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UbersichtFreiname Talimogen laherparepvecAndere Namen T Vec T VEC OncoVEXGM CSFCAS Nummer 1187560 31 1ATC Code L01XX51Wirkstoffklasse Antineoplastische undimmunmodulierende MittelAusgangsmaterial HSV 1 Stamm JS1 Herpesviridae Charakterisierung JS1 ICP34 5 ICP47 hGM CSFVerabreichungsweg IntralasionalHandelsname Imlygic Amgen Talimogen laherparepvec auch T Vec ist ein krebszellenzerstorendes onkolytisches Virus Es wird verwendet zur gentherapeutischen Behandlung des schwarzen Hautkrebses Melanom der bereits Tochtergeschwulste Metastasen gebildet hat Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Pharmakologie 2 1 Wirkmechanismus 2 2 Bioverteilung und Ausscheidung 3 Klinische Angaben 3 1 Anwendungsgebiet 3 2 Anwendungsbeschrankungen und Vorsichtsmassnahmen 3 3 Unerwunschte Wirkungen 4 Studien 5 Weitere Informationen 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBeschreibung Bearbeiten nbsp TEM Aufnahme eines unmodifizierten Herpes simplex Virus Typ 1 Wildtyp Bei Talimogen laherparepvec handelt sich um ein abgeschwachtes Herpes simplex Virus Typ 1 HSV 1 Lippenherpes Virus dessen Erbgut biotechnologisch so verandert wurde dass es Melanomzellen infizieren und sich darin vermehren kann Das Mittel wird direkt in die Hautlasionen gespritzt und fuhrt zu einer Zerstorung der infizierten Melanomzellen Dabei werden Stoffe freigesetzt die das Immunsystem fur den Kampf gegen Krebszellen im ganzen Korper aktivieren sollen Talimogen laherparepvec ist der erste in der westlichen Welt zugelassene Vertreter aus der Gruppe der gentechnisch erzeugten onkolytischen Viren Als Imlygic wurde es im Oktober 2015 in den USA und im Dezember 2015 EU weit zugelassen und kam im Juni 2016 in Deutschland auf den Markt 1 Talimogen laherparepvec wird mittels rekombinanter DNA Technologie in Affennierenzellen Vero Zellen hergestellt Pharmakologie BearbeitenWirkmechanismus Bearbeiten Fur die Wirkung von Talimogen laherparepvec werden die folgenden zwei Mechanismen angenommen Lokale Lyse der Melanomzellen Systemische tumorspezifische Immunantwort Die Kombination der beiden Wirkprinzipien wird als onkolytische Immuntherapie bezeichnet Der genaue Wirkungsmechanismus ist unbekannt 2 Als Ausgangsmaterial fur die gentechnischen Modifikationen wurde ein Virusstamm aus klinischer Isolierung JS1 anstelle eines Laboratoriumsstammes verwendet Durch die funktionelle Deletion der beiden Gene fur ICP34 5 und ICP47 wurde das Herpes simplex Virus Typ 1 HSV 1 so modifiziert dass es selektiv Tumorzellen infiziert und sich darin verstarkt vermehrt Anders als normale Zellen sind Tumorzellen anfallig fur Schadigungen und Zelltod durch Herpes simplex Viren Typ 1 denen das ICP34 5 Gen fehlt nbsp Antigenprasentation durch den MHC I Komplex einer infizierten Zelle HSV 1 unterdruckt die Antigenprasentation T Vec hingegen nicht Das zweite Gen ICP47 codiert beim HSV 1 Wildtyp fur eine Abwehrstrategie mit dem er der Immunabwehr des Wirts zu entgehen versucht indem die Bildung des antigenprasentierenden MHC Klasse I Proteinkomplexes auf der Oberflache von Zellen heruntergeregelt wird Die Antigenprasentation fur zytotoxische T Zellen lockt Killerzellen an die die Virus infizierten Zellen normalerweise beseitigen Durch die Entfernung des ICP47 Gens wird diese Herunterregelung ausgeschaltet Ferner bewirkt das Fehlen von ICP47 eine erhohte Expression des HSV US11 Gens was die virale Vervielfaltigung in Tumorzellen verstarkt Die Tumorzellen werden mit Talimogen laherparepvec uberschwemmt und lysieren platzen wobei nicht nur die neu gebildeten Viren welche weitere Melanomzellen befallen konnen freigesetzt werden sondern auch Tumorantigene Das Einfugen einer fur den humanen Granulozyten Makrophagen koloniestimulierenden Faktor GM CSF codierenden Sequenz in das HSV 1 Genom veranlasst die infizierten Melanomzellen zur Produktion von GM CSF Dieses wird ebenfalls bei der Lyse der Melanomzellen frei Es wird angenommen dass Tumorantigene und GM CSF eine systemische Antitumor Immunantwort und Effektor T Zell Antwort auslosen wodurch Tumorzellen auch an anderen Stellen im Korper erkannt und zerstort werden Bioverteilung und Ausscheidung Bearbeiten Talimogen laherparepvec wird durch korpereigene allgemeine Wirtsabwehrmechanismen Autophagozytose Immunantwort eliminiert Virusbestandteile werden durch die fur Proteine und DNA typischen endogenen katabolen Stoffwechselwege abgebaut Von 30 untersuchten Patienten wurden bei 90 im Blut und bei 20 im Urin vorubergehend niedrige Konzentrationen von Virus DNA Talimogen laherparepvec DNA gemessen In Gewebeproben von behandelten Melanomzellen wurden bei 90 der Patienten Virus DNA nachgewiesen Das Vorkommen von Virus DNA korreliert nicht zwingend mit dem Risiko einer viralen Infektion Wie bei Infektionen mit dem HSV 1 Wildtyp kann auch bei Talimogen laherparepvec eine latente Ansammlung von Virus DNA in Neuronen die die infizierten Stellen innervieren fortbestehen Klinische Angaben Bearbeiten nbsp Malignes Melanom der HautAnwendungsgebiet Bearbeiten Imlygic ist in der EU zugelassen zur Behandlung von Erwachsenen mit Melanomen die operativ nicht entfernt werden konnen und bereits in andere Korperbereiche gestreut haben Stadium 3 IIIB IIIC und IVM1a jedoch nicht in Knochen Lunge Gehirn oder andere innere Organe Die Zulassung in den USA ist nicht auf bestimmte Stadien des Melanoms beschrankt Anwendungsbeschrankungen und Vorsichtsmassnahmen Bearbeiten Patienten die schwer immungeschwacht sind durfen nicht mit Talimogen laherparepvec behandelt werden Frauen die schwanger werden konnen und mit Talimogen laherparepvec behandelt werden sollen sollten Verhutungsmassnahmen treffen um eine Schwangerschaft zu vermeiden Vom HSV 1 Wildtyp ist bekannt dass das Virus die Plazentaschranke uberschreiten oder bei der Geburt auf das Kind ubertragen werden kann HSV 1 Wildtyp Infektionen wurden mit schwerwiegenden unerwunschten Wirkungen in Verbindung gebracht wenn das Ungeborene oder Neugeborene an der Infektion erkrankte Es ist nicht auszuschliessen dass die Infektion mit dem modifizierten Virus ahnlich wirkt auch wenn es bislang keine klinischen Daten dazu gibt In Tierversuchen wurden keine Auswirkungen auf die embryofetale Entwicklung beobachtet Die versehentliche Exposition gegenuber Talimogen laherparepvec kann zu einer Infektion mit den modifizierten Herpesviren fuhren Kontaktpersonen des Patienten wie beispielsweise medizinisches Fachpersonal Haushaltsmitglieder Pflegekrafte und Sexualpartner sollten den direkten Kontakt mit behandelten Hautstellen und Korperflussigkeiten der Patienten wahrend der Behandlungszeit und bis zu 30 Tage danach vermeiden Schwangere Neugeborene und immungeschwachte Personen durfen kontaminierten Gegenstanden nicht ausgesetzt sein Ob Talimogen laherparepvec in die Muttermilch ubertritt ist nicht bekannt Talimogen laherparepvec ist empfindlich gegenuber Aciclovir Eine Behandlung mit diesem oder anderen antiviralen Mitteln kann die Wirksamkeit von Talimogen laherparepvec herabsetzen Unerwunschte Wirkungen Bearbeiten Die haufigsten Nebenwirkungen die bei mehr als einem Viertel bei der mit Imlygic behandelten Patienten beobachtet wurden waren Erschopfung Fatigue Schuttelfrost Fieber Pyrexie Ubelkeit grippeahnliche Erkrankungen und Schmerzen an der Injektionsstelle Die allermeisten Nebenwirkungen waren mild oder massig schwer Die haufigste schwere unerwunschte Wirkung Grad 3 oder hoher war eine Entzundung des Unterhautgewebes Zellulitis die bei 2 1 der Behandelten auftrat Unter der Behandlung mit Talimogen laherparepvec konnen Lippenherpes oder weitere Herpeserkrankungen z B herpetischer Hornhautentzundung auftreten Auch nach Behandlungsende besteht das Risiko symptomatischer Herpesinfektionen bedingt durch Reaktivierung von Talimogen laherparepvec oder HSV 1 Wildtyp Studien BearbeitenDie Zulassung von Imlygic basiert auf den Daten der Phase III Studie OPTiM In dieser offenen randomisierten Studie an 436 Patienten wurde die Wirksamkeit von Talimogen laherparepvec mit fortgeschrittenem inoperablem Melanom im Vergleich zur Behandlung mit subkutaner Gabe von GM CSF untersucht Um verzogerte immunvermittelte Antitumor Effekte zu ermoglichen wurden Patienten fur mindestens sechs Monate oder bis keine injizierbaren Melanome mehr vorhanden waren behandelt Der primare Endpunkt war die dauerhafte Ansprechrate d h der Anteil an Patienten mit einem kompletten oder teilweisen Ansprechen das dauerhaft fur mindestens sechs Monate anhielt Sekundare Endpunkte waren das Gesamtuberleben die Gesamtansprechrate die Zeit bis zum Ansprechen die Dauer des Ansprechens und die Zeit bis zum Therapieversagen Unter der Behandlung mit Talimogen laherparepvec lag die dauerhafte Ansprechrate bei 16 3 im Vergleich zu 2 1 unter GM CSF Die Gesamtansprechrate betrug 26 4 gegenuber 5 7 in der GM CSF Gruppe Bezuglich des Gesamtuberlebens 23 3 gegenuber 18 9 Monaten war der Unterschied nicht statistisch relevant Subgruppenanalysen zeigten dass Patienten ohne Befall der Lunge oder anderer innerer Organe von der Imlygic Therapie mehr profitierten als solche mit weiter fortgeschrittener Erkrankung Nach einer Analyse zur Beurteilung der systemischen Wirkung von Talimogen laherparepvec nahmen bei 34 2 der Patienten Hautlasionen die nicht mit dem Wirkstoff injiziert worden waren und bei 11 3 auch Metastasen in Korperinneren je um mehr als die Halfte ab Eine weitere Phase III Studie untersucht die begleitende Behandlung von lokal fortgeschrittenen Plattenepithelkarzinomen des Kopfs und des Halses mit Talimogen laherparepvec Die Studie ist noch nicht abgeschlossen 4 Weitere Informationen BearbeitenDer aus zwei Worten bestehende Freiname Talimogen laherparepvec basiert auf den von der WHO vorgegebenen Wortstammen fur gentherapeutische Arzneistoffe das erste Wort codiert mit der Endsilbe gen die gentherapeutische Verwendung lim steht fur Immunmodulator das zweite Wort beschreibt mit dem Wortende repvec das Vektorprinzip i e replizierender viraler Vektor und mit herpa die Virusfamilie von der sich der Wirkstoff ableitet 5 In Deutschland hat der Gemeinsame Bundesausschuss G BA in der fruhen Nutzenbewertung nach 35a SGB V AMNOG Talimogen laherparepvec im September 2016 keinen Zusatznutzen gegenuber den bestehenden Standardtherapien beschieden da vom Zulassungsinhaber keine entsprechend validen Daten zu zweckmassigen Vergleichstherapien vorgelegt worden seien 6 Weblinks BearbeitenImlygic auf der Website der europaischen Arzneimittelagentur dort insbesondere Assessment report Imlygic Committee for Medicinal Products for Human Use CHMP 22 October 2015 PDF 4 0 MB Einzelnachweise Bearbeiten T Vec Onkolytische Immuntherapie auf dem Markt In Pharmazeutische Zeitung online 1 Juli 2016 What Is IMLYGIC Beschreibung des Wirkungsmechanismus auf der Website von Amgen 2017 englisch W Tan Winston Malignant Melanoma Staging TNM Classification for Malignant Melanoma Medscape Stand 1 Oktober 2015 zu den Stadien des malignen Melanoms Clinical Study Report CSR Synopses Amgen Clinical Trials abgerufen am 21 April 2017 The use of stems in the selection of International Nonproprietary Names INN for pharmaceutical substances 2011 PDF 783 kB WHO Annex 4 S 181 IQWiG Berichte Nr 431 Talimogen laherparepvec Melanom Nutzenbewertung gemass 35a SGB V PDF 263 kB Gemeinsamer Bundesausschuss G BA Stand 9 September 2016 Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Talimogen laherparepvec amp oldid 237430438