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Die Postreform war ein Reform paket dessen Ziel die Privatisierung des bundesdeutschen Sondervermogens Deutsche Bundespost DBP war 1 Inhaltsverzeichnis 1 Grunde 2 Postreform I 1989 3 Postreform II 1994 4 Postreform III 1996 5 Kritik 6 Literatur 7 EinzelnachweiseGrunde BearbeitenDer rasante technische Fortschritt und die zunehmende Marktdynamik vor allem durch die vollstandige Offnung des amerikanischen Fernmeldewesens setzte die Bundespost unter Druck Sie war immer weniger in der Lage die Vielfalt der technischen Moglichkeiten in marktgangige Angebote umzusetzen Da auf dem deutschen Post und Telekommunikationsmarkt fast kein Wettbewerb herrschte gab es auch keinen Anlass zu hohem Forschungsdruck zu besserem Kundenservice oder zu Kostensenkungen Ein weiterer Grund fur die Reformierung war die Liberalisierungsdiskussion die Ende der 1970er Jahre in Gang kam Sie mundete 1986 in der Einheitlichen Europaischen Akte welche die Voraussetzung zur Vollendung des Europaischen Binnenmarktes war In diesem Binnenmarkt sollten die vier Freiheiten vollstandig verwirklicht werden Freier Verkehr von Personen Waren Dienstleistungen und Kapital Das bedeutet unter anderem dass Unternehmen aus Mitgliedstaaten grenzuberschreitend ihre Waren und Dienstleistungen ohne Beschrankungen anbieten konnen Es kam zu einem Umdenken in Bezug auf die staatlichen Monopolstellungen in einigen Wirtschaftsbereichen Schrittweise sollten diese fur den freien Wettbewerb freigegeben werden Die EG Kommission leitete in Anwendung der Wettbewerbsregeln mehrere Verfahren gegen Mitgliedstaaten ein Im Ergebnis musste auch die DBP eine Beschneidung ihrer Monopolanspruche und die Abgabe von Tatigkeitsbereichen hinnehmen Nach dem Abschlussbericht einer Regierungskommission Fernmeldewesen und dem steigenden externen Liberalisierungsdruck durch andere Mitgliedstaaten wie Frankreich und Grossbritannien wurde in der damaligen Regierungskoalition CDU CSU und FDP im Mai 1988 ein mehrheitsfahiges Reformkonzept beschlossen Postreform I 1989 BearbeitenZiel der Reform war es die Angebotsvielfalt in den Marktbereichen zu erweitern und zu fordern in denen sich die Kundenbedurfnisse schnell fortentwickeln Die DBP wurde nach diesem Gesetz neu strukturiert und in drei offentliche Unternehmen aufgeteilt So sollten Ineffizienzen und Grossennachteile vermieden werden Die Unternehmen Postdienst Postbank und Telekom werden von einem Vorstand und einem Aufsichtsrat geleitet Die Geschaftsbereiche nahmen weiterhin hoheitliche Aufgaben unter der Leitung des Bundesministeriums fur Post und Telekommunikation wahr Die Deutsche Bundespost behielt weiterhin ihre Monopole bei der Briefbeforderung und beim Telefonnetz mit Ausnahme des Mobilfunks alle ubrigen Dienstleistungen konnten fortan auch von privaten Anbietern durchgefuhrt werden Die politischen Kontrollmoglichkeiten wurden gesichert und die Einheit der Deutschen Bundespost nicht angetastet So konnten die drei Unternehmen keine eigene Rechtspersonlichkeit bilden eine Umwandlung in eine Gesellschaft privaten Rechts wurde ausgeschlossen Auch der Konflikt zwischen politischen und unternehmerischen Zielen wurde gemildert aber nicht abgeschafft aus den oben genannten Grunden Nach Inkrafttreten des Poststrukturgesetzes am 1 Juli 1989 ergriff eine ausserordentliche Dynamik den liberalisierten Markt Die Entwicklungen waren von einem raschen Wachstum der Angebote einer tieferen Produktdifferenzierung und starken Preisverfallen gepragt Durch die immer noch vorherrschenden verfassungsrechtlichen Restriktionen war die internationale Handlungsfahigkeit der drei Unternehmen der DBP eingeschrankt Vom Staat kontrollierte Unternehmen gelten nicht als potentielle Partner fur strategische Allianzen Es drohten Standortnachteile fur die deutsche Wirtschaft wenn sich die DBP nicht dem internationalen Wettbewerb stellt Die Postreform I erlaubte zwar nun auslandischen Unternehmen den Einstieg in den deutschen Markt aber als unmittelbare Bundesverwaltung konnten die drei Unternehmen der DBP nicht auf den liberalisierten auslandischen Post und Telekommunikationsmarkten tatig werden Die Postreform I schuf die Voraussetzungen fur eine Entstaatlichung und die Aufhebung des Monopols Postreform II 1994 Bearbeiten1989 hatte die Bundesregierung begonnen die drei staatlich gefuhrten Unternehmen der DBP teilweise zu privatisieren In den damals neuen Bundeslandern mussten zum Aufbau der Telefondienste und des Mobilfunkes enorme Investitionen getatigt werden Allein die DBP Telekom setzte bis 1997 60 Mrd DM im Nordosten Deutschlands ein Unter einer trotz enormer Schuldenaufnahme hochst angespannten Haushaltslage vermied die Bundesregierung eine Beisteuerung von Eigenmitteln so dass die Eigenkapitalquote weit unter das gesetzlich vorgeschriebene Mass von 33 sank Zum Bedienen von Wahlerinteressen erhohte die Bundesregierung die Post und Telefongebuhren nicht Schnell mussten Losungen der Kapitalbeschaffungsprobleme gefunden werden Das Ergebnis einer erneut eingesetzten Verhandlungskommission war 1994 nach einem zweijahrigen Prozess die Postreform II Alle drei Unternehmen der DBP sollten zu borsennotierten Aktiengesellschaften gemacht werden So wurde die Starkung des Eigenkapitals die Beteiligung an internationalen Konsortien und der Ausbau ihrer Positionen in der Welt ermoglicht Ab 1996 unterlagen die Kapitalgesellschaften uneingeschrankt der Steuerpflicht aber der Bund hatte erhebliche fiskalische Mindereinnahmen Durch Steuerzahlung der drei Unternehmen Dividenden oder Aktienverkaufe erhielt der Bund einen Ausgleich fur den Wegfall derer abgelieferten Gewinne Es entstanden die Deutsche Post AG die Deutsche Telekom AG und die Deutsche Postbank AG 2 3 Fur den Verlust an politischen Steuerungsmoglichkeiten hielt der Bund die Mehrheitsbeteiligung an den Postunternehmen Zur Regelung der dienstlichen und disziplinarischen Massnahmen und zur Sicherstellung von Sozialleistungen gegenuber den Beamten Angestellten und Arbeitern wurde die Bundesanstalt fur Post und Telekommunikation Deutsche Bundespost gegrundet 4 Sie verwaltet ausserdem die im Bundeseigentum stehenden Aktienanteile an den Unternehmen Die Postbeamtenkrankenkasse blieb bestehen aber nimmt als Mitglieder ausschliesslich Beschaftigte auf die bereits 1994 im Dienst der Bundespost standen Der Bund bleibt fur die hoheitlichen Aufgaben im Postwesen und bei der Telekommunikation zustandig Zu den hoheitlichen Aufgaben zahlt die flachendeckende ausreichende und angemessene Sicherung der Nachfragenden Zu verstehen sind darunter Fragen der Standardisierung und Normierung die Funkfrequenzverwaltung die Erteilung von Genehmigungen fur Funkanlagen und die Vorsorge fur den Krisen und Katastrophenfall Das Bundesministerium fur Post und Telekommunikation BMPT bezeichnete die im Sommer 1994 verabschiedete Postreform II als das zentrale Ereignis des Jahres und als eine der grossten Reformen der deutschen Wirtschaftsgeschichte 5 Die Postreform II beschrankte sich auf die Privatisierung und anderte nichts an der Wettbewerbsstruktur Die Postreform war in der Offentlichkeit kontrovers diskutiert worden zu den Kernpunkten der Auseinandersetzung zahlte unter anderem die Frage nach den Pensionsleistungen der drei Postunternehmen die sich auf rund 100 Milliarden Mark belaufen siehe Pensionsruckstellung Postreform III 1996 BearbeitenAuch die Postreform III wurde in der Offentlichkeit kontrovers diskutiert ein Streitpunkt war beispielsweise die Forderung nach einem Universaldienst Die Entwurfe sahen eine unabhangige Regulierungsbehorde mit folgenden Aufgaben vor Erteilung von Lizenzen Formulierung von Auflagen Ausubung von Kontrollrechten Sicherstellung des Zusammenschlusses konkurrierender Netze Interconnection Ordnung der Bewirtschaftung begrenzter Ressourcen Frequenzen Nummern Wegerechte Genehmigung der Tarife des dominierenden Netzbetreibers Beobachtung der Qualitat der Leistungen Sicherstellung eines Universaldienstes im Falle einer nachgewiesenen Unterversorgung Marktversagen Durchfuhren von Schlichtungsverfahren nach 10 PostdienstleistungsverordnungSchliesslich wurde 1998 als Ersatz fur das Bundesministerium die Regulierungsbehorde fur Telekommunikation und Post RegTP gegrundet welche fur die Regulierung der technischen Seite des Telekommunikationsmarktes zustandig war Im Juli 2005 wurde die RegTP in Bundesnetzagentur fur Elektrizitat Gas Telekommunikation Post und Eisenbahnen kurz BNetzA umbenannt Kritik BearbeitenDie Grunde fur eine vollstandige Privatisierung wie hoher Forschungsdruck besserer Kundenservice oder Kostensenkungen wurden jedoch oft nicht erreicht Teilweise gibt es sogar Ruckschritte Lediglich im Mobilfunk war die Privatisierung mit der ersten im Jahr 1988 vom Bundesministerium fur Post und Telekommunikation ausgeschriebenen Lizenz fur ein privates GSM Netz erfolgreich So wurde durch die Deutsche Telekom die Nutzungen von eigenen Kommunikationssatelliten obwohl Bedarf bestand und besteht nicht weiter verfolgt sowie der Ausbau von Glasfasernetzen nur sehr zogerlich vorangetrieben stattdessen zu lange auf technische Alternativen wie VDSL sowie VDSL2 Vectoring gesetzt Aufgrund von Druck der EU Kommission verkaufte die Telekom ihr Kabelfernsehnetz ab 2000 6 schrittweise bis 2003 7 in Form von regionalen Teilnetzen was den Weg fur den Ruckkanalfahigen Ausbau und das Angebot von Kabeltelefonie und Kabel Internet Triple Play uber das deutsche Kabelfernsehnetz frei machte Nach einigen Jahren wurden diese Teilnetze immer mehr zusammengeschlossen bis schliesslich die Wettbewerbsbehorden sowie die EU Kommission am 18 Juli 2019 den Zusammenschluss von Unitymedia und Kabel Deutschland erteilte 8 9 Seitdem hat die britische Vodafone Group eine Monopolstellung beim Kabelfernsehen in Deutschland inne 10 Einige Zulieferbetriebe der DBP gerieten mit der Privatisierung in wirtschaftliche Schwierigkeiten So verlor das Unternehmen fuba Communication den grossten sowie bedeutendsten Kunden und musste im Jahr 1997 mit noch 700 Mitarbeitern Insolvenz anmelden 11 Die Deutsche Post hat die Schliessung von Postfilialen vorangetrieben die flachendeckende Versorgung blieb dabei auf der Strecke Lange wurde mit dem Briefdienst der Paketdienst quersubventioniert und das Briefmonopol blieb bis 2005 bzw 2007 bei der Deutschen Post AG Die Volksaktie der Telekom mit dem Namen T Aktie erwies sich fur viele als ein Verlustgeschaft daran hatte auch die vorherige Werbekampagne mit Manfred Krug nichts geandert 12 Die schrittweise Ubernahme der Postbank durch die Deutsche Bank seit 2009 bis zur Verschmelzung im Jahr 2018 hat fur die Privat und Firmenkunden mehr Nachteile als Vorteile gebracht 13 Die Postbank hat fur den nationalen sowie internationalen Zahlungsverkehr eine grosse Bedeutung Literatur BearbeitenJan Christoph Hauswald Der angewandte Vetospieleransatz Bahnstrukturreform und Postreform II neu analysiert Nomos Baden Baden 2015 ISBN 978 3 8487 1375 2 Post und Telekommunikation Deutsche Gesellschaft fur Post und Telekommunikationsgeschichte e V DGPT Hugo Dick Hans H Glismann Ernst Jurgen Horn Zur Reform des Postwesens in Deutschland Kiel Kiel Institute of World Economics 1995 Kiel Working Paper Nr 688 Einzelnachweise Bearbeiten Postreform Januar bis Dezember 1989 Post und Telekommunikation abgerufen am 2 September 2021 Postumwandlungsgesetz PostUmwG Artikel 143b GG Gesetz uber die Errichtung einer Bundesanstalt fur Post und Telekommunikation Deutsche Bundespost BAPostG Jahresbericht der Bundesregierung 1994 Uberblick Golem de Februar 2000 Telekom verkauft Kabelnetz in NRW Teltarif Marz 2003 Deutsche Telekom schliesst Verkauf restlicher Kabelnetze ab https www heise de newsticker meldung Gruenes Licht aus Bruessel Vodafone darf Unitymedia uebernehmen 4474398 html Liberty Global to Sell Operations in Germany Hungary Romania and the Czech Republic to Vodafone Nicht mehr online verfugbar Liberty Global 9 Mai 2018 archiviert vom Original am 9 Mai 2018 abgerufen am 9 Mai 2018 englisch nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot newsroom unitymedia de https www vodafone de featured inside vodafone jetzt kommt die gigabitrepublik eu gibt gruenes licht fuer unitymedia uebernahme Ein Standort mit Geschichte Sven Rambau Erfolglose Volksaktie Vertrauen in die Aktienmarkte nachhaltig beschadigt In Das Investment 25 Juni 2021 abgerufen am 7 Februar 2023 Fusion der Deutsche Postbank AG mit der Deutsche Bank Privat und Geschaftskunden Aktiengesellschaft sowie Umbenennung der Deutsche Bank Privat und Geschaftskunden Aktiengesellschaft in DB Privat und Firmenkundenbank AG Kapitalmarktinformation der DB Privat und Firmenkundenbank AG 28 Mai 2018 In Bundesanzeiger 29 Mai 2018 abgerufen im Unternehmensregister am 2 Juni 2018 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Postreform amp oldid 236758925