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Putte ist ein Dorf im Landkreis Vorpommern Rugen in Mecklenburg Vorpommern Es ist der Gemeinde Pantelitz und dem Amt Niepars zugehorig Inhaltsverzeichnis 1 Geographie und Verkehr 2 Geschichte 3 Sehenswurdigkeiten 4 Literatur 5 EinzelnachweiseGeographie und Verkehr BearbeitenPutte liegt etwa sechs Kilometer westlich von Stralsund und 60 km ostlich von Rostock Das Dorf liegt sudwestlich am Ufer des Putter Sees und nordlich angrenzend zum Naturschutzgebiet Borgwallsee und Putter See Einen Kilometer nordlich der Ortschaft fuhrt die B105 entlang Die nachstliegenden Orte sind Langendorf Zimkendorf und Posten IV ehemalige Bahnstation Pantelitz Die umliegende Grundmoranenlandschaft entstand wahrend der letzten Eiszeit und ist durch den bis ins 20 Jahrhundert andauernden Torfstich gepragt Ein angrenzendes Durchstromungsmoor ist durch den Deichbau zum Borgwallsee grosstenteils trockengelegt vernasst jedoch unregelmassig und ist an einigen Stellen bis zu zwei Meter machtig Geschichte BearbeitenFunde legen eine erste Besiedlung im Mesolithikum nahe zudem ist der in das fruhe Allerod datierende Elchjagerplatz Endingen der mit 11 000 vor Christus den fruhesten Nachweis von Menschen in Pommern darstellt nur sieben Kilometer entfernt In Schriftquellen taucht die Landschaft erst im Jahre 1178 auf Papst Alexander III ubereignete Bischof Berno das Bistum Schwerin in seinen Grenzen und mit seinen Besitzungen die bis zur rugenschen Kuste reichten Im Original heisst es dort ex dono sic Casimari principis Christianissimi terram que dicitur Pitina et villam unam nobilem in Barth deutsch aus den Landereien des christlichen Fursten Casimir welches Pitina genannt wird und das Dorf eines Adligen in Barth Mit dem Wort Pitina ist das Land um das heutige Dorf Putte gemeint das sich aus dem slawischen herleitet Dort bedeutet Pitch Pitinia Pitne soviel wie fruchtbares Wasser Stelle wo es gutes Wasser gibt 1 Der gesamte slawische Raum Slawien war in solche terrae unterteilt in diesem Fall war Putte namensgebend Slawische Terrae bekamen ihre Namen meist durch umliegende Burgen oder befestigte Siedlungen die Verwaltungs und Handlungszentren waren 2 Eine feste Burg konnte in Putte nicht belegt werden Bei der Insel im angrenzenden Putter See belegen unterwasserarchaologische Funde und dendrologische Untersuchungen von 1994 95 eine slawische Besiedlung 3 Der danische Chronist Saxo Grammaticus schreibt dass dieser Raum in der zweiten Halfte des 12 Jahrhunderts noch den pommerschen Herzogen gehorte Erst in den Jahren 1190 99 eroberte der Rugenfurst Jaromar I durch massive Unterstutzung durch die danischen Lehnsherren dieses Gebiet bis nach Tribsees Die Bewohner der Gegend waren wohl vom Stamm der Kiziner wie vom Stamm der Ranen In der niederdeutschen Spruchsammlung Ich wende buwen vph eyne stat von Witzlaw II schreibt er Inder putten ich be lac Es ist nicht geklart ob Witzlaw anstelle des mittelniederdeutschen Wortes fur Pfutze das Land Putte als den Ort meint an dem er ein Haus baute und dieses dem Spruch zufolge einsturzte 4 Putte stellt demnach den praurbanen Vorlaufer der spateren Grundung Stralsunds dar Vergleichbar ist dies mit dem Verhaltnis von Vipperow zu Malchow oder Lieps zu Neubrandenburg 5 Bis ins 13 Jahrhundert stellte Putte somit also den zentralen Verwaltungs und Marktort der Region Erst gegen Mitte des Jahrhunderts geht die terra in die Vogtei Sundis auf was nur durch die Ubernahme der administrativen und wirtschaftlichen Rechte der deutschen Siedler Stadt Stralsund erklarbar ist Bis 1235 erhoben die Pommernherzoge Anspruch auf das sogenannte Festlandrugen wodurch die Rugenfursten dieses Territorium entsprechend militarisch und politisch sichern mussten womit ein Absehen von Putte und die Hinwendung auf das strategisch gunstiger gelegene Stralsund hergeleitet werden kann Ab 1256 wurde der Muhlgraben nordlich des Sees von Monchen des Zisterzienserklosters Neuenkamp in Franzburg angelegt um die nahe gelegene Stadt Stralsund mit Trinkwasser zu versorgen und Wassermuhlen anzutreiben Im fruhen 13 Jahrhundert wurde am hochsten Punkt des Dorfes mit dem Bau einer dreischiffigen Hallenkirche begonnen Moglicherweise war dies wegen der pradestinierten Lage auch zu slawischer Zeit ein Ort zu kultischen Zwecken Etwa zwischen 1300 und 1383 verfugte Putte uber ein Appellationsgericht das nach altem Schwerinschen Recht urteilte welches die Vergunstigung hatte auch an das Stralsundische zu appellieren Das Schwerinsche Recht das alter als die Stadt Stralsund ist war noch fur die erworbenen Guter und die Vorstadte Stralsunds gultig Die Stadt selbst unterlag dem lubbischen Recht Vororte hatten sich in Rechtsbelangen aber an das Gericht im Kirchspiel Putte zu wenden Dies war dem Stralsunder Rat ein Dorn im Auge sodass er versuchte Putte wie viele andere Orte zu erwerben was ihnen Herzog Wartislaff 1325 aber untersagte Im Verlauf der Jahrhunderte wurde Putte in seinem Charakter als Schutzsiedlung mit guter strategischen Lage von den verschiedensten Belagerern Stralsunds heimgesucht und als Vorposten oder Quartier verwendet So war es im Rahmen des Pommernfeldzugs von 1715 16 Quartier des Prinzen von Anhalt Dessau und des Konigs von Preussen Auch August der Starke hielt sich auf seiner Reise nach Polen und in den Auslaufern des Grossen Nordischen Krieges hier auf Mehrfach wurde die Dorfkirche dabei zum Pulver und Lebensmittelmagazin umgestaltet Im Zuge des Dreissigjahrigen Krieges und der Belagerung Stralsunds 1628 wird berichtet dass die Putter Kirche in gentzlichen Ruin gesetzet ist Den Hohepunkt fand die napoleonische Belagerung Stralsunds in der die Putter Kirche zu einem Backhaus umfunktioniert wurde wobei samtliche Holzausstattung von den Franzosen verheizt wurden 6 1817 liess sich der Dichter Karl Lappe in Putte nieder und widmete sich fortan der Schriftstellerei Eines seiner zahlreichen Gedichte heisst Das Lied von der Hutte in dem es in der ersten Strophe heisst Durch Jahre voller Streben Durch Krankheit durch Verlust Selbst durch bedrohtes Leben Durch eine sieche Brust Gewann ich eine Hutte In Putte Am 10 Marz 1824 fiel sein Haus mitsamt seiner Bibliothek und den bis dahin im Selbstverlag erschienenen Schriften einer Brandstiftung zum Opfer Dank der immensen Hilfsbereitschaft von Menschen die ihn als Heimatdichter und Freiheitssanger schatzten konnte er ein neues Haus errichten Nachdem seine beiden Sohne und seine Tochter selbstandig geworden waren verkaufte er im Herbst 1842 das Haus in Putte und zog nach Stralsund Bis 1961 war Putte eine eigenstandige Gemeinde zu der Zimkendorf und Gehag gehorte Danach fusionierte sie mit dem nunmehr grosseren Ort Pantelitz Sehenswurdigkeiten BearbeitenDorfkirche Putte fruhes 13 Jahrhundert eine der ersten Pommerns Pfarrwitwenhaus 1786 pommersches Fachwerkhaus Heute Wirk und Wohnstatte des bedeutenden ostdeutschen Malers Graphikers und Bildhauers Rainer Herold 7 Pfarrhaus und Pfarrstall Kriegerdenkmal fur die Opfer beider Weltkriege Naturschutzgebiet Borgwallsee und Putter SeeGrablegen der Gotan und Pawel Morder 1333 und 1427 Grabplatten pommerscher Adelsfamilie mit Ritzzeichnungen zweier Ritter Charlotte Dorothea Gottesgab laut Grabstein Inschrift Lieblingsschwester Ernst Moritz Arndts Gustav Pflugradt deutscher Landschafts und Architekturmaler Grossneffe Caspar David Friedrichs Alfred Busse deutscher Theologe Herbert Ewe deutscher Regionalhistoriker und Archivar Literatur BearbeitenGeorg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Mecklenburg Vorpommern 2 Auflage Deutscher Kunstverlag Berlin Munchen 2016 ISBN 978 3 422 03128 9 S 454 455 Chronik der Gemeinde Pantelitz 2012 SelbstverlagEinzelnachweise Bearbeiten Theodolius Wittkowski Ortsnamen im Kreis Stralsund Akademie verlag 1965 Gunnar Moller Aspekte der Grundung Stralsunds Wildes Wachstum oder durchrationalisiertes Planungsmuster Hrsg Landesamt Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg Vorpommern Schwerin S 29 Putter See Verein fur Unterwasserarchaologie Berlin Brandenburg e V 1994 abgerufen am 15 Marz 2021 Der Minnesanger Wizlaw III von Rugen Abgerufen am 27 Februar 2021 Gunnar Moller Aspekte der Grundung Stralsunds Wildes Wachstum oder durchrationalisiertes Planungsmuster S 30 Geschichte In Gemeinde Pantelitz 22 November 2016 abgerufen am 27 Februar 2021 deutsch Atelier R Herold Abgerufen am 27 Februar 2021 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Putte amp oldid 225002456