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Die Operation Pegasus war eine Evakuierungsoperation EvakOp deutscher und britischer Streitkrafte wahrend der Aufstande in Libyen Die Operation dauerte vom 26 Februar bis zum 3 Marz 2011 Insgesamt wurden 262 Personen evakuiert darunter 125 Deutsche Hohepunkt war der Transport von 132 Mannern und Frauen mit zwei Bundeswehr Flugzeugen vom ostlibyschen Wustenort Nafurah nach Kreta In dessen Nahe betreibt die BASF Tochter Wintershall Olforderanlagen Bei den Evakuierten handelte es sich um Arbeiter und Ingenieure aus uber 30 Landern die an der von Wintershall betriebenen Landebahn auf einen Flug warteten Die Operation verlief ohne Zwischenfalle Die libyschen Behorden waren im Vorfeld auf diplomatischem Weg daruber informiert worden 1 Weil die libyschen Luftabwehrsysteme zum Zeitpunkt der Operation moglicherweise in die Hande von Aufstandischen gefallen sein konnten waren die Flugzeuge vom Typ Transall mit einem System zur Abwehr von Boden Luft Raketen ausgestattet 2 Karte zur Operation Pegasus Inhaltsverzeichnis 1 Verlauf 2 Politische Kontroverse 3 Spate Anerkennung der beteiligten Bundeswehrangehorigen 4 Literatur 5 Einzelnachweise 6 WeblinksVerlauf BearbeitenNachdem sich die Unruhen in Libyen am 15 Februar 2011 zu einem offenen Aufstand der Bevolkerung gegen die Regierung Muammar al Gaddafis ausgeweitet hatte organisierten verschiedenen Staaten die Evakuierung ihrer Staatsburger aus dem nordafrikanischen Land Die Bundeswehr flog in Kooperation mit der Lufthansa bereits am 22 23 Februar offiziell 130 EU Burger darunter 103 Deutsche aus Tripolis aus 3 Danach wurde die Lage in Libyen jedoch kritischer sodass Bundesverteidigungsminister Karl Theodor zu Guttenberg am 25 Februar 2011 entschied die Evakuierungsaufgaben bewaffneten Teilen der Streitkrafte zu uberlassen 4 Doch einige deutsche Staatsburger konnten die Kustenstadt nicht erreichen und fluchteten zu einer Olraffinerie bei Nafurah auch Al Nafoura wo sich auch andere westliche Burger mehrheitlich Briten befanden 5 Die Bundeswehr begann kurz darauf unter strengster Geheimhaltung mit der Verlegung von Transportflugzeugen vom Lufttransportgeschwader 62 sowie Soldaten des Fallschirmjagerbataillons 373 aus Seedorf Niedersachsen und des Feldjagerbataillons 252 aus Hilden auf die Insel Kreta 4 Des Weiteren kreuzte ein Einsatzverband der Marine bestehend aus den Fregatten Brandenburg und Rheinland Pfalz sowie dem Einsatzgruppenversorger Berlin zur Unterstutzung in der Grossen Syrte 3 Unter Leitung von Generalinspekteur der Bundeswehr General Volker Wieker wurden in Kooperation mit den britischen Streitkraften Operationsplane fur Evakuierungen aus Libyen ausgearbeitet Verteidigungsminister zu Guttenberg informierte anschliessend die wichtigsten Regierungsmitglieder von den Planen und erhielt grunes Licht zur Durchfuhrung des Unternehmens 6 Da es sich um einen Auslandseinsatz handelte wurden auch die Fraktionsvorsitzenden des Bundestages informiert aber wie auch die Presse gebeten uber die Operation bis zu ihrem Abschluss aus Sicherheitsgrunden nicht zu berichten 5 Da eine alternative Evakuierungsroute fur die Europaer nicht gefunden werden konnte und eine Bombardierung der Olraffinerien des Landes durch die Regierungstruppen befurchtet wurde entschloss man sich zur Durchfuhrung der riskanten militarischen Operation ohne weitere detaillierte Information der libyschen Regierung oder der Aufstandischen 5 7 Von der Souda Air Base sudlich Flughafen Chania der griechischen Luftwaffe 8 auf Kreta aus starteten am 26 Februar 2011 zwei Maschinen vom Typ Transall C 160 der deutschen Luftwaffe und zwei Transportflugzeuge vom Typ Hercules C 130 der Royal Air Force mit Soldaten fur Sicherungsaufgaben an Bord nach Libyen Die gesamte Leitung der Operation lag in den Handen von Brigadegeneral Volker Bescht dem stellvertretenden Kommandeur der Division Spezielle Operationen wahrend sie vom Einsatzfuhrungskommando Befehlshaber Generalleutnant Rainer Glatz in Potsdam aus uberwacht wurde 4 Nachdem sie in den libyschen Luftraum eingedrungen waren erreichten sie gegen 18 00 Uhr Ortszeit das Flugfeld Nafurah im Osten Libyens Am Boden sicherten 25 Manner aus Stammesmilizen die Landebahn die ein fur Wintershall arbeitender ehemaliger Soldat der britischen Special Forces Einheit SAS engagiert hatte 2 Nachdem die deutschen und britischen Sicherungskrafte den Landeplatz gesichert hatten nahmen die Maschinen 132 Zivilisten davon 22 deutsche Staatsburger an Bord Anschliessend wurde der Ruckflug nach Kreta angetreten 5 Das Flugfeld war fur die Operation ideal da es mitten in der Wuste gelegen leicht von Satelliten aus uberwacht und mogliche Bedrohungen schnell entdeckt werden konnten 5 Da sich noch weitere deutsche Staatsburger etwa 100 werden vermutet in Libyen aufhielten wurden die Evakuierungskrafte fur weitere Missionen bereitgehalten Die britischen Streitkrafte flogen am 28 Februar weitere 150 Staatsburger aus 5 Am 5 Marz 2011 kehrten die eingesetzten deutschen Krafte mit sechs Transall Maschinen von Kreta aus in das niedersachsische Wunstorf zuruck 9 Die Bundeswehr evakuierte insgesamt 262 Menschen darunter 125 deutsche Staatsburger Rund 1000 Bundeswehrsoldaten aus Luftwaffe Heer Marine und der Streitkraftebasis befanden sich im Einsatz 10 Politische Kontroverse BearbeitenDie Operation erreichte die ihr gesteckten Ziele ohne Blutvergiessen Dennoch wurde sie aus juristischer und politischer Sicht kritisiert 11 Hintergrund ist der verfassungsrechtliche und im Parlamentsbeteiligungsgesetz im Einzelnen geregelte Grundsatz dass jeder Einsatz bewaffneter Streitkrafte der Zustimmung des Deutschen Bundestages bedarf Abgeordnete der Oppositionsparteien im Deutschen Bundestag warfen der Bundesregierung vor das Parlament bei der Aktion unzulassig umgangen zu haben Bei Gefahr im Verzug GiV bedurfe es nach 5 des Gesetzes uber die parlamentarische Beteiligung bei der Entscheidung uber den Einsatz bewaffneter Streitkrafte im Ausland einer nachtraglichen Zustimmung diese musse aber unverzuglich nachgeholt werden Das Auswartige Amt stufte die Operation Pegasus hingegen im Nachhinein nicht als bewaffneten Einsatz ein sondern als gesicherten Evakuierungseinsatz mit humanitarer Zielsetzung Dafur sei eine nachtragliche Zustimmung nicht notwendig gewesen 12 Mit Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts vom 23 September 2015 2 BvE 6 11 wurde die Organklage der Grunen wegen der fehlenden Beteiligung des Bundestages gegen die Bundesregierung zuruckgewiesen Das Gericht stufte den Einsatz als Einsatz bewaffneter Streitkrafte ein Somit ware eine nachtragliche Zustimmung des Bundestages erforderlich gewesen In Abanderung seiner bisherigen Rechtsprechung entschieden die Richter weiter dass auf eine nachtragliche Zustimmung verzichtet werden kann wenn der Auslandseinsatz der Bundeswehr wegen Gefahr im Verzug von der Bundesregierung beschlossen worden war und bereits beendet ist bevor sich der Bundestag erstmals mit dem Einsatz befassen kann Die Regierung ist dann jedoch verpflichtet den Bundestag anschliessend unverzuglich und qualifiziert uber den abgeschlossenen Streitkrafteeinsatz zu unterrichten Spate Anerkennung der beteiligten Bundeswehrangehorigen BearbeitenAls Resultat der unklaren Einstufung des Einsatzes wurde den deutschen Einsatzkraften lange Zeit eine besondere Auszeichnung verweigert Die anfangs ausgestellten Urkunden fur die Im Einsatz gezeigten Leistungen werteten Juristen des Bundesverteidigungsministeriums als ungultig Die Einsatzteilnehmer erhielten ursprunglich keinen Auslandsverwendungszuschlag ausserdem wurde der Einsatz nicht den Einsatztagen angerechnet Laut dem Landesvorsitzenden des Deutschen Bundeswehrverbandes Oberstleutnant Thomas Sohst erhielten die Soldaten erst nachtraglich Zulagen wegen Dienstes zu ungunstigen Zeiten plus eine Mehrarbeitsvergutung und einen verringerten Satz des Auslandsverwendungszuschlages ausgezahlt 13 Im Juli 2022 veroffentlichte die Website der Bundeswehr eine Bekanntmachung die die Operation Libelle und die Operation Pegasus nun als auszeichnungswurdig deklarierte Die geschatzten 1300 Teilnehmer beider Operationen erfullten demnach die Voraussetzungen fur eine Auszeichnung mit der im September 2021 gestifteten Einsatzmedaille Militarische Evakuierungsoperation MilEvakOp Abweichend von anderen Einsatzmedaillen setzt die Verleihung der MilEvakOp keine Mindesteinsatzzeit voraus Da begrundende Unterlagen speziell bei aus dem Dienst ausgeschiedenen Personen im Fall der Operationen Libelle und Pegasus oft nicht mehr vorlagen wurden die Betroffenen gebeten selbst initiativ zu werden Dazu sollten sie ihre Antragsunterlagen an eine E Mail Adresse der Bundeswehr senden 14 Literatur BearbeitenStefan Geilen Pegasus war der Retter in der Not In Die Bundeswehr Februar 2021 S 30 33 Einzelnachweise Bearbeiten Deutscher Bundestag Drucksache 17 5359 4 April 2011 Seite 7 a b Frankfurter Allgemeine Zeitung 12 Marz 2011 S 4 a b Operation Pegasus Bundeswehr hilft bei Ausreise deutscher Staatsburger aus Libyen in Bundeswehr de 26 Februar 2011 a b c Helmut Michelis General Bescht Auftrag ausgefuhrt Memento vom 14 Marz 2011 im Internet Archive auf rp online de a b c d e f Matthias Gebauer Riskante Rettungsmission hinter feindlichen Linien in Spiegel de 28 Februar 2011 Matthias Gebauer Transall Maschinen fliegen 133 Europaer aus in Spiegel de 26 Februar 2011 Deutscher Bundestag Drucksache 17 5359 4 April 2011 ebd Deutsche Transall Maschinen fliegen EU Burger aus auf eu info de Pegasus zuruck in Deutschland auf bundeswehr de Bundeswehr Kanal auf YouTube Evakuierung beendet Fischer Ladiges in Neue Zeitschrift fur Wehrrecht 2011 S 221 ff Daniel Brossler Boses Nachspiel im Bundestag In sueddeutsche de 11 Marz 2011 abgerufen am 6 Juni 2011 Auslands Dienstreise nach Libyen auf rp online de Evakuierungsmissionen Libelle und Pegasus Nachtragliche Wurdigung mit Medaille www bundeswehr de 26 Juli 2022 Website abgerufen 20 August 2022 Weblinks BearbeitenOperation Pegasus Bundeswehr hilft bei Ausreise deutscher Staatsburger aus Libyen auf bundeswehr de Stand 1 Marz 2011 Matthias Gebauer Transall Maschinen fliegen 133 Europaer aus auf spiegel de Stand 1 Marz 2011 Matthias Gebauer Riskante Rettungsmission hinter feindlichen Linien auf spiegel de Stand 1 Marz 2011 Mattias G Fischer Manuel Ladiges Die Evakuierungsoperation Pegasus in Libyen militarisch erfolgreich aber verfassungsrechtlich problematisch Neue Zeitschrift fur Wehrrecht 2011 S 221 ff Manuel Brunner Militarische Evakuierungsaktionen Ein Karlsruher Nachspiel fur die Operation Pegasus Legal Tribune Online vom 27 April 2011 Bundeswehr Kanal auf Youtube Evakuierung beendet 5 Marz 2011 Galerie auf Flickr mit Bildern von der Operation Pegasus Bundeswehr Kanal auf Youtube Operation PEGASUS 8 Marz 2011 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Operation Pegasus 2011 amp oldid 238819774