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Pyruvatdecarboxylase ist ein homotetrameres Enzym EC 4 1 1 1 das die Decarboxylierung von Brenztraubensaure zu Acetaldehyd und Kohlendioxid im Cytoplasma katalysiert Unter anaeroben Bedingungen ist dieses Enzym ein Teil der Garung die in Hefen stattfindet insbesondere in der Gattung Saccharomyces um Ethanol durch Garung zu produzieren Die Umwandlung von Pyruvat in Acetaldehyd und Kohlenstoffdioxid durch Pyruvatdecarboxylase steht am Anfang dieses Prozesses 2 Pyruvatdecarboxylase ist abhangig von den Cofaktoren Thiaminpyrophosphat und Magnesium Das Enzym sollte nicht mit der Pyruvat Dehydrogenase verwechselt werden einer Oxidoreduktase EC 1 2 4 1 die die oxidative Decarboxylierung von Pyruvat zu Acetyl CoA katalysiert PyruvatdecarboxylaseBandermodell von oben seitlich des PDC Tetramers der Backerhefe mit Pyruvat TPP Mg als Kugeln nach PDB 2VK1Sekundar bis Quartarstruktur HomotetramerKofaktor Thiaminpyrophosphat MagnesiumEnzymklassifikationEC Kategorie 4 1 1 1 LyaseReaktionsart DecarboxylierungSubstrat PyruvatProdukte Acetaldehyd KohlendioxidVorkommenUbergeordnetes Taxon Bakterien Pilze Pflanzen 1 Abbildung 1 Bander Oberflachenmodell des PDC Dimers der Backerhefe nach PDB 1PVD Inhaltsverzeichnis 1 Hefe 2 Struktur 3 Das aktive Zentrum 4 Mechanismus 5 EinzelnachweiseHefe BearbeitenIn Hefen arbeitet Pyruvatdecarboxylase unabhangig wahrend der anaeroben Vergarung und gibt als C2 Korper Acetaldehyd ab sowie Kohlenstoffdioxid Pyruvatdecarboxylase stellt einen Weg zur CO2 Eliminierung dar das die Zelle abgibt Das durch das Enzym erzeugte Ethanol dient als Antibiotikum das eingesetzt wird um konkurrierende Organismen zu beseitigen 3 Das Enzym ist notwendig um bei der Decarboxylierung von alpha Ketosauren zu helfen weil im Ubergangszustand am Carbonylkohlenstoffatom vermehrt negativen Ladungen angesammelt werden das Enzym bietet damit die optimale Umgebung damit sich Thiaminpyrophosphat und die alpha Ketosauren Pyruvat treffen konnen 3 Struktur BearbeitenPyruvatdecarboxylase ist als ein Dimer aus Dimeren aufgebaut mit zwei aktiven Zentren gebildet aus jeweils zwei Monomeren jedes Dimers Das Enzym enthalt eine beta alpha beta Struktur was zu parallelen beta Faltblatter fuhrt und 563 Rest Untereinheiten in jedem Dimer Die Monomere sind durch starke Wechselwirkungen zu Dimeren zusammengefugt die Dimere interagieren aber nur lose miteinander um ein lockeres Tetramer zu bilden 3 Das aktive Zentrum BearbeitenPyruvatdecarboxylase ist ein Homotetramer und besitzt somit vier aktive Zentren Die aktiven Zentren befinden sich in einem Hohlraum im Kernbereich des Enzyms wo Wasserstoffbruckenbindungen ausgebildet werden konnen und wo Pyruvat mit Thiaminpyrophosphat TPP s Abbildung 2 reagiert Jedes aktive Zentrum ist aus 20 Aminosauren aufgebaut einschliesslich Glu 477 tragt zur Stabilitat des TPP Rings bei und Glu 51 hilft bei der Cofaktor Bindung Diese Glutamate tragen auch dazu bei das TPP Ylid zu bilden indem sie als Protondonator gegenuber dem substituierten TPP Aminopyrimidinring wirken Die Mikroumgebung um Glu 477 ist sehr unpolar durch einen hoheren pKa als gewohnlich normalerweise betragt der pKA von Glu und Asp in kleinen Proteinen etwa 4 6 4 Die lipophilen Reste Ile 476 Ile 480 und Pro 26 tragen zur Unpolaritat der Gegend um Glu 477 bei Der einzige andere negativ geladene Rest abgesehen vom TPP Coenzym ist Asp 28 das auch bei der Erhohung des pKa von Glu 477 hilft So muss die Umgebung des Enzyms die Protonierung der g Carboxygruppe von Glu 477 bei einem pH um 6 ermoglichen 4 Der Aminopyrimidinring am TPP deprotoniert sobald er als Imin vorliegt das C2 Atom von TPP um so das nucleophile Ylid zu formen 3 Dies muss in dieser Weise erfolgen da das Enzym keine basischen Seitenketten besitzt um das C2 von TPP zu deprotonieren Eine Mutation im aktiven Zentrum in Zusammenhang mit Glu kann zur Ineffizienz oder Inaktivitat des Enzyms fuhren Diese Untatigkeit wurde in Experimenten gezeigt in denen entweder die N1 und oder 4 Amino Gruppe fehlten In NMR Analysen wurde festgestellt dass wenn TPP an das Enzym zusammen mit dem zum Substrat analogen Pyruvamide gebunden ist die Rate der Ylid Bildung grosser als die des normalen Enzyms ist Daruber hinaus verringert die Mutationsrate von Glu 51 zu Gln diese Rate deutlich 3 nbsp Abbildung 2 Strukturformel des Cofaktors Thiaminpyrophosphat Ebenfalls enthalten sind Asp 444 und Asp 28 die das aktive Zentrum stabilisieren Sie wirken als Stabilisatoren fur das Mg2 Ion das sich in jedem aktiven Zentrum befindet Um sicherzustellen dass nur Pyruvat bindet losen zwei Cys 221 mehr als 20 Angstrom von jedem Zentrum entfernt und His 92 eine Konformationsanderung aus die das Enzym abhangig vom mit ihm interagierenden Substrat hemmt oder aktiviert Wenn das Substrat das im aktiven Zentrum gebunden ist Pyruvat ist dann wird das Enzym durch eine Konformationsanderung dieser regulatorischen Site aktiviert 5 Die Konformationsanderung beinhaltet eine 1 2 nucleophile Addition Diese Reaktion die Bildung eines Thioketals wandelt das Enzym von der inaktiven in die aktive Form um Die Hemmung der Site wird ausgelost durch einen Inhibitor bzw ein Substrat Analogon der Form XC6H4CH CHCOCOOH sowie durch Produkte der Decarboxylierung von Stoffen wie Zimtaldehyd Weitere potenzielle Angriffsstellen fur nucleophile Hemmer sind Cys 152 Asp 28 His 114 His 115 und Gln 477 5 Die normale katalytische Rate von Pyruvatdecarboxylase ist kcat 10 s 1 Dagegen betragt sie mit einer Glu 51 Mutation zu Gln 1 7 s 1 3 Mechanismus BearbeitenDie Decarboxylierung von Pyruvat stellt die Herausforderung dass eine negative Ladung an einem Carbonyl Kohlenstoff welche durch Eliminierung von CO2 entstunde sehr instabil ist 6 nbsp In der Pyruvatdecarboxylase Reaktion fangt der Cofaktor TPP diese hohe Elektronendichte durch Delokalisierung auf die gleiche Strategie findet man in der Pyruvatdehydrogenase Reaktion 7 Der entsprechende Carbonylkohlenstoff wird dafur zuvor zum Alkohol transformiert Diese Reaktionsfuhrung findet man auch in der Synthetischen Chemie sogenannten Umpolungsreaktionen wie zum Beispiel der Stetter Reaktion oder der Benzoinaddition Das Proton am C2 des substituierten Thiazoliumrings vgl Abbildung 2 ist ausreichend azide um durch den benachbarten Aminopyrimidinring deprotoniert zu werden Der Reaktionsmechanismus der Deprotonierung ist in der untenstehenden Abbildung dargestellt Dabei deprotoniert eine Base die Aminogruppe des Aminopyridinringes was anschliessend zur Bildung des Imins fuhrt Imin Enamin Tautomerie Danach folgt ein interner Protonentransfer vom Thiazoliumring zur Aminogruppe 8 9 nbsp Die negative Ladung wird durch die Resonanzstrukturen 2A und 2B stabilisiert vgl Abbildung 3 Das Carben respektive Carbanion des Thiazoliumrings greift die Ketogruppe von Pyruvat 1 nucleophil an Das entstehende Alkoholat 3 wird zum Alkohol 4 protoniert Die dann folgende Decarboxylierung erfolgt leicht durch den Elektronenzug des Ammoniumions Die zuruckbleibenden Elektronen werden durch Resonanz 5A und 5B stabilisiert Nach Protonierung zu 6 werden der Cofaktor 2A und Acetaldehyd 7 freigesetzt nbsp Abbildung 3 Reaktionsmechanismus der Decarboxylierung von Pyruvat mit TPP Einzelnachweise Bearbeiten Eintrag bei BRENDA John McMurry Tadhg P Begley The organic chemistry of biological pathways Roberts and Co Publishers 2005 ISBN 0 9747077 1 6 S 179 englisch a b c d e f PDB 1pyd F Dyda W Furey S Swaminathan M Sax B Farrenkopf F Jordan Catalytic centers in the thiamin diphosphate dependent enzyme pyruvate decarboxylase at 2 4 A resolution In Biochemistry Vol 32 Nr 24 Juni 1993 S 6165 6170 doi 10 1021 bi00075a008 PMID 8512926 englisch a b M Lobell D H G Crout Pyruvate Decarboxylase A Molecular Modeling Study of Pyruvate Decarboxylation and Acyloin Formation In J Am Chem Soc Vol 118 Nr 8 1996 S 1867 1873 doi 10 1021 ja951830t englisch a b I Baburina G Dikdan F Guo G I Tous B Root F Jordan Reactivity at the substrate activation site of yeast pyruvate decarboxylase inhibition by distortion of domain interactions In Biochemistry Vol 37 Nr 5 Februar 1998 S 1245 1255 doi 10 1021 bi9709912 PMID 9477950 englisch Donald Voet Judith G Voet Charlotte W Pratt Lehrbuch der Biochemie 3 Auflage Wiley VCH Verlag Weinheim 2019 ISBN 978 3 527 34286 0 S 605 Georg Fuchs Hrsg Allgemeine Mikrobiologie 10 Auflage Thieme 2017 ISBN 978 3 13 241885 1 S 271 John McMurry Tadhg P Begley The Organic Chemistry of Biological Pathways Roberts and Company Publishers 2005 ISBN 0 9747077 1 6 S 132 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche T D H Bugg Introduction to Enzyme and Coenzyme Chemistry John Wiley amp Sons 2012 ISBN 978 1 118 34899 4 S 155 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pyruvatdecarboxylase amp oldid 232474240