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Eine Packungsbeilage liegt Fertigarzneimitteln bei und enthalt die fur den Verbraucher wichtigen Informationen hauptsachlich den Zweck und die Anwendung des Arzneimittels sowie Haufigkeit und Art der Nebenwirkungen Gleichbedeutend verwendete Bezeichnungen sind Gebrauchsinformation Beipackzettel Patienteninformation in der Schweiz oder umgangssprachlich auch Waschzettel In den meisten Landern ist eine Packungsbeilage verpflichtend vorgeschrieben Die Inhalte sind zumindest in Teilen gesetzlich geregelt Bereits fur das Mittelalter sind Beipackzettel 1 belegt Inhaltsverzeichnis 1 Anforderungen an die Packungsbeilage 1 1 Europaische Union 1 1 1 Inhalte 1 1 2 Formale Packungsbeilagengestaltung 1 2 Deutschland 1 3 Osterreich 1 4 Schweiz 2 Verstandlichkeit 2 1 WIdO Studie 2005 2 2 Lesbarkeitstest 2 3 Studie zur Verstandlichkeit 2011 2 4 Studie zum Verstandnis der Nebenwirkungsrisiken 2013 2 5 Zugang fur Sehbehinderte und Blinde 2 6 Entschliessungsantrag an den deutschen Bundesrat 2015 3 Technische Aspekte 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseAnforderungen an die Packungsbeilage BearbeitenEuropaische Union Bearbeiten Inhalte Bearbeiten Die Verpflichtung zum Beipackzettel mit bestimmten Inhalten ergibt sich fur die Lander der Europaischen Union aus der Richtlinie 2001 83 EG des Europaischen Parlaments und des Rates vom 6 November 2001 zur Schaffung eines Gemeinschaftskodexes fur Humanarzneimittel den alle Mitgliedstaaten jeweils in ihre nationale Gesetzgebung ubernehmen mussen Die Packungsbeilage wird in Ubereinstimmung mit den Angaben in der Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels Fachinformation erstellt Sie muss allgemeinverstandliche und gut lesbare Informationen in der Amtssprache bzw den Amtssprachen des Mitgliedsstaates enthalten Im Einzelnen mussen bestimmte Angaben gemass Art 59 der Richtlinie in der dort aufgefuhrten Reihenfolge enthalten sein zur Identifizierung des Arzneimittels der Name gefolgt von der Starke und der Darreichungsform und gegebenenfalls auch der Hinweis ob es zur Anwendung fur Sauglinge Kinder oder Erwachsene bestimmt ist ausserdem in einer fur den Patienten verstandlichen Weise die pharmazeutisch therapeutische Klasse oder Wirkungsweise die Anwendungsgebiete eine Aufzahlung von Informationen die vor Einnahme des Arzneimittels bekannt sein mussen wie Gegenanzeigen entsprechende Vorsichtsmassnahmen fur die Verwendung Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen zum Beispiel mit Alkohol Tabak Nahrungsmitteln die die Wirkungsweise des Arzneimittels beeintrachtigen konnen gegebenenfalls besondere Warnhinweise die fur eine ordnungsgemasse Verwendung erforderlichen ublichen Anweisungen Anwendungshinweise insbesondere Dosierung Art und erforderlichenfalls Weg der Verabreichung Haufigkeit der Verabreichung erforderlichenfalls mit Angabe des genauen Zeitpunkts und die ausdruckliche Empfehlung gegebenenfalls den Arzt oder Apotheker zur Klarung der Verwendung des Arzneimittels zu konsultieren Falls zutreffend sollen auch die Dauer der Behandlung falls diese begrenzt werden sollte Massnahmen fur den Fall einer Uberdosierung oder unterlassenen Einnahme einer oder mehrerer Dosen und ein Hinweis auf das Risiko moglicherweise auftretender Entzugserscheinungen nach dem Absetzen des Arzneimittels genannt werden eine Beschreibung der Nebenwirkungen die bei normaler Anwendung des Arzneimittels beobachtet werden konnen und der gegebenenfalls zu ergreifenden Gegenmassnahmen der Patient sollte ausdrucklich aufgefordert werden seinem Arzt oder Apotheker jede unerwunschte Wirkung mitzuteilen die in der Packungsbeilage nicht aufgefuhrt ist ein Verweis auf das auf der Verpackung angegebene Verfalldatum sowie eine Warnung davor das Arzneimittel nach Uberschreiten dieses Datums noch zu verwenden gegebenenfalls Hinweise auf besondere Vorsichtsmassnahmen fur die Aufbewahrung und Warnung vor sichtbaren Anzeichen dafur dass ein Arzneimittel nicht mehr zu verwenden ist die vollstandige Zusammensetzung Arzneistoffe und Arzneitragerstoffe Darreichungsform und Inhalt nach Gewicht Volumen oder Dosierungseinheiten Name und Anschrift des Zulassungsinhabers sowie Name und Anschrift des Herstellers das Datum der letzten Uberarbeitung der Packungsbeilage Arzneimittel die uber ein nicht zentralisiertes Zulassungsverfahren mit verschiedenen Markennamen in den betroffenen Mitgliedstaaten zugelassen werden mussen in der Packungsbeilage ein Verzeichnis der in den einzelnen Mitgliedstaaten genehmigten Namen enthalten In der Aufzahlung von Informationen die vor Einnahme des Arzneimittels bekannt sein mussen ist die besondere Situation bestimmter Verbrauchergruppen zu berucksichtigen Kinder schwangere oder stillende Frauen altere Menschen Personen mit besonderen Erkrankungen Gegebenenfalls mussen die moglichen Auswirkungen auf die Fahigkeit zur Bedienung von Maschinen und zum Fuhren von Kraftfahrzeugen angegeben werden Weitere Angaben durfen in der Packungsbeilage enthalten sein wenn sie fur den Patienten wichtig sind sie durfen aber keinen Werbecharakter aufweisen Die europaische Arzneimittelagentur halt Formulare fur die Packungsbeilage vor die Antragsteller ausfullen und mit dem Zulassungsantrag einreichen mussen Zur Beschreibung etlicher Sachverhalte gibt es vorformulierte Phrasen die wortlich zu ubernehmen sind Der Wortlaut der amtlich genehmigten Packungsbeilage ist Bestandteil der Zulassungsurkunde Jede Anderung an der Packungsbeilage muss der zustandigen Behorde angezeigt und gegebenenfalls genehmigt werden Formale Packungsbeilagengestaltung Bearbeiten Eine Reihe von Empfehlungen zur Gestaltung der Packungsbeilage enthalt eine Richtlinie der EU Kommission 2 So soll eine leicht lesbare Schrifttype verwendet werden und die Schriftgrosse mindestens 8 Punkt betragen gemessen an der Schriftart Times New Roman Der Zwischenzeilenabstand hat mindestens 3 mm zu betragen Kapitalchen sind moglichst zu vermeiden ebenso wie Kursivschrift und Unterstreichungen Blocksatz und Hintergrundbilder im Text sind unerwunscht Ein Spaltenformat kann fur die Lesbarkeit gunstig sein Die Hervorhebung von Uberschriften durch Fettdruck oder farbige Darstellung erleichtert die Navigation im Text es sollten wenige Gliederungsebenen verwendet werden Es ist ein ausreichender Kontrast zwischen Text und Hintergrundfarbe zu gewahrleisten Zur formalen Gestaltung der Packungsbeilage gehoren auch die Berucksichtigung besonderer Regelungen zu Hilfsstoffen 3 und die Verwendung von Standardbegriffen So sind unter anderem beispielsweise die Haufigkeitsangaben zum Auftreten von Nebenwirkungen gemass MedDRA standardisiert 4 Sehr haufig bedeutet dass Nebenwirkungen bei mehr als 10 der Behandelten auftreten Haufig sind Nebenwirkungen wenn sie bei 1 bis 10 der Behandelten auftreten Gelegentlich auftretende Nebenwirkungen betreffen 0 1 bis 1 der Behandelten Seltene Nebenwirkungen betreffen einen von 1000 bis 10 000 Behandelten Sehr seltene Nebenwirkungen treten nur bei weniger als einem von 10 000 Behandelten auf Nicht bekannt Haufigkeit auf Grundlage der verfugbaren Daten nicht abschatzbarIn Einklang mit der Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels gelten als Nebenwirkungen unerwunschte Wirkungen die nach der Anwendung auftreten und fur die ein ursachlicher Zusammenhang bekannt oder zumindest plausibel ist Unerwunschte Ereignisse fur die es nicht einen zumindest vermuteten Kausalzusammenhang gibt sollten nicht aufgelistet werden Die angegebene Haufigkeit des Auftretens beschreibt wie haufig die Nebenwirkung nach Anwendung des Medikaments auftritt Dies unterscheidet nicht ob diese durch das Medikament ausgelost wurde oder auch ohne die Anwendung des Medikaments aufgetreten waren 5 Deutschland Bearbeiten Die Umsetzung der EU Richtlinie in nationales Recht ist in Deutschland durch das deutsche Arzneimittelgesetz AMG gegeben in welchem die Packungsbeilage im 11 AMG behandelt ist Dort werden in Ubereinstimmung mit der europaischen Richtlinie Inhalt und Reihenfolge der Angaben in der Packungsbeilage festgelegt Fur nationale Zulassungsantrage sind die Formulare fur Packungsbeilagen des Bundesinstitut fur Arzneimittel und Medizinprodukte BfArM zu verwenden Zusatzlich zu den durch EU Leitlinien zu berucksichtigenden Vorgaben sind in deutschen Packungsbeilagen gegebenenfalls auch aus der Arzneimittel Warnhinweisverordnung AMWarnV und aus Stufenplanverfahren resultierende Regelungen zu beachten 6 Eine weitere deutsche Besonderheit ist der Dopinghinweis Falls das Arzneimittel bei Dopingkontrollen zu positiven Ergebnissen fuhren kann muss das im Beipackzettel erwahnt werden Grundlage dafur ist der durch das Antidopinggesetz geanderte 6a Abs 2 AMG Bei Auseinzelung von Arzneimitteln muss eine Kopie der Packungsbeilage ausgehandigt werden Osterreich Bearbeiten In Osterreich setzen 16 und 16a des nationalen Arzneimittelgesetzes die EU Vorgaben fur die Inhalte der Gebrauchsinformation um Schweiz Bearbeiten In der Schweiz regelt die Arzneimittelverordnung VAM Inhalt und Form der Packungsbeilage auch Patienteninformation genannt 7 Sie von Rechts wegen kostenlos im Arzneimittelinformationspublikationssystem AIPS veroffentlicht Die Patienteninformation ist in den drei Amtssprachen abzufassen Im Gegensatz zu den Vorschriften in der EU gilt fur Hilfsstoffe nur eine eingeschrankte Deklarationspflicht Verstandlichkeit BearbeitenWIdO Studie 2005 Bearbeiten Eine im Oktober 2005 veroffentlichte Studie des Wissenschaftlichen Instituts der AOK WIdO 8 ergab dass in Deutschland rund zwei Drittel der Patienten die Packungsbeilage lasen jedoch ein Drittel sich durch die Angaben verunsichert fuhlte und weiterhin knapp ein Drittel der Patienten Arzneimittel absetzte oder gar nicht erst nahm Besonders die unverstandlichen Aussagen zu den Nebenwirkungen waren weitere Kritikpunkte In der Studie hatte das WIdO die Packungsbeilagen der 100 meistverordneten Arzneimittel 70 Testpersonen vorgelegt Diese sollten die Lesbarkeit und Verstandlichkeit der Beipackzettel bewerten Vor diesem Hintergrund ist es verstandlich dass der Bundesgerichtshof Arzte fur verpflichtet halt ungeachtet des Inhalts etwaiger Beipackzettel uber Risiken und Nebenwirkungen von Medikamenten aufzuklaren 9 Unterlasst der verschreibende Arzt dies macht er sich unter Umstanden haftbar Lesbarkeitstest Bearbeiten Die jungere Gesetzgebung tragt dem Problem schwer verstandlicher Packungsbeilagen Rechnung So ist es in den Landern der EU seit 2005 erforderlich mit der Einreichung des Zulassungsantrags fur ein Humanarzneimittel der zustandigen Zulassungsbehorde die Ergebnisse von Bewertungen der Packungsbeilage vorzulegen die in Zusammenarbeit mit Patienten Zielgruppen durchgefuhrt wurden sog Lesbarkeits Tests Studie zur Verstandlichkeit 2011 Bearbeiten Im Dezember 2011 wurde eine Studie vorgestellt 10 die zeigt dass auch 6 Jahre nach der Einfuhrung der Richtlinien fur Lesbarkeit noch erheblicher Raum fur Verbesserungen besteht Die Informationen in vielen Packungsbeilagen seien immer noch schwer bis sehr schwer verstandlich Zudem seien die Texte oft nur unter erschwerten Bedingungen lesbar und wichtige Inhalte kaum auffindbar In der Studie wurden 20 Packungsbeilagen der im Jahr 2010 meistverkauften Arzneimittel untersucht Hierbei handelte es sich um Arzneimittel die ohne Rezept in der Apotheke zu kaufen sind Besonders brisant sei dass bei diesen Arzneimitteln die Patienten eigentlich auf die Informationen in den Packungsbeilagen angewiesen seien da meist keine Gesprache mit Arzten oder Apothekern erfolgten Studie zum Verstandnis der Nebenwirkungsrisiken 2013 Bearbeiten Eine Studie zum Verstandnis von Nebenwirkungsrisiken im Beipackzettel unter Arzten Apothekern und Juristen stellt fest dass nur wenige Befragte den Begriffen zur Haufigkeit im Kontext der Nebenwirkungen den richtigen Prozentwert zuordnen konnen obwohl es zu den beruflichen Aufgaben gehort Wahrscheinlichkeiten beziehungsweise Risiken von Nebenwirkungen zu kommunizieren Die Autoren schliessen daraus dass die Definitionen nicht dem alltaglichen Gebrauch der Begriffe entsprechen 11 Zugang fur Sehbehinderte und Blinde Bearbeiten Zulassungsinhaber haben dafur zu sorgen dass die Gebrauchsinformation eines Arzneimittels auf Anfrage von Patientenorganisationen in Formaten verfugbar ist die fur blinde und sehbehinderte Personen geeignet sind In der Regel werden Audioversionen auf CD verteilt Entschliessungsantrag an den deutschen Bundesrat 2015 Bearbeiten Im Dezember 2015 stellte das Saarland beim Bundesrat einen Entschliessungsantrag damit die Lesbarkeit von Packungsbeilagen verbessert werde dem der Bundesrat im Marz 2016 zustimmte Die Bundesregierung soll auf nationaler Ebene gemeinsam mit den Bundesoberbehorden PEI BfArM prufen wie die Bekanntmachung von Empfehlungen zur Gestaltung von Packungsbeilagen des BfArM 12 patientenfreundlich umgesetzt werden konne In der EU soll sich die Bundesrepublik zudem dafur einsetzen dass die Lesbarkeit von Packungsbeilagen verbessert wird 13 Technische Aspekte BearbeitenPackungsbeilagen werden vielfach auf Dunndruckpapier gedruckt und lassen sich mit speziellen Falzmaschinen erforderlichenfalls sehr klein zusammenfalten um die haufig umfangreichen Angaben auch in kleinen Faltschachteln unterbringen zu konnen Das verwendete Papier muss aber ausreichend undurchsichtig sein damit der Text nicht durchscheint und durch die Falze darf die Lesbarkeit ebenfalls nicht beeintrachtigt werden Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Beipackzettel Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen PharmNet Bund Datenbank die neben administrativen Daten rund um in Deutschland zugelassene Arzneimittel deren Fach und Gebrauchsinformationen offentlich einsehbar enthaltEinzelnachweise Bearbeiten Thomas Sanger Christian Tenner Ein Beipackzettel zu einer Pestlatwerge aus dem 15 Jahrhundert In Wurzburger medizinhistorische Mitteilungen Band 2 1984 S 19 28 Guideline on the readability of the label and package leaflet of medicinal products for human use PDF 118 kB Revidierte Fassung vom 12 Januar 2009 englisch Excipients in the label and package leaflet of medicinal products for human use PDF 222 kB ema europa eu Juli 2003 Appendix II MS Word 51 kB ema europa eu Europaische Kommission Hrsg A Guideline on Summary of Product Characteristics SmPC Revision 2 Auflage September 2009 europa eu PDF Katrin Nink Helmut Schroder Zu Risiken und Nebenwirkungen Lesen Sie die Packungsbeilage WIdO Bonn 2005 ISBN 3 922093 39 6 Anhang 5 1 zum Art 14 der Arzneimittelverordnung WIdO Studie zu Packungsbeilagen von Arzneimitteln erschienen am 27 Oktober 2005 BGH Urteil vom 15 Marz 2005 Az VI ZR 289 03 Volltext Medizinische Packungsbeilagen sind fur Laien oft schwer verstandlich erschienen am 8 Dezember 2011 Verstandnis von Nebenwirkungsrisiken im Beipackzettel Deutsches Arzteblatt 4 Oktober 2013 abgerufen am 22 Mai 2019 Bekanntmachung von Empfehlungen zur Gestaltung von Packungsbeilagen nach 11 des Arzneimittelgesetzes AMG fur Humanarzneimittel gemass 77 Absatz 1 AMG und zu den Anforderungen von 22 Absatz 7 Satz 2 AMG Uberprufung der Verstandlichkeit von Packungsbeilagen PDF Bundesinstitut fur Arzneimittel und Medizinprodukte 14 April 2015 abgerufen am 27 Juni 2019 Helga Blasius Weniger ware mehr Die Packungsbeilage Patientenschutz durch Aufklarung In Deutsche Apotheker Zeitung Nr 19 11 Mai 2017 S 24 deutsche apotheker zeitung de Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten Normdaten Sachbegriff GND 4137449 6 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Packungsbeilage amp oldid 236589512