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Der Onyx von Schaffhausen ist ein antiker Kameo der zu den bedeutendsten Werken der Glyptik der augusteischen Zeit zahlt und ist einer der Hohepunkte in der der Ausstellung des Museums zu Allerheiligen in Schaffhausen 1 Im 13 Jahrhundert erhielt der Kameo eine kunstvolle Gold und Silberfassung sowie den gepunzten Revers 2 Onyx von SchaffhausenDas 15 5 cm 13 cm messende Stuck wird heute in die 1 Halfte des 1 Jahrhunderts n Chr datiert die Fassung soll um 1240 entstanden sein 3 Es tragt die Inventarnummer 16375 des Museums und wurde in der als Schatzkammer genutzten Michaelskapelle zentral im Chorbereich prasentiert 4 Seit der Erneuerung der Dauerausstellung 2010 befindet sich der Onyx in der Mitte des Kreuzsaals im 2 Obergeschoss des Nordflugels Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 1 1 Der Kameo 1 2 Der Falkner 1 3 Die Goldfassung 2 Besitzgeschichte 3 Bewertung 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseBeschreibung BearbeitenDer Kameo Bearbeiten Die 9 5 cm 8 cm grosse hochovale Reliefdarstellung ist als Glyptik gearbeitet und zeigt auf der Vorderseite die barfuss stehende Pax Augusta das kaiserliche Friedensregiment symbolisierend oder auch Gottin Felicitas die Gluck und Fruchtbarkeit verkorpert Sie steht mit dem rechten Ellenbogen auf einen Pilaster gelehnt und halt in ihrem linken Arm ein Fullhorn in ihrer Rechten den Hermesstab mit daran geknoteter heiliger Binde dem Zeichen der hochsten Gewalt Sie selbst tragt eine Gemme um den Hals und auf dem Kopf einen Kranz der sowohl aus Lorbeerblattern als auch aus Eichenlaub geflochten ist In der Romischen Mythologie stehen diese Insignien fur Sieg souverane Macht und Treue Sie kann als Allegorie des Friedens gedeutet werden Ihr Gesicht ist als Profil gestaltet Ihr Kopf und der Blick ist leicht nach unten geneigt die jungenhaft kurzen Haare hinten zu einem dunnen Dutt zusammengebunden Sie tragt ein hauchdunnes locker bis zum Boden fallendes Kleid das unter der Brust gerafft ist Der rechte Trager ist von ihrer Schulter gerutscht Um die Hufte ist mit festerem Stoff ein Tuch geschlungen mit dem sie ihren rechten Arm auf dem Pfeiler polstert Bei diesem Schmuckstein handelt es sich um einen sogenannten Lagenstein in diesem Fall um einen arabischen Sardonyx eine Varietat des Quarzes An der Grenzlinie unterschiedlich gefarbter Lagen dunkel hell dunkel ist er mit dem Reliefbild versehen worden Der Onyx in den Farben blau und braun wurde ursprunglich wahrscheinlich als Mantelschliesse getragen 5 Auf der Ruckseite sind noch Reste der Mechanik zu sehen Der Falkner Bearbeiten nbsp Der Falkner in Silber auf der RuckseiteDie Ruckseite besteht aus einer silbervergoldeten Platte in die ein Stehender eventuell ein Ritter in langem faltenreichem Hauskleide mit Mantel und Brustkleinod einem Blumenkranz auf dem Haupte und den Falken auf der behandschuhten Linken 6 graviert wurde Der Hintergrund ist mit mosaikartigen Rhomben und Kreuzen gefullt Die in vorgezeichnete Rahmenlinien geritzte Umschrift lautet COMITIS LVDIWICI DE VROBURC und bedeutet Besitz des Grafen Ludwig von Froburg Dem Text vorangestellt ist als Invokation das Symbol des Kreuzes Der Text beginnt oben und verlauft im Uhrzeigersinn um die abgebildete Person die Versalhohe betragt 5 6 mm Dieser Text wurde vermutlich im 16 Jahrhundert verandert unter Umstanden um Besitzverhaltnisse zu verschleiern Die Veranderungen erfolgten indem die vorhandenen Versalien durch zusatzliche Linien zu anderen Buchstaben verandert wurden was so allerdings keinen Sinn mehr ergibt Der veranderte Text lautet OOMETRS DWDDIWIOI DE VKOBUKO Trotzdem lasst sich die Originalbeschriftung recht gut rekonstruieren 5 Die Darstellung als Falkner wurde auf Friedrich II passen dessen Herrschaftsgebiet auch Sizilien umfasste denn er besass Falken und verfasste das Buch De arte venandi cum avibus Uber die Kunst mit Vogeln zu jagen doch wahrscheinlich stammt die Ruckseite von Graf Ludwig III oder seinem Sohn Graf Ludwig IV Moglich ist auch dass die Gravuren auf der Ruckseite verschiedene Generationen veranlassten Der Falkner als altestes Gestaltungselement ware dann unter Friedrich II entstanden die Umschrift unter Ludwig III IV Die dort abgebildete Person wurde somit den damaligen Besitzer Friedrich II darstellen 6 aufgrund der Umschrift beanspruchte aber offensichtlich auch einer der beiden Ludwigs dieses Konterfei Diese Darstellung einschliesslich der Umschrift entspricht der Gestaltung der von Ludwig III 1256 1259 und Ludwig IV verwendeten Siegel allerdings ohne das einleitende Wort SIGILLVM Die Goldfassung Bearbeiten Diese Kamee besitzt eine Goldfassung die mit 54 Edelsteinen Halbedelsteinen und zusatzlich Perlen besetzt ist hauptsachlich mit Saphir Turkis Granat und Lapis Lazuli von denen insgesamt drei fehlen In bestimmtem Blickwinkel lassen sich in der Goldeinfassung mehrere Adler und Lowenfiguretten erkennen Es fallt auf dass der Besatz mit den Edelsteinen sehr gleichmassig erfolgt ist In jedem Viertelbogen der ganzen Rosette befinden sich jeweils vier gleichartige Steine sodass insgesamt die Summe von 16 entsteht So sind die inneren drei Reihen von gleichartigen Steinen besetzt also zusammen 48 Stuck wahrend der aussere Kranz alternierend verschiedene Steinen innehat ebenfalls insgesamt 16 Stuck Ausserdem befinden sich dazwischengesetzt abwechselnd jeweils 16 kleine Perlen nbsp Front nbsp SchragansichtBesitzgeschichte BearbeitenDie Entstehung oder gar der Kunstler der Kamee lassen sich heute nicht mehr ermitteln ebenso der Weg wie der Schmuckstein in den Besitz von Friedrich II gekommen ist dem altesten heute noch bekannten Eigentumer Wie Friedrich mit seinen weitreichenden Besitzungen und seinem hohen kunstlerischen Interesse an diese Kamee gelangt ist bleibt Spekulation Nach Kettler wurde womoglich in einer Strassburger Werkstatt die Goldfassung hinzugefugt ein Zeichen der Wertschatzung die man damals der Antike entgegenbrachte Nach Knoepfli wird Ludwig III oder Ludwig IV der Frohburger als weiterer Besitzer genannt Bei Bildindex der Kunst und Architektur wird sie als Beutestuck aus der Schlacht von Grandson bezeichnet 7 Durch Schenkung oder Erbschaft kam das Stuck 1279 an die Witwe von Heinrich III Herr von Rappoltstein die noch im selben Jahr in das Kloster Paradies oberhalb von Schaffhausen eintrat 5 Dazu zahlen die Goldeinfassung sowie die Gravur der Ruckseite Mit der Reformation gingen die Schatze und Archivalien des Klosters darunter auch die Kamee in stadtischen Besitz uber Seit 1616 lasst sie sich mit der Bezeichnung Ein Goldin Klainot mit Edelgestainen Versetz N N genandt in den Archiven der Stadt verfolgen ab 1740 unter der Bezeichnung Onyx 1799 verwahrte sie Johannes von Muller in seinem Schreibtisch Mit der Aufhebung des Stadtstaates Schaffhausen kam der Onyx in den Besitz des Kantons und wurde im Staatsarchiv aufbewahrt Trotz mehrerer attraktiver Kaufanfragen wurde er nicht veraussert und befindet sich seit 1928 als Dauerleihgabe in der Ausstellung des Museums zu Allerheiligen 5 4 Seither verliess er das Museum nur fur die Ausstellung Heiliges Romisches Reich Deutscher Nation im Kunsthistorischem Museum Magdeburg im Jahr 2006 Bewertung BearbeitenDas Kleinod steht ganz in der Tradition des griechischen und romischen Kunsthandwerks Uber viele Jahrhunderte sind ahnliche Darstellungen zu finden die sich nur geringfugig voneinander unterscheiden 8 Die wahrscheinlich aus dem arabischen Raum stammende Technik des Kameenschnittes wurde von antiken Kunsthandwerkern ubernommen und variiert Statt Achat verwendeten sie spater Lagensteine die an der richtigen Position bearbeitet auf kleinstem Raum eindringliche Kunstwerke hervorbringen Die Goldschmiedearbeit aus einer wahrscheinlich Strassburger Werkstatt ist mit vielen weiteren Stucken dieser Zeit vergleichbar sowohl was die Ausstattung als auch die Kunstfertigkeit angeht In erster Linie sind im Vergleich sakrale Kunstgegenstande zu nennen so auch das sogenannte Wettinger Prachtkreuz aus der Abtei Wettingen Mehrerau das ausserlich die gleiche Beschmuckung besitzt 9 Literatur BearbeitenMartina Junghans Onyx von Schaffhausen In Matthias Puhle Claus Peter Hasse Hrsg Heiliges Romisches Reich Deutscher Nation 962 1806 Von Otto dem Grossen bis zum Ausgang des Mittelalters Katalogband zur 29 Ausstellung des Europarates Dresden 2006 ISBN 3 937602 59 3 S 287 289 Lize Braat Giorgia Passaro Hrsg Strasbourg 1200 1230 La revolution gothique Strasbourg 2015 ISBN 978 2 35125 137 9 S 290 295 Johann Jakob Oeri Der Onyx von Schaffhausen Jubilaums Schrift des Historisch antiquarischen Vereins Schaffhausen J J Hofer Verlag Zurich 1882 Albert Knoepfli Der Onyx im Allerheiligenmuseum Schaffhausen In Schaffhauser Beitrage 30 1953 S 5 107 Marie Louise Vollenweider Der Onyx in Schaffhausen In Helvetia archaeologica 1971 2 S 78 89 Hans Jorgen Heuser Oberrheinische Goldschmiedekunst im Hochmittelalter Deutscher Verein fur Kunstwissenschaft Berlin 1974 ISBN 3 87157 041 0 Wilfried Kettler Corpus inscriptionum medii aevi Helvetiae Bd 4 Die Inschriften der Kantone Luzern Unterwalden Uri Schwyz Zug Zurich Schaffhausen Thurgau St Gallen und des Furstentums Liechtenstein bis 1300 mit Nachtragen zu den Banden I III de Gruyter Berlin 1997 ISBN 3 7278 1122 6 S 28 29 7Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schaffhausen Onyx Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abbildung mit Kurzbeschreibung und Fotografie in grosser Auflosung auf der Website des Museums zu Allerheiligen Heinz Peters Falke Falkenjagd Falkner und Falkenbuch in Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte Bd 6 1973 Sp 1266 1324 hier insbesondere Sp 1324Einzelnachweise Bearbeiten Mittelalterliche Reichsgeschichte im Glanz kostbarster Exponate Ausstellungsexzerpt der Ausstellung Heiliges Romisches Reich Deutscher Nation 962 bis 1806 Teil 1 Von Otto dem Grossen bis zum Ausgang des Mittelalters Memento vom 13 Mai 2016 im Internet Archive PDF 34 kB Kulturhistorisches Museum Magdeburg 2006 S 287 Lize Braat Giorgia Passaro Hrsg Strasbourg 1200 1230 La revolution gothique Strasbourg 2015 ISBN 978 2 35125 137 9 S 294 Martina Junghans Onyx von Schaffhausen In Matthias Puhle Claus Peter Hasse Hrsg Heiliges Romisches Reich Deutscher Nation 962 1806 Von Otto dem Grossen bis zum Ausgang des Mittelalters Katalogband zur 29 Ausstellung des Europarates Dresden 2006 ISBN 3 937602 59 3 S 287 a b Walter Ulrich Guyan Rundgang durch das Museum zu Allerheiligen Museumsfuhrer Ausgabe 1982 ISBN 7 100 10361 4 S 55 57 a b c d Wilfried Kettler Corpus inscriptionum medii aevi Helvetiae Bd 4 de Gruyter Berlin 1997 ISBN 3 7278 1122 6 S 75 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche a b Paul Ganz Geschichte der heraldischen Kunst in der Schweiz im XII und XIII Jahrhundert 1899 S 102 Bildindex der Kunst und Architektur Darstellung einer griechischen Arbeit 2 Jahrhundert vor Chr Ptolemaische Prinzessin mit Szepter und Doppelfullhorn mit Konigsbinde Karneol Intaglio Goldfassung mit Granaten und grunem Glas Hermann Fillitz Vortragekreuz In Amt der Niederosterreichischen Landesregierung Hrsg Die Zeit der fruhen Habsburger Dome und Kloster 1279 1379 Katalog der Niederosterreichischen Landesausstellung in Wiener Neustadt 1979 Amt der Niederosterreichischen Landesregierung Kulturabteilung Wien 1979 S 479 Nr 277 Volltext Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Onyx von Schaffhausen amp oldid 206665240