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Die Quantitatsgleichung auch Transaktionsgleichung Verkehrsgleichung oder Tauschgleichung liefert Anhaltspunkte uber die Beziehung zwischen Geld und Gutertransaktionen innerhalb einer Volkswirtschaft und wird interpretiert durch die Quantitatstheorie Neben verschiedenen Formen der Quantitatstheorie gibt es auch verschiedene Formen der Quantitatsgleichung 1 Inhaltsverzeichnis 1 Erlauterung 2 Geschichte 3 Die gebrauchlichsten Versionen der Quantitatsgleichung 3 1 Transaktionen und Quantitatsgleichung Transaktionsversion 3 2 Von Transaktionen zum Einkommen Einkommensversion 3 3 Cambridge Version der Quantitatsgleichung 4 Von der Gleichung zur Theorie 5 Auswirkung einer Geldmengenanderung 6 Literatur 7 BelegeErlauterung BearbeitenDer von Irving Fisher 1930 aufgestellten Quantitatsgleichung 2 liegt die Annahme zugrunde dass alle Transaktionen mittels einer bestimmbaren Geldmenge in Gestalt von Banknoten und Munzen oder Buchgeld abgewickelt werden Tauschhandel gibt es nicht Die Geldmenge M displaystyle M nbsp wurde dabei in einem bestimmten Zeitraum mehrmals durch Transaktionen von einer Hand in die nachste wechseln was als Umlaufgeschwindigkeit des Geldes V displaystyle V nbsp bezeichnet wird Diese umlaufende Geldmenge ist nicht eindeutig zu definieren und ihre Umlaufgeschwindigkeit kann nicht gemessen werden Daher wird die Umlaufgeschwindigkeit in der Quantitatsgleichung passend zur gewahlten Geldquantitat berechnet so dass M V P T displaystyle M cdot V P cdot T nbsp gilt Die Quantitatsgleichung ist definitionsgemass immer wahr und empirisch nicht falsifizierbar Die Quantitatstheorie interpretiert die Quantitatsgleichung so dass die von der Zentralbank steuerbare Geldmenge bei einer meist als konstant angenommenen Umlaufgeschwindigkeit direkt das Preisniveau bestimmen wurde also ohne Auswirkungen auf die Realwirtschaft Damit ist die Quantitatsgleichung die Grundlage der Geldmengensteuerung und Stabilitatspolitik des Monetarismus Milton Friedman erklarte Inflation oder Deflation zu einem rein monetaren Problem dem die Zentralbank durch die Steuerung der Geldmenge begegnen konne Geschichte BearbeitenDie Grundideen der spateren Quantitatstheorie wurden bereits von Jean Bodin erkannt Aufbauend auf Bodin fuhrte John Locke englischer Philosoph den Begriff der Umlaufgeschwindigkeit sowie die Funktion des Geldes als Tauschmittel ein Locke formulierte somit erstmals die wesentlichen Elemente der Quantitatstheorie Diese Idee wurde spater von dem schottischen Okonom David Hume vereinfacht dargestellt und schliesslich durch John Stuart Mill erweitert und bekannt gegeben Die Quantitatsgleichung geht auf Simon Newcomb 1885 zuruck und wurde 1911 durch den Okonomen Irving Fisher prazisiert Fur die Neoquantitatstheorie besonders bedeutend war der Nobelpreistrager Milton Friedman 3 Die gebrauchlichsten Versionen der Quantitatsgleichung BearbeitenTransaktionen und Quantitatsgleichung Transaktionsversion Bearbeiten Die Quantitatsgleichung stellt eine Identitatsgleichung dar Sie wird wie folgt definiert M V P T displaystyle M cdot V P cdot T nbsp Geldmenge Umlaufgeschwindigkeit Preisniveau Transaktionen displaystyle text Geldmenge cdot text Umlaufgeschwindigkeit text Preisniveau cdot text Transaktionen nbsp M displaystyle M nbsp Geldmenge durchschnittlich umlaufende Menge an Geld innerhalb einer Periode V displaystyle V nbsp Umlaufgeschwindigkeit gibt an wie haufig eine Geldeinheit in einer Betrachtungsperiode durchschnittlich verwendet wurde P displaystyle P nbsp Preisniveau stellt den Durchschnittspreis der Guter und Dienstleistungen dar T displaystyle T nbsp Transaktionen gibt die durchschnittliche Anzahl der in einer Periode stattfindenden Transaktionen an Wahrend der rechte Teil der Gleichung P T das Volumen der ubertragenen Guter und Dienstleistungen Verkaufe wiedergibt stellt die linke Seite M V die Geldmenge dar die fur die Ausubung der Transaktionen notig ist Infolge der Tautologie mussen sich beide Seiten entsprechen d h die Summe aller Verkaufe ist gleich der Summe aller Zahlungen 1 Von Transaktionen zum Einkommen Einkommensversion Bearbeiten Die Transaktionsform der Quantitatsgleichung wirft jedoch Probleme auf So ist zum einen die Anzahl der Transaktionen und zum anderen das zugehorige durchschnittliche Preisniveau nicht eindeutig bestimmbar Aus diesem Grund wurden zur ursprunglichen Quantitatsgleichung Alternativen entwickelt wie zum Beispiel die Einkommensform der Quantitatsgleichung In dieser abgewandelten Form wird das Transaktionsvolumen T durch die Gesamtproduktion Output Y ersetzt Diese beiden Grossen sind zwar nicht komplett identisch Wird zum Beispiel ein gebrauchtes Auto verkauft dann steigt das Transaktionsvolumen aber nicht der Output Jedoch sind sie sehr stark miteinander verbunden da die Menge der ge und verkauften Waren und Dienstleistungen mit Zunahme der Produktion steigt Da in der VWL weitere empirische Masse fur den Wert Y existieren entspricht Y ebenso dem realen BIP als auch dem Gesamteinkommen 1 M V Y P Y displaystyle M cdot V Y P cdot Y nbsp Geldmenge Umlaufgeschwindigkeit Preisniveau Output displaystyle text Geldmenge cdot text Umlaufgeschwindigkeit text Preisniveau cdot text Output nbsp Geldmenge Umlaufgeschwindigkeit Preisniveau reales BIP displaystyle text Geldmenge cdot text Umlaufgeschwindigkeit text Preisniveau cdot text reales BIP nbsp Geldmenge Umlaufgeschwindigkeit nominales BIP displaystyle text Geldmenge cdot text Umlaufgeschwindigkeit text nominales BIP nbsp Y displaystyle Y nbsp Output reales Bruttoinlandsprodukt GesamteinkommenP displaystyle P nbsp PreisniveauM displaystyle M nbsp GeldmengeV Y displaystyle V Y nbsp Umlaufgeschwindigkeit Einkommenskreislaufgeschwindigkeit unter Berucksichtigung der Herausrechnung von Finanzmarkttransaktionen und Vorleistungen da diese nicht im BIP erfasst werdenWahrend der rechte Teil der Gleichung P Y displaystyle P cdot Y nbsp den Wert der produzierten Guter darstellt nominales Bruttoinlandsprodukt spiegelt die linke Seite M V Y displaystyle M cdot V Y nbsp die Geldzahlungen wider die fur den Kauf dieser Guter Dienstleistungen benotigt werden jedoch unter Berucksichtigung der nun veranderten Umlaufgeschwindigkeit V Y displaystyle V Y nbsp infolge der tautologischen Modifikation der Quantitatsgleichung durch den Austausch der Transaktionen mit dem realen Bruttoinlandsprodukt und der daraus resultierenden Nichtberucksichtigung von Finanzmarkttransaktionen und Vorleistungswerten 1 Dementsprechend gilt V Y V displaystyle V Y leq V nbsp Cambridge Version der Quantitatsgleichung Bearbeiten Eine weitere Version der Quantitatsgleichung beruht auf der Cambridge Gleichung welche besagt dass das Geldangebot dem Produkt aus Nominaleinkommen P Y und durchschnittlicher Kassenhaltungsdauer k entspricht M k P Y displaystyle M k cdot P cdot Y nbsp Die uns bereits bekannte Umlaufgeschwindigkeit V entspricht nun dem Kehrwert der hier verwendeten durchschnittlichen Kassenhaltungsdauer k V 1 k displaystyle V frac 1 k nbsp Wahrend V die Umschlagshaufigkeit einer Geldeinheit innerhalb einer Periode darstellt gibt k die Dauer an die eine Geldeinheit von einem Wirtschaftssubjekt gehalten wird Ersetzt man nun in der Cambridge Gleichung die Kassenhaltungsdauer durch die Umlaufgeschwindigkeit erhalt man nach Umstellen die Quantitatsgleichung Man kann also sagen dass die Cambridge und Quantitatsgleichung prinzipiell identisch sind Der einzige Unterschied liegt in der Verwendung von Kassenhaltungsdauer und Umlaufgeschwindigkeit 4 Von der Gleichung zur Theorie BearbeitenDie Quantitatsgleichung stellt noch keine Theorie dar sie ist jedoch leicht umwandelbar Dafur sind zwei Annahmen notig Zum einen wird T Transaktionen bzw Y Einkommen konstant gestellt da angenommen wird dass die Menschen einen konstanten Teil ihres Einkommens halten Zum anderen wird auch V Umlaufgeschwindigkeit des Geldes konstant gesetzt da diese Variable von einer Vielzahl festgelegter Zahlungsgewohnheiten abhangt z B Lohne Gehalter Steuern Diese andern sich nur langsam und unterliegen somit keinen kurzfristigen Veranderungen 5 6 Die Quantitatstheorie des Geldes besagt dass eine Veranderung des Geldangebots M eine proportionale Veranderung des Preises zur Folge hat Es kann darauf geschlossen werden dass eine Verdopplung der Geldmenge eine Verdopplung des Preises nach sich zieht Weiterhin beeinflusst die Geldmenge das nominale Einkommen P Y 7 Auswirkung einer Geldmengenanderung BearbeitenWenn die Geldmenge bei konstanter Umlaufgeschwindigkeit steigt hat dies zwei mogliche Reaktionen zur Folge Zum einen kann sich bei noch nicht ausgelasteten Kapazitaten durch die erhohte Nachfrage die Menge der produzierten Guter reales BIP erhohen Zum anderen bewirkt eine Geldmengensteigerung bei ausgelasteten Kapazitaten eine Preissteigerung da die hohe Nachfrage auf ein konstantes Guterangebot stosst Eine Geldmengeninflation tritt auf Sinkt die Geldmenge bei konstanter Umlaufgeschwindigkeit hat dies einen Nachfrageruckgang zur Folge was fur die Unternehmen Umsatzruckgange und Lagerbildung bedeutet und schliesslich zu Preissenkungen fuhren kann 8 Literatur BearbeitenGregory Mankiw Makrookonomie 4 Auflage Schaffer Poeschel Stuttgart 2000 Felderer Homburg Makrookonomik und neue Makrookonomik 8 Auflage Springer Verlag Berlin 2003 Berlemann Makrookonomie Modellierung Paradigmen und Politik Springer Verlag Berlin Heidelberg 2005 Klatt Einfuhrung in die Makrookonomie 2 Auflage Oldenbourg Munchen 1989 Dornbusch Fischer Makrookonomik 6 Auflage Oldenbourg Wien 1995 R Clement W Terlau Grundlagen der angewandten Makrookonomie Verlag Vahlen Munchen 1998 Wachtel Makrookonomie von der Theorie zur Praxis Oldenbourg Munchen 1994 Gordon Makrookonomie 4 Auflage Oldenbourg Verlag Munchen 1989 Blanchard Illing Makrookonomie 4 Auflage Pearson Munchen 2006 Fuhrmann Makrookonomie 3 Auflage Oldenbourg Munchen 1991 A Wagner Makrookonomie 2 Auflage Lucius amp Lucius Stuttgart 1998Belege Bearbeiten a b c d Vgl N Gregory Mankiw Makrookonomie 4 Auflage Schaffer Poeschel Stuttgart 2000 Seite 185 Irving Fisher The theory of interest As determined by impatience to spend income and opportunity to invest it 1930 S 317 ff Vgl Quantitatstheorie Vgl Felderer Homburg Makrookonomik und neue Makrookonomik 8 Auflage Springer Verlag Berlin 2003 Seite 80 Vgl Gordon Makrookonomie 4 Auflage Oldenbourg Verlag Munchen 1989 Seite 466 f Vgl Felderer Homburg Makrookonomik und neue Makrookonomik 8 Auflage Springer Verlag Berlin 2003 Seite 81 Vgl R Clement W Terlau Grundlagen der angewandten Makrookonomie Verlag Vahlen Munchen 1998 Seite 111 Vgl R Clement W Terlau Grundlagen der angewandten Makrookonomie Verlag Vahlen Munchen 1998 Seite 110 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Quantitatsgleichung amp oldid 233047728