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Der Magnetfeldoszillationsantrieb englisch magnetic field oscillating amplified thruster MOA in der Presse auch als Plasmatriebwerk bezeichnet ist ein vielseitig verwendbares elektrothermodynamisches System das in der Lage ist jedes elektrisch geladene gasformige Medium Plasma Anwendung auf hohe Ausstromgeschwindigkeiten und auch elektrisch leitfahige Flussigkeiten hydrodynamische Anwendung grundsatzlich zu beschleunigen Zundung eines MOA Triebwerks in der VakuumkammerUm dies zu bewerkstelligen greift das System auf sogenannte Alfven Wellen zuruck ein physikalisches Prinzip der Magnetohydrodynamik das erstmals im Jahre 1942 durch den spateren Nobelpreistrager Hannes Alfven vorhergesagt wurde und das besagt dass veranderliche Magnetfelder in elektrisch leitfahigen Medien z B Plasma salziges Wasser etc Dichtewellen hervorrufen Durch die damit verbundene Veranderung von Druck und Temperatur wird das im Magnetfeld eingeschlossene Medium beschleunigt Durch den Heizmechanismus auf Grundlage adiabatischer Kompression unterscheidet sich MOA grundsatzlich von anderen elektrothermischen Triebwerken insbesondere auch vom magnetoplasmadynamischen bzw MPD Triebwerk mit welchem es durch den Sammelbegriff als Plasmatriebwerk manchmal verglichen wird Inhaltsverzeichnis 1 Anwendungsgebiete 2 Aufbau des MOA Systems 3 Historie und Stand der Entwicklung 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseAnwendungsgebiete BearbeitenWegen der hohen erreichbaren Ausstromgeschwindigkeiten und dem damit verbundenen hohen spezifischen Impuls bzw der hohen Teilchenenergie gibt es zwei wesentliche Anwendungsgebiete die Raumfahrt und die Oberflachenbehandlung bestimmter Materialien Beschichtung Im ersten Fall bedeutet die hohe Ausstromgeschwindigkeit einen wesentlich geringeren Stutzmassebedarf im Vergleich zu gangigen Ionentriebwerken im zweiten Anwendungsfall bedingt die hohe Energie eine grosse Eindringtiefe in das zu behandelnde Material Damit konnen z B Stahl Aluminium aber auch Glas und Kunststoffe je nach Wunsch gehartet bzw an die geforderten Eigenschaften angepasst werden Abgesehen von den hohen Teilchenenergien bzw Ausstromgeschwindigkeiten hat das MOA Konzept auch den Vorteil dass es weitgehend korrosionsfrei ist Die Magnetfelder welche zur Erzeugung der Alfven Wellen zum Einsatz kommen verhindern dass die hochenergetischen Teilchen mit der Wand oder einer anderen Strukturkomponente in Beruhrung kommen und dabei Schaden anrichten Aufbau des MOA Systems BearbeitenPlasma AnwendungIm Wesentlichen besteht das gesamte MOA System aus funf Subelementen Plasmaquelle Zentralrohr Primarspule Sekundarspule Versorgungs und Steuerungseinheit Die Plasmaquelle erzeugt einen kontinuierlichen Strom ionisierter Teilchen die im Zentralrohr in Richtung Austrittsduse driften Diese Teilchen konnen z B Stickstoff oder Wasserstoffmolekule aber auch Atome der Edelgase Argon oder Xenon oder jedes anderen gasformigen Materials sein Da sie ionisiert sind reagieren sie auf die beiden Magnetfelder welche durch die Primar und die Sekundarspule aufgespannt werden Dabei ist die Primarspule permanent in Betrieb und formt die magnetische Austrittsduse wahrend die Sekundarspule zyklisch ein und ausgeschaltet wird um die Feldlinien im Gesamtsystem zu deformieren Diese Verformung erzeugt die Alfven Wellen welche im nachsten Schritt dem Transport und der Kompression des Antriebsmediums dienen Gesteuert wird das gesamte System durch die Versorgungs und Steuerungseinheit Da das MOA Konzept dabei eine Plasmaquelle benotigt um die ionisierten Teilchen zu erzeugen ist es prinzipiell ein elektrisches Antriebssystem wie andere Ionenantriebe auch Durch die Interaktion der Magnetfelder werden die Teilchenpakete aber auch komprimiert und aufgeheizt womit aus dem Gesamtsystem ein elektrothermodynamisches System wird Diese Kombination aus elektrischem und thermodynamischem System vereint die Vorteile beider Gebiete denn es hat einerseits die hohe Effizienz der elektrischen Antriebssysteme kann aber gleichfalls auch eine Vielzahl an Teilchen beschleunigen wie ein thermisches System und damit einen relativ hohen Schub erzeugen Die Kombination aus hoher Teilchenenergie bzw Ausstromgeschwindigkeit und relativ hohem Schub ist in dieser Form aussergewohnlich Die hohe Flexibilitat durch Anderung des Masseflusses oder der elektrischen Leistungsparameter ist zum gegenwartigen Zeitpunkt einzigartig Hydro dynamischen AnwendungDie hydro dynamische Variante unterscheidet sich primar durch den Wegfall der Plasmaquelle Voraussetzung fur die Funktion ist jedoch die Verfugbarkeit einer elektrisch leitfahigen Flussigkeit bzw eines Elektrolyts aus einem Behalter oder einem umgebenden Reservoir z B Meerwasser Historie und Stand der Entwicklung BearbeitenTheoretisch konzipiert wurde MOA bereits im Jahre 1982 von Manfred Hettmer der das System spater auch weiterentwickelt und praktisch umgesetzt hat Nachdem er ab 1998 zunachst eine numerische Simulation erstellt und 1999 ein Mock Up zur grundsatzlichen Darstellung der technischen Komponenten und Funktionen zunachst noch ohne Plasmaquelle gebaut hat konnten die ersten Tests mit einem funktionsfahigen Breadboard Model in einem Labor des LRT Lehrstuhl fur Raumfahrttechnik der Technischen Universitat Munchen in Garching durchgefuhrt werden Eine erste Patentanmeldung erfolgte im Jahre 2003 In einem Gutachten von Horst Lob an der Justus Liebig Universitat Giessen wurde das MOA Konzept auch anhand der technischen Daten und der von Hettmer erstellten Simulation bestatigt Spater konnte ein Labor der Technischen Universitat Graz genutzt werden Im Institut fur Kommunikationsnetze und Satellitenkommunikation der TU Graz wurde der Prototyp des Triebwerks in einer Vakuumkammer getestet 1 und die Messergebnisse bestatigten die Realisierbarkeit des Projekts Die gewonnenen Daten wurden beim International Astronautical Congress im japanischen Fukuoka am 21 Oktober 2005 prasentiert Ein von Hettmer verfasster Artikel wurde in der Zeitschrift Raumfahrt Concret Ausgabe 2 2006 veroffentlicht Das zur Realisierung bereits im Jahre 2003 von Hettmer gegrundete Unternehmen QASAR Technologieentwicklung Ges m b H HG Wien Firmenbuchnummer FN 268333h konnte die Technologie weiterentwickeln und potentielle Anwendungen testen sowohl im Hinblick auf eine mogliche Anwendung in der Raumfahrt als auch fur die Oberflachenbehandlung Im Sommer 2005 hat der MOA Prototyp den TRL 5 Technology Readiness Level erreicht und damit seine Funktion in einer relevanten Umgebungsbedingung Vakuumkammer bewiesen Nachdem die QASAR Technologieentwicklung Ges m b H wegen interner Schwierigkeiten mit Gesellschaftern und Investoren Anfang 2009 geschlossen wurde hat Hettmer das Projekt weitgehend mit eigenen Mitteln im Rahmen gegebener Moglichkeiten fortgesetzt Die Umsetzung einer kommerziellen Anwendung ist geplant Siehe auch BearbeitenListe von Raumflugkorpern mit elektrischem Antrieb Antriebsmethoden fur die RaumfahrtLiteratur BearbeitenPatent WO2005027142 Patent AT502984 A1 ErstanmeldungWeblinks BearbeitenArtikel Raumfahrt Revolution der Wiener Zeitung vom 19 Oktober 2005 abgerufen am 11 November 2013 Artikel wikinews 2005 Paper zum International Astronautical Congress 2005 Paper zum International Astronautical Congress 2010 Acta Astronautica Volume 63Einzelnachweise Bearbeiten Konkurrenz fur Raketenantrieb heise de Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Magnetfeldoszillationsantrieb amp oldid 235211175