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Der Posthof am Kornmarkt ist ein historisches und modernisiertes Buro und Geschaftshaus in der Trierer Innenstadt 1 Das denkmalgeschutzte Gebaudeensemble beherbergte mehrere Jahrzehnte lang die Trierer Oberpostdirektion mit einem im Erdgeschoss angeschlossenem Postamt In den Jahrhunderten zuvor waren die Liegenschaft und ihre Vorgangerbauten unter anderem bekannt als Kronenburg Konigsburg sowie Post und Telegrafengebaude Obgleich verschiedener Bauphasen in der Historie des Gebaudes in denen der Ursprungskomplex stetig erweitert wiederaufgebaut und umgenutzt wurde hat der heutige Posthof seine neobarocke Sandsteinfassade bis heute erhalten Inhaltsverzeichnis 1 Allgemein 2 Geschichte 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseAllgemein BearbeitenDas Gebaude steht auf einem ca 6 095 m grossen Grundstuck in der Trierer Innenstadt Es hat eine Nutzflache von ca 13 500 m Der aus sechs Gebaudeteilen Vierflugel Anlage Remise und Haus Pese sowie insgesamt drei Innenhofen bestehende Gesamtkomplex wurde in den 1990er Jahren im Auftrag des damaligen Eigentumers der Deutschen Bundespost grossflachig modernisiert Bis in das Jahr 2010 stand die Immobilie im Eigentum der Deutschen Telekom AG in Bonn und bot 400 Mitarbeitern einen Arbeitsplatz Im Zuge einer Strukturreform der Deutschen Telekom wurden diese Arbeitsplatze sukzessive an andere Standorte verlegt In dem Gebaude verblieben am Ende lediglich eine kleine Telekom Filiale T Punkt sowie jene technische Infrastruktur die fur die Aufrechterhaltung der innerstadtische Telefonie des Internets und der Mobilfunk Sendeanlagen notwendig war 2011 begann die Planung fur eine Revitalisierung des uberwiegend leerstehenden Ensembles Zwischen den Jahren 2012 bis 2015 wurden in allen Gebaudeteilen umfangliche mit dem Denkmalpflegeamt abgestimmte Sanierungs sowie Modernisierungsarbeiten vorgenommen Geschichte Bearbeiten1759 wurde am Kornmarkt gegenuber dem Sankt Georgsbrunnen die sogenannte Kronenburg erbaut Der zweigeschossige Bau mit prachtigem Mittelrisalit und Mansardendach wurde nach einem Entwurf des bekannten Architekten und Hofbaumeisters des Trierer Kurfursten Philipp von Walderdorffs 1756 1768 Johannes Seiz 1717 in Wiesentheid geboren und 1779 in Ehrenbreitstein gestorben fur den wohlhabenden Trierer Kaufmann Johann Jakob Vacano 1758 1849 ausgefuhrt Er gehorte neben Balthasar Neumann und Ferdinand Tietz zu den Baumeistern und Bildhauern die aus Mainfranken an die Mosel geholt wurden Die Entwurfe Seiz gelten als Paradebeispiele des gehobenen Burgerhausbaus an der Schwelle zum Klassizismus Die einheimischen Baumeister waren sich einig dass dieses Gebaude als vorbildliche Losung fur reprasentative Neubauvorhaben gesehen werden muss sowohl ein Entwurf zum Neubau der Universitat Trier von 1773 als auch der 1790 errichtete Neubau eines palaisartigen Wohnhauses in der Simeonstrasse griff das Fassadenschema der Kronenburg nach Seiz auf Das spatbarocke Stadtpalais wurde 1830 Oberpostamt nbsp Zustand um 18901879 1882 wurde schliesslich nach einem Grundriss August Kind 1824 1904 Bauabteilung im Reichs Postamt und Entwurf des Regierungsbaumeisters Hausmann unter der Oberleitung von Postbaurat Karl Albert Sigismund Cuno aus Frankfurt a M hier das Post und Telegraphengebaude der Kaiserlichen Oberpostdirektion errichtet ausserdem war er an den Baumassnahmen der Postgebaude in Fulda Kassel Darmstadt Worms u a beteiligt Hierbei benutzte man einige Originalteile der Kronenburg da man architektonisch an den Vorgangerbau aus dem 18 Jh erinnern wollte Etliche Architekturdetails wie eine aus 1759 ausgezeichnete Fensterscheitelkartusche flossen dabei in den Bau des spaten 19 Jahrhunderts ein Die Literatur zum Thema bezeichnet den Komplex daher teilweise als Neubarock Seizscher Pragung Der dreigeschossige ursprunglich elf Achsen umfassende Hauptflugel an der Fleischstrasse 57 60 bzw Metzelstrasse 10 13 integrierte im Erdgeschoss die Raume des Postamtes mit der Schalterhalle wahrend im Obergeschoss die Oberpostdirektion selbst untergebracht war Der Oberpostdirektor logierte im zweiten Obergeschoss Ein ruckwartiger Westflugel fasste ausserdem eine Wohnung fur Unterbeamte die Postkasse und Telegrafieraume Die Neobarock oder auch Zweites Barock genannte eklektizistische Kunstform gilt als eine Erscheinungsform des Historismus und hatte seine eigentliche Blutezeit in der Epoche des Wiederaufbaus von ca 1871 1890 nach Beendigung des Deutsch Franzosischen Krieges 1871 Besonders nach 1880 ist sie als Stil weit verbreitet Die gangigen Attribute des Barock wie Dynamisierung und Uppigkeit der Formen finden sich in Teilen auch hier in der Architektur wieder 1909 bzw 1911 wurde eine Erweiterung des Baus beschlossen da sich die Dienstleistungen der Postdirektion ausdehnten wobei alle Entwurfe von Regierungsbaumeister Friebe angefertigt wurden Beispielsweise erhielt der Gebaudekomplex neue Wirtschaftsflugel mit Remisen ebenso wie der nordliche Verbindungstrakt und ruckwartige Westflugel vergrossert wurden Die Umbaumassnahmen von 1911 nahmen einige Anderungen und vor allem Umgewichtungen vor wahrend im Bauzustand von 1882 dem dreiachsigen Mittelrisalit einachsige Seitenrisalite untergeordnet waren wurden jetzt die Seitenrisalite mehr oder weniger zu Hauptakzenten aufgewertet Ausserdem fand man eine Dachlosung die die Fassade neu betonte Es prasentierte sich als ein durchgehendes uber den Seitenrisaliten vorgezogenes abgewalmtes Mansarddach Im Parterre wurden weitere Fenster und Durchfahrten realisiert welche bis heute existieren Im Inneren wurden Basaltblockstufen und Treppenhausbogen auf Doppelsaulen erhalten Der Nordflugel bzw seine westliche Seite erhielt im Zuge der Bauarbeiten von 1911 einen dreigeschossigen Uberbau mit Segmentbogendach welcher aus baukunstlerischer Sicht als durchaus bemerkenswert gelten muss Die hofseitige neubarocke Sandsteinfassade ist dabei ganz im Stil der zeitgenossischen Warenhausarchitektur gestaltet und traf damit ganz bewusst den Nerv der Zeit drei zwischen Kolossalpilastern mit prachtiger Rocaille Ornamentik eingespannte Stichbogen die drei Fensterachsen in allen Geschossen ubergreifen und als vorgelegte Rahmenarchitektur fungieren Die Westfront des seit 1911 schliesslich 15 Achsen umfassenden sandsteinsichtigen Westflugels wurde in zuruckhaltenden neubarocken Formen gestaltet Ebenso wird der Neubarock vom verputzten Sudflugel aufgegriffen Seinen Treppenhausrisalit ziert eine Portalkartusche mit Frachtschiffdarstellung Der Gebaudekomplex demonstriert den Reprasentationsanspruch der Post als einer staatlichen und kaiserlichen Institution und gehort zu den bedeutendsten Baumassnahmen der offentlichen Hand im spaten 19 Jahrhundert in Trier bzw der Trierer Altstadt 1992 wurde schliesslich der 1944 im Zuge der im Zweiten Weltkrieg auf Trier geflogenen Luftangriffe schwer beschadigte Haupttrakt des Gebaudes umfassend renoviert Ebenso wurde ein neuer Aussenanstrich aufgetragen Allerdings entspricht dieser nicht der historistischen Fassade die auf Steinsichtigkeit angelegt war Literatur BearbeitenKarl Baedeker Begr Winfried Weber Baedekers Trier 6 Auflage Karl Baedeker Verlag Ostfildern 2008 ISBN 3 87954 030 6 Elisabeth Duhr Hrsg Stadtgeschichte im Stadtmuseum Begleitband zur neuen stadtgeschichtlichen Dauerausstellung im Stadtmuseum Simeonstift Stadtmuseum Simeonstift Trier 2007 ISBN 978 3 930866 24 3 Mit weiteren Beitragen von Joachim Hupe Frank Hirschmann Christl Lehnert Leven Patrick Ostermann Bearb Stadt Trier Altstadt Kulturdenkmaler in Rheinland Pfalz Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Band 17 1 Wernersche Verlagsgesellschaft Worms 2001 ISBN 3 88462 171 8 Ulrike Weber Bearb Stadt Trier Stadterweiterung und Stadtteile Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Kulturdenkmaler in Rheinland Pfalz Band 17 2 Wernersche Verlagsgesellschaft Worms 2009 ISBN 978 3 88462 275 9 2000 Jahre Stadtgeschichte Trier Der neue Stadtfuhrer Rudolf Gunther Verlag Trier 2009 Georg Dehio Hans Caspary Bearb Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Rheinland Pfalz Saarland 2 bearbeitete und erweiterte Auflage Deutscher Kunstverlag Munchen 1984 ISBN 3 422 00382 7 Klaus Jan Philipp Das Reclam Buch der Architektur Reclam Stuttgart 2006 ISBN 978 3 15 010543 6 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Oberpostdirektion Trier Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Ein Sternekoch fur die alte Hauptpost Memento vom 17 Marz 2015 im Webarchiv archive today In Volksfreund Trier 18 Juni 2012 Triers neue Mitte soll 2013 endlich pulsieren Memento vom 17 Marz 2015 im Webarchiv archive today In Volksfreund Trier 9 November 2011 Liste denkmalgeschutzter Gebaude des Post und FernmeldewesensEinzelnachweise Bearbeiten Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland Pfalz Hrsg Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmaler Kreisfreie Stadt Trier Koblenz 2010 gdke rlp de PDF 1 2 MB abgerufen am 7 September 2015 49 755365 6 638754 Koordinaten 49 45 19 3 N 6 38 19 5 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Posthof Trier amp oldid 239011911