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Peter Toll 4 Juni 1891 in Suchteln 1 Mai 1966 in Bonn war ein deutscher Kommunalbeamter Burgermeister und Politiker der Zentrumspartei 1920 wurde er Beigeordneter in Viersen und 1925 Burgermeister in Frechen 1931 wurde er Zentrumsvorsitzender im Landkreis Koln 1 und zog 1933 fur diese Partei sowohl in den Kreistag als auch in den Provinziallandtag ein Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung wurde er aus seinen Amtern entfernt obwohl er im Mai 1933 noch der NSDAP beigetreten war Inhaltsverzeichnis 1 Vor seiner Zeit als Burgermeister in Frechen 2 1925 bis 1933 2 1 Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung 3 Burgermeister in Andernach 4 Literatur 5 EinzelnachweiseVor seiner Zeit als Burgermeister in Frechen BearbeitenPeter Toll stammte aus einer katholisch gepragten Familie Er besuchte das altsprachliche Gymnasium in Viersen studierte Jura in Bonn wo er bereits nach funf Semestern sein Referendarexamen ablegte Er nahm als Freiwilliger am Ersten Weltkrieg teil zuletzt Im Rang eines Leutnants der Reserve An der Universitat Greifswald wurde er zum Dr iur promoviert Er heiratete die aus grossburgerlichen Verhaltnissen stammende Maria Esters Zum 1 Januar 1919 trat er in den Dienst der Stadt Viersen und leitete dort ab dem 1 April 1920 als Beigeordneter das Wohlfahrtsamt 2 Er war Mitglied der katholischen Studentenverbindung KDStV Grotenburg Koln im CV 3 1925 bis 1933 Bearbeiten1925 gewann Toll die Burgermeisterwahl in Frechen indem er sich gegen 106 Mitbewerber durchsetzen konnte 4 Frechen war damals eine von der Braunkohleindustrie und von Tonrohrenfabriken gepragte Gemeinde mit etwa 13 000 Einwohnern Die ersten Jahre nach seinem Amtsantritt fielen in eine Zeit der wirtschaftlichen Erholung in Deutschland Mit Beginn seiner Amtszeit ging Toll eine Reihe ehrgeiziger kreditfinanzierter Projekte an Seine ersten Bemuhungen galten dem Strassen und Kanalbau der in den Kriegs und Nachkriegsjahren vollig zum Stillstand gekommen war Anfang 1927 ging man davon aus dass diese Massnahmen den Gemeindehaushalt mit insgesamt 1 837 000 Mark belasten wurden 5 Denselben Nachholbedarf wie im Strassen und Kanalbau gab es im Wohnungsbau Wahrend Tolls Amtszeit wurden uber 650 neue Wohnungen errichtet Damit lag Frechen in der Spitzengruppe aller Kommunen in der Rheinprovinz was die Zahl der pro 1000 Einwohner errichteten Wohnungen betrifft 6 Eine grosse Rolle spielt in Frechen der sogenannte Regiebau d h die Gemeinde baute in eigener Regie Wohnungen die sie vermietete Der Regiebau fuhrte zu einheitlich gestalteten Ensembles und setzte in Frechen architektonische und stadteplanerische Akzente die bis heute das Ortsbild vor allem im Bereich des Freiheitsrings pragen Leiter des kommunalen Regiebaus war seit 1928 der Architekt Julius Gatzen Ein Architekturfuhrer von 1999 sieht in diesen Bauten den Beweis dass auch kleine Gemeinden in den 1920er Jahren Siedlungsbau von hoher gestalterischer und konzeptioneller Qualitat bestreiten konnten 7 nbsp Das Frechener Laubenganghaus und anschliessende Hauser am Freiheitsring heute Architekt Julius GatzenDie Errichtung und Sanierung offentlicher Bauten war ebenfalls Teil seines Stadterneuerungsprojekts Ende 1926 wurde der Um und Erweiterungsbau der Ringschule beschlossen Der alte Ziegelbau von 1911 wurde innen und aussen saniert und architektonisch aufgewertet Weitere Projekte waren der 1931 bezogene Neubau der evangelischen Volksschule mit einer Keramikverblendung und grossen Fenstern das Feuerwehrhaus an der Schutzenstrasse und das Kriegerdenkmal in Bachem Wahrend seiner Amtszeit als Frechener Burgermeister setzte er gegen den Widerstand von Teilen des Gemeinderats den Ausbau der bis dahin nur von nebenamtlichen Lehrkraften betreuten gewerblichen Fortbildungsschule zu einer Berufsschule durch die erstmals auch Jugendliche der Braunkohlen und Keramikindustrie sowie auch Madchen aufnahm 8 Toll bekannter sich zur Weimarer Verfassung die wie er sagte die Loyalitat aller Staatsburger verdiene weil sie erstmals den demokratischen Freiheitsgedanken den Geist der Massigung und der Wurdigung gleichberechtigter Interessen sowie den sozialen Gedanken mit dem Ziel der Gewahrleistung eines menschenwurdigen Daseins fur alle als Grundpfeiler verwirkliche 9 Die Toleranz und Achtung vor der Uberzeugung des politischen Gegners die Toll in einer seiner Reden forderte 10 zeigte er auch selbst Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung Bearbeiten Nach Hitlers Wahlsieg bei der Reichstagswahl vom 5 Marz 1933 wechselte Toll die Seiten Am 14 Februar 1933 hatte er vor der Zentrumspartei Koln Land noch erklart die Entwicklung die die deutsche Innenpolitik in den letzten Tagen genommen habe liesse im Volk ernsthafte Zweifel daruber aufkommen ob der Weg des Rechtes und des Gesetzes noch in jedem Falle beschritten sei 11 Aber am 15 Marz 1933 feierte er bei der Vereidigung der Ende Februar von Hermann Goring geschaffenen Hilfspolizei in beredten Worten das nationale Erwachen des deutschen Volkes unter Fuhrung des verehrten Reichskanzlers Hitler 12 Am 18 Marz 1933 sagte er auf einer Parteiveranstaltung der NSDAP dass es das heilig verpflichtende Gebot der Stunde fur jeden deutschen Mann sei sich in begeisterter Gefolgschaftstreue hinter den Herrn Reichskanzler Adolf Hitler und seine Regierung zu stellen 13 Nach der Machtergreifung trat Toll der NSDAP bei Dennoch wurde er am 21 Juni 1933 abgelost Im Nachgang zum erzwungenen Rucktritt des Landrats des Landkreises Koln Heimann kam es um 14 Uhr auch in Frechen zu einer spontanen Zusammenballung der Volksmassen die wie der Westdeutsche Beobachter schrieb den Ortsgruppenleiter Stumpf zum sofortigen Einschreiten verpflichtet habe Der neue Landrat Heinrich Loevenich ernannte daraufhin mit seinen nunmehrigen Machtbefugnissen Stumpf zum kommissarischen Burgermeister 14 Toll wurde ohne offentliche Begrundung entlassen und erhielt ein Aufenthaltsverbot fur Frechen 15 Burgermeister in Andernach BearbeitenNach seiner Amtsenthebung in Frechen fand Toll kurzzeitig Wiederverwendung in Andernach nach der Entlassung des dortigen Burgermeisters Mettlich vom 11 Mai 1933 16 Dort wurde er aufgrund seines hohen Sachverstandes und Einsatzes schnell beliebt 17 Doch wurde am 1 November 1934 seine Berufung vom Regierungsprasidenten in Koblenz wahrend der Probezeit zuruckgezogen Kurz nach Tolls Tod beschloss der Frechener Stadtrat eine Strasse nach ihm zu benennen 18 Literatur BearbeitenJochen Menge Burgermeister Dr Toll Teil 1 In Jahrbuch des Frechener Geschichtsvereins 8 2012 ISBN 978 3 943235 05 0 S 95 147 Jochen Menge Burgermeister Dr Toll Teil 2 In Jahrbuch des Frechener Geschichtsvereins 9 2013 ISBN 978 3 943235 08 1 S 107 164 Einzelnachweise Bearbeiten Parteitag Zentrum Koln Land In Frechener Tageblatt 28 4 1931 Jochen Menge Burgermeister Dr Toll Teil 1 S 98 f Cartellverband der Katholischen Deutschen Studentenverbindungen Gesamtverzeichnis des CV 1961 Die Verbindungen des CV mit ihren Ehrenmitgliedern Alten Herren und Studierenden Munchen 1961 S 207 Neubesetzung Burgermeisterstelle In Frechener Tageblatt 3 6 1925 Erste Sitzung des Rates der Grossgemeinde In Frechener Tageblatt 9 4 1927 Peter Toll Funf Jahre Kommunalarbeit in Frechen In Heimatkalender fur den Landkreis Koln Band 5 1930 S 47 Alexander Kierdorf Koln Ein Architekturfuhrer Berlin 1999 S 102 Frechener Tageblatt 23 Januar 1930 Verfassungstag In Frechener Tageblatt 14 August 1926 Priesterjubilaum Franz Hennes In Frechener Tageblatt 23 Marz 1931 Kolner Lokalanzeiger 15 Februar 1955 Feierliche Verpflichtung von Hilfspolizeibeamten in Frechen In Frechener Tageblatt 16 Marz 1933 Fahnenweihe der Ortsgruppe der NSDAP In Frechener Tageblatt 20 Marz 1933 Dr Toll beurlaubt In Westdeutscher Beobachter 24 Juni 1933 Egon Heeg Die Levys oder Die Vernichtung des Altfrechener Judentums Band 3 Duren 2009 ISBN 978 3 927312 97 5 S 214 f Franz Josef Heyen Hrsg Andernach Geschichte einer rheinischen Stadt 2 Auflage Andernach 1994 S 246 Toll findet bei Heyen in diesem Zusammenhang keine Erwahnung Burgermeister Dr Toll In Andernacher Zeitung 7 Dezemberc 1934 Egon Heeg Frechener Strassen Spiegel der Frechener Geschichte Koln 1984 ISBN 3 7927 0889 2 S Normdaten Person GND 125621906 lobid OGND AKS VIAF 47728932 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Toll PeterKURZBESCHREIBUNG deutscher Kommunalbeamter Burgermeister und Politiker der ZentrumsparteiGEBURTSDATUM 4 Juni 1891GEBURTSORT SuchtelnSTERBEDATUM 1 Mai 1966STERBEORT Bonn Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Peter Toll amp oldid 232936748