www.wikidata.de-de.nina.az
Als Romermonat bezeichnete man die Berechnungsgrundlage einer Vielzahl von Steuern der Reichsstande im Heiligen Romischen Reich Diese Grundlage wurde de facto seit Kaiser Maximilian I 1493 1519 de jure seit der Reichsmatrikel des Wormser Reichstages 1521 unter Kaiser Karl V bis zum Ende des Alten Reiches im Jahre 1806 herangezogen Inhaltsverzeichnis 1 Ursprung und Name 2 Anwendung 2 1 Berechnung 2 2 Turkenkriege 2 3 Romermonat und Westfalischer Friede 3 Literatur 3 1 Quellen 3 2 Monographien 4 AnmerkungenUrsprung und Name BearbeitenUrsprunglich leitete sich der Romermonat von der Pflicht der Reichsstande zur Heeresfolge bei der Romfahrt bzw von der Bezahlung der Truppen fur diese ab Entsprechend der ideellen Vorstellung von der Kaiserkronung durch den Papst war es dem Souveran daher moglich eine Verpflichtung seiner Gefolgsleute bzw Vasallen daraus zu konstruieren Diese Hilfe fur die Romfahrt sollte in Form der Bezahlung des Soldes eines Truppenkontingents von 4 000 Reitern und 20 000 Fusssoldaten erfolgen Dieses sogenannte Simplum von 24 000 Mann fur je einen Monat gab der Steuer den Namen und wurde in den folgenden Jahren die grundlegende Recheneinheit fur die Besteuerung der Reichsstande bzw fur finanzielle Hilfen der Reichsstande Der Reichstag von 1521 hatte Karl V eine Romzughilfe fur sechs Monate zugesagt ihm also insgesamt sechs Romermonate bewilligt 1 Anwendung BearbeitenBerechnung Bearbeiten Mittels der Reichsmatrikel legte man die Quote des jeweils betroffenen Standes fest Am Beispiel von Aachen lasst sich die Berechnung veranschaulichen Im Verzeichnis der Reichsstande von 1663 veranschlagte man sie mit sieben berittenen Mannern und 30 Fusssoldaten oder 204 Gulden 2 Damit war der Anteil des jeweiligen Reichsstandes an einem Romermonat definiert Die zu zahlende Gesamtsumme fur einen Reichsstand ergab sich damit aus dessen jeweiligem Anteil an einem Romermonat und der Anzahl der bewilligten Romermonate 1 Als Gesamtsumme eines Romermonats veranschlagte man zunachst 120 000 Gulden spater ublicherweise 128 000 Gulden Als Ausgangszahl hatte man die aufzubringende Armeestarke von 4 000 Reitern zu je 10 Gulden und 20 000 Kampfer zu Fuss zu je vier Gulden zugrunde gelegt was die besagte Endsumme von 120 000 Gulden ergab Durch eine Erhohung der Summe fur einen Reiter auf 12 Gulden ergab sich die spatere Summe Durch Mediatisierungen und Gebietsanderungen verringerte sich der Wert des Romermonats jedoch in der Folgezeit so dass im Jahre 1737 nur noch 58 280 Gulden veranschlagt wurden 3 Turkenkriege Bearbeiten nbsp Seite aus dem Verzeichnis der Reichskreise mit Angabe der Turkenhilfe aus dem Jahre 1532Wahrend der Turkenkriege bewilligte der jeweilige Reichstag teilweise Romermonate als Turkenhilfe die dann auch Turkenschatzung genannt wurde Romermonat und Westfalischer Friede Bearbeiten Eine ungewohnliche Rolle wurde dem Romermonat im Zusammenhang mit den Bestimmungen des Westfalischen Friedens am 13 Juni 1648 zugeordnet Demnach sollte das Reich der schwedischen Armee eine Abfindung von funf Millionen Reichstalern in drei Raten zahlen Zur Finanzierung griff man auf eben dieselbe Reichsmatrikel zuruck wodurch die sieben sogenannten satisfaktionspflichtigen bzw zahlungsfahigen Reichskreise zu denen z B auch Koln als Teil des niederrheinisch westfalischen Kreises gehorte den Lowenanteil der Summe gewissermassen als Romermonat tragen sollten Um uberhaupt die gewaltige Summe aufbringen zu konnen belastete man jeden Stand mit 133 5 Romermonaten Erhebliche Probleme ergaben sich dabei bei den Berechnungsgrundlagen da z B im Falle Kolns der Rat auf einen Reichsanschlag von 1567 verwies der den Kolnern mit 825 Gulden ein Viertel der Summe von 1 100 Gulden nach der Reichsmatrikel von 1645 erlassen hatte Da in der Zwischenzeit von dieser jahrlichen Summe nicht abgewichen wurde bestanden die Kolner letztlich erfolgreich auf der Einsparung ihrer 36 712 Gulden Vollends chaotisch wurden die Steuerverhaltnisse als der Kaiser nun auch noch seine Kosten durch eine Veranschlagung von 100 bzw spater 150 Romermonaten decken wollte Angesichts dieser drohenden Zahlungsflut verwundert es nicht wenn die Kolner daher eine Unterschrift als Prajudiz unter die Friedensschlusse von Munster und Osnabruck zur Beendigung des Dreissigjahrigen Krieges unterliessen Literatur BearbeitenQuellen Bearbeiten Christian August Kardinal von Sachsen Kayserliches Commissions Decret Betreffend die fordersabsmte Bezahlung der an dem Einfachen Romer Monath zu Fortsetzung der nothigen Reparation der an der Vestung Kehl zerfallener Fortifikation noch ruckstandiger Quoten gleichwie zu solchem Ende alle Kreisausschreibamter nochmal aufs nachdrucklichste erinnert werden publice dictirt Regensburg den 29 Octobris 1717Monographien Bearbeiten Heinrich Medefind Bearb unter Mitarbeit von Werner Allewelt Hans Martin Arnoldt und Sabine Dorothea Pingel Die Kopfsteuerbeschreibung des Furstentums Braunschweig Wolfenbuttel von 1678 Veroffentlichungen der Historischen Kommission fur Niedersachsen und Bremen 202 Hannover Hahnsche Buchhandlung 2000 926 S Abb ISBN 3 7752 5806 XAnmerkungen Bearbeiten a b Michael Kruppe Die Turkenhilfe der Reichsstadte Nordhausen und Muhlhausen in der Zeit von Maximilian I bis Rudolf II 1493 1612 Gottingen 2012 S 116 uni goettingen de PDF Verzeichnuss Dess Heyl Romischen Reichs Teutscher Nation Hochloblichster Hoch und Wol loblicher Stande nach den Zehen Reichs Craissen 1663 S 34 wikisource org Michael Kruppe Die Turkenhilfe der Reichsstadte Nordhausen und Muhlhausen in der Zeit von Maximilian I bis Rudolf II 1493 1612 Gottingen 2012 S 29 uni goettingen de PDF Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Romermonat amp oldid 235671282