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Ca Rezzonico ist ein Palast am Canal Grande an der Mundung des Rio Barnaba im Sestiere Dorsoduro in Venedig Heute befindet sich in dem Palast das bedeutende Museo del Settecento Veneziano Museum des venezianischen 18 Jahrhunderts Ca Rezzonico am Canal Grande Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Baubeschreibung 3 Innenausstattung 4 Galerie 5 Einzelnachweise 6 Literatur 7 WeblinksGeschichte BearbeitenUrsprunglich standen an dieser Stelle zwei Hauser der Familie Bon die zum alten Adel Venedigs gehorte 1649 gab Filippo Bon dem Architekten Baldassare Longhena dem beruhmtesten Vertreter des venezianischen Barock den Auftrag an dieser Stelle einen neuen grossartigen Palast zu erbauen Bis 1661 entkernte Longhena die beiden alteren Hauser teilweise und fugte sie zu einem einzigen Baukorper zusammen nun begann er mit der neuen einheitlichen Fassade zum Kanal Bei seinem Tod 1682 war diese bis zum ersten Stock gediehen Doch der Bauherr Filippo Bon hatte mit dem Bau seine Finanzen ruiniert und musste Konkurs anmelden Die Arbeiten wurden dann fur mehrere Jahrzehnte eingestellt Filippo Bon starb 1712 und seinen Sohnen und Enkeln fehlten die Mittel den Bau zu vollenden nbsp Wappen der Della Torre Rezzonico im Ballsaal nbsp Treppenhaus1750 erwarb der wohlhabende Bankier und Stoffhandler Giovanni Battista Rezzonico den halbfertigen Bau Seine aus Rezzonico am Comer See stammende Familie hatte erst 1687 mit einer Zahlung von 100 000 Dukaten den Eintrag im Libro d Oro und damit die Aufnahme in das Patriziat von Venedig erwirkt Sie nannten sich della Torre di Rezzonico da sie eine Abstammung vom Geschlecht der della Torre vom Turm behaupteten das bis 1311 uber Mailand und einen Teil der Lombardei geherrscht hatte Daher fuhrten sie ein mit dem Turm Wappen erganztes Familienwappen ahnlich wie seit 1645 die ursprunglich lombardische Familie Thurn und Taxis deren Abstammung von den Torriani fingiert war 1 Das Wappen prangt in Ubergrosse im Ballsaal Sein Onkel Aurelio della Torre Rezzonico hatte ab 1638 in Venedig mit Tuchhandel ein Vermogen gemacht war 1665 zum Reichsfreiherrn erhoben worden und hatte Giovanni Battista und dessen Bruder Quintiliano Rezzonico als Erben eingesetzt Giovanni Battista heiratete Vittoria Barbarigo aus einer der altesten venezianischen Familien Um seinen neuen Stand und Reichtum gebuhrend zu reprasentieren beauftragte Rezzonico den damals fuhrenden Architekten Giorgio Massari mit der Planung und Fertigstellung des Baues der im Wesentlichen dem Konzept Longhenas folgte Stadtische Inspektoren untersuchten das Gebaude und kamen zu dem Schluss dass die ruinose Struktur grossteils einsturzgefahrdet war Lediglich der bis zum zweiten Obergeschoss fertiggestellte hintere Gebaudeteil war uberdacht und konnte gerettet werden Die von Longhena entworfene uppige hochbarocke Fassade wurde nur leicht modifiziert Daher unterscheidet sich die Fassade von anderen Bauten Massaris wie dem gegenuber liegenden Palazzo Grassi die bereits einem nuchterneren klassizistischen Barock verpflichtet sind Er nahm jedoch einige kleinere Anderungen vor um dem zeitgenossischen Geschmack gerecht zu werden so entfernte er schwerfallige Doppelsaulen an der Fassade und ersetzte sie durch schlankere Saulen Auch entfernte er einen schweren Saulensockel um dem Gebaude ein leichteres anmutigeres Aussehen zu geben und fugte die kleinen ovalen Fenster die dem Gebaude einen Hauch von Rokoko verleihen uber den grosseren Fenstern im zweiten Stock hinzu um mehr Licht einzulassen nbsp Der beruhmte Ballsaal im InnerenDie Fassade wurde zwischen 1750 und 1752 fertiggestellt Massari brach mit einer venezianischen Sitte indem er den grossen Ballsaal auf der Ruckseite des Gebaudes platzierte ohne Blick auf den Kanal aber mit verdoppelter Deckenhohe Er legte einen zeremoniellen Weg an der die Besucher vom Dock und Tor des Canal Grande zu einem Brunnen im Innenhof fuhrte der vom Wappen Rezzonicos in Marmor uberragt wird dann betraten sie eine triumphale Halle mit monumentaler Treppe die sie in den prachtvollen Ballsaal fuhrte Die Decken der Salons wurden mit Fresken von Giovanni Battista Crosato und Trompe l œil von Girolamo Mengozzi Colonna bemalt Die Innenarbeiten waren 1757 fast abgeschlossen als Giovanni Battista Rezzonico starb Seine Sohne Aurelio und Carlo erbten den Palast Letzterer war Priester geworden und seit 1743 Bischof von Padua Im folgenden Jahr 1758 wurde er uberraschend zum Papst gewahlt und nannte sich Clemens XIII Der neue Bau kam der nun papstlichen Familie wie gerufen um ihren Reprasentationspflichten nachzukommen Allerdings nahm der neue Papst einen Grossteil der Gemaldesammlung mit nach Rom wahrend er das Gebaude seinem Bruder uberliess Anlasslich der Hochzeit des Neffen Ludovico Rezzonico mit Faustina Savorgnan im selben Jahr wurden Giovanni Battista Tiepolo sowie Gaspare Diziani und Jacopo Guarana beauftragt die Decken zweier Salons zu bemalen Der Palast war 1759 Schauplatz weiterer Feierlichkeiten als Aurelio Rezzonico zum Prokurator von San Marco gewahlt wurde und 1762 als Ludovico Rezzonico in dieselbe Position gewahlt wurde Drei Nachte lang wurden die Fassaden und Innenraume des Palastes mit Fackeln und Kerzen beleuchtet nbsp Innenhof nbsp GartenNach dem Untergang der Republik Venedig ereilte die Familie die finanzielle Katastrophe Viele Kunstschatze des Hauses wurden versteigert Nach dem Tod des letzten Rezzonico 1810 wurde der Palast schliesslich verkauft In den folgenden hundert Jahren hatte der Palast viele Besitzer und Mieter darunter Carlo Pindemonte der 1832 das noch verbliebene Inventar verkaufte Nur die Fresken blieben in situ 1837 verkaufte Pindemonte das leerstehende Gebaude an Graf Ladislao Zelinsky der es vermietete unter anderem von 1840 bis 1857 an den Herzog von Modena Franz von Osterreich Este und seine Familie Ab etwa 1850 wurde der zweite Stock des Palastes vom Antiquar und Kunsthandler Jacobo Querci della Rovere gemietet der ihn als Galerie nutzte um Gemalde von Rubens Rembrandt Caravaggio Canaletto und anderen alten Meistern zu verkaufen 1885 erwarb der Sohn des Dichters Robert Browning mit Mitteln seiner Frau die Ca Rezzonico als Domizil fur seinen alten Vater der hier 1889 starb Auch der amerikanische Portratmaler John Singer Sargent bewohnte ein Studio im Palast 1906 erwarb ihn Baron Carlo Leone Hirschel de Minerbi der vor Kaiser Wilhelm II den Zuschlag erhielt Die judischen Hirschels hatten als Bankiers und Hoffaktoren von Maria Theresia in Triest ein Vermogen gemacht wo sie ein reprasentatives Haus bewohnten und ihr Geld unter anderem in Immobilien im Veneto und in Friaul angelegt in Precenicco besassen sie einen Landsitz Der Baron ein bekannter Dandy Tennisspieler Kunstsammler und handler von 1909 bis 1919 auch Parlamentarier fuhrte verschiedene Restaurierungsarbeiten im Gebaude durch und passte das Haus seinem eigenen Geschmack an Er besass auch den Palazzo Grimani a Santa Maria Formosa und die beruhmte Villa Foscari Er veranstaltete glanzende Kostumballe Diners bei Kerzenschein und Konzerte im Palast eine Wohnung vermietete er in den 1920ern an Cole Porter der hier spektakulare Events mit Lichteffekten einer Truppe von Hochseilartisten sowie 50 Gondeln veranstaltete Aufgrund finanzieller Schwierigkeiten musste Hirschel de Minerbi das Gebaude wahrend der Weltwirtschaftskrise verkaufen die Verhandlungen mit der Stadt Venedig die 1931 begannen fuhrten 1935 zum Erwerb durch die Stadt die hier das Museum des venezianischen Settecento 18 Jahrhundert einrichtete Wahrend des Zweiten Weltkriegs lagerte die Abteilung Kunstschutz der deutschen Wehrmacht die in Oberitalien geraubten Kunstschatze hier und in der Ca Pesaro Nach dem Krieg unterstand die Ca Rezzonico der alliierten Division of Monuments Fine Arts and Archives Allied Military Government Venice Region Bereits von 20 Juli bis 30 November 1945 konnte mit den Kunstwerken die vielfach aus privaten sonst schwer zuganglichen Sammlungen stammten eine Ausstellung unter dem Titel Mostra di Cinque Secoli di Pittura Veneta in den Neuen Prokuratien stattfinden Fur den Katalog schrieb Burgermeister Giovanni Ponti das Vorwort 2 Baubeschreibung BearbeitenLonghenas Entwurf des Palastes stand im scharfen Gegensatz zu der floralen Gotik der meisten fruheren venezianischen Palaste Der Kritik zahlreicher venezianischer Kunstliebhaber ausgesetzt allen voran John Ruskin zeichnet sich die Fassade durch ihre Grosse und Monumentalitat aus Die vierstockige zum Canal Grande gewandte Fassade ist in Marmor ausgefuhrt und spiegelt das Prestige der Familie des Erbauers wider Im Erdgeschoss befindet sich eine Eingangsvorhalle flankiert von je zwei Fenstern Die sieben gleichberechtigten Fenster des zweiten und dritten Stockwerks weisen jedes einen vorgesetzten Balkon auf Durch die tiefe Gliederung der Fassade erzielt Longhena interessante Hell Dunkeleffekte Das vierte Stockwerk weist kleine ovale Fenster auf Der Palast ist um einen Arkadenhof mit einem Brunnen gruppiert Von Massari stammt der riesige sich uber zwei Stockwerke erstreckende Ballsaal der uber ein reprasentatives Stiegenhaus zuganglich ist Innenausstattung BearbeitenDer Palast ist einer der wenigen venezianischen Adelspalaste die heute offentlich zuganglich sind und vermittelt einen wertvollen Eindruck vom Leben der reichen venezianischen Oberschicht im 18 Jahrhundert Er beherbergt heute das Museo del Settecento Veneziano mit zahlreichen Kunstwerken und Innenausstattungen aus einer der absoluten Blutezeiten der venezianischen Malerei und Kunst Man findet hier Werke des Spatbarock Rokoko und des fruhen Klassizismus unter anderem Gemalde und Fresken von Pietro Longhi Canaletto Francesco Guardi Vater und Sohn Tiepolo sowie Mobel und Einrichtungen die aus anderen Palasten und Villen hierher gebracht wurden Von der ursprunglichen Ausstattung sind noch erhalten Pietro Visconti Trompe l œil Dekoration der Seitenwande des Ballsaals Giambattista Crosato Deckengemalde Apollo lenkt den Sonnenwagen uber die Kontinente Ballsaal Giovanni Battista Tiepolo Allegorie auf die Vermahlung Ludovico Rezzonicos mit Faustina SavargnanGalerie Bearbeiten nbsp Murano Glas Kronleuchter nbsp Verschleierte Dame von Antonio Corradini nbsp Anton Raphael Mengs Clemens XIII Rezzonico nbsp Pietro Longhi Der Apotheker nbsp Pietro Longhi Das Rhinozeros nbsp Giovanni Battista Tiepolo Zephyr und FloraEinzelnachweise Bearbeiten Max Piendl Das furstliche Haus Thurn und Taxis Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1981 S 35 Jan Andreas May La Biennale di Venezia Kontinuitat und Wandel in der venezianischen Ausstellungspolitik 1895 1948 Studi Schriftenreihe des Deutschen Studienzentrums in Venedig Berlin 2009 S 218f Literatur BearbeitenHermann E Mark Geschichte und Geschichten vom Canal Grande Ibera Verlag 2002 S 357 ff Alvise Zorzi Canal Grande Biographie einer Wasserstrasse Claassen 1993 ISBN 3 546 00057 9 Filippo Pedrocco Ca Rezzonico Musee de l art venitien du XVIII siecle Marsilio Editori Mailand 2012 ISBN 978 88 317 1425 9Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ca Rezzonico Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Ca Rezzonico PDF 473 kB Fondazione Musei Civici di Venezia Jan Christoph Rossler Venedig Museo del Settecento Veneziano Memento vom 6 Juni 2012 im Internet Archive 45 433555555556 12 326777777778 Koordinaten 45 26 0 8 N 12 19 36 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ca Rezzonico amp oldid 233553975