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Die Quantitatstheorie des Geldes auch Geldmengentheorie oft nur kurz Quantitatstheorie ist eine Wirtschaftstheorie die unter bestimmten Voraussetzungen eine kausale Abhangigkeit des Preisniveaus von der Geldmenge annimmt Inhaltsverzeichnis 1 Herleitung 2 Geschichte 3 Anerkennung und Ablehnung durch verschiedene volkswirtschaftliche Schulen 4 Literatur 5 Weblinks 6 BelegeHerleitung BearbeitenAusgangspunkt der Darstellung kann eine Verkehrs oder Quantitatsgleichung bilden die letztlich aussagt dass die in einem bestimmten Zeitraum umgesetzte Geldmenge gleich dem geldlich bewerteten Guterhandel einer Volkswirtschaft ist M V P Y displaystyle M cdot V P cdot Y nbsp Dabei steht M fur die Geldmenge V fur die Geldumlaufgeschwindigkeit P fur das Preisniveau und Y fur das Handelsvolumen von realen Gutern das stark mit dem BIP Bruttoinlandsprodukt korreliert Deshalb wird in vielen Darstellungen der Quantitatsgleichung auch das BIP mit dem Y gleichgesetzt Diese Darstellung ist aber strenggenommen falsch da das Handelsvolumen unter anderem durch die Lagerbestandsveranderungen vom BIP abweicht Fur das Preisniveau P gilt also P M V Y displaystyle P frac M cdot V Y nbsp Aus dieser Gleichung kann eine Version der Quantitatstheorie abgeleitet werden nach der das Preisniveau in seiner Hohe nur als von der Geldmenge abhangig erklart wird Voraussetzung ist dabei konstante Umlaufgeschwindigkeit konstantes Handelsvolumen P f M c M displaystyle P f M c cdot M nbsp Dabei ist c V Y displaystyle c frac V Y nbsp konstant P also proportional zu M Grundlage des modernen Monetarismus ist eine neuere Form der Quantitatstheorie in der nur noch angenommen wird dass die Umlaufgeschwindigkeit und jedenfalls in der langeren Frist das reale Handelsvolumen und damit auch die reale Produktion im Wesentlichen unabhangig von der Geldmenge bestimmt werden Anderungen der Geldmenge wirken sich dadurch jedenfalls langerfristig hauptsachlich auf das Preisniveau aus Insbesondere ist nach dieser Theorie eine zu schnelle Ausdehnung der Geldmenge als Hauptursache von Inflationen anzusehen Die Auswirkungen der Geldpolitik auf das Preisniveau und auf makrookonomische Prozesse wird unter dem Begriff der Neutralitat des Geldes erortert wobei stark unterschiedliche Auffassungen nebeneinander existieren Geschichte BearbeitenBereits Nikolaus Kopernikus und Jean Bodin entwickelten Grundideen der spateren Quantitatstheorie Die erste vollstandige Formulierung der wesentlichen Elemente der Quantitatstheorie stammt von dem englischen Philosophen John Locke der aufbauend auf Bodin den Begriff der Umlaufgeschwindigkeit einfuhrte und die Natur des Geldes als Tauschmittel durch Konvention gemass Aristoteles betonte Spater wurde das Konzept von David Hume vereinfacht dargestellt Der Okonom Irving Fisher griff das Konzept spater auf und verbesserte es The Purchasing Power of Money 1911 Bedeutendster Vertreter der Neo Quantitatstheorie des Geldes war der US Amerikaner Milton Friedman Anerkennung und Ablehnung durch verschiedene volkswirtschaftliche Schulen BearbeitenDie verschiedenen Denkschulen der Volkswirtschaft bewerten die Quantitatstheorie unterschiedlich und ziehen im Fall einer Befurwortung auch unterschiedliche Schlusse John Maynard Keynes lehnte die mit der Quantitatstheorie verbundene Behauptung ab dass die Zentralbank ohne Auswirkungen auf die Realwirtschaft uber eine Steuerung der Geldmenge die Preise beeinflussen konne Eine Politik der Deflation wie sie mit der Ruckkehr Englands zum Goldstandard 1925 vorgesehen war werde die Preise nicht automatisch senken sondern nur durch eine von der Geldpolitik bewusst herbeigefuhrte Arbeitslosigkeit 1 Vertreter des Keynesianismus sehen einen Zusammenhang von Geldpolitik und Konjunktur und fordern dass die Nationalstaaten wahrend einer Rezession durch zusatzliche Ausgaben konjunkturelle Anreize geben sollten die auch unter Inkaufnahme eines Inflationsrisikos durch eine Erhohung der Geldmenge mittels Kreditschopfung finanziert werden sollten Die Keynes nahe stehende Joan Robinson weist darauf hin dass die Quantitatsgleichung in zwei Richtungen gelesen werden kann Von links nach rechts gelesen scheint eine hohere Geldmenge hohere Preise zu bewirken Von rechts nach links scheint aus hoheren Preisen ein grosserer Geldumlauf zu folgen 2 Aus der Quantitatsgleichung selbst folgt daher nicht die Quantitatstheorie Vertreter des Monetarismus betrachten die Theorie dagegen als gultig und befurworten ein konstantes Geldmengenwachstum sowie einen Verzicht auf diskretionare Geldpolitik Auch Vertreter der Osterreichischen Schule sehen einen fixen Zusammenhang zwischen Geldmenge und Geldwert Sie sehen Inflation als direkte Folge von Geldmengenausweitung Vertreter von vor allem in den USA popularen libertaren Stromungen lehnen sowohl Fiatgeld wie uberhaupt jeden staatlichen Einfluss auf das Geld ab etwa die Steuerung der Hohe der Geldmenge Stattdessen setzen sich einige fur die Wiedereinfuhrung des Goldstandards ein um hohe Inflationsraten vermeiden zu konnen Andere fordern freien Wettbewerb des Geldes da dort niemand die Geldmenge zu seinem Nutzen beeinflussen kann Literatur BearbeitenMoritz Julius Bonn Spaniens Niedergang wahrend der Preisrevolution des 16 Jahrhunderts Ein induktiver Versuch zur Geschichte der Quantitatstheorie Munchener volkswirtschaftliche Studien 12 Cotta Stuttgart 1896 Digitalisat Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Quantitatstheorie Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenBelege Bearbeiten John Maynard Keynes The Economic Consequences of Mr Churchill In John Maynard Keynes Essays in Persuasion W W Norton amp Company New York NY 1991 ISBN 0 393 00190 3 S 259 Joan Robinson Okonomische Theorie als Ideologie Uber einige altmodische Fragen der Wirtschaftstheorie Europaische Verlagsanstalt Frankfurt am Main 1980 ISBN 3 434 25113 8 S 83 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Quantitatstheorie amp oldid 234566736