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Die Regge Theorie benannt nach dem italienischen Physiker und Mathematiker Tullio Regge ist ein theoretischer Versuch zur Erforschung von Aspekten der Elementarteilchenphysik In diesem Versuch ist der wesentliche neue Aspekt die Fortsetzung des Drehimpulses ins Komplexe Als Funktion der Energie beschreibt der komplexe Drehimpuls dann eine Bahn genannt Regge Trajektorie Betrachtet man Streuung eines Teilchens an einem anderen und berechnet die Streuamplitude so ergeben sich Masse und Lebensdauer eines Resonanzzustandes aus Realteil und Imaginarteil eines bestimmten Punktes auf einer Regge Trajektorie der ein Pol der Streuamplitude ist genannt Regge Pol Beispiel BearbeitenDas einfachste Beispiel liefert die quantenmechanische Behandlung der Bindung oder Streuung eines Elektrons mit Masse m displaystyle m nbsp und Ladung e displaystyle e nbsp an einem Proton mit Masse M displaystyle M nbsp und Ladung e displaystyle e nbsp Anders als fur elastische Streuung ist die Energie E displaystyle E nbsp der Bindung des Elektrons an das Proton negativ Die entsprechende Formel lautet E E N 2 m p 2 e 4 h 2 N 2 4 p e 0 2 13 6 e V N 2 R y N 2 m m m m M M m displaystyle E to E N frac 2m pi 2 e 4 h 2 N 2 4 pi varepsilon 0 2 frac 13 6 mathrm eV N 2 frac R y N 2 frac m m qquad m frac mM M m nbsp wobei R y displaystyle R y nbsp die Rydberg Energie und m displaystyle m nbsp die reduzierte Masse des Systems ist Zur Herleitung uber die Schrodingergleichung siehe Wasserstoffatom Die Hauptquantenzahl N 1 2 3 displaystyle N 1 2 3 dots nbsp ist gegeben durch N n r l 1 displaystyle N n r l 1 nbsp wo n r 0 1 2 3 displaystyle n r 0 1 2 3 dots nbsp die radiale Quantenzahl ist und l 0 1 2 3 displaystyle l 0 1 2 3 dots nbsp die Nebenquantenzahl des orbitalen Drehimpulses Lost man E N displaystyle E N nbsp nach l displaystyle l nbsp auf erhalt man die Gleichung l l E n r g E g E 1 i p e 2 4 p e 0 h 2 m E 1 2 displaystyle l mapsto l E n r g E qquad g E 1 mathrm i frac pi e 2 4 pi varepsilon 0 h left frac 2m E right 1 2 nbsp Dieser Ausdruck betrachtet als komplexe Funktion von E displaystyle E nbsp beschreibt in der komplexen Ebene eine Bahn die als Regge Trajektorie bezeichnet wird Der orbitale Drehimpuls kann somit beliebige komplexe Werte auf der Regge Trajektorie annehmen Regge Trajektorien lassen sich fur viele andere Potentiale berechnen insbesondere auch fur das Yukawa Potential das in der Nukleon Nukleon Streuung den Austausch eines Mesons beschreibt Regge Pole fur Yukawa Potentiale bzw die entsprechenden Eigenwerte der radialen Schrodinger Gleichung wurden von Harald J W Muller Kirsten storungstheoretisch hergeleitet 1 In der Quantenmechanik wird Streuung wie die des Elektrons am Proton durch die S Matrix beschrieben Im Fall des obigen Beispiels ist diese S Matrix durch folgenden Ausdruck gegeben S G l g E G l g E e i p l displaystyle S frac Gamma l g E Gamma l g E mathrm e mathrm i pi l nbsp wo G x displaystyle Gamma x nbsp die Gammafunktion ist also die Verallgemeinerung der Fakultat n displaystyle n nbsp Diese Gammafunktion ist eine nichtverschwindende Funktion mit einfachen Polen bei x 0 1 2 3 displaystyle x 0 1 2 3 dots nbsp Der Ausdruck S displaystyle S nbsp besitzt also Pole hier der Gammafunktion im Zahler genannt Regge Pole die genau durch den Ausdruck fur die Regge Trajektorien gegeben sind Es war Regge der die Idee hatte die Streuamplitude bzw S Matrix einer Teilchenreaktion als analytische Funktion des oben orbitalen Drehimpulses zu betrachten Regge Pole spielten eine bedeutende Rolle in der Entwicklung der theoretischen Elementarteilchenphysik Eine wichtige Bedeutung von Regge Trajektorien fand sich in der Nukleon Nukleon Streuung N 1 N 2 N 1 N 2 displaystyle N 1 N 2 mapsto N 1 N 2 nbsp Bezeichnet N displaystyle N nbsp das dem Nukleon N displaystyle N nbsp zugehorige Antiteilchen wird das Hochenergieverhalten dieses Prozesses auch genannt s displaystyle s nbsp Kanal bestimmt durch die dominante Regge Trajektorie des sogenannten gekreuzten Prozesses auch genannt t displaystyle t nbsp Kanal N 1 N 2 N 1 N 2 displaystyle N 1 N 2 mapsto N 1 N 2 nbsp Die Idee der Regge Trajektorien weiter entwickelnd entdeckten G F Chew und S C Frautschi etwa 1960 dass sich die bekannten Mesonen in Familien einteilen liessen bei denen der Spin Eigendrehimpuls proportional zum Quadrat der Masse ist Chew entwickelte damit seine Bootstrap Theorie der Elementarteilchen in der es gemass einer nuklearen Demokratie keine Elementarteilchen gibt Obgleich erfolglos fuhrte diese Idee jedoch zu der nach Gabriele Veneziano benannten Veneziano Formel einer S Matrix analog obiger S Matrix ausgedruckt in der Eulerschen Beta Funktion und diese Formel war grundlegend fur den weiteren Weg zur heutigen Stringtheorie Man kann dies konkreter ausdrucken Man definiert s p 1 p 2 2 displaystyle s p 1 p 2 2 nbsp und analog t displaystyle t nbsp und u displaystyle u nbsp fur die zwei moglichen gekreuzten Kanale Dann hat die Veneziano Formel die Form S G a b s G c d t G a c b s d t displaystyle S frac Gamma a bs Gamma c dt Gamma a c bs dt nbsp wo a b c d displaystyle a b c d nbsp Konstanten sind Indem man s displaystyle s nbsp in Einheiten von 1 b displaystyle 1 b nbsp misst und t displaystyle t nbsp in Einheiten von 1 d displaystyle 1 d nbsp und die Konstanten umbenennt erhalt man die Formel in der Standardform S G a s G b t G a b s t displaystyle S frac Gamma a s Gamma b t Gamma a b s t nbsp Diese Funktion hat einfache Pole an den Stellen s a a 1 a 2 t b b 1 b 2 displaystyle s a a 1 a 2 t b b 1 b 2 nbsp Das Residuum am Pol s a displaystyle s a nbsp ist 1 displaystyle 1 nbsp und entspricht einem Pol mit Spin null Das Residuum am Pol s a 1 displaystyle s a 1 nbsp ist eine lineare Funktion von t displaystyle t nbsp G b t G b t 1 b t 1 displaystyle frac Gamma b t Gamma b t 1 b t 1 nbsp was Polen mit Spin 1 displaystyle 1 nbsp und null entspricht Im Allgemeinen entspricht das Residuum des Pols bei s n a displaystyle s n a nbsp Polen mit Spin J 0 1 2 displaystyle J 0 1 2 nbsp Literatur BearbeitenEuan J Squires Complex Angular Momenta and Particle Physics W A Benjamin 1963 Steven Frautschi Regge Poles and S Matrix Theory W A Benjamin 1963 Geoffrey F Chew S Matrix Theory of Strong Interactions W A Benjamin 1962 Tullio Regge Introduction to Complex Orbital Momenta In Nuovo Cimento Band 14 1959 S 951 physics princeton edu PDF Virendra Singh Analyticity in the Complex Angular Momentum Plane of the Coulomb Scattering Amplitude In Phys Rev Band 127 1962 S 632 doi 10 1103 PhysRev 127 632 Gabriele Veneziano Elementary particles In Physics Today Band 22 September 1969 S 31 doi 10 1063 1 3035780 Harald J W Muller Kirsten Introduction to Quantum Mechanics Schrodinger Equation and Path Integral World Scientific 2012 S 395 414 Einzelnachweise Bearbeiten H J W Muller Regge Pole in der nichtrelativistischen Potentialstreuung In Ann d Phys Leipz 15 1965 S 395 411 H J W Muller K Schilcher High energy scattering for Yukawa potentials In J Math Phys 9 1968 S 255 259 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Regge Theorie amp oldid 242671256