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Die Qadariya arabisch قدرية ist eine historische theologische Stromung des Islams die fur ihre Lehre vom Freien Willen bekannt ist In den islamischen Quellen ist die Verwendung des Begriffs allerdings nicht eindeutig Sunnitische Autoren die selbst eine deterministische Ausrichtung hatten benutzten den Namen fur alle Vertreter nicht deterministischer Lehren und wandten ihn dementsprechend auch auf die Muʿtazila an Autoren die einen nicht deterministischen Standpunkt einnahmen verwendeten ihn umgekehrt fur Anhanger deterministischer Lehren Der Name Qadariya war also immer abwertend und wurde nie als Selbstbezeichnung verwendet Die Doppeldeutigkeit ergab sich daraus dass der arabische Begriff qadar von dem der Name Qadariya abgeleitet ist einerseits die gottliche Pradestination bezeichnete andererseits von denjenigen die einen solchen annahmen auch fur den Freien Willen des Menschen verwendet wurde Als historische Gruppierung beschrieben wird die Qadariya erstmals bei Ibn Qutaiba der in seinem Buch der Kenntnisse Kitab al Maʿarif eine Liste von 30 Qadariten anfuhrt 1 Drei weitere Namen von Qadariten werden in dem Tabaqat Werk von Muhammad ibn Saʿd angefuhrt Demnach ist die Qadariya eine Gruppierung die in der Zeit um 690 entstand etwa bis 800 existierte und die meisten Anhanger in Basra Syrien und im Hedschas hatte Zu den bekanntesten Gelehrten die auf Ibn Qutaibas Qadariten Liste erscheinen gehoren Maʿbad al Dschuhani gest 703 Wahb ibn Munabbih gest 729 Qatada ibn Diʿama gest 736 Ghailan ad Dimaschqi gest 742 ʿAmr ibn ʿUbaid gest 761 und Ibn Ishaq gest 767 8 Nachdem Hellmut Ritter in den 1930er Jahren ein qadaritisches Sendschreiben von al Hasan al Basri an den umayyadischen Kalifen ʿAbd al Malik ediert hatte galt auch al Hasan al Basri als Vertreter der Qadariya Die Authentizitat dieses Sendschreibens wurde jedoch schon 1981 von Michael Cook in Zweifel gezogen 2 und kann heute als widerlegt gelten Sulaiman Ali Mourad der das Sendschreiben inhaltlich untersucht hat kommt zu dem Ergebnis dass es grosse Nahe zur dogmatischen Position des zaiditisch muʿtazilitischen Theologen al Qasim ibn Ibrahim ar Rassi gest 860 aufweist und vermutet aufgrund dessen dass es in Kreisen die von seiner Lehre beeinflusst waren entstanden ist 3 Damit steht kein qadaritisches Originaldokument mehr als Quelle zur Verfugung Die Lehren der Qadariya wenn sie denn je als eine koharente Gruppierung bestanden hat lassen sich mithin nur anhand der Uberlieferungen uber ihre einzelnen Mitglieder rekonstruieren Von Ghailan ad Dimaschqi wird uberliefert dass er auch eine politische Theorie entwickelt hat Demnach ist das Amt des Kalifen nicht auf die Angehorigen des Stammes Quraisch beschrankt sondern kann grundsatzlich von jedem wahrgenommen werden der sich an Koran und Sunna halt Wenn der Herrscher sich von diesen Prinzipien abwendet kann er abgesetzt werden Aufgrund dieser Lehren geriet die Qadariya unter dem Kalifen Hischam reg 724 743 in Opposition zu den Umayyaden Als Yazid ibn al Walid im April 744 gegen al Walid II putschte ubernahm er in seiner Antrittsrede die er in Damaskus hielt Ghailans politisches Programm Deswegen werden Yazid III und seine Anhanger ebenfalls der Qadariya zugerechnet 4 Um die Mitte des 8 Jahrhunderts begannen immer mehr traditionistische Gelehrte im Irak die Qadariten zu boykottieren So soll zum Beispiel der basrische Hadith Gelehrte ʿAbdallah ibn ʿAun gest 768 die Qadariten bewusst nicht gegrusst haben wenn er an ihnen vorbeikam 5 Literatur BearbeitenJosef van Ess Les Qadarites et la Ġailaniya de Yazid III in Studia Islamica 31 1970 269 86 Josef van Ess Art Ḳadariyya in The Encyclopaedia of Islam New Edition Bd IV S 368a 372a Josef van Ess Theologie und Gesellschaft im 2 und 3 Jahrhundert der Hidschra Eine Geschichte des religiosen Denkens im fruhen Islam 6 Bde Berlin De Gruyter 1991 97 Michael Cook Early Muslim Dogma A source critical study Cambridge Cambridge University Press 1981 S 107 152 Carlo Alfonso Nallino Sul Nome di Qadariti in Rivista degli Studi Orientali 7 1916 18 461 66 W Montgomery Watt Michael Marmura Der Islam II Politische Entwicklungen und theologische Konzepte Stuttgart u a 1985 S 72 114 Einzelnachweise Bearbeiten Vgl Watt Marmura 104 108 Vgl sein Buch Early Muslim dogma S 117 123 Vgl Suleiman Ali Mourad Early Islam between Myth and History Al Ḥasan al Baṣri d 110H 728CE and the Formation of his Legacy in Classical Islamic Scholarship Leiden Brill 2006 S 218 239 Vgl van Ess EI 370b Vgl van Ess Theologie und Gesellschaft Bd II S 366 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Qadariya amp oldid 193579651