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Protonierter Wasserstoff oder auch das Trihydrogeniumkation H3 ist ein ionisiertes Molekul Es besteht aus drei Wasserstoffkernen und zwei Elektronen Das Kation ist das einfachste dreiatomige Molekul das nur zwei Valenzelektronen besitzt Es ist nur bei niedrigen Temperaturen und geringen Drucken stabil Die beiden Elektronen sind gleichermassen an die drei Kerne gebunden damit ist es das einfachste Beispiel fur eine Zwei Elektronen Drei Zentren Bindung Inhaltsverzeichnis 1 Vorkommen 2 Geschichte 3 Struktur 4 Bildung 5 Zerfall 6 Ortho Para H3 7 Spektroskopie 8 Astronomische Detektion 8 1 Planetenatmospharen 8 2 Molekulare interstellare Wolken 8 3 Diffuse interstellare Wolken 8 4 Steady state Modell Vorhersagen 9 EinzelnachweiseVorkommen BearbeitenProtonierter Wasserstoff ist eins der haufigsten Ionen im interstellaren Raum im interstellaren Medium ist es wegen der tiefen Temperaturen und der geringen Dichte stabil In der Gasphasenchemie des interstellaren Mediums spielt H3 eine herausgehobene Rolle Geschichte BearbeitenH3 wurde von J J Thomson 1911 entdeckt 1 Wahrend er Plasmen mit einer Fruhform eines Massenspektrometers untersuchte konnte er eine grossere Menge von Teilchen mit einem Masse zu Ladung Verhaltnis von 3 nachweisen Seiner Ansicht nach musste es sich dabei entweder um H3 oder um C4 gehandelt haben Da C4 sehr ungewohnlich ware und da das Signal in reinem Wasserstoff ausgepragter war legte er sich auf H3 fest T R Hogness und E G Lunn entdeckten 1925 verschiedene Reaktionswege zur Entstehung von H3 2 Auch sie verwendeten ein Massenspektrometer um Wasserstoffentladungen zu studieren Sie fanden heraus dass die Menge an H3 linear mit dem Wasserstoffdruck anstieg und die Menge an H2 abnahm Zusatzlich fand man etwas H3 bei jedem Wasserstoffdruck 1961 schlugen D W Martin et al vor dass H3 im interstellaren Medium vorhanden sein konnte Sie begrundeten das mit der grossen Menge an vorhandenem Wasserstoff und damit dass der ruckwartige Reaktionsweg exotherm ist 1 5 eV 3 Dies fuhrte Watson Herbst und Klemperer 1973 zu der Vermutung dass H3 verantwortlich fur die Bildung vieler beobachteter Molekulionen ist 4 5 Erst im Jahr 1980 wurde das erste Spektrum von H3 von Takeshi Oka aufgezeichnet 6 genauer gesagt Die n2 Bande wurde mithilfe der Frequenzmodulations Detektionstechnik aufgezeichnet Emissionslinien des H3 wurden in den spaten 1980er und in den 1990er Jahren in der Ionosphare der Planeten Jupiter Saturn und Uranus entdeckt 7 8 9 Im Jahre 1996 wurde H3 endgultig von Geballe und Oka im interstellaren Medium in zwei Gaswolken in Blickrichtung auf GL 2136 bzw W33A nachgewiesen 10 Im Jahre 1998 wurde H3 auch von McCall et al in einer diffusen interstellaren Wolke in Blickrichtung auf Cyg OB2 12 entdeckt 11 Im Jahre 2006 wurde von Oka publiziert dass H3 uberall im interstellaren Raum zu finden ist und dass die zentrale molekulare Zone central molecular zone CMZ die millionenfache Konzentration an H3 wie das sonstige interstellare Medium enthalt 12 Struktur Bearbeiten nbsp Die Struktur von H3 nbsp MO Diagramm von H3 Die Anordnung der Wasserstoffkerne entspricht einem gleichseitigen Dreieck Das Molekul hat als Resonanzstruktur eine Zwei Elektronen Drei Zentren Bindung Die Starke der Bindung wurde zu 4 5 eV berechnet 13 Dieses Molekul ist ein gutes Beispiel dafur dass Delokalisierung zur Stabilitat eines Molekuls beitragt Bildung BearbeitenDer Hauptreaktionsweg bei der Erzeugung von H3 ist die Reaktion des Diwasserstoff Kations H2 mit H2 14 H2 H2 H3 HDie H3 Konzentration ist der geschwindigkeitsbestimmende Faktor dieser Reaktion H2 wird im interstellaren Raum auf naturliche Weise durch die Ionisierung von H2 unter Bestrahlung mit kosmischer Strahlung erzeugt Die Photonen der kosmische Strahlung besitzen so viel Energie dass nur ein Bruchteil benotigt wird um ein H2 Molekul zu ionisieren In interstellaren Wolken hinterlasst die kosmische Strahlung somit eine ganze Spur an H2 und daher auch an H3 Im Labor wird H3 in Plasmaentladungszellen mit einer Spannung die mindestens dem Ionisierungspotential von H2 entspricht durch denselben Mechanismus erzeugt Zerfall BearbeitenEs gibt mehrere Zerfallsreaktionen fur H3 14 Der dominante Zerfallsweg in interstellaren Wolken ist der Protonentransfer durch einen neutralen Stosspartner Das Molekul das dafur in Frage kommt ist Kohlenmonoxid CO das zweithaufigste Molekul im Weltall H3 CO HCO H2Das wesentliche Produkt dieser Reaktion ist HCO ein wichtiges Molekul der Astrochemie Durch seine grosse Polaritat und seine grosse Haufigkeit ist es leicht mit Mitteln der Radioastronomie detektierbar H3 kann auch mit atomarem Sauerstoff reagieren und dabei OH und H2 bilden H3 O OH H2OH reagiert dann normalerweise mit H2 und bildet folglich hydrierte Molekule OH H2 OH2 H OH2 H2 OH3 HDie moglichen Folgereaktionen von OH3 und H2 im interstellaren Raum sind nicht exotherm Der haufigste Zerfalls Reaktionsweg von OH3 ist die dissoziative Rekombination die zu vier moglichen Kombinationen von Reaktionsprodukten fuhrt H2O H OH H2 OH 2H und O H2 H Obwohl Wasser ein mogliches Reaktionsprodukt ware ist es nicht sehr haufig H3 zerfallt in Gaswolken mit 75 Wahrscheinlichkeit in drei Wasserstoffatome und nur zu 25 Wahrscheinlichkeit in atomaren und molekularen Wasserstoff Ortho Para H3 Bearbeiten nbsp Zusammenstoss zwischen ortho H3 und para H2 Das haufigste Molekul in dichten interstellaren Wolken ist H2 Wenn ein H3 Molekul mit H2 kollidiert hat man keine stochiometrische Ausbeute Es kann jedoch Protonentransfer stattfinden der den Spin der zwei Molekule verandert abhangig vom Kernspin des Protons Zwei verschiedene Spin Konfigurationen sind moglich ortho und para Ortho H3 hat drei Protonen mit parallelen Spins so dass sich ein Gesamtspin von 3 2 ergibt Para H3 hat zwei Protonen mit parallelem Spin und ein Proton mit antiparallelem Spin so dass sich ein Gesamtspin von 1 2 ergibt Analog dazu hat auch H2 zwei Spinzustande ortho und para wobei ortho H2 einen Gesamtkernspin von 1 und para H2 einen Gesamtkernspin von 0 hat Wenn ortho H3 und para H2 kollidieren andert das ubertragene Proton den Gesamtkernspin des Molekuls so dass man dann ein para H3 und ein ortho H2 erhalt 14 Spektroskopie BearbeitenDie Spektroskopie von H3 ist eine Herausforderung Das reine Rotationsspektrum ist ziemlich schwach 15 Ultraviolettes Licht ist zu energiereich und wurde das Molekul spalten Im Rotationsschwingungsspektrum IR kann man H3 sehen Man sieht die Schwingung n2 von H3 als asymmetrische Bande da das Molekul ein schwaches Dipolmoment hat Seit der Aufzeichnung von Okas Spektrum 6 sind uber 900 Absorptionslinien im Infrarotbereich gemessen worden H3 Emissionslinien sind bei der Beobachtung der Atmosphare des Planeten Jupiter gemessen worden Die H3 Emissionslinien sind die Linien die man bei der Messung von molekularem Wasserstoff diesem nicht zuordnen konnte Astronomische Detektion BearbeitenH3 wurde in zwei Typen von Himmelskorpern entdeckt Bei den Jupitermonden und in interstellaren Wolken Bei den Jupitermonden wurde es in der Ionosphare des Planeten entdeckt in der Region wo die hochenergetische Sonneneinstrahlung die Partikel der Atmosphare ionisiert Da in diesem Teil der Atmosphare ein hoher Anteil Wasserstoff vorhanden ist kann dort die Sonnenstrahlung eine betrachtliche Menge H3 produzieren Das bedeutet in einer Breitbandstrahlungsquelle wie der Sonne kann viel H3 in hohere Energieniveaus angehoben werden und danach durch spontane oder stimulierte Emissionen relaxieren Planetenatmospharen Bearbeiten Die Detektion von H3 wurde als erstes von Drossart im Jahre 1989 publiziert 7 der das Ion in der Ionosphare des Jupiter entdeckte Er fand insgesamt 23 H3 Linien mit einer Dichte von 1 39 109 cm2 Mit Hilfe dieser Linien konnte er die Temperatur von H3 auf ungefahr 1100 C bestimmen was vergleichbar ist mit den Temperaturen die fur die Emissionslinien von H2 ermittelt wurden 1993 wurde H2 von Gaballe beim Saturn 8 und von Trafton am Planeten Pluto entdeckt 9 Molekulare interstellare Wolken Bearbeiten H3 wurde erst im Jahre 1996 im interstellaren Raum detektiert als Geballe amp Oka die Detektion von H3 in zwei Gaswolken in Blickrichtung auf GL2136 bzw W33A nachwiesen 10 Beide Quellen hatten Temperaturen von H3 von ungefahr 35 K 238 C und eine Dichte von ungefahr 1014 cm2 Seitdem wurde H3 in zahlreichen anderen Wolkensichtlinien wie AFGL 2136 16 Mon R2 IRS 3 16 GCS 3 2 17 GC IRS 3 17 und in LkHa 101 detektiert 18 Diffuse interstellare Wolken Bearbeiten Uberraschend wurden drei H3 Linien 1998 von McCall in einer diffusen Wolkensichtlinie von Cygnus OB2 12 entdeckt 11 Vor 1998 war vermutlich die Dichte von H2 zu gering um eine detektierbare Menge an H3 zu produzieren McCall detektierte eine Temperatur von ungefahr 27 K 246 C und eine Saulendichte von 1014 cm2 dieselbe Dichte die Geballe amp Oka entdeckten Seitdem wurde H3 in vielen anderen diffusen Wolkensichtlinien nachgewiesen wie beispielsweise in GCS 3 2 17 GC IRS 3 17 and z Persei 19 Steady state Modell Vorhersagen Bearbeiten Um die Weglange von H3 in diesen Wolken zu bestimmen 12 nahm Oka ein steady state Modell um die Dichte und den Anteil an H3 in diffusen und dichten Wolken zu bestimmen Diffuse und dichte Wolken haben den gleichen Bildungsmechanismus fur H3 aber unterschiedliche Zerfallsmechanismen In dichten Wolken ist der Protenentransfer an CO der dominate Abbauweg dies deckt sich mit der vorhergesagten Dichte von 10 4 cm 3 in dichten Wolken n H3 z kCO n H2 n CO 10 4 cm3 n H3 z ke n H2 n C 10 6 cm3In diffusen Wolken ist der dominierende Zerfallsmechanismus die dissoziative Rekombination Dies stimmt uberein mit der Dichte von 10 6 cm3 in diffusen Wolken Da die Dichte fur diffuse und dichte Wolken grob geschatzt in der gleichen Grossenordnung liegen mussen diffuse Wolken eine 100fache Weglange der dichten Wolken haben Daher kann man mit einer H3 Probe aus diesen Wolken deren relative Dichte bestimmen Einzelnachweise Bearbeiten Thomson J J Rays of Positive Electricity In Proceedings of the Royal Society A 89 Jahrgang Nr 607 1913 S 1 20 doi 10 1098 rspa 1913 0057 bibcode 1913RSPSA 89 1T Hogness T R Lunn E G The Ionization of Hydrogen by Electron Impact as Interpreted by Positive Ray Analysis In Physical Review volume 26 1925 S 44 55 doi 10 1103 PhysRev 26 44 Martin D W McDaniel E W Meeks M L On the Possible Occurrence of H3 in Interstellar Space In Astrophysical Journal 134 Jahrgang 1961 S 1012 doi 10 1086 147232 Watson W D The Rate of Formation of Interstellar Molecules by Ion Molecule Reactions In Astrophysical Journal 183 Jahrgang 1973 S L17 doi 10 1086 181242 Herbst E Klemperer W The Formation and Depletion of Molecules in Dense Interstellar Clouds In Astrophysical Journal 185 Jahrgang 1973 S 505 doi 10 1086 152436 a b Oka T Observation of the Infrared Spectrum of H3 In Physical Review Letters 45 Jahrgang Nr 7 1980 S 531 534 doi 10 1103 PhysRevLett 45 531 a b Drossart P Detection of H3 on Jupiter In Nature 340 Jahrgang Nr 6234 1989 S 539 doi 10 1038 340539a0 a b Geballe T Detection of H3 Infrared Emission Lines in Saturn In Astrophysical Journal 408 Jahrgang Nr 2 1993 S L109 doi 10 1086 186843 a b Trafton L M Detection of H3 from Uranus In Astrophysical Journal 405 Jahrgang 1993 S 761 doi 10 1086 172404 a b Geballe T R Oka T Detection of H3 in Interstellar Space In Nature 384 Jahrgang Nr 6607 1996 S 334 335 doi 10 1038 384334a0 PMID 8934516 a b McCall B J Detection of H3 in the Diffuse Interstellar Medium Toward Cygnus OB2 No 12 In Science 279 Jahrgang Nr 5358 1998 S 1910 1913 doi 10 1126 science 279 5358 1910 a b T Oka Interstellar H3 In PNAS 103 Jahrgang Nr 33 2006 S 12235 12242 doi 10 1073 pnas 0601242103 PMID 16894171 PMC 1567864 freier Volltext bibcode 2006PNAS 10312235O McCall B J Dissociative Recombination of Rotationally Cold H3 In Physical Review A 70 Jahrgang Nr 5 2004 S 052716 doi 10 1103 PhysRevA 70 052716 a b c Herbst E The Astrochemistry of H3 In Philosophical Transactions of the Royal Society A 358 Jahrgang Nr 1774 2000 S 2523 2534 doi 10 1098 rsta 2000 0665 Watson J K G Forbidden rotational spectra of polyatomic molecules In Journal of Molecular Spectroscopy 40 Jahrgang Nr 3 1971 S 546 544 doi 10 1016 0022 2852 71 90255 4 bibcode 1971JMoSp 40 536W a b B J McCall Observations of H3 in Dense Molecular Clouds In Astrophysical Journal 522 Jahrgang 1999 S 338 348 doi 10 1086 307637 bibcode 1999ApJ 522 338M a b c d Goto M Absorption Line Survey of H3 toward the Galactic Center Sources I GCS 3 2 and GC IRS3 In Astron Soc Japan 54 Jahrgang 2002 S 951 S D Brittain Interstellar H3 Line Absorption toward LkHa 101 In Astrophysical Journal 606 Jahrgang Nr 2 2004 S 911 916 doi 10 1086 383024 bibcode 2004ApJ 606 911B B J McCall An Enhanced Cosmic ray Flux towards z Persei Inferred from a Laboratory Study of the H3 e Recombination Rate In Nature 422 Jahrgang Nr 6931 2003 S 500 2 doi 10 1038 nature01498 PMID 12673244 arxiv astro ph 0302106 bibcode 2003Natur 422 500M 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