arbeitete Platow ausserdem fur damals fuhrende Blatter wie das Berliner Tageblatt die Vossische Zeitung die Frankfurter Zeitung die Kolnische Zeitung und den Pester Lloyd Daneben gab Platow auch eine eigene Wirtschaftskorrespondenz heraus der ein vertraulicher Informationsdienst unter dem Titel Wirtschaftliche Privat Informationen angegliedert war Nach 1933 fuhrte der Wunsch des NS Regimes wirtschaftliche Informationen geheim zu halten zu Schwierigkeiten 1939 wurden die Wirtschaftlichen Privat Informationen verboten Wahrend des Krieges gab Platow den Informationsdienst Wirtschaftlicher Sonderdienst heraus Da vertrauliche Informationsbriefe in den Vorschriften der britischen Militarregierung zur Presselizenzierung nicht berucksichtigt waren konnte Platow schon 1945 von Hamburg aus seinen Informationsdienst den Platow Brief wieder herausgeben und die deutsche Wirtschaft mit aktuellen Nachrichten und exklusiven Informationen versorgen Dank seiner guten Kontakte sowohl zur Wirtschaft als auch zu Bonner Ministerien erhielt Platow zum Teil auch vertrauliche Informationen 1951 hatte der Platow Brief bei einem Preis von 300 bis 350 DM pro Monat knapp 2000 Abonnenten 2 und erzielte einen jahrlichen Reingewinn von 212 000 DM nach heutiger Kaufkraft etwa 604 000 Euro 3 Platow Affare Bearbeiten Nachdem Platow 1951 einen ersten Referentenentwurf fur ein geplantes Kartellgesetz veroffentlicht hatte kam es zur sogenannten Platow Affare Platows Buro und Privatraume wurden durchsucht Platow und sein Mitarbeiter Arno Wegrich kamen unter dem Verdacht der aktiven Bestechung und des Geheimnisverrats von Ende August bis Anfang Oktober 1951 44 Tage in Untersuchungshaft aus der sie erst nach Stellung einer Kaution in Hohe von 100 000 DM Platow bzw 5000 DM Wegrich entlassen wurden Dieses Vorgehen stiess auf lebhafte offentliche Kritik nicht zuletzt deshalb weil es sich beim 353c StGB Geheimnisverrat nach dem die Weitergabe vertraulicher amtlicher Schriftstucke mit bis zu zehn Jahren Zuchthaus bestraft werden konnte um ein Gesetz aus der NS Zeit handelte Die Affare hatte ein parlamentarisches Nachspiel 1951 und 1952 befasste sich der sog Platow Untersuchungsausschuss im Deutschen Bundestag mit der Prufung von Missstanden in der Bundesverwaltung im Zusammenhang mit den genannten Geschehnissen 1953 wurde vor dem Landgericht Bonn gegen Platow und vier weitere Journalisten wegen aktiver Bestechung und Verleitung zu strafbarer Handlung im Amt sowie gegen funfzehn Bundesbedienstete wegen schwerer passiver Bestechung Diebstahl und Urkundenbeseitigung Anklage erhoben Zur Verurteilung kam es jedoch nicht mehr weil bereits im November 1952 alle Fraktionen des Deutschen Bundestags mit Ausnahme der KPD den Entwurf eines Amnestiegesetzes eingebracht hatten das die Weitergabe vertraulicher Informationen bis Ende 1951 straffrei stellen sollte Da es sich dabei um ein Einzelfallgesetz handele war die Verfassungsmassigkeit dieser Lex Platow umstritten Dennoch wurde das Gesetz am 29 Juli 1953 beschlossen Bundesjustizminister Thomas Dehler weigerte sich aber ebenso wie sein nach den Bundestagswahlen 1953 ernannter Nachfolger Fritz Neumayer das Gesetz zu unterzeichnen Die Platow Amnestie wurde schliesslich in 8 des Straffreiheitsgesetzes 1954 geregelt der jede Weitergabe dienstlicher Angelegenheiten vor dem 1 Januar 1952 straffrei stellte 3 Mit Beschluss vom 15 Dezember 1959 4 erklarte das Bundesverfassungsgericht 8 StFG fur mit dem Grundgesetz vereinbar 8 StFG konne im Hinblick auf seinen zahlenmassig zwar beschrankten Anwendungsbereich der Charakter eines fur eine unbestimmte Vielzahl von Fallen geltenden generellen Rechtssatzes dennoch nicht abgesprochen werden Es handele sich auch nicht um ein unzulassiges Einzelfallgesetz 5 Spatere Jahre Bearbeiten 1967 verkaufte Platow sein Unternehmen an Bertelsmann die Redaktion zog von Hamburg nach Frankfurt am Main 2003 verkaufte Bertelsmann mit den Fachverlagen auch den Platow Brief der fortan zum Wissenschaftsverlag Springer Science Business Media gehorte Ruckwirkend zum 1 Januar 2013 erwarb der langjahrige Herausgeber Albrecht F Schirmacher im Rahmen eines Management Buy Outs den Platow Brief der seither Teil der von Schirmacher gegrundeten PLATOW Medien GmbH ist Platow zog sich in den 1970er Jahren in die Schweiz zuruck und verstarb dort 1982 Platow ist Vater der Wirtschaftsjournalistin und Finanzautorin Fleur Platow 1944 Literatur BearbeitenAlbrecht F Schirmacher Platow Robert Kurt Albert In Neue Deutsche Biographie NDB Band 20 Duncker amp Humblot Berlin 2001 ISBN 3 428 00201 6 S 514 f Digitalisat Robert Platow Internationales Biographisches Archiv 11 1983 vom 7 Marz 1983 im Munzinger Archiv Artikelanfang frei abrufbar Amnestie fur wen In Der Spiegel Nr 3 1955 online Titelgeschichte Einzelnachweise Bearbeiten Der Platow Brief Albrecht F Schirmacher 30 Januar 2014 abgerufen am 30 Januar 2014 Platow Der Staat In Der Spiegel Nr 36 1951 S 6 7 online a b Kollision in Karlsruhe In Der Spiegel Nr 3 1955 S 15 online Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zu 8 des Straffreiheitsgesetzes 1954 PDF BGBl I vom 25 Januar 1960 S 45 BVerfG Beschluss des Ersten Senats vom 15 Dezember 1959 1 BvL 10 55 Rz 34 50Normdaten Person GND 143335979 lobid OGND AKS LCCN no2010145314 VIAF 24987376 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Platow RobertALTERNATIVNAMEN Platow Robert Kurt vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher WirtschaftsjournalistGEBURTSDATUM 7 Mai 1900GEBURTSORT HamburgSTERBEDATUM 3 Dezember 1982STERBEORT Chur Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Robert Platow amp oldid 213199913