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Mit opportunistischem Verhalten wird in der Spieltheorie individuell nutzenmaximierendes Verhalten bezeichnet Eine Person A erweckt bei einer Person B Vertrauen so dass B kooperiert A versucht daraufhin seinen Nutzen durch eine nicht kooperative Strategie z B Betrug oder Verrat zu maximieren 1 Inhaltsverzeichnis 1 Okonomische Grundlage 2 Darstellung opportunistischen Verhaltens 3 Motive 4 Nachteiligkeit 5 Beispiel 6 Belege 7 LiteraturOkonomische Grundlage BearbeitenIm allgemeinen okonomischen Sinne pragte Oliver E Williamson den Begriff des opportunistischen Verhaltens 1 Das nicht kooperative opportunistische Verhalten in der Spieltheorie kommt dem opportunistischen Verhalten in der Transaktionskostentheorie von Williamson sehr nahe Die okonomischen Akteure verhalten sich ihren Interessen folgend und versuchen durch List und Tucke ihren Nutzen zu maximieren 2 Der Opportunist tritt als nutzenmaximierender homo oeconomicus auf der den kurzfristigen Nutzen eines einmaligen Betruges einem langfristigen Nutzen einer dauerhaften Kundenbeziehung vorzieht Darstellung opportunistischen Verhaltens Bearbeiten nbsp Auszahlungsmatrix im GefangenendilemmaDie Entscheidungsgrundlage in einem Spiel ist der Nutzen der mit einer Handlung erzielt wird In der Transaktionskostentheorie kann ein entgangener Nutzen als Opportunitatskosten interpretiert werden Fur das Rekonstruieren der Entstehung von Vertrauen wie es das opportunistische Verhalten zur Grundlage hat ist ein Zwei Personen Spiel geeignet bei dem jeder Spieler zwei Handlungsalternativen hat Wohlverhalten im Sinne von Kooperation und Defektion im Sinne von Nicht Kooperation Wohlverhalten meint dass ein Spieler sich so verhalt dass der Nutzen beider Spieler also der Spielgemeinschaft maximiert wird und dem anderen Spieler keine Einbusse entsteht Die Handlungsalternative Defektion hingegen richtet sich gegen die Spielgemeinschaft und schadet dem anderen Mitspieler Aufgrund der Tatsache dass die Handlungen simultan und interdependent durchgefuhrt werden sind beide Akteure zugleich Vertrauensgeber und Vertrauensempfanger 3 Die Ergebnisse des Spiels werden in einer Auszahlungsmatrix die den Nutzen der Spieler in Abhangigkeit vom eigenen und dem gegnerischen Spielzug festhalt dargestellt Es wird angenommen dass die Auszahlungsmatrix des Spielers bekannt ist Vertrauen ist vorhanden wenn ein Spieler vom Partner Wohlverhalten erwartet Eine Kooperation verzichtet auf die Errichtung eines langfristigen Kontroll und Sanktionssystems 3 Es soll also zunachst davon ausgegangen werden dass eine direkte Sanktionierung von falschem Verhalten nicht gegeben ist Die Entstehung von Vertrauen ist damit eng mit der Verhinderung der Situation des Gefangenendilemmas verbunden 4 In der hier dargestellten Situation werden die Spieler durch die Aussicht auf die Erzielung eines ungestraften Opportunitatsgewinns temptation to defect T zur Defektion animiert denn T ist grosser als der Nutzen beidseitiger Kooperation reward for mutual cooperation R T lasst sich allerdings nur erzielen wenn der andere Spieler Kooperation erwartet das heisst vertraut und sich seinerseits kooperativ verhalt Dadurch erzielt der andere Spieler jedoch nur einen geringen oder negativen Nutzen sucker s pay off S und ist damit das gutglaubige Opfer 4 Wenn beide Spieler defektieren erhalten beide als Ergebnis eine Strafe P punishment for mutual defection Diese ist wahrscheinlich gering jedoch grosser als S 4 Fur die Spieler 1 und 2 ergeben sich daher folgende Praferenzstrukturen Spieler 1 T1 gt R1 gt P1 gt S1Spieler 2 T2 gt R2 gt P2 gt S2 T temptation to defect Verlockung zur Defektion R reward for mutual cooperation Belohnung fur beidseitige Kooperation P punishment for mutual defection Strafe fur beidseitige Defektion S sucker s pay off Auszahlung fur einseitige Kooperation wobei annahmegemass S1 T2 lt R1 R2 und S2 T1 lt R2 R1Motive BearbeitenIm Ergebnis ist das opportunistische Verhalten im Gefangenendilemma aus zwei Grunden die dominante Strategie Zum einen konnen Opportunitatsgewinne erzielt werden und somit die Erzielung der ersten Praferenz T gt R Zum anderen wird jeder Spieler opportunistische Handlungen des Gegenspielers erwarten und fur diesen Fall die fur sich bessere Alternative wahlen P gt S 5 Es ist immer besser sich opportunistisch zu verhalten ausgehend von der Ansicht eines Spielers Verhalten sich beide Spieler nach dieser Logik erhalten beide P also ein schlechteres Ergebnis als R bei beidseitiger Kooperation Die individuelle Nutzenmaximierung fuhrt demnach zu einem schlechteren Ergebnis als notwendig 4 Nachteiligkeit BearbeitenDie Entstehung von Vertrauen und somit der Einsatz von Kooperation ist unter den geschilderten Bedingungen nicht moglich Die Situation wurde unter der Annahme durchgefuhrt dass im Spielverlauf keine Bestrafung eingesetzt wird In der Realitat werden Mechanismen eingesetzt um dem Ziel personliche Gewinne zu erzielen entgegenzuwirken In der Spieltheorie gibt es hierfur die Strafe Oft treibt allein die Angst vor Konsequenzen den homo oeconomicus zur Kooperation Zum Weiteren ist der Einsatz opportunistischen Verhaltens auf lange Sicht nicht lohnend denn der Belohnung fur kurzfristigen Opportunismus stehen die langfristigen Opportunitatskosten eines entgangenen Nutzens gegenuber 6 Beispiel BearbeitenOpportunistisches Verhalten zeigt auch die Finanzkrise ab 2007 Als Beispiel zu nennen sind die Credit Default Swaps die zumeist von Banken als sogenanntes Kreditderivat verkauft wurden Diese ahneln Versicherungen die gegen den Ausfall eines Kreditpapiers eingesetzt werden Der Verkaufer eines Credit Default Swaps bietet dem Kaufer an dass er einspringt wenn ein Kreditnehmer seinen Verpflichtungen nicht mehr nachkommt 7 Bankangestellte und Finanzmakler erhielten umsatzabhangig fur den Verkauf von Credit Default Swaps hohere Provisionen Mit der personlichen Absicht Provisionen zu erhohen strebten sie den Verkauf dieser Kreditderivate an ohne Rucksicht auf das Risiko welches die Kaufer der Papiere haben konnten zu nehmen Seit August 2007 verstarkte sich das Risiko fur die Inhaber von Credit Default Swaps erheblich Das nutzenmaximierende Verhalten der Finanzmakler und Bankangestellten lasst sich eindeutig als opportunistisches Verhalten bezeichnen Belege Bearbeiten a b Vgl Hans Bernd Schafer Lehrbuch der okonomischen Analyse des Zivilrechts Kap 6 Die Gefahr des Opportunismus S 511 Oliver E Williamson Markets and Hierarchies Analysis and Antitrust Implications S 26 a b Vgl Bjorn Saggau Organisation elektronischer Beschaffung transaktionskostentheoretische Grundlagen S 106 a b c d Vgl Robert Axelrod Die Evolution der Kooperation S 7 Vgl Bjorn Saggau Organisation elektronischer Beschaffung transaktionskostentheoretische Grundlagen S 107 Vgl Bjorn Saggau Organisation elektronischer Beschaffung transaktionskostentheoretische Grundlagen S 108 Vgl Heike Buchter Das Gift der Spekulanten in Zeit Online 1 Abgerufen 15 Januar 2009 13 11 MEZ Literatur BearbeitenAvinash K Dixit Barry J Nalebuff Spieltheorie fur Einsteiger Strategisches Know how fur Gewinner Schaeffer Poeschel Verlag Stuttgart 1997 ISBN 3 7910 1239 8 Bjorn Saggau Organisation elektronischer Beschaffung Transaktionskostentheoretische Grundlagen Dt Universitats Verlag Wiesbaden 2007 ISBN 978 3 8350 0818 2 Hans Bernd Schafer Lehrbuch der okonomischen Analyse des Zivilrechts Kap 6 Die Gefahr des Opportunismus 4 Auflage Springer Verlag Berlin 2005 ISBN 3 540 22805 5 Julian Steiff Opportunismus in Franchisesystemen Dt Universitats Verlag Wiesbaden 2004 ISBN 3 8244 8177 4 Oliver E Williamson Markets and Hierarchies Analysis and Antitrust Implications a study in the economics of internal organization The Free Press New York 1975 ISBN 0 02 935360 2 Robert M Axelrod Die Evolution der Kooperation 6 Auflage Oldenbourg Verlag Munchen 2005 ISBN 3 486 53996 5 Zeit Online Finanzmarkt URL https www zeit de 2008 26 Finanzkrise abgerufen am 15 Januar 2009 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Opportunistisches Verhalten amp oldid 233840419