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Das Ormulum oder Orrmulum ist ein Werk der biblischen Exegese das um 1200 von einem englischen Monch namens Orm oder Ormin in mittelenglischen Versen verfasst wurde Die heutige Bedeutung des Ormulums wird in der Forschung zumeist vor allem in Orms Versuch einer an der damaligen englischen Aussprache orientierten Orthographie gesehen weniger im Inhalt des Werks Orms Ansatz einer durchgangigen phonetischen Schreibung ist fur die Linguistik von hohem Wert 1 Er wird auch als erster Versuch einer englischen Rechtschreibreform gesehen 2 Ausschnitt einer Seite des Ormulums Inhaltsverzeichnis 1 Verfasser 2 Manuskript 3 Inhalt und Bewertung 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseVerfasser BearbeitenUber Orm ist nur wenig bekannt Er nennt seinen Namen an zwei Stellen seines Werkes einmal als Orrm und einmal als Orrmin Der Name Orm ist altnordischen Ursprungs mit der Bedeutung Wurm Schlange oder Drache und war im Danelag Gebiet verbreitet In der Widmung wendet Orm sich an einen Walter der sowohl sein leiblicher Bruder als auch Ordensbruder war wahrscheinlich im Arrouaise Orden welcher der Augustinusregel folgte und das Werk in Auftrag gegeben habe 3 Orms Dialekt wird den East Midlands zugeordnet Auf Basis des Umstands dass das Ormulum auch Predigten enthalt die sich mit den Heiligen Petrus und Paulus befassen wird vermutet dass Orm der Abtei von Bourne im sudlichen Lincolnshire angehorte dem einzigen augustinischen Kloster in den East Midlands das diesen Heiligen geweiht war 3 Dass Orm seinen Namen selbst Orrm bzw Orrmin und den Titel seines Werkes Orrmulum schrieb ist auf seine phonetische Orthographie zuruckzufuhren die unter anderem konsequent Konsonanten verdoppelte um vorangehende Vokale als kurz zu kennzeichnen Manuskript BearbeitenDas Ormulum ist nur in einer einzigen unvollstandigen Handschrift erhalten die sich in der Bodleian Library in Oxford befindet MS Junius 1 Von den ungefahr 80 000 Versen die es enthalten sollte sind nur etwa 10 000 erhalten beziehungsweise 32 von 242 Predigten im Inhaltsverzeichnis Wahrscheinlich wurde das Ormulum nicht vollendet es gilt aber auch als gesichert dass Teile spater verloren gegangen sind Es wurde in gedrangter Schrift auf Pergament von schlechter Qualitat geschrieben In der Cambridge History of Medieval English Literature schreibt der Anglist David Lawton davon dass das Manuskript offenbar verfasst auf Pergamentresten von Isolation und Geringschatzung selbst in Orms eigenem Kloster zeuge 4 Inhalt und Bewertung BearbeitenDas Ormulum enthaltend paraphrasierte Evangelientexte mit ausfuhrlichen Kommentaren sollte ein Hilfsmittel fur Priester sein die nicht daran gewohnt waren englische Texte zu lesen und diesen eine sichere Aussprache beim Predigen vermitteln Zu diesem Zweck entwickelte Orm eine konsistente Orthographie die neben verdoppelten Konsonanten verschiedene Akzente und Sonderbuchstaben verwendete 5 Dies fuhrte zu Schreibweisen wie forr he ne mayy nohht elless Onn Ennglissh writtenn rihht te word aus Orms Aufforderung an Kopisten das Buch getreu abzuschreiben 5 Die seltsame Mischung aus Evangelienharmonie und Predigtsammlung 6 wird in der Literaturgeschichte haufig belachelt 7 Der Anglist Theo Stemmler schreibt dass das Ormulum durch die Monotonie der stets gleich gebauten funfzehnsilbigen reimlosen Septenare und die unerbittliche Pedanterie des Autors unlesbar sei und bezeichnet es als kurioses ja monstroses Werk 6 David Lawton schreibt von der beangstigenden Geschwatzigkeit 7 des Werks wobei Orm sein Material jedoch durchdacht bearbeitet habe und seine Ansichten von einer modernen Leserschaft oft mit Wohlwollen aufgenommen werden konnten So behandle er die Beziehungen zwischen Judentum und Christentum auf eine Weise die ungewohnlich frei von rachsuchtiger Uberheblichkeit sei 7 Lawton kommt zum Schluss dass abgesehen von Orms Orthographie nichts seinen Ruf als Exzentriker rechtfertige In mancherlei Hinsicht lasse sich Orms Werk mit dem Schaffen anderer Autoren vergleichen besonders jenem von AElfric Grammaticus 7 Orms orthographisches System wurde von niemandem ubernommen 8 Der Linguist David Crystal fuhrt dies darauf zuruck dass es weder einfach zu lesen noch rationell zu schreiben war da sich die Wortlange dramatisch erhohte Schreiber hatten viel langer benotigt um Texte in Orms System niederzuschreiben 9 Seine Grundidee sei jedoch vernunftig gewesen die Verdoppelung von Konsonanten konne nutzlich sein um beispielsweise zwischen hoping hoffend und hopping hupfend zu unterscheiden 9 Zudem erwies sich sein 600 Jahre nach der Entstehung wieder aufgetauchtes Manuskript als wichtige Quelle fur die Ausspracheregeln des Mittelenglischen 10 Weblinks BearbeitenThe Orrmulum Project Nils Lennart Johannesson Universitat Stockholm Einzelnachweise Bearbeiten Orm In Encyclopaedia Britannica Abgerufen am 6 November 2013 englisch Patrick Groff Why there has been no spelling reform In The Elementary School Journal vol 76 Nr 6 1976 S 332 JSTOR 1000406 a b Nils Lennart Johannesson About Orm In The Ormulum Project Abgerufen am 1 Mai 2017 englisch David Lawton Englishing the Bible In The Cambridge History of Medieval English Literature Cambridge University Press Cambridge 1999 ISBN 0 521 44420 9 S 466 a b Thomas Hahn Early Middle English In The Cambridge History of Medieval English Literature Cambridge University Press Cambridge 1999 ISBN 0 521 44420 9 S 86 a b Theo Stemmler Die englische Literatur In Neues Handbuch der Literaturwissenschaft Europaisches Hochmittelalter Athenaion Wiesbaden 1981 ISBN 3 7997 0768 9 S 518 a b c d David Lawton Englishing the Bible In The Cambridge History of Medieval English Literature Cambridge University Press Cambridge 1999 ISBN 0 521 44420 9 S 464 David Crystal Spell it out the singular story of English spelling Profile Books London 2013 ISBN 978 1 84668 568 2 S 53 a b David Crystal Spell it out the singular story of English spelling Profile Books London 2013 ISBN 978 1 84668 568 2 S 54 George A Miller Worter Streifzuge durch die Psycholinguistik Herausgegeben und aus dem Amerikanischen ubersetzt von Joachim Grabowski und Christiane Fellbaum Spektrum der Wissenschaft Heidelberg 1993 Lizenzausgabe Zweitausendeins Frankfurt am Main 1995 2 Auflage ebenda 1996 ISBN 3 86150 115 5 S 78 Normdaten Werk GND 4172843 9 lobid OGND AKS VIAF 202152133 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ormulum amp oldid 232871058