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Otfried Kurt Linde 8 September 1932 in Sandersleben 29 Mai 2019 in Bad Bergzabern war ein deutscher Pharmazeut und Volkswirtschaftler Er bekleidete jahrelang die Position des Pharmaziedirektors der Pfalzklinik Landeck heute Pfalzklinikum fur Psychiatrie und Neurologie in der pfalzischen Ortsgemeinde Klingenmunster Als Lehrbeauftragter an verschiedenen deutschen Universitaten war er Autor bzw Mitautor oder Herausgeber zahlreicher Bucher und Publikationen die sich hauptsachlich mit den Gebieten Pharmakopsychiatrie sowie Geschichte der Psychiatrie beschaftigen Im Ruhestand wohnte er zunachst mehr als eineinhalb Jahrzehnte in Dirmstein ehe er im November 2012 nach Bad Bergzabern umzog Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Beruf 1 2 Sonstige Betatigungen 2 Werke Auswahl 2 1 Fachbucher 2 2 Sonstige Bucher 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenLinde studierte Pharmazie und Volkswirtschaft an der TU und an der FU Berlin 1956 legte er das Staatsexamen ab 1961 erfolgte seine Promotion zum Doktor der Naturwissenschaften mit Untersuchungen uber Sekundarreaktionen bei der Einwirkung von Phenoloxydase auf Catechine 1 am Pharmazeutischen Institut der FU Berlin Beruf Bearbeiten Wahrend seiner beruflichen Tatigkeit als Pharmaziedirektor der Pfalzklinik Landeck war Linde Lehrbeauftragter an den Universitaten Saarbrucken Karlsruhe und Jena in den Fachern Medizinische und Pharmazeutische Terminologie sowie Onomatologie Am Institut fur Philosophie der Universitat Karlsruhe lehrte er Die Philosophie des Spiels 1992 gehorte er neben Herbert Oelschlager zum Lehrkorper der nach der deutschen Wiedervereinigung neu gegrundeten Biologisch Pharmazeutischen Fakultat der Universitat Jena Von Linde stammen mehr als ein Dutzend Bucher sowie 145 zumeist in Fachbuchern und zeitschriften veroffentlichte Einzelpublikationen Acht Jahre lang gab er das Periodikum Psychothek heraus das sich vorwiegend an Arzte und Kliniken in der Bundesrepublik Deutschland richtete es hatte jeweils eine Auflage von 42 500 Exemplaren Die Anerkennung der Fachkollegen brachte ihm sein Hauptwerk uber die Geschichte der medikamentosen Therapie in der Psychiatrie ein Das Studienbuch Physik Strahlenkunde und Chemie fur Angehorige der Heilberufe das Linde zusammen mit Hans J Knigge veroffentlichte erreichte zwischen 1970 und 1996 neun Auflagen Besondere Beachtung und Diskussionen loste seine kritische Publikation uber den Pflichttext bei Arzneimittelwerbung aus Linde fuhrte in 21 Jahren mehr als 600 Fortbildungsseminare fur Arzte und medizinisches Personal auf dem Gebiet der Psychopharmakologie und Psychopharmakokinektik durch und referierte haufig auf nationalen und internationalen Kongressen und Fachtagungen uber psychiatriehistorische Themen Als Erster in der Bundesrepublik grundete Linde in Zusammenarbeit mit dem Naturwissenschaftlichen Technikum in Landau Pfalz eine Lehranstalt fur pharmazeutisch technische Assistenten die er nebenberuflich zwei Jahre leitete und an der er acht Jahre Volkswirtschaft und Toxikologie lehrte Linde initiierte Arneimittelseminare fur Angehorige psychisch Kranker die er in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband der Angehorigen psychisch erkrankter Menschen 2 uber vier Jahre hindurch deutschlandweit veranstaltete und setzte damit die vorher bereits jahrelang in der Pfalzklinik praktizierten Arzneimittelsprechstunden auf einem Niveau breiterer Beachtung und Offentlichkeitswirkung fort Linde arbeitete systematisch an pharmakokinetischen Reaktionen von Psychopharmaka Hervorzuheben sind seine chemisch analytisch ausgewerteten Ergebnisse von Selbstversuchen zur Gewinnung von Messdaten hinsichtlich der Wechselwirkungen von Schwarztee und Antidepressiva Untersuchungen fuhrte er auch zur diagnostischen und therapeutischen Bedeutung der sogenannten anonymen praklinischen Medikation durch Darunter ist die Verabreichung von psychotropen Medikamenten im Vorfeld einer psychiatrischen Krankenhausaufnahme zu verstehen Diese vorherige Medikation bleibt wenn sie dem Klinikarzt versehentlich nicht mitgeteilt oder sogar absichtlich verschwiegen wird meist unerkannt obwohl sie den psychischen Aufnahmebefund und damit die Diagnose im statistischen Durchschnitt relevant beeinflussen kann Nach Lindes Untersuchungsergebnissen wurde in etwa 40 der Falle laborchemisch nachgewiesen dass vor der Klinikaufnahme Psychopharmaka gegeben worden waren Uber diese Problematik forschte und referierte er auch nach seiner Pensionierung Sonstige Betatigungen Bearbeiten Uber die Fachkreise hinaus wurde Linde bekannt durch eine auch in der Ortschronik 3 seines damaligen Wohnortes Dirmstein herausgestellte Dokumentation von 1998 s Sonstige Bucher uber Verbrechen an Psychiatrie Patienten im Dritten Reich die er im Rahmen eines dienstlichen Auftrags zusammen mit zwei Mitautoren herausgegeben hat Linde arbeitete seit seiner Pensionierung 1994 an der Dokumentation geschichtsrelevanter Entscheidungen und Vorkommnisse im Zusammenhang mit der bundesweiten Aufarbeitung der NS Geschichte der Psychiatrie Behandelt werden dabei z B das Phanomen der Elitenkontinuitat im Kontext der Beendigung von Diktaturen und die zahlreichen Widerstande gegen das Projekt Historiografie der NS Verbrechen in der Psychiatrie Die Arbeit wird von Historikern und geschichtsorientierten Psychiatern gemeinsam durchgefuhrt 1989 kam Linde in der Pfalzklinik zufallig dazu als Akten uber die Opfer der NS Psychiatrie in Klingenmunster auf Weisung von Vorgesetzten durch Verbrennen entsorgt werden sollten und verhinderte die Vernichtung 4 In der Folgezeit arbeitete er unterstutzt durch die Leitung des Kaiserslauterer Instituts fur pfalzische Geschichte und Volkskunde die Akten systematisch auf 4 Ergebnis war die eingangs dieses Absatzes genannte Dokumentation Am 9 November 1993 anlasslich der ersten Gedenkstunde fur die Opfer der NS Psychiatrie in Klingenmunster hielt Linde erstmals ein Referat uber Eugenik und Euthanasie im NS Staat ihre Wurzeln und was von ihnen ubrig blieb In Dirmstein wiederholte er den aktualisierten Vortrag am 27 Marz 2009 bei der Verlegung von Stolpersteinen fur Opfer des Nationalsozialismus 5 6 Im Ruhestand schrieb Linde auch Belletristik namlich Aufsatze Essays und zeitkritische Lyrik Werke Auswahl BearbeitenFachbucher Bearbeiten Otfried K Linde Hans J Knigge 1000 Fragen Pharmazie Govi Verlag Eschborn 1970 Otfried K Linde Hans J Knigge Prufungsaufgaben fur Pharmazeuten Govi Verlag Eschborn 1973 Otfried K Linde Hans J Knigge Rechenbuch fur Heilberufe Verlag Kohlhammer Stuttgart 1975 Otfried K Linde Hrsg Pharmakopsychiatrie im Wandel der Zeit Tilia Verlag Mensch und Medizin Klingenmunster 1988 Otfried K Linde Am Anfang war der Alkohol Tilia Verlag Mensch und Medizin Klingenmunster 1991 Otfried K Linde Kurzes Repetitorium der Pharmakologie am Beispiel Triazolam Tilia Verlag Mensch und Medizin Klingenmunster 1992 Otfried K Linde Pharmazeutische Warenzeichen Deutscher Apotheker Verlag Stuttgart 1993 ISBN 3 7692 1584 2 Otfried K Linde Hans J Knigge Physik Strahlenkunde und Chemie 9 bearbeitete und erweiterte Auflage Verlag Kohlhammer Stuttgart Berlin Koln 1996 ISBN 3 17 013805 7 Erstausgabe 1970 Sonstige Bucher Bearbeiten Karl Scherer Otfried K Linde Roland Paul Hrsg Die Heil und Pflegeanstalt Klingenmunster 1933 1945 Psychiatrie im Nationalsozialismus Institut fur pfalzische Geschichte und Volkskunde Kaiserslautern 1998 ISBN 3 927754 34 X zwei weitere Auflagen Otfried K Linde Traktat uber den Wein und die Liebe Sommer Verlag Grunstadt 2007 Otfried K Linde Retrospektive Notizen Eigenverlag Dirmstein 2011 Otfried K Linde Marginalien aus der Geschichte der Pfalzklinik Landeck Erlebnisse bei der Historiografie der NS Verbrechen an psychisch Kranken Eigenverlag Bad Bergzabern 2016 Otfried K Linde Altern und Alter Ein Essay Eigenverlag Bad Bergzabern 2018 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Otfried K Linde im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Otfried Linde Untersuchungen uber Sekundarreaktionen bei der Einwirkung von Phenoloxydase auf Catechine Hrsg Mathematisch naturwissenschaftliche Fakultat FU Berlin Berlin 9 Dezember 1961 OCLC 46796035 Website des Bundesverbandes der Angehorigen psychisch erkrankter Menschen e V Michael Martin Hrsg Dirmstein Adel Bauern und Burger Chronik der Gemeinde Dirmstein Selbstverlag der Stiftung zur Forderung der pfalzischen Geschichtsforschung Neustadt an der Weinstrasse 2005 ISBN 3 9808304 6 2 S 635 ff a b Otfried K Linde Marginalien aus der Geschichte der Pfalzklinik Landeck Erlebnisse bei der Historiografie der NS Verbrechen an psychisch Kranken 2016 S 11 f Christian Oldekop Funfte Etappe des Erinnerns In Die Rheinpfalz Lokalausgabe Frankenthaler Zeitung Ludwigshafen 31 Marz 2009 online Referat abgedruckt in Gemeinde Dirmstein Hrsg Dirmstein erinnert sich Tage des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus Redaktion Albert H Keil Dirmstein 2009 S 21 36 online PDF 333 kB Normdaten Person GND 12162529X lobid OGND AKS VIAF 72254012 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Linde Otfried K ALTERNATIVNAMEN Linde Otfried Kurt vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Pharmazeut und Volkswirtschaftler Lehrbeauftragter und AutorGEBURTSDATUM 8 September 1932GEBURTSORT Sandersleben DeutschlandSTERBEDATUM 29 Mai 2019STERBEORT Bad Bergzabern Deutschland Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Otfried K Linde amp oldid 235010189