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Psychoonkologie aus Psychologie und Onkologie bezeichnet die psychologische Betreuung von Krebspatienten Krebsberatung Eine weitere Bezeichnung ist Psychosoziale Onkologie Die Psychoonkologie ist damit eine interdisziplinare Form der Psychotherapie beziehungsweise der klinischen Psychologie die sich mit den psychischen sozialen und sozialrechtlichen Bedingungen Folgen und Begleiterscheinungen einer Krebserkrankung befasst Inhaltsverzeichnis 1 Psychoonkologie als Wissenschaft 2 Psychische Belastungen infolge einer Krebserkrankung 3 Die Rolle des Psychoonkologen 4 Einzelnachweise 5 Literatur 6 Siehe auch 7 WeblinksPsychoonkologie als Wissenschaft BearbeitenDie Psychoonkologie als Wissenschaft begann in den 1970er Jahren zunachst mit der Untersuchung von psychosozialen Faktoren die fur die Entstehung einer Krebserkrankung mitverantwortlich sein sollten Psychoimmunologie Bekannt geworden ist in diesem Kontext die in den 1980er Jahren postulierte Behauptung der zufolge das Krebsrisiko hoch mit bestimmten Personlichkeitszugen korreliere die sich im Personlichkeitstyp C verdichten Der Typ C reprasentiert unselbstandige und uberangepasste Menschen die antriebsgehemmt defensiv und depressiv erscheinen und nicht in der Lage sind ihre Gefuhle angemessen auszudrucken Inzwischen wurde das Konstrukt der Krebspersonlichkeit von der Wissenschaft weitgehend verworfen 1 2 3 Die individuelle Lebensfuhrung beispielsweise Tabakrauchen kann allerdings entscheidend zur Krebsentstehung beitragen und den Krankheitsverlauf beeinflussen Da Verhalten durch psychische Zustande mit bedingt werden kann konnten bestimmte Personlichkeitsmerkmale die Entstehung von Krebs begunstigen auch wenn das Konzept einer Krebspersonlichkeit heute als unzulassige Vereinfachung gilt 4 Das Konzept erfreut sich aber dennoch einer gewissen Popularitat und wird nach wie vor von einzelnen Wissenschaftlern verfochten allerdings ohne fundierte systematische Belege Die Fragestellung ob es eine krebsverursachende Personlichkeit gabe bezeichnet Ronald Grossarth Maticek als Nonsens 5 Statt der Suche nach monokausalen Zusammenhangen betrachtet er den Menschen als hochkomplexes System das versucht durch eigenaktive Selbstregulation seelisches und korperliches Wohlbefinden herzustellen Krankheitsentstehung sei ein multifaktorielles Geschehen 6 7 So konne beispielsweise ein rational antiemotionales Verhalten das in Verbindung mit anderen Risikofaktoren als Pradiktor fur eine Krebserkrankung gilt bei einem hohen Mass an Autonomie in Abwesenheit dieser Risikofaktoren sogar ein Positivfaktor fur die Gesundheit sein 8 Die beste Krebstherapie ist eine Kombination der modernsten medizinischen Methoden in einer menschlichen und unterstutzenden Weise angeboten mit der bestmoglichen psychologischen Betreuung O Carl Simonton 9 10 11 Psychische Belastungen infolge einer Krebserkrankung BearbeitenSeit den 1990er Jahren wird zunehmend die Frage diskutiert welche psychischen Belastungen oder manifesten Storungen sich infolge einer Krebserkrankung entwickeln konnen und in welcher Form diese sich auf die Lebensqualitat der Betroffenen oder auf medizinisch klinische Aspekte auswirken konnen Ein wichtiger Aspekt hierbei betrifft die Konstruktion und Anwendung valider und krebsspezifischer Messinstrumente zur Erfassung der psychischen Komorbiditat Damit im Zusammenhang steht die Suche nach Faktoren welche eine psychische Begleiterkrankung moglichst sicher prognostizieren konnen was im Umkehrschluss die Moglichkeit eroffnet sie rasch und fruhzeitig psychosozial zu versorgen Einige Autoren gehen davon aus dass bei etwa einem Drittel aller Krebspatienten infolge der schweren psychischen Belastung durch die Grundkrankheit auch eine psychische Storung im Sinne einer Komorbiditat auftritt 12 Heute ist eine psychologische Betreuung von Krebspatienten ein regularer Bestandteil der medizinischen Therapien 13 14 15 Dazu trugen Forschungen bei die den Einfluss der psychosozialen Betreuung in der Nachsorge auf die Heilungs und Besserungschancen nach einer Krebserkrankung aufzeigten 16 Siehe auch Extinktion Psychologie Abschnitt Abgrenzung BeispielDie Rolle des Psychoonkologen BearbeitenIm praktischen Betreuungs oder Therapiekontext obliegt es dem Psychoonkologen den Patienten bei der Krankheitsverarbeitung mittels unterschiedlicher Techniken beispielsweise durch Krisenintervention ressourcenorientierte Interventionen oder durch imaginative Verfahren und Arbeit mit Metaphern 17 zu unterstutzen Ziel dabei ist die Kompetenz des Patienten mit der Krankheit zurechtzukommen zu starken Hierbei wird soweit moglich auch das personliche soziale Umfeld der betroffenen Person integriert Eine psychoonkologische Versorgung sollte in allen Phasen der Erkrankung sichergestellt sein also wahrend der Akutbehandlung der Rehabilitation und gegebenenfalls auch wahrend des Sterbeprozesses Auf fachlicher Ebene organisiert sich die Psychoonkologie in Deutschland in der Deutschen Arbeitsgemeinschaft fur Psychosoziale Onkologie e V dapo wissenschaftlich in der Arbeitsgemeinschaft fur Psychoonkologie in der Deutschen Krebsgesellschaft e V PSO Entsprechende Gesellschaften sind auch in Osterreich und in der Schweiz tatig Einzelnachweise Bearbeiten S O Dalton L Mellemkjaer u a Depression and cancer risk a register based study of patients hospitalized with affective disorders Denmark 1969 1993 In American journal of epidemiology Band 155 Nummer 12 Juni 2002 S 1088 1095 ISSN 0002 9262 PMID 12048222 I R Schapiro L F Nielsen u a Psychic vulnerability and the associated risk for cancer In Cancer Band 94 Nummer 12 Juni 2002 S 3299 3306 ISSN 0008 543X doi 10 1002 cncr 10601 PMID 12115364 R Schwarz Die Krebspersonlichkeit Mythos und klinische Realitat Schattauer Stuttgart 1994 ISBN 3 7945 1639 7 Volker Tschuschke Psyche und Krebsentstehung In Freerk Baumann Wilhelm Bloch Elke Jager Hrsg Sport und korperliche Aktivitat in der Onkologie Springer 2012 ISBN 978 3 642 25065 1 S 105 f Ronald Grossarth Maticek Systemische Epidemiologie und praventive Verhaltensmedizin De Gruyter Verlag 1999 Seite 101 Walter Weber Gesundheit aus eigener Kraft Jun Nagano Bojan Godina Paradigmenwechsel in der Erforschung der Gesundheit und Krankheitsentstehung Seite 88 Ronald Grossarth Maticek Systemische Epidemiologie und praventive Verhaltensmedizin De Gruyter Verlag 1999 Seite 12 Psychoonkoloischer Dienst O Carl Simonton Auf dem Wege der Besserung Schritte zur korperlichen und spirituellen Heilung Kathrin Burger KREBS KEINE SACHE DER PERSONLICHKEIT S Singer H Bringmann J Hauss R D Kortmann U Kohler O Krauss R Schwarz Haufigkeit psychischer Begleiterkrankungen und der Wunsch nach psychosozialer Unterstutzung bei Tumorpatienten im Akutkrankenhaus In Deutsche Medizinische Wochenschrift Band 132 2007 S 2071 2076 Deutsches Krebsforschungszentrum Psychoonkologie als Fachgebiet Andrea Schneider Psychoonkologie Die seelische Haltung beeinflusst die Krebstherapie Aerzteblatt April 2003 Seite 175 A Sellschopp M Fegg E Frick Psychoonkologie Empfehlungen zur Diagnostik Therapie und Nachsorge 2 Auflage Zuckschwerdt Germering bei Munchen 2005 ISBN 978 3 88603 870 1 Almuth Sellschopp Wege und Ziele psychosozialer Krebsnachsorge Habilitationsschrift 2 Bd Ludwig Maximilian Universitat Munchen 1991 vgl Agstner Krebs und seine Metaphern in der Psychotherapie mit onkologischen Patientinnen und Patienten Wien 2008 Literatur BearbeitenIrene Agstner Krebs und seine Metaphern in der Psychotherapie mit onkologischen Patientinnen und Patienten Mit einem Vorwort von Gerhard Benetka Krammer Wien 2008 ISBN 978 3 901811 29 6 Christa Diegelmann Margarete Isermann Hrsg Ressourcenorientierte Psychoonkologie Psyche und Korper ermutigen Kohlhammer Stuttgart 2011 ISBN 978 3 17 020905 3 Pia Heussner u a Hrsg Manual Psychoonkologie Empfehlungen zur Diagnostik Therapie und Nachsorge 3 Auflage Zuckschwerdt Munchen 2009 ISBN 978 3 88603 964 7 Sabine Lenz Die Fahigkeit zu sterben Meine psychologische Arbeit mit Krebskranken Rowohlt Reinbek bei Hamburg 2014 ISBN 978 3 498 03803 8 Fritz Meerwein Walter Brautigam Einfuhrung in die Psychoonkologie 5 Auflage Huber Bern 1998 ISBN 3 456 82916 7 Reinhold Schwarz Susanne Singer Einfuhrung Psychosoziale Onkologie Reinhardt Munchen 2008 ISBN 978 3 8252 3071 5 Volker Tschuschke Psychoonkologie Psychologische Aspekte der Entstehung und Bewaltigung von Krebs 3 Auflage Schattauer Stuttgart 2011 ISBN 978 3 7945 2750 2 Thomas Schopperth Hrsg Psychoonkologie Risiken und Chancen des Wandels Dapo Jahrbuch 2012 Pabst Lengerich Berlin Bremen Miami Fla Riga Viernheim Wien Zagreb 2013 ISBN 978 3 89967 869 7Siehe auch BearbeitenO Carl Simonton Wurdetherapie SinnfindungWeblinks BearbeitenAG fur Psychoonkologie bei der Deutschen Krebsgesellschaft Deutsche Arbeitsgemeinschaft fur Psychosoziale Onkologie e V Osterreichische Gesellschaft fur Psychoonkologie Schweizerische Gesellschaft fur Psychoonkologie Verein fur Fort und Weiterbildung Psychosoziale Onkologie e V WPO Heidelberg source source source Dies ist die gesprochene Version des Artikels Psychoonkologie Normdaten Sachbegriff GND 4176244 7 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Psychoonkologie amp oldid 237090625