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Die Regelgerechtigkeit oder gesetzliche Gerechtigkeit iustitia legalis ist ein Gerechtigkeitskonzept welches als Kriterium fur die Beurteilung des Zustands einer Gesellschaft als gerecht oder ungerecht die Gesetze betrachtet Dabei wird zumindest in modernen Ansatzen verlangt dass alle Mitglieder der Gesellschaft denselben Regeln tatsachlich unterworfen sind Der Okonom Friedrich August von Hayek hat die Regel der Ergebnisgerechtigkeit gegenubergestellt und ersterer den Vorzug gegeben Inhaltsverzeichnis 1 Regelgerechtigkeit als traditionelle Gesetzesgerechtigkeit neben anderen Gerechtigkeitstypen 2 Regelgerechtigkeit als Verfahrensgerechtigkeit 3 Regelgerechtigkeit in der liberalen Sozialphilosophie 4 Literatur 5 Einzelnachweise 6 WeblinksRegelgerechtigkeit als traditionelle Gesetzesgerechtigkeit neben anderen Gerechtigkeitstypen BearbeitenDie gesetzliche Gerechtigkeit kann unterschiedlich bestimmt werden Aristoteles versteht als ihr Formalobjekt die staatlichen Gesetze 1 Thomas von Aquin in teilweisem Anschluss daran das Gemeinwohl 2 Die Gesetzesgerechtigkeit ist fur Thomas eine Tugend und naturrechtlich determiniert sie ist die allgemeine Gerechtigkeit der gegenuber Verteilungsgerechtigkeit distributive G und Tauschgerechtigkeit kommutative G als partikulare Gerechtigkeitstypen unterschieden werden Daneben wird traditionell noch die Beteiligungsgerechtigkeit iustitia contributiva als weitere Zusatzbedingung fur die Gewahrleistung sozialer Gerechtigkeit verlangt Regelgerechtigkeit als Verfahrensgerechtigkeit BearbeitenEinige moderne Gerechtigkeitstheorien haben gegen zum Beispiel Thomas die iustitia legalis mit der sogenannten Verfahrensgerechtigkeit procedural justice identifiziert John Rawls beispielsweise unterscheidet in seiner Theorie der Gerechtigkeit drei Typen der Verfahrensgerechtigkeit vollkommene Verfahrensgerechtigkeit Die Prozeduren sind so beschaffen dass sie ein gerechtes Resultat garantieren wie dies nur in einfachen oder idealisierten Fallen denkbar ist Standardbeispiel ist die Aufteilung eines Kuchens in gleich grosse Stucke wobei die den Kuchen zerteilende Person ihr Stuck als Letztes erhalt unvollkommene Verfahrensgerechtigkeit Es existiert keine Prozedur die mit Gewissheit ein gerechtes Resultat herbeifuhrt wie dies beispielsweise bei Gerichtsverhandlungen faktisch unvermeidbar ist reine Verfahrensgerechtigkeit Wahrend in beiden vorbenannten Fallen ein unabhangiges Kriterium existiert welches die Uberprufung erlaubt ob das Ergebnis gerecht ist oder nicht ist dies in diesem Fall ausgeschlossen das Verfahren gilt selbst als gerecht ohne dass dies durch die Gerechtigkeit des Ergebnisses erst konstituiert wird wie beispielsweise wenn sich jeder an die Regeln eines Kartenspiels halt 3 Der Begriff einer reinen Verfahrensgerechtigkeit ist das Fundament von Rawls Theorie 4 Robert Nozick meint nur Verfahrensgerechtigkeit konne ein plausibles Fundament fur moralische Appelle darstellen 5 Konkret fordert man neben der Gleichheit vor dem Gesetz meist auch eine Unparteilichkeit der Gerichte sowie eine faire Rechtsfindung als notwendige Bedingungen eines verfahrensgerechten Sozialwesens Regelgerechtigkeit in der liberalen Sozialphilosophie BearbeitenAhnlich wie bei Hayek der die Regel der Ergebnisgerechtigkeit ubergeordnet hat wird bis heute in der liberalen Sozialphilosophie argumentiert Die Friedrich Naumann Stiftung beispielsweise postuliert in ihren Statuten Liberale Politik will Regeln festlegen die fur alle gelten dem einzelnen aber die freie Entscheidung lassen Sie will nicht ein bestimmtes Ergebnis von vornherein fixieren Sie will also Regelgerechtigkeit weil es Ergebnisgerechtigkeit nicht geben kann 6 Literatur BearbeitenJohn Rawls Eine Theorie der Gerechtigkeit Frankfurt M 1976 Jurgen Habermas Faktizitat und Geltung Frankfurt M 1992 insb S 292 ff Thomas Pogge Justice in Donald M Borchert Hg Encyclopedia of Philosophy 2 Auflage 2005 Bd 4 S 862 870 bes S 864 C Lafont Procedural Justice Implications of the Rawls Habermas Debate for Discourse Ethics in Philosophy and Social Criticism 29 2003 S 167 85 David M Anderson Reconstructing the Justice Dispute in America Diss Michigan 1990Einzelnachweise Bearbeiten Nikomachische Ethik 3 5 1130b Vgl insg Summa theologica II II 57 79 Michael Schramm Gerechtigkeit in LThK 3 Bd 4 S 498 500 Vgl John Rawls Theory of Justice 1971 S 86 John Rawls Theory of Justice 1971 S 136 Robert Nozick Anarchy State and Utopia New York Basic Books 1974 passim Friedrich Naumann Stiftung Politische Grundsatze Memento vom 11 Januar 2010 im Internet Archive Weblinks BearbeitenAxel Tschentscher Einleitung in Prozedurale Theorien der Gerechtigkeit Rationales Entscheiden Diskursethik und prozedurales Recht Baden Baden 2000 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Regelgerechtigkeit amp oldid 231428254