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Der Begriff der Oligodynamie geht auf den Schweizer Botaniker Carl Wilhelm von Nageli zuruck und beschreibt eine schadigende Wirkung von Metall Kationen positiv elektrisch geladene Metallionen auf lebende Zellen Inhaltsverzeichnis 1 Wirkungsweise 2 Anwendung 3 Literatur 4 EinzelnachweiseWirkungsweise BearbeitenDie Ionen einiger Metalle zeigen eine mitunter nur schwache schadigende Wirkung auf unterschiedliche Krankheitserreger zu denen Bakterien Viren und Pilze zu zahlen sind Die Metalle bei denen dieser Effekt bisher beobachtet werden konnte sind in absteigender Reihe nach Wirkung sortiert Quecksilber Silber Kupfer und seine Legierungen Messing u Bronze Zinn Eisen Blei Bismut Auch Gold und Osmium zeigen diesen Effekt Bei den Bakterien sind die grampositiven Bakterien moglicherweise etwas empfindlicher als die gramnegativen Bakterien Der genaue Wirkmechanismus ist noch nicht vollig geklart es wurde eine Storung des bakteriellen Stoffwechsels festgestellt es handelte sich um Reaktionen mit Cytochromen sowie Komplexbildungen mit DNA und RNA Weiterhin ist bekannt dass Silberionen die Permeabilitat von Zellmembranen beeinflussen konnen dass sie an Schwefelbrucken von Proteinen binden konnen und dort eine storende Wirkung auf Enzyme hervorrufen Silber kann mit Thiolgruppen von Enzymen Sulfide bilden sowie mit Amino und Carboxygruppen von Enzymen reagieren und diese dadurch inaktivieren Die Laktatdehydrogenase und Glutathionperoxidase werden so beispielsweise in ihrer Aktivitat gehemmt Shinogi 1993 Die Mehrheit der Berichte uber die In vitro Wirkung von Silber nach ausreichender Einwirkzeit im Stundenbereich gegen Mikroorganismen sind positiv also als wirksam zu sehen Es wird auch eine geringe antivirale Wirkung von Metallionen auf Viren beschrieben die auch durch Erhohung der Ionenkonzentration kaum zu steigern ist Kritische Stimmen betonen aber auch dass die biozide Wirkung von Silber speziell als kolloidales Silber nicht immer zuverlassig ist So versagte Silber in kolloidaler Form vollig in einer Studie bei verschiedenen Konzentrationen gegen verschiedene Mikroorganismen P van Hasselt 2004 Hasselt wortlich As the tested colloidal silver solutions did not show any antimicrobial effect in vitro on the microorganisms claims of colloidal silver s antimicrobial potency are misleading and there is no place for it as an antiseptic Weil die untersuchten kolloidalen Silberlosungen in vitro keine rlei antimikrobielle Wirkung gegen Mikroorganismen zeigten sind Behauptungen dass kolloidales Silber antimikrobielle Fahigkeiten hat irrefuhrend und deshalb gibt es keinen Platz dafur als Antiseptikum Es gibt ebenfalls Berichte uber eine schadigende Wirkung auf Algen und Pflanzenzellen Ein typisches Merkmal der Oligodynamie ist die relativ lange Einwirkzeit im Stundenbereich die benotigt wird um die volle antimikrobielle Wirkung zu erzielen Silberempfindliche Bakterien konnen mit der Zeit resistent also unempfindlich gegen Silberionen werden Die hochsten Silberkonzentrationen die silberresistente Mikroorganismen tolerierten lagen bei 10 g l und dies entspricht in etwa dem 500 fachen Wert fur silberempfindliche Keime Anwendung BearbeitenDer oligodynamische Effekt wird bei einigen Desinfektionsmitteln ausgenutzt meist in Kombination mit Chlorverbindungen oder Wasserstoffperoxid Auch bei der Haltbarmachung von Trinkwasser in mobilen Wassertanks auf Schiffen Flugzeugen Camping finden sich Anwendungen der Oligodynamie In der Medizin werden auch Katheter Pflaster und Textilien so ausgerustet dass sie Silberionen abgeben konnen Silberhaltige Mittel werden bei der Wundbehandlung hauptsachlich Brandwunden eingesetzt zum Beispiel Silbersulfadiazin Die geringe Kariesinzidenz im Randbereich von Goldgussfullungen Inlays wird ebenfalls auf die oligodynamische Wirkung von Zahngoldlegierungen zuruckgefuhrt Turklinken in Krankenhausern werden gelegentlich in Messing ausgefuhrt 1 Auf Edelstahl oder Plastik aufgebrachtes Coronavirus SARS CoV 2 war noch bis drei Tage aktiv auf Kupfer dauerte es nur 4 Stunden bevor das Virus inaktiv wurde 2 Auch auf Influenzaviren wirkt Kupfer nach sechs Stunden haben im Gegensatz zu Edelstahl nur noch eine minimale Anzahl Viren uberlebt 3 Literatur BearbeitenCarl Wilhelm von Nageli Uber oligodynamische Erscheinungen in lebenden Zellen In Neue Denkschriften der schweizerischen naturforschenden Gesellschaft Band 33 1893 S 1 51 Phyllis J Kuhn Doorknobs a Source of Nosocomial Infection In Diagnostic Medicine November December 1983 S 62 63 antimicrobialcopper org PDF Mohankandhasamy Ramasamy Jintae Lee Recent Nanotechnology Approaches for Prevention and Treatment of Biofilm Associated Infections on Medical Devices In BioMed Research International Band 2016 Oktober 2016 S 1 17 doi 10 1155 2016 1851242 PMID 27872845 PMC 5107826 freier Volltext Aerosol and surface stability of HCoV 19 SARS CoV 2 compared to SARS CoV 1 Neeltje van Doremalen1 Trenton Bushmaker1 Dylan H Morris2 Myndi G Holbrook1 Amandine Gamble3 Brandi N Williamson1 Azaibi Tamin4 Jennifer L Harcourt4 Natalie J Thornburg4 Susan I medrxiv org PDF Einzelnachweise Bearbeiten Harald Remke Krankenhauser Turklinken aus Messing aerzteblatt de abgerufen am 23 Marz 2020 Gene Emery Coronavirus can persist in air for hours and on surfaces for days study reuters com 17 Marz 2020 abgerufen am 30 Marz 2020 englisch J O Noyce H Michels C W Keevil Inactivation of Influenza A Virus on Copper versus Stainless Steel Surfaces reuters com 26 Januar 2007 abgerufen am 31 Marz 2020 englisch Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Oligodynamie amp oldid 217466053