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Die Prasidentschaftswahl in Kirgisistan 2005 wurde am 10 Juli 2005 in Kirgisistan abgehalten Die Prasidentschaftswahl diente der Wahl des Nachfolgers des langjahrigen Prasidenten Askar Akajew der im Zuge der Tulpenrevolution von seinem Amt zurucktreten musste Wahlsieger und neuer Prasident des Landes wurde Kurmanbek Bakijew Wahlsieger Kurmanbek Bakijew Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Wahlsystem 3 Organisation 4 Kandidaten 5 Wahlkampf 6 Ergebnis 7 Folgen 8 Bewertung 9 EinzelnachweiseHintergrund Bearbeiten Hauptartikel TulpenrevolutionSeit der Prasidentschaftswahl in Kirgisistan 1991 war Askar Akajew Prasident des jungen Staates Kirgisistans Nach anfanglichen Tendenzen zur Demokratisierung etablierte Akajew in den Jahren seiner Prasidentschaft eine zunehmend autoritare Herrschaft und starkte die Machtposition des Prasidenten im Vergleich zum Parlament Nach einem Verfassungsreferendum im Februar 2003 wurde die Umwandlung des Dschogorku Kengesch des kirgisischen Parlaments von einem Zweikammersystem zu einem Einkammersystem beschlossen Die ersten darauffolgenden Parlamentswahlen fanden im Februar 2005 statt und stellten den Ausloser der Tulpenrevolution dar Die Opposition organisierte gemeinsame Proteste und Demonstrationen gegen Prasident Akajew nachdem zahlreiche Unregelmassigkeiten bei der Parlamentswahl 2005 aufgedeckt wurden Nachdem sich die Proteste von der Hauptstadt Bischkek in viele weitere Regionen des Landes ausgebreitet hatten floh Akajew am 24 Marz 2005 nach Russland Unmittelbar danach wahlte das Parlament Kurmanbek Bakijew einen der Anfuhrer der Oppositionsbewegung zum Interimsprasidenten dieser stellte eine Ubergangsregierung bis zur nachsten Prasidentschaftswahl auf Am 7 April reichte Prasident Akajew offiziell seinen Rucktritt vom Amt des Prasidenten ein dieser wurde am 11 April vom Parlament akzeptiert Als Folge der Flucht des Prasidenten und des Zusammenbruchs der Regierung wurde der Oppositionsfuhrer Felix Kulow aus der Haft entlassen und alle Anklagepunkte gegen ihn fallengelassen Das Parlament terminierte die notigen Prasidentschaftswahlen fur den 10 Juli 1 2 nbsp Die Tulpenrevolution in Kirgisistan im Kontext der sogenannten FarbrevolutionenWahlsystem BearbeitenDas kirgisische Wahlrecht war in den Jahren vor der Wahl einem stetigen Wandel unterworfen Die Organisation fur Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa OSZE lobte die vorgenommenen Reformen in den vergangenen Jahren betonte aber dass weitere Anpassung des Wahlrechts notig seien um demokratische Kriterien in Ganze zu erfullen Hinsichtlich der Prasidentschaftswahl sieht die kirgisische Verfassung eine Mehrheitswahl vor Gelingt es im ersten Kandidaten keinem Kandidaten eine absolute Mehrheit der abgegebenen Stimmen auf sich zu vereinen ist eine Stichwahl zwischen den beiden erfolgreichsten Kandidaten des ersten Wahlgangs vorgesehen Zudem gilt die Wahl nur bei einer Wahlbeteiligung von 50 als gultig andernfalls muss sie zu einem anderen Zeitpunkt wiederholt werden Der Sieger der Prasidentschaftswahl ist fur funf Jahre im Amt des Prasidenten Kirgisistans legitimiert Fur die Registrierung als Kandidat fur die Prasidentschaftswahl 2005 waren die Unterschriften von 50 000 wahlberechtigten Kirgisien sowie ein erfolgreich absolvierter Sprachtest im Kirgisischen notwendige Voraussetzungen Die notwendige Zahl an Unterschriften entsprach damit knapp 1 9 der Wahlberechtigten und wurde von Beobachtern als vergleichsweise hoch bezeichnet Auf dem Stimmzettel war neben den Kandidaten auch die Option einer Ablehnung aller Kandidaten vorhanden 3 Organisation BearbeitenFur die Organisation der Wahl war in erster Linie die Zentrale Wahlkommission zustandig Diese besteht aus einem Vorsitzenden und 12 Mitgliedern die zur Halfte vom Parlament und zur Halfte vom Prasidenten nominiert werden Am 11 April 2005 besetzte Interimsprasident Bakijew den Vorsitz der Zentralen Wahlkommission mit Tuygunaaly Abdraimov der bereits zuvor Mitglied in der Kommission gewesen war Die Zentrale Wahlkommission organisierte die Wahl im Inland und im Ausland wo in 38 Wahllokalen die Moglichkeit bestand an der Prasidentschaftswahl teilzunehmen Die Arbeit der Kommission wurde in Teilen als nicht transparent und ineffizient wahrgenommen trug aber zu dem geregelten Ablauf der Wahl bei Unterstutzt wurde die Zentrale Wahlkommission von weiteren Wahlkommissionen auf regionaler und kommunaler Ebene Hinsichtlich der Organisation der Wahl wurde vor allem die Qualitat des Wahlerverzeichnisses verbessert dessen mangelhafte Qualitat bei vorangegangenen Wahlen fur Unregelmassigkeiten sorgte 4 Kandidaten BearbeitenBasierend auf den Vorgaben zur Registrierung von Kandidaten insbesondere der benotigten Zahl an Unterschriften gab die zentrale Wahlkommission in zwei Mitteilungen vom 11 Juni und vom 13 Juni die Kandidaten fur die Prasidentschaftswahl bekannt Insgesamt sieben Kandidaten waren demnach fur die Wahl zugelassen Kurmanbek Bakijew Amtsinhaber Tursunbai Bakir Uulu Keneshbek Dushebaev Jypar Jeksheev Jusupbek Sharipov Toktayym Umetalieva Akbaraly AitikeevMit Toktayym Umetalieva stellte sich demnach auch eine weibliche Kandidatin zur Wahl was in Kirgisistan eine Premiere darstellte Tursunbai Bakir Uulu trat unterdessen bereits zum zweiten Mal als Prasidentschaftskandidat an nachdem er bei der Prasidentschaftswahl in Kirgisistan 2000 mit 0 98 der abgegebenen Stimmen deutlich dem Wahlsieger Askar Akajew unterlegen war Durch den Ruckzug der Kandidatur Sharipovs am 23 Juni schrumpfte das Bewerberfeld vor der Wahl auf sechs Kandidaten Fur Kontroversen sorgte die Ablehnung der Kandidatur von Urmatbek Baryktabasov mit der Begrundung dieser sei Staatsburger Kasachstans Die Anhanger des Kandidaten bestritten dies und protestierten gegen die Entscheidung der Zentralen Wahlkommission 5 6 Von grosser politischer Bedeutung war das Bundnis zwischen Kurmanbek Bakijew und Felix Kulow die zu den bedeutendsten Anfuhrern der Opposition gegen Ex Prasident Akajew zahlten Am 12 Mai schlossen die beiden Politiker ein Abkommen dass den Verzicht Kulows auf eine eigene Prasidentschaftskandidatur enthielt Im Gegenzug garantierte Bakijew Kulow im Falle seines Wahlsiegs zum Premierminister zu ernennen Diese Einigung hatte insbesondere die Wahrung der Stabilitat in Kirgisistan zum Ziel da auf diese Weise eine Spaltung der Oppositionsbewegung in zwei Lager verhindert werden konnte Zudem stellte das Bundnis auch eine wichtige Entwicklung vor dem Hintergrund der weiterhin stark regional verwurzelten Politik Kirgisistans dar da Bakijew vor allem im Suden des Landes seine Anhanger hatte wahrend Kulow starker im Norden vertreten war 7 Gleichzeitig bedeutete das Bundnis der beiden favorisierten Kandidaten fur die Prasidentschaftswahl eine Schwachung des politischen Wettbewerbs im Vorfeld der Wahl und brachte Bakijew in eine klare Favoritenposition hinsichtlich der anstehenden Wahlen 1 8 Wahlkampf BearbeitenVor der Wahl entwickelte sich ein reger Wahlkampf der sich durch die Wahrung der Versammlungsfreiheit und der Meinungsfreiheit stark von den Gegebenheiten in zentralasiatischen Nachbarlandern Kirgisistans abhob Am 6 Juni erklarte Interimsprasident Bakijew in einer Fernsehansprache dass die Nutzung staatlicher Ressourcen fur den Wahlkampf nicht gestattet sei und trug somit zur Chancengleichheit im Wahlkampf bei Trotzdem war die Kampagne Bakijews die am besten finanzierte und organisierte Kampagne Zahlreiche Wahlkampfveranstaltungen bessere logistische Moglichkeiten eine sichtbare und breit angelegte Medienkampagne und eine starke regionale Prasenz in allen Teilen des Landes zeichneten Bakijews Wahlkampf im Gegensatz zu dem der anderen Kandidaten aus Diese hatten auf Grund ihrer geringeren Popularitat oft nur weniger aktive Unterstutzer und stark begrenzte finanzielle Ressourcen Die Medien und insbesondere das Fernsehen waren von zentraler Bedeutung fur den Wahlkampf Allen Kandidaten wurde Sendezeit im staatlichen Fernsehen zugesagt zudem gab es Fernsehduelle zwischen den Kandidaten Dabei wurden erst drei Debatten zwischen je zwei Kandidaten abgehalten abschliessend sollte am 8 Juli eine Debatte mit allen sechs Kandidaten ausgestrahlt werden unter anderem Bakijew blieb dieser aber fern Insgesamt war Bakijew im Vergleich der Kandidaten mit grossem Abstand am prasentesten in den Medien des Landes Dies lag an seinem Amt als Interimsprasident und seiner hohen Bekanntheit im Land Diese Faktoren untermauerten die Favoritenstellung Bakijews vor der Wahl Alle gedruckten Wahlkampfmittel mussten vor der Veroffentlichung der Zentralen Wahlkommission zur Genehmigung vorgelegt werden Dieser Prozess wurde vor allem seitens des Kandidaten Tursunbai Bakir Uulu kritisiert da die Wahlkommission eine Anpassung einzelner Wahlplakates Bakir Uulus forderte Dieser kritisierte daraufhin eine Ungleichbehandlung der Kandidaten seitens der Zentralen Wahlkommission zu Gunsten Bakijews 9 8 Ergebnis BearbeitenDas offizielle Wahlergebnis wurde am 13 Juli von der Zentralen Wahlkommission bekanntgegeben und am 16 Juli vom kirgisischen Verfassungsgericht bestatigt Wahlsieger wurde Kurmanbek Bakijew der damit seiner Favoritenrolle gerecht werden konnte Keiner der anderen Kandidaten erreichte mehr als 4 der abgegebenen Stimmen Mit einer offiziellen Wahlbeteiligung von 74 wurde die vorgeschriebene Wahlbeteiligung von mindestens 50 deutlich erreicht sodass das Ergebnis der Wahl gultig ist 10 6 Kandidat erhaltene Stimmen Anteil der abgegebenen StimmenKurmanbek Bakijew 1 776 156 88 72 Tursunbai Bakir Uulu 78 701 3 93 Akbaraly Aitikeev 72 604 3 63 Jypar Jeksheev 18 166 0 91 Toktayym Umetalieva 10 445 0 52 Keneshbek Dushebaev 10 253 0 51 gegen alle Kandidaten 18 197 0 91 ungultige Stimmen 17 456 0 87 gesamt 2 001 978 100 Wahlbeteiligung 74 Folgen BearbeitenIm August 2005 wurde Kurmanbek Bakijew als zweiter Prasident des unabhangigen Kirgisistans nach Askar Akajew vereidigt Entsprechend dem Abkommen mit Felix Kulov wurde dieser vom Prasidenten im selben Monat zum Premierminister ernannt Bereits im Februar 2006 erlebte die neue Regierung um Bakijew und Kulow ihre erste Krise als Parlamentsprasident Omurbek Tekebajew nach einem Zerwurfnis mit Bakijew zur Opposition wechselte und daraufhin zu einem der bedeutendsten politischen Gegner von Prasident Bajiew wurde Nach Massenprotesten im Fruhjahr 2006 unterzeichnete Bakijew im November 2006 eine neue Verfassung die die Macht des Prasidenten einschrankte Am 19 Dezember trat das gesamte Kabinett um Felix Kulov zuruck Der Versuch Bakijews Kulow erneut im Amt des Premierministers zu installieren scheiterte am Widerstand des Parlaments das den Kompromisskandidaten Asim Issabekow im Januar 2007 zum neuen Premierminister wahlte Dieser wurde aber nach wenigen Wochen von dem oppositionellen Politiker Almasbek Atambajew in diesem Amt ersetzt In den folgenden Jahren sorgten Versuche von Prasident Bakijew seine Macht auszubauen und seine Rolle gegenuber dem Parlament zu starken immer wieder fur Proteste die 2010 schliesslich in der Absetzung Bakijews mundeten 11 12 Bewertung BearbeitenDie Wahlen wurden von kirgisischen und von auslandischen Beobachtern intensiv uberwacht insgesamt wurde dabei ein positives Fazit gezogen Von kirgisischer Seite bildeten mehrere Nichtregierungsorganisationen ein Bundnis fur faire Wahlen und entsandten zahlreiche Beobachter in die Wahllokale Insgesamt waren kirgisische Beobachter bei der Mehrheit der Wahllokale wahrend des Wahlgeschehens und bei der Auszahlung der Stimmen anwesend Zudem waren zahlreiche auslandische Beobachter anwesend darunter eine Beobachtermission der OSZE Die OSZE Beobachter bewerteten den Ablauf der Wahl in einer grossen Mehrheit der Wahllokale als gut bis sehr gut vereinzelt gab es allerdings bedeutende Unregelmassigkeiten Unter anderem wurde in einzelnen Wahlbezirken die offiziell angegebene Wahlbeteiligung von den Beobachtern stark angezweifelt Der Prozess der Auszahlung wurde von den OSZE Beobachtern als wenig transparent kritisiert Im Nachgang der Wahl empfahlen die Beobachter der OSZE unter anderem die Senkung der notwendigen Anzahl von Unterschriften fur eine Kandidatur die Einrichtung zusatzlicher Wahllokale und eine weitere Starkung des Wahlerregisters 13 Einzelnachweise Bearbeiten a b OSZE Hrsg OSCE ODIHR Election Observation Mission Final Report 1 Auflage Warschau 7 November 2005 S 3 KYRGYZSTAN ELECTIONS HELD IN 2005 Abgerufen am 20 April 2020 OSZE Hrsg OSCE ODIHR Election Observation Mission Final Report 1 Auflage Warschau 7 November 2005 S 5 OSZE Hrsg OSCE ODIHR Election Observation Mission Final Report 1 Auflage Warschau 7 November 2005 S 6 10 OSZE Hrsg OSCE ODIHR Election Observation Mission Final Report 1 Auflage Warschau 7 November 2005 S 9 a b IFES Election Guide Elections Kyrgyzstan Presidential July 10 2005 Abgerufen am 21 April 2020 Jim Nichol Coup in Kyrgyzstan Developments and Implications Hrsg Congressional Research Service Washington D C 14 April 2005 a b Kusein Isaev Peculiarities and results of elections in 2005 in Kyrgyzstan Sevilla Marz 2006 OSZE Hrsg OSCE ODIHR Election Observation Mission Final Report 1 Auflage Warschau 7 November 2005 S 12 17 OSZE Hrsg OSCE ODIHR Election Observation Mission Final Report 1 Auflage Warschau 7 November 2005 S 23 Kyrgyzstan profile In BBC News 26 Februar 2018 bbc com abgerufen am 23 April 2020 Kyrgyz Parliament Rejects Kulov Nomination Abgerufen am 23 April 2020 englisch OSZE Hrsg OSCE ODIHR Election Observation Mission Final Report 1 Auflage Warschau 7 November 2005 S 24 26 Wahlen und Volksabstimmungen in KirgisistanPrasidentschaftswahlen 1991 1995 2000 2005 2009 2011 2017 2021 nbsp Parlamentswahlen 1995 2000 2005 2007 2010 2015 2020 2021Volksabstimmungen 1994 Jan 1994 Okt 1996 1998 2003 2007 2010 2016 2021 Jan 2021 Apr Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Prasidentschaftswahl in Kirgisistan 2005 amp oldid 224762433