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Paul Reimers 14 Februar 1902 in Schwerin 5 November 1984 in Bremen war ein deutscher Jurist und Richter am Volksgerichtshof Reimers und Hans Joachim Rehse waren die einzigen Richter am Volksgerichtshof gegen die nach dem Ende des NS Regimes eine Anklage erhoben wurde Leben BearbeitenPaul Reimers war Sohn eines Brunnenbaumeisters Den Besuch des Gymnasiums unterbrach er 1919 als er sich zu einem Grenzschutz Freikorps meldete Er studierte Rechtswissenschaften in Rostock Marburg und Berlin Wahrend des Referendariats wurde er 1925 an der Universitat Marburg mit der Dissertation Uber das metaphysische Element des Rechtsgedankens und die psychologische Wurzel des Urteils eine Vorstudie zur Jung schen Lehre von der Gerechtigkeit in der Positivitat beim volkischen Juristen Erich Jung promoviert Er arbeitete vier Jahre als Jurist bei der Landesversicherungsanstalt Mecklenburg und ging 1932 am Amtsgericht Schwerin als Gerichtsassessor in den Justizdienst Reimers trat am 1 Mai 1933 der NSDAP bei Mitgliedsnummer 2 817 533 1934 wurde er zum Amtsgerichtsrat ernannt wenig spater zum Landgerichtsrat am Landgericht Rostock Als er mit einem Referendar und Parteifunktionar in einen Streit wegen einer dienstlichen Beurteilung geriet wurde er nachdem das Oberste Parteigericht der NSDAP ihm eine Ruge erteilt hatte 1936 aus der Schusslinie zwischen Justizministerium und Partei genommen und nach Berlin versetzt Am Landgericht Berlin war er vorwiegend am Sondergericht tatig 1942 wurde er zum Kammergerichtsrat befordert und war ab dem 27 Mai 1943 am Volksgerichtshof VGH dem 2 Senat unter Wilhelm Crohne und ab 1944 dem ersten Senat unter Roland Freisler zugeteilt Freisler wiederum delegierte Reimers an den dritten Senat wenn dort Defatismus Falle verhandelt wurden Reimers wirkte nachweislich an 92 Urteilen des VGH mit in denen 153 Todesurteile und 85 Freiheitsstrafen verkundet wurden sowie 9 Freispruche Nach Kriegsende war Reimers zwei Jahre in Internierungshaft Er schlug sich danach als Hilfsarbeiter durch Von der Spruchkammer in Hildesheim wurde er 1948 in erster Instanz als minderbelastet Kategorie 3 eingestuft in zweiter Instanz 1949 als Mitlaufer Kategorie 4 verbunden mit einer Ruckstufung zum Amtsrichter und einer funfjahrigen Beforderungssperre im April 1950 schliesslich als entlastet Als Reimers 1954 als 131er wieder in den baden wurttembergischen Justizdienst eintreten wollte erhielt er von Richterkollegen die gewunschten Persilscheine wobei diese sogar mit nachweislichen Falschaussagen gespickt waren Ab 1955 war er Richter in Hechingen wieder auf dem Gebiet des Strafrechts Spater kam er als Landgerichtsrat an das Landgericht Ravensburg wo er 1963 als Oberrichter in Pension ging Im Jahre 1960 lehnte der Stuttgarter Generalstaatsanwalt Erich Nellmann beim Oberlandesgericht Stuttgart eine Anklage gegen Reimers durch die Einstellung eines Ermittlungsverfahrens 1 ab da er eine Unbescholtenheit bei Reimers vorliegen sah Ein neues Ermittlungsverfahren wurde 1979 bei der Berliner Staatsanwaltschaft angestrengt Am 6 September 1984 liess das Landgericht Berlin die Anklage gegen Reimers wegen vollstreckter Todesurteile in 97 Fallen zu die er teils als Hilfsrichter teils als Vorsitzender der Senate des Volksgerichtshofs aus niedrigen Beweggrunden in selbstandigen Prozesshandlungen mit anderen herbeigefuhrt haben sollte Die vorliegende Anklageschrift umfasste 866 Seiten als ein Resultat von 5 Jahren Ermittlungsarbeit Um einem Prozess zu entgehen hatte sich Reimers in Bremen von einem Arzt ein Attest der Verhandlungsunfahigkeit ausstellen lassen Bis zuletzt zeigte er keine Reue gegenuber der Offentlichkeit wegen seiner Art der Richtertatigkeit im NS Regime Er erhangte sich am 5 November 1984 in Bremen nachdem er noch im September gegenuber der taz eine solche Absicht in Abrede gestellt hatte 2 Literatur BearbeitenHansjoachim W Koch Volksgerichtshof Politische Justiz im 3 Reich Munchen 1988 Wolfgang Stadler Juristisch bin ich nicht zu fassen Die Verfahren des Volksgerichts Wien gegen Richter und Staatsanwalte 1945 1955 Wien 2007 Wolf Ulrich Strittmatter Dr Paul Reimers Im Gewand des Rechts Terrorismus betrieben In Wolfgang Proske Tater Helfer Trittbrettfahrer Band 4 NS Belastete aus Oberschwaben Kugelberg Verlag Gerstetten 2015 ISBN 978 3 945893 00 5 S 196 210 Dietrich Strothmann Prozessbeginn gegen einen Richter am Volksgerichtshof Spate Suhne doch jetzt zu spat Nach vier Jahren Ermittlung Die Anklageschrift liegt vor In Die Zeit Nr 38 1984 Gunther Wieland Das war der Volksgerichtshof Berlin 1989 Gestorben Paul Reimers In Der Spiegel Nr 46 1984 online Einzelnachweise Bearbeiten Az Js 4 60 Dr Paul Reimers eine ungebrochene Biographie Interview taz 7 September 1984Normdaten Person GND 1072723638 lobid OGND AKS VIAF 316740028 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Reimers PaulKURZBESCHREIBUNG deutscher Jurist und Richter am VolksgerichtshofGEBURTSDATUM 14 Februar 1902GEBURTSORT SchwerinSTERBEDATUM 5 November 1984STERBEORT Bremen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Paul Reimers Jurist amp oldid 237601174