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Als Plutonion altgriechisch Ploytwnion lateinisch Plutonium wird ein Heiligtum des Pluton bezeichnet Das eigentliche Heiligtum war meist eine Hohle ein Ort an dem giftige unterirdische Ausgasungen auftreten oder beides Kultbauten stammen soweit bekannt aus spaterer Zeit Nicht genau unterschieden sind die dem Charon dem Fahrmann der Unterwelt geweihten Charonion genannten Heiligtumer Persephone und Pluton Pinax aus Locri Museo Nazionale della Magna Grecia Im Gegensatz zu dem mit Pluton gleichgesetzten Hades von dem zwar wenige heilige Bezirke aber kaum kultische Verehrung bekannt ist ist die kultische Verehrung Plutons in Verbindung mit den Kulten der Demeter und der Persephone an mehreren Orten bezeugt insbesondere das Plutonion von Eleusis Der griechische Geograph Strabon nennt drei weitere Heiligtumer Plutons das Plutonion von Acharaka bei Nysa in Kleinasien das Plutonion von Hierapolis in Phrygien und den Avernersee bei Neapel Inhaltsverzeichnis 1 Eleusis 2 Acharaka 3 Hierapolis 4 Avernersee 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseEleusis Bearbeiten nbsp Plutonion in Eleusis mit spateren VorbautenPluton bzw Hades ist mit den Mysterien von Eleusis durch den Mythos vom Raub der Persephone verknupft Dementsprechend gibt es im Bezirk von Eleusis mehrere naturliche Hohlungen die als Eingange zur Unterwelt und Temenos Plutons galten Otto Rubensohn hat vermutet dass die Felsformation des eleusinischen Plutonions mit dem Agelastos petra Ἀgelastos petra identisch sei dem Stein ohne Lachen auf dem die verzweifelte Demeter auf ihrer Suche nach der geraubten Tochter ausruhte 1 Von dem aus der Zeit des Peisistratos stammenden Heiligtum ist nur noch wenig erhalten da es in romischer Zeit uberbaut wurde Hier wurde 1885 die sogenannte Eubuleus Buste gefunden von der inzwischen vermutet wird dass sie nicht die Figur des eleusinischen Mythos sondern Alexander den Grossen darstellt 2 Acharaka BearbeitenIm Plutonion in der Nahe des Ortes Acharaka heute Salavatli zum Stadtgebiet von Nysa am Maander gehorend unweit von Tralleis befand sich an einem Hugel ein Heiligtum des Pluton und der Persephone ein heiliger Hain und das Charonion nach Charon ein Hohlenheiligtum dem Strabon einzigartige Eigenschaften zuschreibt Schwefelheilquellen Kranke die dort Heilung suchten wurden im nahegelegenen Dorf Quartier nehmen und die Priester der Gottheiten wurden im Traum mit Hilfe der Gottheiten die Therapie lenken Haufig wurden die Kranken zum Inkubationsschlaf in die Hohle gebracht anschliessend wurden die Priester die Traume der Kranken dann deuten und daraus Hinweise fur die weitere Behandlung ableiten Zudem fande alljahrlich in Acharaka eine Feier statt bei der nackte Epheben nachts einen Stier stehlen ihn in die Hohle bringen und dann frei lassen der Stier aber fallt nach nur wenigen Schritten um und stirbt 3 Hierapolis Bearbeiten nbsp Plutonion von HierapolisDas Plutonion in Hierapolis im kleinasiatischen Phrygien in der Nahe des heutigen Pamukkale beruhmt durch seine Kalksinterterrassen scheint anders als das Plutonion von Acharaka kein Ort der Heilung sondern der Beschreibung Strabons zufolge eher ein Ort des Spektakels gewesen zu sein Aus einer relativ kleinen Hohle dringt dort Kohlendioxid das sich da schwerer als Luft in einem gepflasterten Geviert vor der Hohle sammelt Strabon schreibt dass sich in dem Geviert ein undurchsichtiger Dunst sammle 4 so dicht dass der Boden kaum wahrzunehmen sei Tiere die man in das Geviert bringe selbst Stiere wurden sofort sterben Er selbst habe die Todlichkeit des Dunstes mit Spatzen getestet die offenbar zu eben dem Zweck in dem das Geviert umgebenden Auditorium verkauft wurden Die verschnittenen Priester der Kybele dagegen wurden nicht nur das Geviert betreten sondern sich bis zu einer gewissen Tiefe in die Hohlung begeben ohne Schaden zu nehmen Nicht ohne verhaltene Ironie schreibt Strabon dass er an den Priestern zwar Anzeichen angestrengten Atemanhaltens vermerkt habe dass aber ihr Uberleben in dieser todlichen Umgebung moglicherweise der gottlichen Gnade oder auch wirksamen Gegengiften zu danken sei 5 6 7 2018 veroffentlichte der deutsche Vulkanbiologe Hardy Pfanz von der Universitat Duisburg Essen eine Studie in der er beweist dass es in Bodennahe des Schreines in den Morgen und Abendstunden tatsachlich zu hohen Kohlendioxidansammlungen komme die fur Tiere die ihren Kopf nicht hoch genug halten konnten todlich sei So wurden die Tiere durch das Kohlendioxid betaubt fielen um und atmeten dabei am Boden eine todliche Konzentration des Kohlendioxids ein 8 Die Priester der damaligen Zeit hingegen kannten den Effekt und konnten ihn sowohl nutzen als auch sich davor schutzen indem sie ihren Kopf hochhielten oder auf einen Stein stiegen 9 Avernersee Bearbeiten nbsp Aeneas und die Cumaeische Sibylle im Hintergrund der Avernersee William Turner 1814 15 Was den Avernersee betrifft scheint Strabon unentschieden Einerseits war es ein Ort an dem es vulkanische Ausgasungen gab sodass angeblich Vogel die den See uberfliegen wollten tot in das Wasser sturzten Ganz ahnliches wird vom Fluss Eridanos berichtet der manchmal als Fluss der Unterwelt gilt Andererseits war der Avernersee als Kultstatte zur Zeit Strabons schon vollig sagenhaft Der Uberlieferung zufolge war dort in der Nahe namlich Cimmerium der Sitz der Carmenta der Cimmerischen Sibylle Dort hatte sich tief unter der Erde ein Totenorakel befunden zu dem die Ratsuchenden von den in Hohlen lebenden Cimmerern durch weitlaufige Gange geleitet wurden 10 Literatur BearbeitenKarl Kerenyi Die Mysterien von Eleusis Rhein Verlag Zurich 1962 DNB 452382629 Francesco D Andria Cehennem den Cennet e Hierapolis Pamukkale Ploutonion Aziz Philippus un Mezari ve Kutsal Alani Ege Yayinlari Istanbul 2014 ISBN 978 605 4701 45 2 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Plutonion Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Otto Rubensohn Eleusinische Beitrage In Mitteilungen des Deutschen archaologischen Instituts athenische Abteilung 1899 S 46 54 Digitalisat Gerda Schwarz Zum Sogenannten Eubouleus In The J Paul Getty Museum Journal Bd 2 1975 S 71 Strabon Geographika 14 1 44 Ein solcher Dunst war in der Neuzeit jedenfalls nicht mehr sichtbar Strabon Geographika 13 4 14 Cassius Dio 68 27 Photios Bibliotheca 344f Titus Arnu Plutonium in Hierapolis Das Geheimnis der Dampfe Abgerufen am 26 Dezember 2020 Colin Barras This Roman gate to hell killed its victims with a cloud of deadly carbon dioxide In Sciencemag org 16 Februar 2018 abgerufen am 5 Marz 2018 Deutscher Artikel zum Thema in der NZZ vom 16 Marz 2018 Ratsel um das Tor zur Holle ist gelost Strabon Geographika 5 4 5 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Plutonion amp oldid 228311527