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In seinem 1983 erschienenen Buch Protestbewegung Entwicklung Niedergang Renaissance Die Neue Linke seit 1968 analysiert der Autor Gerd Langguth die Entwicklung und die Wandlung der Protestbewegung und der Neuen Linken von 1968 bis 1983 Das Ziel des Buches ist eine Standortbeschreibung der linken Protestbewegung zum damaligen Zeitpunkt Gerd Langguth bezieht sich vor allem auf die Zeit nach 1968 und beschreibt die Spaltungsprozesse die im oben genannten Zeitraum innerhalb der Protestbewegung stattfanden Dabei geht er ausfuhrlich auf die wichtigen Organisationen der Protestbewegung ein wie z B den SDS Sozialistischer Deutscher Studentenbund oder weitere Organisationen wie die bis heute existierende DKP Deutsche Kommunistische Partei Auch die zum Zeitpunkt der Veroffentlichung knapp 3 Jahre alte Partei die Grunen heute Bundnis 90 Die Grunen wird in ihrer Entwicklung beschrieben Gerd Langguth geht in dem Buch auch detailliert auf die Entwicklung der SDS Folgeorganisationen vor allem der sogenannten maoistischen und stalinistischen K Gruppen oder trotzkistischen Organisationen ein Gerd Langguth unterteilt die Protestbewegung in acht Phasen Inhaltsverzeichnis 1 Vorphase 1960 1965 2 Erste Phase Zentrum Berlin ab Mai 1965 bis Mai 1967 3 Zweite Phase Vom Tod Benno Ohnesorgs 2 Juni 1967 bis zur Antinotstandskampagne Sommer 1968 4 Dritte Phase Resignation und Auflosung des SDS Herbst 1968 bis Februar 1970 5 Vierte Phase Leninismus Marz 1970 bis Sommer 1971 6 Funfte Phase Zentralisation ab Juli 1971 7 Sechste Phase Terrorismus 1974 1977 8 Siebte Phase Spontis und Alternativbewegung ab 1977 9 Achte Phase Hausbesetzung Einfluss der Grunen und der Friedensbewegung ab 1980 10 LiteraturVorphase 1960 1965 BearbeitenDiese Phase war vor allem durch die Trennung der SPD vom SDS gepragt Im Juli 1960 distanzierte sich die SPD offiziell vom SDS den sie kommunistischer Umtriebe verdachtigte Die dahergehende Isolation des SDS wurde im Mai 1964 durch das Hochster Abkommen uberwunden in dem eine Zusammenarbeit mit anderen Studentenbunden beschlossen wurde Dieses Abkommen ermoglichte es dem SDS mit Beginn der antiautoritaren Revolte die Fuhrungsrolle innerhalb der Studentenschaft zu ubernehmen Erste Phase Zentrum Berlin ab Mai 1965 bis Mai 1967 BearbeitenDie Aktionen der ersten Phase sind weitgehend auf Berlin beschrankt und haben vorwiegend hochschulinternen Charakter Es wurden erstmals neue Demonstrationstechniken wie Go Ins und Sit Ins ubernommen Es gibt mehrere Grunde warum West Berlin Ausgangsort fur die Studentenproteste war Viele Studenten die nach Berlin kamen entzogen sich der sozialen Kontrolle des Elternhauses und anderer gesellschaftlicher Institutionen da durch die Insellage West Berlins ein standiger Kontakt nach Hause nicht moglich war Ausserdem war der Anteil der Studenten die Politikwissenschaft studierten und somit auch an politischer Praxis interessiert waren relativ hoch Zweite Phase Vom Tod Benno Ohnesorgs 2 Juni 1967 bis zur Antinotstandskampagne Sommer 1968 BearbeitenNach dem Tod des Studenten Benno Ohnesorg wurden an fast allen deutschen Universitaten Trauerkundgebungen veranstaltet Nach dem Mordanschlag auf Rudi Dutschke am 11 April 1968 wurde die explosive Stimmung der jungen Generation deutlich Diese ausserte sich in zahlreichen Aktionen gegen die Springer Presse und die grosse Koalition Ungefahr 20 dieser Aktionen waren mit Gewaltanwendungen und anderen Rechtsverletzungen verbunden Gleichzeitig wurden die aggressiven Ziele des SDS immer deutlicher die sich in den entsprechenden Veroffentlichungen in der Verbandszeitung Neue Kritik und in den Interviews fuhrender SDS Funktionare zeigte Darin riefen sie eindeutig zu militanten Aktionen auf um ihr Ziel den realen Marxismus zu erreichen Dritte Phase Resignation und Auflosung des SDS Herbst 1968 bis Februar 1970 BearbeitenNach der Verabschiedung der Notstandsgesetze verliefen grossangekundigte Kampagnen der Ausserparlamentarischen Opposition enttauschend und auch die Resonanz innerhalb der Bevolkerung liess nach Im SDS trat mehr und mehr eine anarchistische Grundtendenz zu Tage dem Bundesvorstand wurden nach und nach Fuhrungsfunktionen abgesprochen Zwar sass der SDS noch in vielen Studentenparlamenten und Allgemeinen Studentenausschussen Asten doch wurde auf der Delegiertenkonferenz am 13 14 April 1969 deutlich dass der SDS Bundesvorstand so gut wie keine koordinierende Funktion mehr hatte und nur noch als Informationsstelle fungierte Am 21 Marz 1970 loste sich der SDS in Frankfurt Main dann schliesslich auf Vierte Phase Leninismus Marz 1970 bis Sommer 1971 BearbeitenDie vierte Phase war gepragt von Zersplitterung und Richtungskampfen Ab 1972 stand sie auch unter dem Zeichen des Radikalenerlasses der einerseits politische Einschuchterung und Verunsicherung unter grosse Teile der Studentenschaft trug andererseits breite Proteststromungen gegen diese Massnahme hervorrief Einige Gruppierungen gingen davon aus dass eine Partei aufgebaut werden musse um grosstmoglichen Einfluss auszuuben andere hielten dagegen am Dezentralismus fest In dieser Zeit spielten vor allem DKP nahe Organisationen eine immer wichtigere Rolle z B der Marxistische Studentenbund Spartakus MSB und andere orthodox kommunistische Gruppen Zudem gab es zahlreiche unuberschaubare Neugrundungen von linken Organisationen Funfte Phase Zentralisation ab Juli 1971 BearbeitenDie KPD AO Kommunistische Partei Deutschlands Aufbauorganisation nannte sich um in KPD und leitete damit die Phase der Zentralisation der bisher zersplittert arbeitenden Gruppen ein Die dezentral agierenden marxistisch ausgerichteten Organisationen kamen weitgehend zu der Einsicht dass nur eine zentrale bundesweit aktive Partei politische Erfolge erzielen konnte Andere bedeutende Organisationen waren die KPD ML Marxisten Leninisten und der Kommunistische Bund Westdeutschland KBW Sechste Phase Terrorismus 1974 1977 BearbeitenDie wesentlichen ideologischen Schriften der Rote Armee Fraktion erschienen zwischen 1971 und 1972 Ab 1974 kam es verstarkt zu terroristischen Aktivitaten darunter u a die Besetzung der Stockholmer Botschaft der Bundesrepublik Deutschland am 24 April 1975 bei der zwei Diplomaten und zwei Terroristen starben die Ermordung des Generalbundesanwalts Siegfried Buback am 7 April 1977 und die Entfuhrung und Ermordung des Prasidenten der Arbeitgeberverbande und des BDI Bundesverband der Deutschen Industrie Hanns Martin Schleyer Durch die Selbstmorde von Baader Ensslin und Raspe hatte die RAF ihren harten Kern verloren und konnte sich auch deswegen in den Folgejahren nur noch schwer stabilisieren Siebte Phase Spontis und Alternativbewegung ab 1977 BearbeitenIn der zweiten Halfte der siebziger Jahre vor allem ab 1977 gewannen sogenannte Sponti Gruppen starkeren Zulauf Sie lehnten einen von Parteien dominierten Kommunismus ab weil dieser ihnen zu starr und burokratisch war Die maoistisch kommunistischen Parteien blieben innerhalb der organisierten Neuen Linken zwar die starkste Kraft ihre politische Stellung nahm aber ab Nach dem Tod von Mao Zedong im September 1976 kamen innerhalb der Kommunistischen Partei Chinas KPCh Nachfolgekampfe auf welche zu Irritationen unter den bundesdeutschen Anhangern fuhrte Dies und die Enttauschung uber revolutionare Leitbilder in der Dritten Welt neben China Kuba Vietnam Kambodscha fuhrte dazu dass sich viele Angehorige der marxistischen Gruppen dem Umweltschutz oder generell der Alternativbewegung zuwandten Achte Phase Hausbesetzung Einfluss der Grunen und der Friedensbewegung ab 1980 BearbeitenIm Marz 1980 loste sich die maoistische KPD auf und sie steht stellvertretend fur den Niedergang der kommunistischen Gruppierungen Die Grundung der Grunen und ihre Teilnahme an Bundestagswahlen haben stark zum Niedergang der kommunistischen Gruppen beigetragen Die Mitglieder dieser Gruppen erkannten immer mehr dass sie nur mit Hilfe einer an popularen Forderungen ausgerichteten Umweltschutzpartei eine breite Masse erreichen konnten Es fanden Kongresse statt auf denen Gemeinsamkeiten und Moglichkeiten der Einflussnahme auf die Grunen erortert wurden 1980 breitete sich auch der Hauserkampf als Protestmethode aus auch kamen immer mehr anarchistische Tendenzen zum Vorschein Aufgrund des Nato Doppelbeschlusses vom 12 Dezember 1979 wurde ab 1981 die Friedensbewegung aktiv 1982 und 1983 wurde wieder an die Tradition der Ostermarsche angeknupft Literatur BearbeitenGerd Langguth Protestbewegung Entwicklung Niedergang Renaissance Die Neue Linke seit 1968 Verlag Wissenschaft und Politik Koln 1983 ISBN 3 8046 8617 6 Bibliothek Wissenschaft und Politik 30 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Protestbewegung Entwicklung Niedergang Renaissance Die Neue Linke seit 1968 amp oldid 203064700