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Ein Rheinlotse ist ein Schiffer mit der Befahigung zum Fuhren eines Binnenschiffes mit eigener Triebkraft Rheinschifferpatent mit besonderen Streckenkenntnissen eines Abschnitts auf dem Rhein fur den er sein Lotsenpatent erworben hat Lotsen auf dem Mittelrhein gab es bis zum Ende der 1980er Jahre auf dem Oberrhein zwischen Iffezheim und Mannheim werden sie noch heute gelegentlich eingesetzt Rheinlotse bei Kaub 1955Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines und Historisches 2 Organisation 3 Ausbildung 4 Rechtliche Stellung und Einsatz auf dem Oberrhein 5 Lotsen in der Schweiz 6 Einzelnachweise 7 Literatur 8 Siehe auch 9 WeblinksAllgemeines und Historisches Bearbeiten Signalstelle Bankeck mit Lotsenmuseum Binger Loch heute Denkmal fur die Verbreiterung von 1832 Ehemaliges Lotsenhaus in Kaub heute Lotsenmuseum Aufgewuhltes Wasser an der Loreley Sankt Goar Ehemalige Wahrschau und Lotsen Station unmittelbar an der Strombiegung Der Begriff Lotse war erstmals in einem preussischen Gesetz dem Reglement uber den Lotsendienst auf dem Rhein innerhalb Preussens am 24 Juni 1844 enthalten Davor hiessen sie Steuermann 1 Da der Mittelrhein als Schifffahrtsstrasse im Gegensatz etwa zur Mosel weitgehend naturlich belassen wurde andert sich das Fahrwasser standig In der Gebirgsstrecke hatte der Fluss das grosste Gefalle die starkste Stromung und gefahrliche Klippen An der Loreley hatte der Fluss ursprunglich bis zu den umfangreichen Ausbaumassnahmen ab den 1970er Jahren 113 m Breite und 25 m Tiefe 2 Heute ist die engste Stelle etwa 145 150 m breit 3 Eine Strecke bei Bacharach hiess das wilde Gefahr Deshalb waren genaue Orts und Stromungskenntnisse fur die Fuhrung der Schiffe Schlepper mit Schuten und besonders der Personenschiffe gefordert Daher war der Einsatz von ortskundigen Lotsen ublich So gab es 1950 noch Lotsenstationen in Bingen Rudesheim Kaub St Goar Wahrschauer und Lotsenmuseum Oberspay Koblenz Urmitz und sogar Koln 4 Das anderte sich zunehmend mit dem Ausbau der Fahrrinnen durch vermehrtes Ausbaggern der eingetragenen Sande und Kiese und durch Sprengung der Felsbarrieren zum Beispiel am Binger Loch bis 1974 aber auch durch die Steigerung der Motorleistung und durch die Einfuhrung moderner Schiffsfuhrungstechnik zum Beispiel durch Radar so dass der Einsatz von Lotsen nicht mehr erforderlich war Lotsenpflicht herrschte nie da viele kleinere Partikuliere das sind selbstfahrende Schiffseigner auch ortskundig waren Wer einen Lotsen brauchte zeigte dies durch Setzen der Lotsenflagge an Wer am langsten noch zum Schutze von Schiff und Passagieren Lotsen einsetzte waren die Koln Dusseldorfer Fahrgastschiffe Zuletzt gab es noch Stationen in Bingen Kaub und St Goar Eine Besonderheit war der Boykott der franzosischen Schiffe nach dem Ersten Weltkrieg worauf Frankreich eigene Stations de Pilote errichtete die erst 1964 durch Vertrag der Beteiligten wieder aufgegeben und die Pilotes in die Deutschen Verbande eingegliedert wurden 5 Die Kauber Lotsengenossenschaft war 1950 1960 mit uber 100 Lotsen und vier Lotsenbooten je eines in Bingen und St Goarshausen die grosste am Rhein Am 31 Mai 1988 wurde mit Kaub die letzte Lotsenstation geschlossen Der letzte Kauber Lotse Karl Kilp Jahrgang 1927 verfasste mit dem auch aus einer Schifferfamilie stammenden Willi Kimpel ein Buch uber diese vergangene Zeit Erstauflage 1993 Auch nach 1988 soll es bei extrem niedrigen Wasserstanden noch zu gelegentlichen Anforderungen von Lotsen gekommen sein Die Mehrzahl der Lotsen setzte sich zur Ruhe wenn die Ersparnisse reichten oder verdingte sich als Binnenschiffer oder musste versuchen einen anderen Beruf zu finden Die ehemaligen Lotsenvereinigungen haben sich zu der Mittelrheinischen Vereinigung der Lotsengemeinschaften in Bingen Kaub und St Goar Rhein mit Sitz in Kaub zusammengeschlossen 6 Sie widmen sich in ihrem Verein der Traditionspflege und unterhalten in ihren Stationen kleine Museen In der Kauber Station werden Bilder und Schiffsmodelle ausgestellt 7 Eine grossere Ausstellung ist im Wahrschauer und Lotsenmuseum in St Goar zu besuchen 8 Organisation BearbeitenDie Lotsen waren selbstandige in Genossenschaften zusammengeschlossene Unternehmer Jeder Lotse bediente vorzugsweise seine Stammkunden die er nach Abhoren der Schifffahrtsnachrichten im Radio mit Fernglas am Fenster seines Hauses mit Rheinblick und dann in der Lotsenstation erwartete Die jungeren mussten nehmen was ubrig blieb Die Genossenschaft bezahlte und organisierte das Lotsenversetzboot das schnelle und starke Boot des Lotsendienstes das den Lotsen zum Schiff und vom Schiff zuruck brachte und den Lotsenbus der die Lotsen vom Ende der Lotsenstrecke wieder zur Lotsenstation zuruckbrachte Jede ortliche Genossenschaft hatte eine bestimmte traditionelle Strecke zu bedienen Die Kauber lotsten von Kaub zu Berg bis Bingen und zu Tal bis St Goarshausen Die St Goarer nur zu Berg von St Goar ursprunglich bis Oberwesel und spater bis Kaub und die Binger nur zu Tal bis Kaub Das hatte nur Sinn wenn man dem Eingehen auf unterschiedliches Fahrverhalten des Schiffes und unterschiedliches Fliessverhalten des Stromes Prioritat vor dem freien Unternehmertum einraumt Vor dem Zeitalter der schnellen Motorboote musste jeder Lotse mit seiner Schaluppe der so genannten Schlupp einem kleinen Ein Mann Boot zum Schiff rudern und dann anschliessend nach der Lotsenstrecke im Schlepptau eines Schiffes oder zu Tal mit eigener Kraft wieder zuruck mit dem Boot Ausbildung BearbeitenJeder Bewerber fur den Lotsenberuf musste zuerst Schiffer werden das heisst er fuhr zuerst als Schiffsjunge nach bestandener Bootsmannsprufung als Matrose auf einem Binnenschiff auf dem Rhein und seinen Nebenflussen Mit fruhestens 23 Jahren konnte er sich als Anwarter zur staatlichen Prufung fur das Rheinschifferpatent zum Fuhren von Schiffen mit eigener Triebkraft melden Nach diesem Examen begann die eigentliche Ausbildung zum Lotsen Sie dauerte zirka ein Jahr umfasste mindestens 200 Lehrfahrten als Lotsenkandidat an der Seite eines erfahrenen Lehrlotsen auf seiner Strecke Die Prufung zum Lotsenpatent fur die Strecke auf der er gelernt hatte wurde vor einem Beamten des Wasser und Schifffahrtsamtes Bingen und zwei beisitzenden Lotsenprufmeistern der ortlichen Lotsengenossenschaft abgelegt Selbstverstandlich musste der Lotsenkandidat auch unbescholten sein Rechtliche Stellung und Einsatz auf dem Oberrhein BearbeitenAuf dem Oberrhein bedient sich die Schifffahrt auf der nicht kanalisierten Strecke zwischen Iffezheim und Mannheim noch gelegentlich fahrstreckenkundiger Lotsen Gesetzlich werden sie Hilfsschiffsfuhrer benannt Ein Lotsenzwang besteht nicht Auf dem Oberrhein gilt die Lotsenordnung fur den Rhein zwischen Basel und Mannheim Ludwigshafen vom 15 Juni 1956 BGBl II S 703 in der Fassung vom 27 August 1968 BGBl II S 813 9 sowie die Verordnung uber die Entgelte fur die Leistungen der Binnenlotsen auf der Bundeswasserstrasse Rhein zwischen Iffezheim und Mannheim vom 1 Juni 2001 VkBl 2001 Seite 310 Auf den Strecken oberhalb Iffezheim bis Basel und unterhalb der genannten Strecke sowie im Gebirge Mittelrhein werden keine Lotsen mehr benotigt Von den freiberuflich zur Unterstutzung des Schiffsfuhrers oder als Ersatzschiffsfuhrer tatigen Lotsen sind unstandig beschaftigte Binnenschiffer zu unterscheiden wenn sie ein Rheinschifferpatent besitzen als Matrosen zur Vervollstandigung der Bemannung an Bord genommen werden Hilfsleute Diese Binnenschiffer sind keine Lotsen im Sinne der Lotsenbestimmungen sie besitzen keine Lotsenpatente Da auch hier die Lotserei keine rechte Zukunft hat fehlt der Nachwuchs So wurde am 21 Marz 2009 berichtet dass ein 74 jahriger Lotse am Oberrhein beim Zugang aufs Schiff ins Wasser gefallen ist Lotsen in der Schweiz BearbeitenAuf dem Schweizer Rheinabschnitt Basel Birsfelden gab es 2008 noch funf Lotsen Sie wohnten alle in Kleinhuningen und wechseln sich in Bereitschaft ab Das Rheinschifferpatent gilt nicht in der Schweiz Die Schiffsfuhrer mit dem Rheinpatent durfen nur bis zur Dreirosenbrucke in Basel fahren und wer weiter will muss fur die 9 km lange Strecke bis Birsfelden und den dort beginnenden Schleusen einen Schweizer Lotsen mit dem Basler Patent an Bord nehmen 10 Naturlich ist der Verkehr hier nicht mehr so dicht etwa zwei bis zehn Schiffe taglich wollen durch das gefahrliche Rheinknie mit seiner tuckische Stromung und durch die enge Mittlere Brucke 11 Einzelnachweise Bearbeiten Wilhelm Kimpel Die Steuerleute und Lotsen auf der Gebirgstrecke des Mittelrheins mit ihren Stationen in Bingen Kaub und St Goar S 53 Nach Baedeker Koln und die Rheinlande 1953 S 271 in anderen touristischen Veroffentlichungen wird von 90 m der Fahrrinnenbreite berichtet Telefonische Auskunft der Revierzentrale Oberwesel des Wasser und Schifffahrtsamtes Bingen uber den ortskundigen Benutzer Frila Karl Baedeker Koln und das Rheinland Reisehandbuch Hamburg 1953 S 26 Kurzfassung von Kimpel zum Lotsenwesen auf den Gebirgsstrecken bei schifferverein beuel Memento vom 9 Marz 2014 im Internet Archive S 4 Vereinigung der Lotsenvereine Kauber Lotsenstation Wahrschauer und Lotsenmuseum bei Regionalgeschichte ohne Link keine Webseite Lotsenordnung Oberrhein Mit Ausbildungsordnung PDF Datei 56 kB Zugriff Dez 2010 Basler Lotsen NZZ vom 13 Nov 2004 Zugriff Dez 2015 Basellandschaftliche Zeitung zu den Basler Rheinlotsen vom 12 Oktober 2012Literatur BearbeitenWilhelm Kimpel Die Steuerleute und Lotsen auf der Gebirgstrecke des Mittelrheins mit ihren Stationen in Bingen Kaub und St Goar 2 Auflage Kaub 1999 ISBN 3 929866 04 8 Siehe auch BearbeitenWahrschau am Mittelrhein mit Hinweis zum Museum Lotse behandelt hauptsachlich die Seelotsen Pilot Seefahrt weist auch internationale Bezuge auf jeweils mit Weblinks Weblinks Bearbeiten Commons Rheinlotse Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Wikiquote Lotse Zitate Wiktionary Rheinlotse Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Lotsen Entgelte Oberrhein Schifferverein Kleinhuningen CH Abgerufen 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