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Posttranslationaler Proteintransport bezeichnet in der Zellbiologie Mechanismen bei denen ein zuvor im Cytosol einer Zelle gebildetes Protein durch eine Membran transportiert wird nachdem mit der Translation die Proteinbiosynthese am Ribosom abgeschlossen ist In prokaryoten und in eukaryoten Zellen sind verschiedene Formen des posttranslationalen Proteintransports zu finden Davon abzugrenzen sind Translokationen der noch ungefalteten Polypeptidkette eines Proteins in oder durch eine Membran die schon wahrend der Translation stattfinden und daher als cotranslationaler Proteintransport bezeichnet werden Eigenschaften BearbeitenPosttranslationaler Proteintransport findet vor allem an Organellen wie Mitochondrien Plastiden und auch an deren Thylakoiden und Peroxisomen sowie am Zellkern statt Ausserdem findet man posttranslationalen Proteintransport an der cytoplasmatischen Membran von Bakterien Eine weitere Form des posttranslationalen Transports findet man am endoplasmatischen Retikulum ER wo Proteine von der cytosolischen Seite durch die ER Membran in das Lumen des ER transportiert werden Bei diesem Vorgang werden die Proteine vollstandig im Cytoplasma synthetisiert und erst anschliessend durch die ER Membran transportiert Der Grossteil der heute vorhandenen Erkenntnisse uber diese Form des ER Transports stammt aus Untersuchungen die an der Hefe Saccharomyces cerevisiae durchgefuhrt wurden Die Signalsequenz eines Proteins bestimmt ob ein sekretorisches Protein co oder posttranslational in das ER transportiert wird Bei hydrophileren Signalsequenzen scheint die Affinitat des signal recognition particle SRP zur Signalsequenz geringer ausgepragt zu sein wodurch es zu keiner festen Bindung und somit zu keiner Translationspause kommt die den cotranslationalen Transport einleiten wurde Das Protein wird vollstandig im Cytoplasma synthetisiert und vom Ribosom abgelost Um das Transportsubstrat in einem translokationskompetenten Zustand zu halten binden cytosolische Chaperone der Hsp70 Familie an das Protein Uber den nachfolgenden Prozess der Zielleitung des Proteins zur ER Membran ist wenig bekannt Die gebundenen cytosolischen Faktoren scheinen jedoch fur den eigentlichen Transport durch die ER Membran keine essentielle Rolle zu spielen da durch Harnstoff denaturierte und somit von HSP70 befreite Transportproteine in vitro genau so effizient posttranslational transportiert werden wie die nativen Proteine Rekonstitutionsexperimente mit aufgereinigten Komponenten aus Hefe Mikrosomen zeigten dass neben dem luminalen Chaperon Kar2p und ATP ein spezieller Membrankomplex benotigt wird um in vitro posttranslational PraPro a Faktor zu transportieren Bei diesem Komplex handelt es sich um den hetero heptameren Sec Komplex der sich aus dem trimeren Sec61 Komplex und dem tetrameren Sec62 Sec63 Komplex zusammensetzt Der Sec Komplex bildet dabei ahnlich wie das Ribosom mit dem Sec61 Komplex ringformige Strukturen in der Membran aus Der eigentliche posttranslationale Transport der Proteine durch die ER Membran erfolgt in zwei Schritten Zuerst bindet das zu transportierende Protein Kar2p und ATP unabhangig an den Sec Komplex wobei die cytosolisch liegenden Komponenten des Sec62 Sec63 Subkomplexes wahrscheinlich eine Art Signalsequenz Antenne in der Membran bilden Durch Quervernetzungsstudien konnte gezeigt werden dass die Signalsequenz des Proteins wahrend dieser Phase von der grossen Untereinheit des Sec61 Komplexes erkannt und gebunden wird Im zweiten Schritt des Transportprozesses wird die gebundene Polypeptidkette wie beim cotranslationalen Transport durch den vom Sec61 Komplex gebildeten Kanal bewegt wobei fur einen effizienten Transport zusatzlich Kar2p und ATP benotigt werden Beim Kar2p handelt es sich um ein Hsp70 homologes Protein das sowohl in vivo als auch in vitro fur den posttranslationalen Transport benotigt wird Die ATP gebundene Form des Kar2p bindet an die im Lumen des ER liegende DnaJ homologe Domane des Sec63p Proteins aus dem Sec62 63 Subkomplex und wird unter ATP Hydrolyse mit geringer Sequenzspezifitat auf die Polypeptidkette des zu translozierenden Proteins ubertragen Fur das Modellprotein PraPro a Faktor konnte in vitro gezeigt werden dass der Transport durch die ER Membran nach dem Prinzip einer molekularen Ratsche erfolgt Das Transportsubstrat kann infolge der Brownsche Molekularbewegung im Translokonskanal frei in beide Richtungen diffundieren Erst durch die Anlagerung des luminalen Kar2p an die Polypeptidkette entsteht ein gerichteter Transportprozess da im Lumen befindliche Bereiche der Polypeptidkette durch das gebundene Kar2p nicht mehr in den Kanal zuruckgleiten konnen Durch das sukzessive Binden von weiteren Kar2p Proteinen an die Polypeptidkette erfolgt der Transport des Proteins ins Lumen des ER nbsp Modell des posttranslationalen Proteintransportes durch die ER Membran in Saccharomyces cerevisiae Modell des posttranslationalen Proteintransportes durch die ER Membran der Hefe Saccharomyces cerevisiae Das zu transportierende Protein wird vollstandig im Cytoplasma synthetisiert und durch cytosolische Chaperone in einem translokationskompetenten Zustand gehalten Die Signalsequenz des Proteins wird in einem ATP und Kar2p unabhangigen Schritt vom Sec Komplex erkannt und gebunden Der N Terminus der Polypeptidkette inseriert vermutlich in Form einer Haarnadel in den vom Sec61 Subkomplex gebildeten Translokationskanal Die eigentliche Translokation der Polypeptidkette durch die ER Membran erfolgt in einem ATP und Kar2p abhangigen Prozess Das luminal vorkommende Kar2p wird durch die DnaJ Domane des Sec63p zur Bindung von Peptiden aktiviert Sobald die zu transportierende Polypeptidkette auf der luminalen Seite der ER Membran heraustritt wird Kar2p unter ATP Spaltung auf diese Bereiche ubertragen wodurch ein Zuruckgleiten der Kette verhindert wird molekulare Ratsche Durch das sukzessive Binden von weiteren Kar2p Proteinen wird die ungerichtete Brownsche Molekularbewegung der Polypeptidkette im Translokon in einen gerichteten Transportprozess umgewandelt Bakterielle Proteinsekretion muss bei Gram negativen Bakterien auch noch die aussere Membran der Bakterien uberwinden Hierzu haben die Organismen mindestens funf verschiedenen Systeme Typ I bis Typ V entwickelt Literatur BearbeitenJeremy M Berg John L Tymoczko Lubert Stryer Biochemie 6 Auflage Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2007 ISBN 978 3 8274 1800 5 Donald Voet Judith G Voet Biochemistry 3 Auflage John Wiley amp Sons New York 2004 ISBN 0 471 19350 X Bruce Alberts Alexander Johnson Peter Walter Julian Lewis Martin Raff Keith Roberts Molecular Biology of the Cell 5 Auflage Taylor amp Francis 2007 ISBN 978 0815341062 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Posttranslationaler Proteintransport amp oldid 212250766