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Prateritoprasentia sind eine spezielle Gruppe von Verben in den germanischen Sprachen Sie entstanden aus den Prateritum bzw indogermanischen Perfekt Formen einiger starker Verben haben sich aber von diesen abgelost und bilden nun eigene lexikalische Einheiten Eine neue schwache Form des Prateritums wurde im Deutschen durch Anfugen eines Suffixes t e gebildet das sogenannte Dentalsuffix Die Gruppe der Prateritoprasentia uberschneidet sich unter anderem mit der Gruppe der Modalverben Inhaltsverzeichnis 1 Einfuhrendes Beispiel 2 Prateritoprasentia im Urgermanischen 3 Prateritoprasentia im Deutschen 3 1 Althochdeutsch 3 2 Mittelhochdeutsch 3 3 Neuhochdeutsch 4 Prateritoprasentia im Englischen 4 1 Altenglisch 4 2 Neuenglisch 5 Siehe auch 6 Literatur 7 WeblinksEinfuhrendes Beispiel BearbeitenEin nicht nur morphologisch sondern auch semantisch deutliches Beispiel ist das Verb wissen das auf die indogermanische Perfektform 3 Sg uoide er hat gesehen 3 Pl uid nt sie haben gesehen zuruckgeht vgl lat videre sehen Gotisch Altenglisch Deutsch Altnordisch Danisch Schwedisch IslandischInfinitiv witan witan wissen vita vide veta vitaPrasens 1 und 3 Sg wait wat weiss veit ved vet veitPrasens 3 Pl witun witon wissen vitu ved vet vitaPrateritum 1 und 3 Sg wissa wisse wusste vissa vissi vidste visste vissiPartizip Prasens witands witende wissend vitandi vidende vetande vitandiPartizip Perfekt witans gewiten gewusst vitat vidst vetat vitadPrateritoprasentia im Urgermanischen BearbeitenDie fur das Urgermanische nachgewiesenen Verben sind Infinitiv Bedeutung Klasse Prasens Prateritum witana wissen I wait wissa lisana wissen I lais lissa aigana haben besitzen I aig aihta dugana nutzen II daug duhta unnana gewahren III ann untha kunnana wissen wie man etwas tut spater konnen III kann kuntha thurbana brauchen III tharb thurfta dursana wagen III dars dursta skulana mussen spater sollen IV skal skulda munana denken IV man munda gamunana erinnern IV gaman gamunda binugana erforderlich sein V binag binuhta ganugana genugen V ganag ganuhta magana konnen spater mogen V mag mahta ōgana furchten VI ōg ōhta mōtana mogen spater mussen VI mōt mōsta gamōtana Platz haben VI gamōt gamōstaPrateritoprasentia im Deutschen BearbeitenAlthochdeutsch Bearbeiten Art des Verbes Form Bedeutungstarkes Verb Prateritum reit ritun Prateritum ritt rittenPrateritoprasentia Prateritum weiz wizzun Prasens weiss wissenDie Prateritumsform weiz entsprach ursprunglich ich habe gesehen ich sah Sie bezeichnete also ein Geschehen welches zum Zeitpunkt des Sprechens abgeschlossen war dessen Resultat jedoch direkt auf die Gegenwart Einfluss hatte Dies ergibt fur die Prateritumsform die Prasensbedeutung mir ist bekannt ich kenne ich weiss da das Ergebnis bzw die Erkenntnis als noch immer andauernd bezeichnet werden kann In althochdeutscher Zeit hatten diese Verben nur mehr eine prasentische Bedeutung Das Prateritum dieser Verbenklasse wird schwach durch Anhangen eines Suffixes gebildet Prateritoprasentia zeigen Ablaut und Flexion eines ablautenden Prateritums weswegen sie den entsprechenden Ablautreihen zugeordnet werden Anmerkung Leere Zellen lassen auf nicht uberlieferte Formen schliessen Ablautreihe Pras Ind 1 3 Sg Pras Ind 2 Sg Pras Ind 1 3 Pl Infinitiv Prat Ind BedeutungI weiz weist wizzun wizzan wissa wissen erkennenI eigun haben besitzenII toug tugun tohta taugenIII gan gunnun gunnan gonda gonnenIII kann kanst kunnun kunnan konda kennen konnenIII darf darft durfun durfan dorfta bedurfen brauchenIII gitar gitarst giturrun gitorsta wagenIV scal scalt sculun sculan scolta sollen mussenIV ginah im Uberfluss habenV mag maht magun mugun magan mugan mahta mohta vermogen konnenVI muoz muost muozun muosa konnen durfenMittelhochdeutsch Bearbeiten Ablautreihe Pras Ind 1 3 Sg Pras Ind 2 Sg Pras Ind 1 3 Pl Inf Part Pras Prat Ind Part Prat I weiz weist wizzen wizzende wisse wesse wiste weste wuste gewissen fast nur adjektivisch gewist gewest gewustI eigen eigen ist aber schon Adjektiv II touc tugen tugen tugende tohteIII gan lt ge an ganst gunnen gunnen gunde gegunnen gegunnet gegunst III kan kanst kunnen kunnen kondeIII darf darft durfen durfen dorfte bedorft III tar tarst turren turren torsteIV sol sal schol schal solt salt soln suln suln solte soldeV mac maht magen megen mugun mugen megende mugende mahte mohteVI muoz muost muozen muezen muose muosteAnmerkungen zu touc Der Ubergang zur schwachen Flexion setzt im 13 Jahrhundert ein Neuhochdeutsch Bearbeiten Die meisten Grundverben der heutigen Prateritoprasentia des Deutschen sind ausgestorben dagegen sind von ihnen sechs abgeleitete Prateritoprasentia in der neuhochdeutschen Sprache erhalten durfen konnen mogen mussen sollen wissen Ihre Kennzeichen die sie von anderen Verben unterscheiden sind folgende Vokalwechsel von Singular zu Plural im Prasens Indikativ fehlende Endung t in der 3 Person Singular im Prasens Indikativ Dentalsuffix t und sogenannter Ruckumlaut im Prateritum Indikativ fehlende Imperative ausser wisse Die meisten dieser Merkmale teilen sie sich mit dem Modalverb wollen historisch betrachtet ist dieses jedoch kein Prateritoprasens sondern eine Optativform Wunschform Sollen wiederum hat als einziges Prateritoprasentium im heutigen Deutsch keinen Vokalwechsel Ausser wissen dienen alle Prateritoprasentia im Deutschen als Modalverben Prateritoprasentia im Englischen BearbeitenAltenglisch Bearbeiten Im Altenglischen gibt es folgende Prateritoprasentia Sie sind nicht in allen Formen bezeugt die folgenden Formen sind teilweise erschlossen Konjugation Pronomen konnen etwas beherrschen heute can could konnen die Moglichkeit haben etwas zu tun heute may might sollen heute shall should wissen veraltet wit haben schuldig sein heute owe ought nutzen veraltet dow wagen heute dare sich erinnern brauchen veraltet thar mussen heute must veraltet mote Infinitiv cunnan magan sculan witan agan dugan durran ġemunan thurfan mōtanPrasens Indikativic cann maeg sceal wat ah deah dearr ġeman ġemon thearf mōtthu canst meaht scealt wast ahst deaht dearst ġemanst thearft mōsthe hit heo cann maeg sceal wat ah deah dearr ġeman ġemon thearf mōtwe ge hie cunnon magon sculon witon agon dugon durron ġemunon thurfon mōtonPrateritum Indikativic cude meahte sceolde wisse wiste ahte dohte dorste dyrste ġemunde thorfte mōstethu cudest meahtest sceoldest wissest wistest ahtest dohtest dorstest dyrstest ġemundest thorftest mōstesthe hit heo cude meahte sceolde wisse wiste ahte dohte dorste dyrste ġemunde thorfte mōstewe ge hie cudon meahton sceoldon wisson wiston ahton dohton dorston dyrston ġemundon thorfton mōstonPrasens Konjunktivic thu he hit heo cunne maege scule wite age dyge duge durre dyrre ġemune thyrfe thurfe mōtewe ge hie cunnen maegen sculen witath agen dugen durren dyrren ġemunen thurfen mōtenPrateritum Konjunktivic thu he hit heo cude meahte sceolde wisse wiste ahte dohte dorste dyrste ġemunde thorfte mōstewe ge hie cuden meahten sceolden wisten ahten dohten dorsten dyrsten ġemunden thorften mōstenAnmerkung Ebenso wie cunnan wird geunnan erlauben konjugiert Neuenglisch Bearbeiten Im Neuenglischen erkennt man die Prateritoprasentia am Fehlen des s Flexivs in der 3 Pers Sg Prasens bspw he can er kann im Vergleich zu he sings er singt Prateritum he sang er sang Das Prasensparadigma von can ist folglich der Form nach identisch mit dem Prateritum starker Verben Ausserdem kann man zu Prateritoprasentia keine infiniten Verbformen bilden z B Infinitiv to can Partizip Gerundium canning Siehe auch BearbeitenAlthochdeutsch Mittelhochdeutsch Neuhochdeutsch Protogermanische Sprache Indogermanische SprachenLiteratur BearbeitenRolf Bergmann Peter Pauly Claudine Moulin Fankhanel Alt und Mittelhochdeutsch Arbeitsbuch zur Grammatik der alteren deutschen Sprachstufen und zur deutschen Sprachgeschichte Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2004 ISBN 3 525208367 Thomas Birkmann Prateritoprasentia Morphologische Entwicklungen einer Sonderklasse in den altgermanischen Sprachen Linguistische Arbeiten Band 188 Niemeyer Tubingen 1987 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Prateritoprasens Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Prateritoprasens amp oldid 235148670