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Polythiazyl ist eine anorganische chemische Verbindung aus der Gruppe der kovalenten Nitride Die Verbindung gehort neben dem Dischwefeldinitrid dem Tetraschwefeldinitrid dem Tetraschwefeltetranitrid dem Pentaschwefelhexanitrid dem Monoschwefelmononitrid dem Monoschwefeldinitrid und den Oligoschwefeldinitriden zur Gruppe der Schwefel Stickstoff Verbindungen oder Schwefelnitride Die polymere anorganische und elektrisch leitfahige Verbindung zeigt Supraleitung bei sehr tiefen Temperaturen 1 StrukturformelAllgemeinesName PolythiazylAndere Namen Polyschwefelnitrid PolyazasulfenCAS Nummer 56422 03 8Monomer S2N2Summenformel der Wiederholeinheit SNMolare Masse der Wiederholeinheit 46 07 g mol 1Kurzbeschreibung metallisch golden glanzende Kristalle 1 EigenschaftenAggregatzustand festSchmelzpunkt 130 C 2 Loslichkeit nahezu unloslich in Wasser und organischen Losungsmitteln 3 SicherheitshinweiseGHS Gefahrstoffkennzeichnungkeine Einstufung verfugbar 4 Soweit moglich und gebrauchlich werden SI Einheiten verwendet Wenn nicht anders vermerkt gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Gewinnung und Darstellung 3 Eigenschaften 4 Verwendung 5 Literatur 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Verbindung wurde erstmals im Jahre 1910 von F P Burt beschrieben der es durch das Erhitzen von Tetraschwefeltetranitrid im Vakuum uber Silberwolle erhalten hat 5 Die Verbindung war die erste Nichtmetallverbindung bei der die Supraleitfahigkeit nachgewiesen werden konnte Allerdings ist die Sprungtemperatur mit 0 3 K relativ niedrig was keine praktische Anwendung wahrscheinlich macht 6 1 Gewinnung und Darstellung BearbeitenDie Verbindung entsteht durch die Polymerisation des nur bei tiefen Temperaturen stabilen Dischwefeldinitrids Beim langsamen Aufheizen des weissen Ausgangsstoffs auf 10 C einsteht zunachst ein tiefblaues radikalisches und paramagnetisches Intermediat aus offenkettigen NSNS Einheiten welches sich dann innerhalb von zwei bis drei Tagen zum kristallinen polymeren Polythiazyl umwandelt 1 Polythiazyl kann auch mittels Vakuumpyrolyse von Tetraschwefeltetranitrid an Silberwolle bei 300 C hergestellt werden wobei intermediar das Dischwefeldinitrid auftritt 1 Ein Syntheseweg der die explosiven Ausgangsstoffe S2N2 bzw S4N4 vermeidet ist die Umsetzung von Trithiazyltrichlorid NSCl 3 mit Trimethylsilylazid 2 Das Trithiazyltrichlorid kann aus Dischwefeldichlorid Ammoniumchlorid und Chlor erhalten werden 1 4 S 2 Cl 2 2 NH 4 Cl S 3 N 2 Cl Cl 8 HCl 5 8 S 8 displaystyle ce 4 S2Cl2 2 NH 4Cl gt S3N2Cl Cl 8 HCl 5 8 S8 nbsp 3 S 3 N 2 Cl Cl 3 Cl 2 2 NSCl 3 3 SCl 2 displaystyle ce 3 S3N2Cl Cl 3 Cl2 gt 2 NSCl 3 3 SCl2 nbsp 1 3 NSCl 3 Me 3 SiN 3 1 x SN x 3 2 N 2 Me 3 SiCl displaystyle ce 1 3 NSCl 3 Me3SiN3 gt frac 1 x SN x 3 2 N2 Me3SiCl nbsp Eigenschaften BearbeitenPolythiazyl ist ein metallisch golden glanzendes kristallines Material das faserartig vorliegt 1 Das Polymer ist relativ inert gegenuber Sauerstoff und Wasser zersetzt sich aber an der Luft zu einem grauen Pulver 3 7 Bei Temperaturen ab 240 C kann eine explosionsartige Zersetzung erfolgen 2 Auch bei Schlag explodiert die Verbindung 3 Die Struktur der kristallinen Verbindung konnte mittels Rontgenbeugung aufgeklart werden Hier ergaben sich alternierend SN Bindungslangen von 159 pm und 163 pm sowie SNS Bindungswinkel von 120 C und NSN Bindungwinkel von 106 C 8 9 7 1 Das Material besitzt eine anisotrope elektrische Leitfahigkeit Entlang der Fasern bzw SN Ketten ist die Verbindung elektrisch leitfahig senkrecht dazu ist sie ein Isolator 1 Die eindimensionale Leitfahigkeit beruht auf den Bindungsverhaltnissen in der S N Kette wo jedes Schwefelatom zwei p Elektronen bzw jedes Stickstoffatom ein p Elektron zur Bildung von Zweizentren 3p Elektronen Bindungseinheiten liefert 1 Bei der Verbindung wurde zwei polymorphe Kristallformen beobachtet Die aus der Synthese resultierende monokline Form I kann durch eine mechanische Behandlung wie einem Mahlen in eine orthorhombische Form II umgewandelt werden 10 Verwendung BearbeitenAuf Grund der elektrischen Leitfahigkeit kann Polythiazyl als Material fur LEDs Transistoren Batteriekathoden und Solarzellen verwendet werden 11 Literatur BearbeitenKing R S P Novel chemistry and applications of polythiazyl Doctoral Thesis Loughborough University 2009 PDF DownloadEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i j Alsfasser R Janiak C Klapotke T M Meyer H J Moderne Anorganische Chemie Herausgeber Riedel E 3 Auflage 2007 Walter de Gruyter GmbH amp Co KG Berlin Boston ISBN 978 3 11 019060 1 S 129 132 abgerufen uber De Gruyter Online a b c Wiberg E Wiberg N Holleman A F Anorganische Chemie 103 Auflage 2017 Walter de Gruyter GmbH amp Co KG Berlin Boston ISBN 978 3 11 026932 1 S 681 abgerufen uber De Gruyter Online a b c Eintrag zu Schwefel Stickstoff Verbindungen In Rompp Online Georg Thieme Verlag abgerufen am 2 Marz 2017 Dieser Stoff wurde in Bezug auf seine Gefahrlichkeit entweder noch nicht eingestuft oder eine verlassliche und zitierfahige Quelle hierzu wurde noch nicht gefunden Burt F P A new sulphide of nitrogen in J Chem Soc Trans 97 1910 1171 1174 doi 10 1039 CT9109701171 Labes M M Love P Nichols L F Polysulfur nitride a metallic superconducting polymer in Chem Rev 79 1979 1 15 doi 10 1021 cr60317a002 a b MacDiarmid A G Mikulski C M Saran M S Russo P J Cohen M J Bright A A Garito A F Heeger A J Synthesis and Selected Properties of Polymeric Sulfur Nitride Polythiazyl SN x in Advances in Chemistry 150 2009 63 72 doi 10 1021 ba 1976 0150 ch006 Boudeulle M in Cryst Struct Comm 4 1975 9 13 MacDiarmid A G Mikulski C M Russo P J Saran M S Garito A F Heeger A J Synthesis and structure of the polymeric metal SN x and its precursor S2N2 in J Chem Soc Chem Comm 1975 476 477 doi 10 1039 C39750000476 Baughman R H Apgar P A Chance R R MacDiarmid A G Garito A F A New Phase of SN x in J Chem Soc Chem Comm 1977 49 50 doi 10 1039 C39770000049 Ronald D Archer Inorganic and Organometallic Polymers John Wiley amp Sons 2001 ISBN 978 0 471 24187 4 S 213 google com abgerufen am 29 Juni 2012 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Polythiazyl amp oldid 237842951