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Richard Schneider 5 Januar 1893 in Hundheim 6 September 1987 in Buchen Odenwald war ein deutscher katholischer Geistlicher und zeitweise im KZ Dachau inhaftiert Inhaltsverzeichnis 1 Kampf gegen den Nationalsozialismus vor dem 30 Januar 1933 2 Im NS Staat 2 1 Kriegszeit 2 2 Verhaftung 2 3 Im KZ Dachau 2 4 Entlassung 3 Nach 1945 4 LiteraturKampf gegen den Nationalsozialismus vor dem 30 Januar 1933 BearbeitenRichard Schneider Sohn eines Gastwirtes wurde vom Ortsgeistlichen fruh gefordert und mit dem Ziel des Priesterberufs auf das Knabenkonvikt Tauberbischofsheim geschickt Am 12 Juni 1921 wurde er zum Priester fur die Erzdiozese Freiburg geweiht und war seit Mai 1930 in Beuggen Dekanat Sackingen als Pfarrer tatig Bereits vor der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten war er mit der NSDAP in Konflikt geraten Offentlich hatte er geaussert Hitler sei so wenig rasserein wie die Hunde in Karsau Die NSDAP bezeichnete er als Partei der Faulenzer und Bankrotteure Zuhorer auf NS Versammlungen konfrontierte er mit Hitlers Mein Kampf Im NS Staat BearbeitenDies trug ihm die nachhaltige Feindschaft lokaler NS Grossen ein Bereits im Mai 1933 wurde er erstmals polizeilich verhort weil ein Schuler wahrheitswidrig berichtet hatte er habe im Unterricht gesagt die Schuler sollten nicht zur Dreck HJ gehen Weitere Denunziationen schlossen sich zunachst ohne unmittelbare Wirkung an Richard Schneider vereitelte durch rechtzeitige Vermogensverlagerungen mehrfach Versuche der Partei sich des Vermogens katholischer Vereine zu bemachtigen Dem Verbot einen kritischen Hirtenbrief des zustandigen Erzbischofs Conrad Grober von der Kanzel zu verlesen kam er durch vorzeitiges Verlesen zuvor Publizistische Angriffe der NS Presse und NS Redner wies er offentlich zuruck wobei er in geeigneten Fallen die Angreifer als vorbestrafte Kriminelle entlarvte 1939 nahm er zum Arger der Partei im Pfarrhaus einen Regimentskameraden aus dem Ersten Weltkrieg einen getauften Juden auf Kriegszeit Bearbeiten Mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges verschlechterte sich die politische Situation der Pfarrei auch dadurch dass teilweise einheimisches zur NSDAP eher fern stehendes Personal insbesondere Lehrer und an der nah gelegenen Grenze zur Schweiz tatige Grenzbeamte durch uberzeugte Parteianhanger und SS Angehorige ersetzt wurden Das Verbot der Gestapo mit den zum Kriegsdienst eingezogenen Angehorigen der Pfarrei brieflich Kontakt aufzunehmen umging Richard Schneider indem er den Soldaten Packchen schickte Verhaftung Bearbeiten Seine Versuche zwei abtrunnige Kinder wieder fur die Christenlehre zu gewinnen fuhrten zu seiner Verhaftung am 7 September 1940 durch die Gestapo Ohne dass gegen ihn strafrechtliche Vorwurfe erhoben oder gar ein Strafverfahren durchgefuhrt worden war wurde er im Waldshuter Gefangnis festgehalten Ihm wurde ein am 20 Oktober 1940 von Heydrich unterzeichneter so genannter Schutzhaftbefehl ubergeben Darin hiess es er habe sich wiederholt gegenuber Eltern zur SS eingezogener Sohne abfallig uber die SS geaussert und dadurch ausserste Emporung hervorgerufen Es sei zu erwarten dass er auch fernerhin besonders in der Kriegszeit Unruhe in die Bevolkerung trage Angesichts seiner bevorstehenden Uberfuhrung in das KZ Dachau erwog Schneider sich durch Selbstmord dem zu erwartenden Leid er hatte Wolfgang Langhoffs in der Schweiz erschienenes Buch Die Moorsoldaten 13 Monate Konzentrationslager Unpolitischer Tatsachenbericht gelesen zu entziehen widerstand jedoch dieser Versuchung Im KZ Dachau Bearbeiten Am 22 November 1940 kam er in Dachau an Vor Ort rissen baumlange SS Manner die Turen des Transportwagen auf schlugen wahllos auf die Gefangenen ein und versetzten ihnen Fusstritte Schneider erhielt die Haftlingsnummer 21 613 Diese Behandlung wie auch die vollige Entkleidung Entfernen jeglicher Korperhaare und Abduschen mit kaltem Wasser gerichtet auch auf die Genitalien was bei alteren Gefangenen schon fast den Tod herbeifuhren konnte dienten der Entpersonlichung und waren nur der Beginn eines langen Programms die Person physisch und psychisch zu zerstoren Zunachst wurde Schneider dem Strafblock 17 zugeteilt dessen Insassen zum Tode bestimmt waren und welcher deshalb auch die Todeskompanie genannt wurde Damals gehorten diesem Block funfzehn Geistliche darunter auch zwei evangelische an Zur Arbeit mussten die Gefangenen mit vollig unzureichender Bekleidung bei jedem Wetter in knocheltiefes Wasser stehen und Sand und Kies ausheben Schwere Erkrankungen waren die alsbaldige Folge Eine Behandlung wurde verweigert Schneider entging dieser planmassigen Vernichtung nur knapp weil am 11 Dezember 1940 ein sogenannter Priesterblock der vom ubrigen Lager zunachst durch Stacheldraht und Wachen abgegrenzt war eingerichtet worden war Hier waren die Bedingungen etwas besser Am 23 Dezember 1940 wurde er wegen der im Strafblock zugezogenen schweren Erkrankung im Krankenblock aufgenommen Dort wurde Schneider Zeuge wie Kranke durch ubergrosse Dosen Gift Luftembolien oder Einspritzen von Benzin getotet wurden Nachdem er sich einigermassen erholt hatte kam er wieder in den Priesterblock Am 24 Juni 1942 entkam er durch Zufall der ihm als einem von 300 Geistlichen zugedachten Ermordung in einem Vergasungswagen Das im Sommer 1942 einsetzende hunger und krankheitsbedingte Massensterben uberlebte Schneider durch seine Zuteilung zum Arbeitskommando Plantage das Franz Vogt unterstand Dadurch entging er den ansonsten insbesondere polnischen Priestern zugedachten todlichen medizinischen Experimenten des Tropenmediziners Claus Schilling durch Ansteckung mit Malaria oder Vergiftung und des Lagerarztes Sigmund Rascher durch Unterkuhlung oder Unterdruck Entlassung Bearbeiten Einen Monat vor der Befreiung des KZ Dachau am 29 April 1945 durch die 7 US Armee wurde Richard Schneider gesundheitlich schwer gezeichnet am 29 Marz 1945 entlassen Erzbischof Conrad Grobers vielfaltige Versuche bei der Gestapo eine Befreiung zu erwirken waren bis dahin vollig vergeblich gewesen und meist gar nicht beantwortet worden Irrtumlich hatte man ihn bereits fur ermordet gehalten Nach 1945 BearbeitenRichard Schneider war trotz der erlittenen schweren Verfolgung im Geist ungebrochen Er wurde als Ortsgeistlicher nach Schlierstadt heute einen Ortsteil von Osterburken versetzt und war dort bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1960 tatig Er war Mitbegrunder des Jugenddorfes Klinge In Wurdigung all dieser Verdienste erfuhr er hohe offentliche Ehrungen unter anderem in den 80er Jahren durch Verleihung des Bundesverdienstkreuzes und der Konradsplakette des Erzbistums Freiburg Literatur BearbeitenHugo Ott Einleitung und Vorbemerkung zu den nachfolgenden Erlebnisberichten und Dokumentationen von KZ Priestern der Erzdiozese Freiburg In Freiburger Diozesan Archiv 1970 S 1 23 Bericht des Pfarrers Richard Schneider uber seine Erlebnisse im Konzentrationslager Dachau In Freiburger Diozesan Archiv 1970 S 24 51 Heinz Bischof Als politischer Haftling im KZ Dachau Unser Land Heimatkalender fur Neckartal Odenwald Bauland und Kraichgau 2004 ISBN 3 929295 68 7 Sales Hess KZ Dachau Eine Welt ohne Gott ISBN 978 3 87868 199 1 S 91 Normdaten Person GND 101271876X lobid OGND AKS VIAF 171853567 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schneider RichardKURZBESCHREIBUNG deutscher romisch katholischer Geistlicher im KZ Dachau inhaftiertGEBURTSDATUM 5 Januar 1893GEBURTSORT Hundheim bei WertheimSTERBEDATUM 6 September 1987STERBEORT Buchen Odenwald Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Richard Schneider Geistlicher amp oldid 226004814